Convention
Friedens-Nobel-Preisträger und weitere inspirierende Gäste
Der dritte Tag der Convention brachte im Plenum die Begegnung mit beispielgebenden Gästen, deren Engagement oft unglaublich wirkt.
Foundation-Trustee-Chair John Germ nutzte den Auftakt zum Plenum am dritten Convention-Tag, um sich bei seinen Kollegen vom Board of Trustees zu bedanken. Als neuen Mitstreiter im Gremium wird er ab Juli unter anderem Holger Knaack, Past-RI-Präsident 2020/21 begrüßen können.
Mark Maloney, RI-Präsident des Jahres 2019/20, testete zum Auftakt seinen Sprachschatz aus, sah sein großes Anliegen andiesem Tag aber in dem Hinweis auf die Service-Projektwoche ab 11. September. Er warb dafür, die Woche für gemeinsame Projekte mit Kiwanis, Lions und Optimisten zu nutzen — auch für mehr Erfolg.
Moderator Jason Browne gab zum Warm-up einige "Fun Facts" bekannt. Den größten Mitgliederzuwachs habe im vergangenen Jahr ein Club im Kosovo gehabt — plus 175 Prozent, den größten Nettozuwachs verzeichneten Indien mit 1402 Mitgliedern und der indische Distrikt D3150 mit zusätzlichen 77 Clubs. In Großbritannien habe es allein in 2022 ein Club geschafft, von 26 auf 177 Mitglieder zu wachsen. "Nicht ausruhen, weitermachen", rief er den Rotariern zu.
Im Talk auf der Bühne glänzte der junge Unternehmer Hamzah Farrukh, der in Containern Technik und Material für die Reinigung von Wasser aus Flüssen, Quellen oder Regenfällen bereitstellt. Seine Einheiten sind in 7 Minuten installiert und kosten um die 10.000 Euro. Sie können bis zu 10.000 Menschen versorgen und können 25 Jahre betrieben werden. Sein Antrieb: 1,2 Mrd. Menschen, die kein sauberes Wasser haben, Tausende, die täglich an unsauberem Wasser erkranken, 300.000 Kinder, die jedes Jahr sterben dadurch. Farrukh engagiert sich inzwischen auch für die Versorgung von Menschen in Pakistan und für Rohingya und will allein im nächsten Jahr 500 seiner Wasser-Einheiten installieren.
Verliehen wurde am dritten Convention-Tag auch der Alumni Global Service Award — an Anthony Slodkowski, der als Reporter mit seinem Team Recherchen zu einem Massengrab der Rohingya angestellt hatte. Der Journalist gewann den Pulitzer Prize, die angesehenste Auszeichnung unter Reportern. Er berichtete, dass er ein Jahr als Rotary Youth Exchange Student in Osaka, Japan, verbrachte. Seitdem sei sein Antrieb, die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen, berichtete er. Und: "Für andere zu arbeiten hat für mich — wie für die Rotarier — nichts mit Glamour zu tun." Rotary habe ihm Werte gegeben. Sein Dank gehe an alle, die das ermöglichten.
Erfreulich: Das nächste Program of Scale hat auch einen Bezug in unsere Region. Vier nigerianische Distrikte erhalten zusammen mit dem Distrikt 1860 für ihr Programm "Together for healthy families in Nigeria" — ein Gesundheitsprogramm für Mütter und Kinder — für bis zu vier Jahre Unterstützung von RI. Das bisherige Program of Scale bezog sich auf den Kampf gegen Malaria in Zambia. Dort wurden 300 neue Gesundheitshelfer für die Kommunen ausgebildet.
Doch auch die anderen Programme von Rotary seien überaus erfolgreich, zeigte die Veranstaltung. Die schnelle Entwicklung von Seren, die Bereitstellung von 46 Mio. Dollar im Kampf gegen Corona, der Ukraine Disaster Relief Fund, der bereits 15 Mio. Dollar sammelte und insgesamt 2,5 Mrd. Dollar im Kampf gegen Polio plus unzählige Arbeitsstunden — alles Riesen-Erfolge! Doch gerade bei Letzterem gelte: weitermachen. "Wir brauchen jeden, um es zu schaffen!", sagte John Germ.
Dr. Hamid Jafari von der WHO machte Mut: "Die Möglichkeit, Polio zu stoppen, ist nun wirklich da!" Er berichtete davon, wie in den verbliebenen endemischen Ländern Frauen stärker einbezogen wurden und eine Partnerschaft mit den Taliban geschlossen werden konnte. Auch die Verbindung von Covid-Maßnahmen mit Polio-Impfungen habe funktioniert. "Danke für alles, was Sie für die Welt tun!", sagte Jafar. "Rotarys Name wird immer verbunden sein mit der Bekämpfung von Krankheiten und Pandemien."
Sanj Srikanthan, CEO von Shelterbox, lenkte die Aufmerksamkeit zudem auf den Klimawandel. Menschen verlören immer öfter ihre Heimat, verstärkt noch durch Kriege und Covid. Er berichtete, wie die Organisation inzwischen ihre Hilfsartikel verbessert, zum Beispiel Solarleuchten mit besseren Batterien ausstattet und neue Filter für Wasseraufbereitungsanlagen nutzt. Gleichzeitig verwies er stolz auf drei weitere Jahre strategischer Partnerschaft mit Rotary, die aktuell vereinbart wurden. "Zusammen können wir einen Unterschied machen, wir dürfen nur nicht langsamer werden", sagte er und zeigte neue Aktionsfelder auf: CO2-Ausstoß, Plastikverschmutzung und die Nutzung nachhaltiger Hilfsartikel.
Eine kleine Talkrunde stellte weiterhin die Chefin der Whiz Kids Workshops in Äthiopien, Bruktawit Tigabua, und Cecilia A. Conrad von Lever for Change vor. Die beiden berichteten von Projekten, die Kindern Wissen vermitteln sollen. Neben einer guten Idee brauche man dafür Wissen, Netzwerke und Möglichkeiten. Im Osten Afrikas sei daraus ein TV-Channel entstanden, der inzwischen von 5000 Schulen mit rund einer Million Kinder genutzt wird.
Wichtig für Nachahmer sei zu klären: Was zieht Unterstützer an? Neben einem Plan und Werten sei jedoch auch der menschliche Aspekt von Bedeutung. Die Story des Projekts müsse inspirieren, waren sich die beiden Frauen einig. Dann könne man die richtigen Partner finden und das Leben von Millionen verändern, sie zu wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft machen.
Als "Champion of empowering girls" wurde zudem ein Menstruationsprojekt in Afrika ausgezeichnet. Es ermöglicht, dass Mädchen auch in zeien ihrer Regelblutung zur Schule gehen können.
Absoluter Höhepunkt des Plenums: der Auftritt des Rechtsanwaltes für Kinderrechte Kailash Satyarthi. Der Friedensnobelpreis-Gewinner von 2014 berichtete von seinem Kampf gegen Kinderarbeit, der ihm oftmals Schläge und teilweise sogar Gefängnis einbrachte. Jedoch hatte er auch eine Verfassungsänderung für ein Recht auf Bildung erstritten. "Denn jedes Kind, jede Kindheit zählt." Shekhar Mehta zeichnete ihn mit dem Rotary Award of Honor aus.
Satyarthi motivierte die Rotarier: "Ihr seid diejenigen, die der Welt etwas zurückgeben." Gerade in Pandemiezeiten gebe es weiter viele Probleme, viel Unsicherheit, viel Angst — doch die Menschlichkeit werde ebenso immer stärker. Noch gebe es 150 Mio. Kinder weltweit, die als Kindersklaven arbeiten müssten. Auch in diesem Kampf könne Rotary künftig eine führende Rolle spielen.