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Das Letzte

Rotary First!

Das Letzte - Rotary First!
© Illustration: Burkhard Mohr

Eine Geschichte von Karsten Eichner (RC Frankfurt Airport)

01.05.2025

Für die Schwachen und Benachteiligten der Gesellschaft da zu sein, ist gute rotarische Tradition. Aber manche Ad-hoc-Unterstützung wäre auch beim besten Willen nicht mit der Vier-Fragen-Probe in Einklang zu bringen gewesen – und dann hätte ich die Geschichte heute sicherlich nicht im Rotary Magazin erzählt.

Es war Anfang der 2000er Jahre während der Gründungsphase unseres Clubs (RC Frankfurt Airport). Wir Rotary-begeisterten Young Professionals aus Frankfurt und Umgebung trafen uns, noch in Ermangelung eines festen Clublokals, an wechselnden Orten. Möglichst zentral gelegen wie etwa in der Business-Lounge des Hauptbahnhofs oder auch eines Abends in einem koreanischen Restaurant in der Kaiserstraße. Die ist jedoch zugleich die Hauptmeile des Frankfurter Rotlichtviertels. Mein Büro lag jenseits davon im feinen Westend.

Da es auf der Arbeit spät geworden war und ich keinesfalls unpünktlich sein wollte, eilte ich, die Aktentasche fest an mich gepresst, im Sturmschritt durch die Dämmerung, vorbei an Eros-Centern und Laufhäusern. Aber offenbar nicht schnell genug, und vielleicht sah ich mit Krawatte, Flanellanzug und Föhnfrisur auch zu sehr nach lohnender, vermeintlich gut betuchter Beute aus. Jedenfalls trat plötzlich aus einem Hauseingang eine sehr leicht geschürzte Dame heraus, versuchte sich in den Weg zu schieben und rief mir mit rauchiger Stimme und laszivem Unterton entgegen: „Na, willst du nicht reinkommen?“

Nein, wollte ich nicht! Ich wollte zu meinem Meeting! In Gedanken war ich schon bei guten Gesprächen und koreanischem Essen. Und in höchster Eile, die gefährliche Klippe geschickt umschiffend, fiel mir als Ablehnungsgrund lediglich ein Satz ein, der in den Ohren der Frau sicher äußerst befremdlich geklungen haben muss: „Bedaure, ich muss zu Rotary!“