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Länderausschüsse im Blick – Pakistan

Über eine Million Euro für Flutopfer

Durch Projektvielfalt zeichnet sich der Länderausschuss Deutschland-Pakistan aus

Klaus Klennert10.03.2013

Im August 2010 wurde in Pakistan eine Fläche von der Hälfte Deutschlands von verheerenden Hochwassern überflutet. Fast die gesamte Infrastruktur und zwei Millionen Häuser wurden zerstört und 14 Millionen Menschen wurden obdachlos. Schnelle Nothilfe und nachhaltige Wiederaufbau-Unterstützung waren dringend erforderlich. Bewundernswerte Soforthilfe leisteten viele der 180 rotarischen Clubs in Pakistan, wovon man sich auf den Internetseiten der zwei pakistanischen Distrikte 3271 und 3272 überzeugen konnte. Auch Rotary Deutschland konnte über den 2005 anlässlich der Erdbebenkatastrophe in Pakis­tan gegründeten Länderausschuss Deutschland-Pakistan schnell aktiv werden. Mithilfe dieses Länderausschusses und der Initiative des deutschen Leitdistrikts 1840 unter dem damaligen Governor Rainer Späth, vieler anderer deutscher Distrikte und Clubs sowie Rotary Deutschland Gemeindienst e.V. (RDG) konnten 1.066.541 Euro zur Unterstützung der pakistanischen Flutopfer gesammelt werden. Damit war Rotary Deutschland führend bei der internationalen rotarischen Hilfe. Zwei Jahre später waren 90 Prozent der Spendenmittel zielgruppengerecht verwendet worden und die restlichen Spenden reserviert für weitere konkrete Projektvorschläge.

Direkt verantwortlich war und ist der deutsch-pakistanische Länderausschuss (LA) zusammen mit RDG für die Verwendung der Spenden, die auf dem RDG-Konto 2071 eingegangen waren.

Projektvielfalt

Als Erstes unterstützte der LA/ RDG elf Nothilfeprojekte von fünf pakistanischen Rotary Clubs und drei deutschen und österreichischen Nichtregierungsorganisationen mit insgesamt 114.200 Euro. Dazu gehörte die Verteilung von Trinkwasserflaschen, Essensrationen, ShelterBox-Überlebenskisten, Decken und anderem Lebensnotwendigem, aber auch die Organisation von Medical Camps oder temporären Schulen für Kinder und Frauen.

Im Rahmen der Nothilfe, aber auch bei den Wiederaufbauprojekten, kam „PAUL“ in vielen Fällen zum Einsatz, die „Portable Aqua Unit for Life­saving“, eine ausgezeichnete Ergänzung zu den ShelterBox-Kisten. Dieser von der Universität Kassel entwickelte Wasserrucksack enthält so feine Nanofilter, dass selbst Cholerabakterien nicht durchschlüpfen. Insgesamt sind in Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation, der Humanity Care Stiftung (HCS), über 150 Wasserreinigungsgeräte PAUL in Pakistan im Einsatz. (Vgl. dazu den Artikel „PAUL der Lebensretter“ im Rotary Magazin 1/2011.)

Weiterhin unterstützt LA/RDG sieben Wiederaufbauprojekte: Zusammen mit vor allem der deutsch-pakistanischen Humanity Care Stiftung, aber auch mit der Welthungerhilfe, dem Distrikt 1800 und dem RC Islamabad Cosmopolitan wurden drei Schulen, 120 Häuser, fünf Brücken und ein Trainingszentrum wiederaufgebaut, sowohl in den zum Teil schwer zugänglichen Nordregionen als auch im Sindh im Süden Pakistans. Sieben weitere kleinere Wiederaufbauprojekte sind genehmigt, müssen aber noch durchgeführt werden. Schließlich wurde die Wiederaufnahme der schwierigen und langwierigen Behandlung multiresistenter TBC zusammen mit dem RC Schwäbisch Hall finanziert, die durch die Flut unterbrochen worden war. Diese Behandlung wird unter Leitung deutscher Schwestern am Leprakrankenhaus in Rawalpindi durchgeführt.

Kontrolle vor Ort

Zur Prüfung der laufenden und Absprache weiterer Vorhaben reiste der Vorsitzende der deutschen Sektion des deutsch-pakistanischen Länderausschusses, Klaus Klennert, Ende März 2011 drei Wochen durch Pakistan. Zusammen mit pakistanischen Rotariern besuchte er Projekte für Flutopfer und andere benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Karatschi, Lahore, Islamabad und ländlichen Gebieten der von der Flut besonders betroffenen Provinzen Khyber Pakhtunkhwa (KPK) und Sindh. Sehr hilfreich war dabei die Unterstützung der Mitglieder der pakistanischen Sektion des Länderausschusses.

Zu den Projekten, die vom Länderausschuss und RDG unterstützt wurden, zählt der Neubau von 70 völlig zerstörten Häusern im Dorf Akbarabad Hisara im Distrikt Charsadda, KPK-Provinz zusammen mit dem Rotary Club Islamabad. Die Bauleitung und soziale Mobilisierung der Dorfbewohner war dem renommierten National Rural Support Programme (NRSP) übertragen, das in einer äußerst geschickten Mischung von Förderung (Zuschuss nur in Raten nach erfolgtem Bauabschnitt) und Forderung (Aufnahme eines Zwischenkredites und Eigenbeteiligung) den Baufortschritt durch die zukünftigen Hauseigentümer sicherstellte. Die Dankbarkeit der neuen Hauseigentümer gegenüber Rotary zeigte sich in den Kurzberichten jedes einzelnen Zuschussempfängers, die dem LA von RC Islamabad Cosmo zugeschickt worden sind.

Eine besondere Erfolgsgeschichte ist der Wiederaufbau der Grundschule in Kuz Paro, einem engen Bergtal im wilden Kohistan im Himalaya. Das Projekt ist vom LA/RDG mit 54.000 Euro finanziert worden und von dem seit langen Jahren in Pakistan arbeitenden deutschen Entwicklungsberater Klaus Euler in Zusammenarbeit mit einer lokalen Nichtregierungsorganisation (NRO) durchgeführt worden. Aufgrund der wiederholten Erdrutsche, die die Zugangsstraße mehrfach blockierten, der strengen Winter und der brisanten Sicherheitslage vor Ort hatte sich die Realisierung des Projektes um ein Jahr verzögert. Durch die gute Kooperation der staatlichen Stellen, der lokalen Bevölkerung und des beauftragten Unternehmers konnten jedoch alle Probleme überwunden werden. Zwei Lehrer und die Jungen und Mädchen des Dorfes freuen sich darauf, nach den Winterferien wieder in die Schule gehen zu können.

Dorfentwicklung

Neuer Spendenbedarf besteht für den Aufbau eines neuen Dorfes für 150 Familien, die nicht mehr zu ihren zerstörten Häusern zurückkönnen, da sie in flutgefährdeten Gebieten liegen. Der Rotary Humanitarian Trust (das Pendant zu RDG) des Distrikts 3271 Pakistan hat nach langen Verhandlungen von der Provinzregierung des Sindh ein höhergelegenes und damit nicht flutgefährdetes Stück Land zwei Stunden nördlich von Karatschi erhalten. Pakistanische Rotarier haben schon Spenden in Höhe von 150.000 Euro zugesagt, mit denen die ersten Baumaßnahmen in Kooperation mit der erfahrenen Nichtregierungsorganisation HANDS begonnen wurden. Die Erdarbeiten sind im Gange und die ersten zwei Häuser stehen. Aber weitere 130.000 Euro werden noch benötigt für die Dorfschule und das Gesundheitszentrum.


Weitere Informationen

Gegründet 2006, hat der Länderausschuss Deutschland-Pakistan momentan elf Mitglieder in der deutschen Sektion, die sich zwei- bis dreimal im Jahr treffen. Nach den Erdbeben- und Flutkatastrophen in Pakistan in den Jahren 2005, 2010 und 2011 wurden ausschließlich Projekte bewertet und initiiert, die mit diesen Naturereignissen zu tun haben. Leitdistrikt in Deutschland ist der Distrikt?1841.