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Länderausschuss Westafrikanische Staaten/D-9100

Ganzheitliche Hilfe in Senegal

Otto Krennich11.12.2012

In den vergangenen 20 Jahren, in denen sich weltweit die extreme Armut um 20 Prozent verringerte, hat sie sich laut Weltbank in Afrika südlich der Sahara etwa verdoppelt. Die Armuts- und Hungerbekämpfung kann nur erfolgreich sein, wenn die Bevölkerung entsprechend der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung wächst. Hier kommt der Unterstützung der Familienplanung größte Bedeutung zu. Wenn man die Millenniumsziele nur annähernd erreichen will, sollten ganzheitliche Projekte initiiert werden. Darum bemüht sich der Länderausschuss Westafrikanische Staaten/D?9100- Deutschland. Dem westafrikanischen Distrikt 9100 gehören 14 Länder an. Dazu zählt ganz Westafrika, außer Nigeria und Mauretanien. Die deutsche Sektion hat 14 Mitglieder. Auf afrikanischer Seite sind zehn Freunde im Ausschuss aktiv. Ziel ist es, die rotarischen Kontakte mit westafrikanischen Rotary Clubs zu intensivieren und in Deutschland die Clubs und Distrikte zur Teilnahme an Weltgemeindienstprojekten zu bewegen. Aus eigener Erfahrung mit ganzheitlichen Projekten – dazu zählen etwa die Beschaffung von Ultraschallgeräten, der Bau einer Entbindungsstation, Brunnenbau und Gemüseanbau, jeweils im Zusammenhang mit Familienplanung – können wir versichern, dass wir mit der Unterstützung der Gesundheitsbehörden in Familienplanung und bei der Bevölkerung in zahlreichen Ländern Afrikas offene Türen einrennen. So berichtet der Präsident des Gesundheitskomitees in Mbour: „Nach der Verifikation der Statistik der Hebammen haben wir festgestellt, dass 70 Prozent der Frauen, die freiwillig die Familienplanung annehmen, durch die Bewusstmachungskampagnen sensibilisiert wurden.“

Zwei Projekte des Distrikts 1860

Die Republik Senegal liegt an der Westspitze Afrikas. 60 Prozent der ländlichen Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser – häufige Folge sind Magen-Darm-Erkrankungen. Wassermangel ist der entscheidende Begrenzungsfaktor für die Landwirtschaft, insbesondere für den Gemüseanbau. Zwölf deutsche Rotary Clubs und der RC Chartres-Deux-Vallées sowie das Bundesministerium (BMZ) nahmen an einem Projekt in der Savanne teil, bei dem es um den Bau von elf Brunnen, den Anschluss von drei Dörfern an ein öffentliches Wassernetz und acht Existenzgründungen ging. Das Budget lag bei 148.000 US-Dollar sowie 14.000 Dollar für Existenzgründungen. Die Auswirkungen für die Bevölkerung der beiden Verbandsgemeinden waren folgende: Versorgung von über 6000 Einwohnern mit einwandfreiem Trinkwasser, Reduzierung der Magen-Darm-Erkrankungen, Verminderung der Kindersterblichkeit, Erhöhung der Einkommen der Viehhalter durch ausreichend sauberes Wasser. Außerdem wurden acht landwirtschaftliche Kleinbetriebe bei ihrer Gründung subventioniert.

Das Projekt wurde im Herbst 2011 erfolgreich abgeschlossen. Insgesamt wurden drei von sechs Schwerpunktbereichen des Future Vision Plan abgedeckt.

Bei einem weiteren Matching-Grant-Projekt stehen der Bau von drei Brunnen, ein Hektar Gemüseanbau und Familienplanung im Mittelpunkt. Das Budget: 68.400 Dollar. Vier deutsche Clubs, der Distrikt 1860, RFPD, der RC Chartres-Deux-Vallées und der RC Dakar Millénium nehmen teil. Ziel ist es, in den Dörfern der Savanne im Bezirk Mbour, in dem Trinkwassermangel, Hunger und Armut herrschen, Folgendes zu erreichen: Durch den Bau von drei Brunnen soll die Trinkwasserversorgung verbessert und der Gemüseanbau mittels ökonomischer Tröpfchenbewässerung praktiziert werden. Gleichzeitig wird die ökologische Nachhaltigkeit durch Tröpfchenbewässerung und solargetriebene Pumpen gewährleistet. Außerdem soll die Bekämpfung der Kindersterblichkeit durch Familienplanung unterstützt werden. Durch Zusammenarbeit mit der Kommune erfolgt eine Entwicklungspartnerschaft. Somit werden die Wasserressourcen geschont, die Umweltbelastung vermindert und die Betriebskosten für Dieselöl erheblich gesenkt. Bei der Bewässerung erreichen jetzt 80 bis 90 Prozent des eingesetzten Wassers das Gemüse, ferner wird bei der Tröpfchenbewässerung eine schnelle Versalzung des Bodens verhindert. Nach Fertigstellung der drei Brunnen, Installationen der Anlage der Tröpfchenbewässerung, der Solarmodule und der Wasserpumpe wurden erste Pflanzungen von Wassermelonen im Frühjahr 2012 vorgenommen und im Juli geerntet. Das erzeugte Gemüse wird auf einem nahe gelegenen Markt verkauft, darüber hinaus sind die Familien gut mit Gemüse versorgt. Das Gemüsefeld von einem Hektar wurde in Parzellen zu je 200 Quadratmetern an 40 Familien vergeben (jeweils 20 Familienmütter und -väter), die eine Kooperative gegründet haben. Die Weiterbildung des medizinischen Personals in Familienplanung sowie die Ausbildung von Multiplikatoren erfolgten. Bewusstmachungskampagnen in Familienplanung werden wöchentlich zweimal in acht Dörfern durchgeführt. Inzwischen haben mehr als 1800 Personen an den Veranstaltungen teilgenommen. Mit dem Ziel, Armut, Hunger, Mütter- und Kindersterblichkeit zu bekämpfen, wird ein kleiner Beitrag für vier der sieben Millenniumsziele geleistet. Gleichzeitig werden in dem ganzheitlichen Projekt vier von sechs Schwerpunkten nach dem Future Vision Plan abgedeckt.