Meinung
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Zum Titelthema "Völlig losgeslöst – Wahlen im Osten" aus Heft 9/2024
Auf Seite 38 wird der Regensburger Politikwissenschaftler Jens Hacker zitiert, wonach selbst die spätere Partei der Einheit, die CDU, überlegt habe, das Wiedervereinigungsgebot aus dem Grundsatzprogramm zu streichen. Dem muss ich als Zeitzeuge entschieden widersprechen. Es war Generalsekretär Heiner Geißler, der diese Idee vertrat. Der CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzler Helmut Kohl hat dem massiv entgegengewirkt und gemeinsam mit weiteren führenden Persönlichkeiten der CDU wie zum Beispiel Ernst Albrecht dafür gesorgt, dass das Ziel der Wiedervereinigung im CDU-Grundsatzprogramm verblieb. Heiner Geißler blieb nicht Generalsekretär. Kohl setzte sich auf voller Linie durch.
Ernst Albrecht, Ministerpräsident von Niedersachsen, war ein halbes Jahr vor dem Mauerfall bei Honecker, der unter anderem eine Anerkennung der Elbegrenze durch Niedersachsen for-derte. Albrecht antwortete ihm wörtlich: „Wir erkennen überhaupt keine Grenze in Deutschland an.“ Nach der Reise sprach Gerhard Schröder von der „Lebenslüge Wiedervereinigung“, von der man sich verab-schieden solle.
Fritz Brickwedde
RC Osnabrück
Zum Standpunkt "Gretchenfrage" aus Heft 9/2024
Den Standpunkt von Freund Hans-Robert Metelmann mit dem Titel „Rotary muss sich an Debatten rund um Staat und Gesellschaft beteiligen“ unterstütze ich aus vollster Überzeugung. Hierbei kann es keinesfalls um parteipolitische Auseinandersetzungen gehen, sondern um wertebasierte Grundsatzpositionen unserer Verfassung und unseres Grundgesetzes. Diese muss auch Rotary in der Öffentlichkeit vertreten und verteidigen. Die Verpflichtung hierfür ergibt sich für uns Rotarier unstrittig aus jeder einzelnen Frage der Vier-Fragen-Probe. Wenn wir diese ernst nehmen, muss sich Rotary und jeder Einzelne offen gegen politische Bestrebungen wenden, die unsere freiheitliche Grundordnung bedrohen. Davon gibt es derzeit genug. Unsere Gesellschaft hat aktuell etwas sehr Wertvolles zu verlieren. Ein Rotary-Thinktank wäre da als erster Schritt sehr begrüßenswert.
Christian Hengst
RC Koblenz
Zum Artikel "Zwischen angepasst und aussortiert" aus Heft 9/2024
Der umfassend recherchierte Artikel von Prof. Dr. Hermann Schäfer „Zwischen angepasst und aussortiert“ lässt mich erschaudern. Im Kern wird dargestellt, dass die rotarischen Institutionen im Dritten Reich ihre Werte geopfert haben, um als Organisation möglichst lange weiter zu existieren. Auf der Ebene der Einzelpersonen gab es Unterstützer und Kritiker des Dritten Reichs, eine klare Haltung der Rotarier war laut Autor nicht zu erkennen.
30 Minuten nach der Lektüre sehe ich die Wahler-gebnisse in Thüringen und Sachsen auf meinem Handy-bildschirm. Ein Drittel der Stimmen wurden einer gesichert rechtsextremen Partei gegeben. Auch in anderen Teilen Deutschlands gewinnt die AfD Stimmen. Damit stehen wir als rotarische Gemeinschaft erneut vor einer Prüfung. Gelingt es uns, zum Beispiel die Vier-Fragen-Probe in unseren Netzwerken außerhalb von Rotary als Leitplanke, Kompass und Gegengewicht zu rechtsextremen Gedanken und Handlungen zu etablieren? Wie können wir Rotarier dazu beitragen, die demokratischen Akteure in Politik und Zivilgesellschaft zu stärken? Oder ganz konkret: Wie gehen wir auf rotarischen Veranstaltungen mit Vertretern der AfD um?
Auch wird jetzt zumindest denkbar, dass ein – hoffentlich nur sehr kleiner – Teil der rotarischen Gemeinschaft offen oder verdeckt sympathisiert. Das wirft eine Reihe ganz anderer Fragen auf, zum Beispiel: Wie gewinnen wir rotarische Freunde, die die Ideen der AfD unterstützen oder verharmlosen, wieder für unsere gemeinsamen rotarischen Werte?
Es sind keine einfachen Zeiten für die Demokratie. Gleichzeitig ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, als Bürger und Rotarier aktiv zu werden. In dem Heft werden viele konstruktive und positive Aktivitäten aus dem rota-rischen Umfeld dargestellt. Das gibt mir Hoffnung.
Christian Friebe
RC München-Münchner Freiheit
Zum Welt-Polio-Tag
Im Marketing gilt die alte Weisheit: Tue Gutes und rede darüber. Wir bei Rotary halten es anscheinend eher mit dem Gegenteil: Tue Gutes, aber mache nicht so viel Aufsehen damit, ist vielfach die Haltung. Deutlich wurde dies aktuell beim Thema Polio. Seit 1979 unterstützt Rotary die Welt dabei, die Kinderlähmung auszurotten, und das mit gutem Erfolg. Nie zuvor waren wir so nah dran, den Kampf zu gewinnen. Selbst Konfliktparteien im Nahen Osten oder die Taliban in Afghanistan lassen die Impfungen zu. Im Gazastreifen führte dies sogar vor einigen Tagen dazu, dass die Waffen zeitweise schwiegen. Was für eine Nachricht! Doch kein Wort in der breiten Berichterstattung davon, dass das ein Herzensprojekt von Rotary ist. Lediglich die WHO wird erwähnt. Es wundert nicht, dass immer weniger Menschen eine Idee davon haben, was wir als Organisation alles leisten, wenn wir uns nicht ausreichend um eine mediale Öffentlichkeit bemühen. Während in anderen Ländern Spielgeräte und Brunnen von Rotary finanziert und gebrandet werden, fehlt diese Option weitgehend in Deutschland. Daher: Wollen wir relevant und attraktiv für neue Mitglieder sein, dann braucht es einen lauteren Auftritt: Tue Gutes und rede darüber. Das ist für Rotary existenziell.
Matthias Meifert
RC Berlin-Alexanderplatz
Zum Standpunkt "Hilfe, bin ich etwa rechts?" aus Heft 8/2024
Letztlich geht es in der politischen Auseinandersetzung mit der AfD um die Ausgrenzung und Diffamierung jener Gruppierungen, die sich jenseits der linken Mitte im politischen Spektrum befinden: früher auch Republikaner, heute auch Werte-Union, überhaupt alle, die sich konservativ geben und sich nicht der politischen Korrektheit fügen. Die alten Parteien möchten gemeinsam mit den soge-nannten Leitmedien Struk-turen schaffen, in denen links dauerhaft das Vorzeichen der Politik bleibt.
Hartwig Brandt
RC Klagenfurt-Wörthersee
Zum Titelthema "Bienen" aus Heft 8/2024
Freude über das Thema
Da ich selbst Imkerin bin, habe ich mich sehr darüber gefreut, dass die fantas-tische Welt der Honigbiene es in das Rotary Magazingeschafft hat. Auf den ersten Blick dachte ich, es sei mein Bienenmagazin. Danke dafür!
Inga Eicker
RC Herford-Hanse
Zum Titelthema "Bienen" aus Heft 8/2024
Als Ergänzung zu den Informationen über Wildbienen möchte ich allen Lesern eine Veröffentlichung der Bayrischen Landesanstalt für Weinbau und Garten in Veitshöchheim im Internet empfehlen unter dem Titel „Rosen und Begleitpflanzen zur Verbesserung des Nahrungsangebots für In-sekten“. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass heute in urbanen Bereichen die Artenvielfalt der Insekten wesentlich größer ist im Vergleich zu den erheblich größeren landwirtschaftlichen Flächen.
Da es im Spätsommer an Pflanzen und somit an Futter für Insekten fehlt, kann jeder von uns im eigenen Garten und auf der Terrasse helfen, die Artenvielfalt von Wildbienen zu verbessern. Es wird oft vergessen, dass ein fehlendes Angebot an Pollen und Nektar die Populationen von Insekten verringert hat.
Klaus Jürgen Strobel
RC Pinneberg
Zum Titelthema "Bienen" aus Heft 8/2024
Die Europäische Honigbiene (Apis mellifera mellifera) ist längst ausgestorben. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist sie in der freien Wildbahn aufgrund der amerikanischen Faulbrut, eine Bienenseuche, in Europa nicht mehr zu finden. Die Honigbiene überlebt nur noch in der Obhut und Pflege der Imker.Mehr als 70 Prozent der Ackerflächen sind mit Kulturpflanzen bebaut. Dazu zählen überwiegend die Getreidearten, allesamt Windbestäuber, und der Mais, ein Selbstbestäuber. Diese Agrarflächen werden von den meisten Insekten und von der Hausbiene nicht aufgesucht. Hier kann der Landwirt sie nicht schädigen. Dort, wo die Landwirte und Imker die Honigbiene gerne sehen, im Rapsfeld, sind sie wegen der Bestäubungsleistung und der Honigtracht, beiden willkommen. Die Landwirte verwenden zum Schutz der Rapspflanze Herbizide gegen konkurrierende Unkräuter und Insektizide gegen Schädlinge. Dabei halten sie sich mit ihren Spritzmitteln an die gesetzlichen Vorgaben (Bienenverordnung) einer ordnungsgemäßen Landwirtschaft. Ich imkerte im Münsterland drei Jahrzehnte lang. Dabei sind mir in all den Jahren aufgrund von Spritzmitteln keine Völker eingegangen.
Blühstreifen sind für den Bürger ein gern gesehener Lichtblick in der Landschaft. Den Bienen nützen sie wenig. Im Frühjahr, wenn die Bienenköniginnen ihre junge Brut aufziehen, benötigen sie für die Aufzucht Pollen als Eiweißfutter, zum Beispiel die Pollen der Salweide, und über das Jahr weiterhin Pollen und dazu Nektar als Energiequelle. Blühstreifen blühen jedoch noch nicht im Vorfrühling, sondern erst im späten Frühjahr, dann fliegen die Bienen schon in die sogenannten Massentrachten, also in die Obstblüte, den Raps sowie später in die Linde.
Reinhard Mantau
RC Coesfeld
Zum Standpunkt "Hilfe, bin ich etwa rechts?" aus Heft 8/2024
Hervorragend, wie Robert-Jan Stuessel dieses Thema aufgreift, das mich auch seit Längerem schon – ausschließlich sprachlich – beschäftigt. Rechts ist zunächst einmal so gut oder schlecht wie links oder mittig, lediglich eine politische Standortbestimmung. Rechts- oder linksextrem ist etwas anderes. Es ist das erste Mal, dass ich dies besprochen sehe. In keiner Talkshow und keinem Zeitungsartikel ist mir das seither begegnet.Anscheinend können oder wollen viele Journalisten die deutsche Sprache nicht richtig anwenden oder Begriffe richtig differenzieren. Was daraus entsteht, zeigt der Artikel fein formuliert auf.
Dieter Ben Kauffmann
RC Stuttgart-Fernsehturm
Zum Standpunkt "Hilfe, bin ich etwa rechts?" aus Heft 8/2024
Letztlich geht es in der politischen Auseinandersetzung mit der AfD um die Ausgrenzung und Diffamierung jener Gruppierungen, die sich jenseits der (linken) Mitte im politischen Spektrum befinden: früher auch Republikaner, heute auch Werte-Union, überhaupt alle, die sich konservativ geben und sich nicht der politischen correctness fügen. Die alten Parteien möchten gemeinsam mit den sogenannten Leitmedien Strukturen schaffen, in denen „links“ dauerhaft das Vorzeichen der Politik bleibt.
Erschreckend ist, wie sich die Umwertung eines positiven Begriffs wie „rechts“ ins Negative und eines Negativ-Begriffs wie „links“ ins Positive vollzogen hat – und wie wenig Widerstand das erfährt.
Äußerst fragwürdig ist auch die unkritische Einordnung des Nationalsozialismus als „rechts“, der doch den Sozialismus im Namen führt und sich selbst als „nationalistische Linke“ verstanden hat. Die heutige Linke verwendet dies aber als geistig- politische Waffe gegen alle, die nicht links sind.
Die Hassreden gesetzlich bekämpfen wollen, sprechen selbst mit größter Gehässigkeit über politisch Andersdenkende. Die am meisten von Demokratie, Toleranz und Vielfalt reden, dulden keine Meinungsfreiheit für Konservative oder maßen sich an, selbst die Grenzen zu setzen.
Man sieht – biblisch gesprochen (Mt 7,3 ff.) – alle möglichen Splitter in fremden Augen und dann nur vorgeblich blaue oder gar braune! Nur den dicken rot-grünen Balken im eigenen Auge sieht man nicht.
Unverträglich wird es, wenn Aufforderungen zur Tötung von AfD-Anhängern und von Donald Trump kaum juristisch geahndet werden, gleichwohl Regierungskritik von einem politisch instrumentalisierten Verfassungsschutz als „Delegitimierung des Staates“ eingestuft werden kann. Leben wir noch in einem Rechts- oder schon ganz in einem Linksstaat in Deutschland?
Rotary kann dem nur entgegenwirken, wenn es wirkliche Meinungsvielfalt fördert, sich nicht einseitigen Polit-Kampagnen anschließt und sich nicht an der Umwertung von Sprache und Begrifflichkeit beteiligt, die der linke Zeitgeist diktieren möchte.
Hartwig Brandt
RC Klagenfurt-Wörthersee
Zum Interview "Holt sie euch!" aus Heft 8/2024
Ritter von Kempski wurde am 27. Juni 2022 mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Er erhielt die durch den Bundespräsidenten verliehene Ehrung im Rahmen einer Feierstunde in der Staatskanzlei in Magdeburg. Das Verdienstkreuz am Bande wurde Dr. Clemens Ritter von Kempski von Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, überreicht. Was Ritter von Kempski für den Tourismus bewegt hat, ist respektabel.
Dennoch irritiert mich, mit welcher Leichtigkeit der Chefredakteur des Rotary Magazins, Björn Lange, den Ritter als verharmlosenden AfD-Erklärer interviewt, ohne dass das Parteiprogramm der AfD zur Sprache kommt. Viele der Wähler dieser Partei mögen uninformiert wählen oder ihre Stimme als Protest anhand persönlicher Unzufriedenheit mit der politischen und wirtschaftlichen Situation abgeben. Aber wer das Parteiprogramm kennt und Reden von Björn Höcke und Co. hört, sollte sich nicht täuschen: Unkenntnis des Programms oder Protest sind kein gutes Rezept für die Entwicklung unserer Demokratie. Die AfD meint es ernst, wenn sie ein anderes Deutschland will.
In Deutschland wurde in den dreißiger Jahren schon einmal ohne Kenntnis von Hitlers "Mein Kampf" falsch gewählt. Sehen Ritter von Kempski und "unser" Chefredakteur hier Parallelen?
Jörg Dantscher
RC München-Königsplatz
Zum Artikel "„Nachhaltige Ideen für das Grüne Band“" aus Heft 7/2024
Ralf Hardenberg hat Rotary mit seiner völlig überflüssigen und folgenlosen Untersuchung über den CO2-Ausstoß eines durchschnittlichen Clubs einen Bärendienst erwiesen. Nabu und andere Umweltaktivisten werden sich die Hände reiben: Rotary ist umweltschädlich! Die Konsequenz kann dann nur lauten: Meetings abschaffen!
Gert Voltz
RC Hamburg
Zum Titelthema "20. Juli 1944" aus Heft 7/2024
Kritik ist notwendig
Tim Pröse warnt zu Recht vor einer überheblichen Kritik an Stauffenberg. Dass er kein Demokrat im heutigen Sinne war, muss im Kontext seiner Zeit betrachtet werden. Leider müssen wir aber aus psychoanalytischer Sicht den Misserfolg des Attentäters als Unfähigkeit zum Vatermord deuten. Dieser Befund spricht nicht gegen die moralische Lauterkeit Stauffenbergs. Vielmehr beschreibt er die Verhältnisse des Dritten Reichs, das kindliche Bedürfnis nach beschützenden und leitenden Vaterfiguren, die Toleranz gegenüber ihren Verbrechen und die eigenen Fehlern und Irrtümern auseinanderzusetzen. Diese Haltung hat das Ende des Dritten Reichs überdauert und auch Nachkriegsdeutschland geprägt.
Die Kritik an Stauffenberg ist nötig, um eine gleichermaßen kritische Haltung zu den Übervätern der Bundesrepublik einzunehmen, angefangen mit dem ersten Bundeskanzler. Denn jetzt ist es an uns, diejenigen geistigen Väter zu töten, die uns daran hindern, die Herausforderungen des dritten Jahrtausends so entschlossen anzugehen, wie wir es uns von den Widerständlern des 20. Juli gewünscht hätten.
Andreas Bell
RC Köln-Albertus Magnus
Zum Titelthema "20. Juli 1944" aus Heft 7/2024
Ich möchte herzlich gratulieren zum Juli-Heft! Ich gestehe, ich habe noch nie ein Heft so aufmerksam und umfassend gelesen wie dieses. Speziell die Beiträge zum 20. Juli 1944 waren vielfältig und superinteressant.
Rainer Bruha
RC Freiberg/Sachsen
Zum Titelthema "20. Juli 1944" aus Heft 7/2024
Eine Anmerkung: Das Titelbild zeigt Stauffenberg in der Uniform der Reichswehr, nicht der Wehrmacht. Er gehörte zu den „Bamberger Reitern“, einem hoch angesehenen Regiment. Er gehörte zu den „Bamberger Reitern“, einem hoch angesehenen Regiment. In einem Torbogen in Bamberg befindet sich eine Gedenktafel, gestiftet von Angehörigen des Regiments. Eine persönliche Erinnerung: Ich war (Jahrgang 1930) mit 14 Jahren in der „Kinderlandverschickung“ in Oberhessen. Wir waren im Juli 1944 im Schwimmbad. Plötzlich im Lautsprecher: „Eine gewissenlose Clique von ehrgeizigen Offizieren hat ein Attentat auf den Führer verübt“. Und dann folgten die Namen. Adel über Adel, alles Generäle. Wenige Tage später wieder der Stadtfunk: „Wer zum Führer hält, erscheint zur Kundgebung in der Stadthalle“.
Manfred Kühn
RC Wiesbaden-Nassau
Zum Titelthema "20. Juli 1944" aus Heft 7/2024
Die Helden des Widerstandes gegen Adolf Hitler sind zwar gescheitert, letztendlich haben sie aber zweifellos dazu beigetragen, dass der Nationalsozialismus heute in Deutschland endgültig der Vergangenheit angehört. Noch wichtiger ist, dass ihr Widerstand zweifellos wesentlich dazu beigetragen hat, Deutschland wieder in den Kreis der Nationen zurückzuführen; dessen wird hier viel zu wenig gedacht.
Peter Raendchen
RC Kamp-Lintfort/Grafschaft Moers
Zum Titelthema "20. Juli 1944" aus Heft 7/2024
Ich möchte darauf hinweisen, dass die Geschichte des Franz Jägerstätter verfilmt wurde. Regisseur ist der renommierte Hollywood-Filmregisseur Terrence Malick. Ich halte den Film für sehr sehenswert. Das war im Artikel nicht erwähnt worden.
Bernd Hölscher
RC Daun-Eifel
Zum Standpunkt "Verdient oder gekauft?" aus Heft 7/2024
Verschiedene Kriterien
Im Laufe von nun 39 Jahren als immer noch begeisterter Rotarier habe ich die immer wieder beeindruckende Vielfalt von Rotary bei nun 270 Clubbesuchen in 25 Ländern kennengelernt. Darüber habe ich inzwischen über 50 Vorträge gehalten, und auch das Rotary Magazin hat darüber berichtet. So vielfältig wie Rotary in den verschiedenen Clubs gelebt wird, so unterschiedlich sind auch die PHF-Vergabe-Kriterien in den einzelnen Clubs. Ein paar Beispiele möchte ich nennen.
Es gibt Clubs, in denen nur einzelne Mitglieder die Ehre haben, nach ausführlicher Vorstandsdiskussion einen PHF verliehen zu bekommen. Es gibt Clubs, da sind aktive Vorstandsmitglieder von der Vergabe ausgeschlossen, während in anderen Clubs PHF fast ausschließlich innerhalb des Vorstandes vergeben werden. Auch in einzelnen deutschen Clubs ist der Erwerb eines PHF sogar Aufnahmevoraussetzung.
Klaus Fehske
RC Hagen
Zu den Standpunkten "Erheblicher Handlungsbedarf" sowie "Raus aus der Komfortzone"
Weichen rechtzeitig stellen
"Trägheit als Rezept für den Untergang" klingt harsch, ist dennoch eine treffende Beschreibung des "Endspielszenarios", das die beiden Tim Pröse warnt zu Recht vor einer überheblichen Kritik an Stauffenberg Autoren für Clubs zeichnen, die sich nicht aus ihrer Komfortzone herausbewegen wollen. Rotary Clubs haben ein hohes Maß an Autonomie, welche unter Umständen auch einen Konsens darüber erlaubt, sich nicht auf die Herausforderungen unserer Zeit einzulassen und als Folge das langsame Sterben als Freundeskreis in Kauf zu nehmen.
Dazu muss es nicht kommen. Die Demografie eines Clubs lässt sich leicht prognostizieren und die Weichen lassen sich rechtzeitig stellen. Das Instrumentarium dazu gibt es. Vorrangig hilft – vielleicht ungewohnt – eine
Clubstrategie, welche den Bogen über den jährlichen Ämter- und Kurswechsel spannt. Insbesondere die Mitgliederentwicklung sollte im Mittelpunkt stehen: Wie gewinnt der Club an Attraktivität gegenüber künftigen Kandidaten und Kandidatinnen, und wie erreicht man zwischen dem Club und seinen Mitgliedern eine verbindliche Reziprozität, das heißteine Balance von Geben und Nehmen? Nach außen soll eine Strategie der rotarischen Dienste sicherstellen, dass die Aktivitäten des Clubs eine nachhaltige Wirkung ("Impact") haben. RI bietet für solche Übungen einen hilfreichen Instrumentenkasten, das Ergebnis wird in einem "Action Plan" verbindlich zusammengefasst.
Ulrich Guntram
RC Bonn Süd-Bad Godesberg
Leserbrief zum Artikel "Das grüne Band" aus Heft 7/2024
Vertragsbruch
Im Distrikt 1820 haben einige Rotarier ein differenziertes Bild vom Grünen Band. Hessen hat im Jahr 2023 ein Gesetz zum Schutz des Naturmonuments Grünes Band verabschiedet. Über 8000 Hektar fielen auf hessischer
Seite in das Grüne Band. 52 Prozent dieser Flächen befinden sich im Privateigentum. Anders als in Thüringen und Sachsen-Anhalt teilt das hessische Gesetz diese Flächen auch noch in drei verschiedene Schutzzonen, mit teilweise erheblichen Einschränkungen für die Flächeneigentümer. Das Gesetz enthält Verbote der forstwirtschaftlichen Nutzung und eine erhebliche Beschränkung der Jagdausübung. All dies sind massive Eingriffe in die Rechte der Privateigentümer. Die Flächen des Grünen Bandes liegen in Thüringen, nicht in Hessen. Die Flächen in Hessen, die jetzt zum Grünen Band ausgewiesen worden sind, wurden bis unmittelbar an den damaligen Eisernen Vorhang bewirtschaftet. Die Wälder waren reine Wirtschaftswälder. Die Hessische Landesregierung beging mit dem Gesetz auch einen Vertragsbruch gegenüber den Flächeneigentümern.
Michael von der Tann et al.
RC Fulda-Paulustor
Zur Fokus-Reportage "Rotary baut Brücken für den Frieden" aus Heft 6/2024
Lesevergnügen
Mit großem Vergnügen habe ich über die 14-tägige Reise von Arno Kronhofer in Bosnien & Herzegowina gelesen. Solche Reiseberichte geben einen tiefen Einblick in rotarische Regionen und sollten öfter vorkommen.
Peter Zörer
RC Wien-Stadtpark
Zu den Standpunkten "Ein 'Das haben wir noch nie gemacht' lauert an jeder Ecke", Heft 6/2024
Beide Beiträge im Juniheft enttäuschen. Die Zukunft kennen wir nicht, deren wirkliche Herausforderungen zeigen sich erst, wenn sie zur Gegenwart geworden sein wird. Die Verwendung derzeit modischer Ausdrücke (value proposition, starker purpose, toastmaker classes, management skills…) zeugt von Anpassung an einen "Megatrend", die den deutschen Rotary-Clubs in der Nazizeit schon einmal nicht gut bekommen ist. Die Frage, mit welchen Zielen und Mitteln "eine der bedeutendsten Organisationen unserer Zeit" (ernst gemeint oder Selbstironie??? ) zur Überwindung der gesellschaftlichen Spaltung beitragen kann und will, ist damit nicht beantwortet. Wollen wir wirklich "mehr Individualismus", also die Ego-Blasen vergrößern? Wollen wir "berufliches coaching" oder gar "spezifische Einkaufsvorteile", also die Rotary-Nadel als Rabattkarte?
Mir scheint besser, unser klassisches Modell ernster zu nehmen:
1) Vielfalt der Persönlichkeiten
2) Vorträge zu Themen, an die wir im Traum nicht denken würden, wenn nicht einer von uns sich dafür interessiert, und etwas von seiner Begeisterung auf uns überträgt - und das von Auerhahnbalz bis Zündholzherstellung, jenseits aller "Pfadabhängigkeit"
3) Diskussionen und Gespräche, in denen unterschiedliche, auch konträre Auffassungen ernsthaft, sachlich, respektvoll, freundschaftlich ausgetauscht werden
4) lokale und weltweite Aktionen der Hilfe zur Selbsthilfe
Das ist unser "rotarischer Markenkern". Das ist manchmal anstrengend, aber immer belohnend. Wer sich daran nicht beteiligen will, mag fern bleiben. Wir müssen nicht unter dem Druck, wachsen müssen, unsere Strukturen ändern, und dabei unsere Seele verlieren.
Johannes Krimphove
RC Chemnitz-Tertia
Zu den Standpunkten "Ein ,Das haben wir noch nie gemacht‘ lauert an jeder Ecke", Heft 6/2024
Ich teile natürlich die Sorgen der Freunde. Als Rotarier seit 1985 und Alt-Mitglied van fünf Clubs in drei Kontinenten bin ich jetzt Mitglied des Rotary Clubs Leefklimaat in den Niederlanden.
- RCL ist ein E Club der sich nur mit dem Fokusgebiet Umwelt beschäftigt, auch als Test Modell für die Zukunft von Rotary:
- Gründung in 2022, jetzt 29 Mitglieder, zur Hälfte aus ihren alten Clubs ausgetretene Freundinnen und Freunde.
- Man trifft sich alle zwei Wochen elektronisch und dreimal im Jahr persönlich.
- Unser Präsident, ein Alt-Rotaracter ist 28 Jahre alt; mit 77 bin ich das älteste Mitglied.
- Das Clubleben besteht aus viel Projektarbeit. Einmal im Monat gibt es einen öffentlich zugänglichen Vortrag.
Ich bin teilweise Mitglied geworden weil meine Kinder (alle drei Mitte vierziger) kein Rotarier geworden sind, obwohl sie Rotary ihr Leben lang gekannt und geschätzt haben. Das frustriert mich schon, aber ich sehe wie Arbeit und Kinder die drei und ihren Partnern voll in Anspruch nehmen. Zeit für Gute Ziele gibt es dann nicht. Für ihr soziales Leben reichen alte Freunde und Sport. Das klassische Ziel von Paul Harris, der Informationsaustausch zwischen Selbstständigen, oft einzeln arbeitenden Personen in unterschiedlichen Berufsgruppen, ist schon längst übernommen worden von Fernsehen und sozialen Medien. Ich sehe also mit dem besten Willen nicht wie ich meine Kinder für Rotary motivieren kann, auch nicht für mein E Club Format. Eine klassische Zielgruppe für Rotary Nachwuchs fallt somit weg.
Man sollte also vielleicht vor allem jüngere und oder, ledige Leute als neue Rotarier versuchen zu finden, sowie Jung-Pensionäre. Für beide Gruppen gilt: Geselligkeit gibt es wenig am Bildschirm. Deswegen doch Rotary, aber Präsenzpflicht schreckt nur ab und Qualität geht vor Quantität.
Sybe Visser
RC Leefklimaat // RC Dortmund-Hoerde (Ehrenmitglied)
Zu den Standpunkten "Ein ,Das haben wir noch nie gemacht‘ lauert an jeder Ecke", Heft 6/2024
Folgendes Szenario: In einem Rotary Club mit 53 Freunden (ausschließlich Männer) wird von mehreren Freunden ein neuer Aufnahmevorschlag für die Aufnahme von fünf weiblichen Mitgliedern vorgelegt. Der Vorstand organisiert eine Mitgliederbefragung, bei der sich rund 60 Prozent der Mitglieder grundsätzlich gegen die Aufnahme von Frauen aussprechen. Entsprechend diesem Votum wird der Aufnahmevorschlag – ohne Beschäftigung mit den einzelnen Profilen der Kandidatinnen – grundsätzlich abgelehnt. Der Vorstand beruft sich dabei auf das Demokratieprinzip im Rahmen der Autonomie des örtlichen Clubs (so geschehen im Mai 2024 im einem Rotary Club, dem der Autor dieser Zeilen angehörte).
Für den geschilderten Beschluss des Vorstandes werden u.a. folgende Argumente vorgetragen:
- eine Aufnahme von Frauen in den Club gegen das mehrheitliche Votum der Mitglieder gefährde die Clubkultur,
- eine Aufnahme von Frauen gegen den Mehrheitsentscheid beinhalte die Gefahr, dass ablehnende Freunde ihren Ausritt erklären.
Dieses reale Szenario ist sicherlich kein Einzelfall, sondern wird in der rotarischen Praxis auch in anderen rotarischen Männerclubs vollzogen werden.
Der Vorgang wirft sowohl grundsätzliche rechtliche Fragen wie auch kulturelle Fragen nach unserem Selbstverständnis auf. Die Frage nach der rechtlichen Zulässigkeit derartiger Grundsatzbeschlüsse kann unter Bezugnahme auf die Verfassung von Rotary International eindeutig beantwortet werden.
In Ziffer 4.070 (Mitgliedervielfalt) heißt es dazu wörtlich:
"kein Rotary Club darf… aufgrund des Geschlechts, der Rasse, Hautfarbe, Glaubensrichtung, nationalen Herkunft oder sexuellen Neigung … für die Mitgliedschaft Bedingungen aufstellen, die in der Verfassung von RI oder dieser Satzung nicht ausdrücklich genehmigt sind. Alle diesem Absatz der Verfassung widersprechenden …. Bedingungen bezüglich der Mitgliedschaft sind null und nichtig und besitzen keine Rechtskraft."
Diese Regelung aus der Verfassung von Rotary International ist so eindeutig, dass eine andere Interpretation mit dem Hinweis auf ein vermeintliches Autonomierecht kaum möglich ist. Die mögliche Mitgliedschaft bei Rotary unabhängig vom Geschlecht ist ein Kernbestandteil der Rotary-Verfassung und kann nicht durch den dezentralen Beschluss eines örtlichen Clubs außer Kraft gesetzt werden.
Ergänzend wirft dieser Vorgang allerdings die Frage auf, ob aus opportunistischen Gründen ein derartiges dezentrales Autonomierecht stillschweigend geduldet werden sollte?
Die Antwort auf diese Frage kann nicht ohne den Blick auf weitere gefährliche Folgewirkungen einer derartigen vermeintlichen Autonomie gegeben werden. Was schützt Rotary z.B. davor, dass in dezentralen Clubs mit Mehrheit beschlossen wird, Kandidaten oder Kandidatinnen mit bestimmter abweichender Religionszugehörigkeit oder Hautfarbe nicht aufzunehmen? Oder wie steht es um das Aufnahmegesuch von externen weiblichen Rotarierinnen, die z.B. nach Wohnsitzwechsel in ihrer neuen Region die Aufnahme in einen bestehenden rotarischen Männerclub wünschen? Oder wollen wir z.B. den Übergang von Rotaractern in die rotarische Clubgemeinschaft auf männliche Rotaracter beschränken?
Schon diese wenigen Beispiele machen deutlich, dass bei einer geduldeten Abweichung von rotarischen Kernelementen aufgrund eines vermeintlich höherwertigen Demokratie-Prinzips auf Dauer die Grundelemente von Rotary gefährdet sind.
Unabhängig von diesen rechtlichen und strukturellen Aspekten zählt mindestens ebenso der kulturelle Aspekt, dass wir mit der Akzeptanz reiner rotarischer Männerclubs auf Dauer die kulturelle Vielfalt für Rotary verlieren, wenn wir 50 % unserer Bevölkerung von einer Mitgliedschaft ausschließen. Weite Teile der Gesellschaft in Kultur und Wirtschaft haben dies seit Jahren verstanden, weil sie die Vorteile einer gemischten Beteiligung von Männern und Frauen in Gremien erkannt haben.
Diese und weitere kulturell Aspekte sollten alle in Ämtern verantwortliche Rotarier dazu motivieren, den beharrenden "Kämpfern" für reine Männerclubs zu widerstehen. Auch die Distriktleitungen und Rotary Deutschland sollten hierzu ein klare Position beziehen.
Hermann Janning
RC Erwitte-Hellweg
Zur Fokus-Reportage "Rotary baut Brücken für den Frieden", Heft 6/2024
Vielen Dank für die interessanten und wichtigen Artikel zum Thema Rotary in Bosnien und der Herzegowina. Selbst durfte ich bisher zweimal mit rotarischen Freunden je eine Woche lang in der Nähe von Srebrenica Holzhäuser für bedürftige Jungfamilien aufbauen und mit eigenen Augen sehen, wieviel Leid in diesem Land noch da ist.
Es ist sehr wichtig, dass Rotary Clubs aus Deutschland und Österreich weiterhin stark in dem noch immer vom Krieg vor drei Jahrzehnten gezeichneten Land engagieren. Wir können mit unserer Hilfe und den gemeinsamen Projekten eine kleine Unterstützung sein, dieses Land wieder – vor allem für die jungen Generationen – lebenswert zu machen. Es wandern zu viele junge Menschen vor oder nach ihrem Studium ins westliche Ausland ab, weil es in ihrem eigenen Land noch zu wenig Perspektiven für eine Zukunft gibt.
Helfen wir der Zivilgesellschaft in Bosnien und Herzegowina durch gemeinsame Projekte, dem Land wieder den Stellenwert zu geben, den es sich verdient hat: ein sicherer, lebenswerter, multikultureller und multiethnischer Staat auf dem Westbalkan, der vielleicht auch bald ein Partner in der Europäischen Union ist.
Ich freue mich auf die Distriktskonferenz in Sarajewo, wo wir das rotarische Jahr mit vielen Freunden aus beiden Ländern ausklingen lassen werden!
Martin Pfenicher
RC Graz-Süd
Zum Thema "Kafkas Kosmos", Heft 6/2024
Es fällt mir immer öfter auf, dass der Tod der Opfer des Holocaust verharmlosend mit "verstorben" erklärt wird. Nein, sie sind drangsaliert, gequält und bestialisch wie Ungeziefer ermordet worden. Auf Seite zwei dieses Artikels, von Spalte eins auf zwei, findet man folgende Aussage: "Kafkas Brüder sind im Kleinkindalter verstorben, seine drei geliebten Schwestern dagegen in Konzentrationslagern." Diese Verharmlosung hat mich geärgert.
Karl-Ferdinand Schmitt
RC Kronberg
Zu einem Leserbrief aus Heft 6/2024
Dieser Leserbrief hat mir die Sprache verschlagen! Was meinen die Verfasser mit "komplexer Gemengelage"? War es die Kühnheit derUkrainer, die sich erbosten, ihren Staat in Richtung Europa zu manövrieren und damit aus dem Stadium des Satelliten Russlands zu befreien? War es das Bedürfnis Putins, aus dem Stadium des Präsidenten einer Mittelmacht zu einem solchen einer Großmacht "aufzusteigen"? Oder war es das jahrhundertealte russische Bedürfnis, vermeintlich russische Erde einzusammeln?
Reinhold Otto
RC Brilon-Marsberg
Zum Titelthema 75 Jahre Grundgesetz, Heft 5/2024
Udo Di Fabio schreibt, dass die Freiheitsrechte des Grundgesetzes nicht für vermeintlich höhere Ziele geopfert werden dürfen. Volle Zustimmung. Unter dem Vorwand außergewöhnlicher Zeiten besteht nämlich die große Gefahr der Missachtung und Umdeutung des GG. So hat man sich bei der Masseneinwanderung auf die "Menschlichkeit" berufen, bei Corona war es die "Rettung des Menschen", und beim Klimawandel ist es sogar gleich die "Rettung des Planeten". Das kann dazu führen, dass das GG zwar schön anzuschauen ist, aber innen hohl wird. In diesem Zusammenhang ist auch vor dem "Demokratiefördergesetz" zu warnen, mit dem bürgerliche Freiheiten beschnitten und weit gefasste Verleumdungsgesetze verkündet werden sollen.
Der Druck auf unsere Demokratie nimmt zweifelsohne zu, nur kommt er nicht unbedingt von den politischen Rändern, sondern von den Regierenden. Der Verfassungsrechtler Ulrich Vosgerau warnt daher vor einem "postdemokratischen Erziehungsstaat". Die Grundprinzipien der Demokratie – politische Neutralität des Staates, der über den Parteien steht, der offene Dialog zwischen unterschiedlichen Standpunkten, die Chancengleichheit der Parteien und die Meinungsfreiheit – gilt es zu schützen. Auch der dem Innenministerium unterstellte Verfassungsschutz darf nicht instru-mentalisiert und politisch missbraucht werden. Di Fabios Ausführungen hören sich daher etwas optimistisch an.
Gerd F. Cöster
RC Recklinghausen
Zum Titelthema 75 Jahre Grundgesetz, Heft 5/2024
Mit Interesse habe ich als ostdeutscher Rotarier die Artikelserie zu 75 Jahren Grundgesetz gelesen. Ursula Weidenfeld schreibt, dass die DDR und ihre Geschichte in den vergangenen 35 Jahren wie ein Blinddarm der deutschen Nachkriegszeit behandelt worden sind. Da kann ich nur zustimmen. Ich fühle mich nicht als "Bürger zweiter Klasse". Ich bin froh, dass das Grundgesetz seit fast 34 Jahren auch im Osten von Deutschland unser Grundgesetz ist. Die sechs Autoren der Artikelserie haben alle eine westdeutsche Biografie. Gibt es niemanden aus dem Osten, der in dieser Serie auch zu Wort hätte kommen können?
Reinhard Pappai
RC Bautzen/Budysin
Zum Titelthema 75 Jahre Grundgesetz, Heft 5/2024
Mit Sorge stellen wir fest, dass Ihre Berichterstattung zunehmend politisch gefärbt ist. Dabei vermissen wir insbesondere eine ausgewogene Darstellung aller wesentlichen Perspektiven. Bereits enttäuscht von den Mainstream-Medien, die mit einer überraschenden Einseitigkeit berichten, würden wir uns von einem rotarischen Magazin eine ausgewogenere Darstellung wünschen – in der Schrift wie auch in der Bildsprache. Ein Beispiel ist die heldenhafte Darstellung der ukrainischen Soldaten an der Front, ohne die komplexe Gemengelage einzubeziehen, aus der dieser Konflikt überhaupt erst entstanden ist. Dabei stellt sich die Frage, ob dies tatsächlich der Förderung des weltweiten Friedens dient. Ein weiteres Beispiel ist Ihr Beitrag zum 75. Geburtstag der Nato, der unserer Meinung nach eine klare Distanzierung zu Provokationen durch die Osterweiterung dieses transatlantischen Bündnisses vermissen lässt. Wir sind nicht der Meinung, dass diese militärische Expansion allseitig Freundschaft und guten Willen fördern wird.
Jürgen Schreiner und Jiri Snaidr
RC Dachau
Zum Titelthema 75 Jahre Grundgesetz, Heft 5/2024
Im Rahmen des komplexen Themas "75 Jahre Grundgesetz" wurde berechtigterweise auch der "vier Mütter" desselben gedacht, leider ohne Abdruck des kompletten Artikels. Den vieren ist es gelungen, zigtausend Frauen aller Schichten und Berufe zu motivieren, waschkörbeweise Protestschreiben an den Parlamentarischen Rat zu richten. Wenn auch der erste Präsident der Bundesrepublik Theodor Heuss später abwertend von einem "Quasi-Stürmle" sprach, so war sich Elisabeth Seibert seinerzeit sicher, dass "… kein Abgeordneter mehr gewagt (hätte), gegen diese Fülle von Protesten anzugehen und bei seinem Nein zu bleiben". Trotzdem danke für ein wieder einmal hochinformatives Magazin.
Peter Raendchen
RC Kamp-Lintfort / Grafschaft Moers
Zum Titelthema 75 Jahre Grundgesetz, Heft 5/2024
Als ich vor einigen Jahren dem örtlichen Rotary Club beitrat, war mir gar nicht bewusst, dass zu den Vorteilen der Mitgliedschaft auch das Rotary Magazin zählt. Umso mehr erwarte ich inzwischen jede neue Ausgabe mit großem Interesse. Als Politikwissenschaftler bin ich vor allem von der aktuellen Ausgabe zu "75 Jahren Grundgesetz" angetan, ebenso von den Ausgaben über die Kanzlerschaft Angela Merkels, Donald Trump oder die aktuellen Herausforderungen der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik. Aber auch die Hefte mit den Titelgeschichten, die mich auf den ersten Blick nicht zu interessieren schienen (wie "Büdchenzauber", "Mythos Meer" oder "Litauen"), haben sich als kurzweilig, lesenswert und kenntnisreich herausgestellt. Also: Herzlichen Dank für diese spannende Lektüre und weiter so!
Michael Kolkmann
RC Brandenburg an der Havel
Zum Artikel "Die Quadratur des Kreises, Heft 5/2024
Nicht nur die Plattenhüllen waren in den 70er Jahren interessant, vielmehr brachten die Inhalte ganz neue Musik von James Taylor, Carole King, Carly Simon, CSN etc. hervor. Es gab Session-musiker, die, wie etwa The Section, für Tausende Produktionen und auf der Bühne handgemachte Top-Qualität geliefert haben. Diese Musiker wie Leland Sklar (der langbärtige Bassist), Danny Kortchmar, Waddy Wachtel, Russ Kunkel und viele andere bilden noch heute die Supergroup The Immediate Family. Vielen Dank für den Artikel, aber das Hören der unsterblichen 70er ist halt doch noch viel schöner.
Peter Ahrens
RC Bad Kreuznach
Zum Titelthema "Rückkehr zum Kernauftrag", Heft 4/2024
Für mich ist das Rotary Magazin eine unverzichtbare Pflichtlektüre. Ich persönlich lese es mit großer Freude, und die thematischen Inhalte sind äußerst interessant für mich. Obwohl ich eigentlich zur jüngeren Generation gehöre, genieße ich es, das Magazin als gedruckte Version zu
lesen und hebe jedes Exemplar sorgfältig in meinem Bücherregal auf.
Besonders fasziniert bin ich immer wieder von den Titelbildern und Illustrationen, die das jeweilige Thema äußerst ansprechend präsentieren und einen hochwertigen Eindruck vermitteln.
Pierre Hinz
RC Nienburg-Neustadt
Zum Titelthema "Rückkehr zum Kernauftrag", Heft 4/2024
Die aktuelle Ausgabe von Rotary hat mich wirklich positiv beeindruckt. Vor 61 Jahren hatte ich mich nach dem Abitur aus genau den Gründen dafür entschieden, die Ausbildung zum Leutnant der Reserve zu absolvieren, die General von Sandrart in seinem eindrucksvollen Artikel für die Gegenwart wieder bestätigt hat. Hinzu kommen die klugen Texte der Herren Schröder und Seliger und die zu Recht kritische Auseinandersetzung mit der Neutralität Österreichs durch Herrn Mangott. Herzlichen Dank für dieses starke Rotary-Heft.
Christian Pfeiffer
RC Hannover-Luisenhof
Zum Titelthema "Rückkehr zum Kernauftrag", Heft 4/2024
Dulce et decorum est pro patria mori …
Süß und ehrenvoll ist es, für’s Vaterland zu sterben, so lautet der Titel des wohl bekanntesten Gedichts des britischen Dichters Wilfred Owen, das dieser Ende 1917 während des Ersten Weltkriegs verfasste. Es beschreibt einen Gasangriff und den dadurch verursachten qualvollen Tod eines unbekannten Soldaten. Veröffentlicht wurde das Werk erst postum 1920.
Ein kleiner Auszug aus einer Übersetzung des Gedichtes:
Zweifach gebeugt wie alte Bettler unter ihrem Sack,
X-beinig, hustend wie alte Weiber, fluchten wir uns durch Schlamm,
Bis wir den herumgeisternden Leuchtkugeln den Rücken zuwandten
Und unserer fernen Ruhe entgegentrotteten.
Gas! GAS! Schnell, Jungs! - eine ekstatische Fummelei,
Um die plumpen Helme rechtzeitig aufzusetzen.
Aber jemand schrie da noch und taumelte
Und zappelte wie ein von Feuer oder Ätzkalk Verbrannter.
Wenn auch du in erdrückenden Träumen liefest
Hinter dem Wagen, in den wir ihn warfen,
Und die verdrehten weißen Augen in seinem Gesicht sähest,
In seinem hängenden Gesicht, wie das eines Teufels, der der Sünde müde ist.
Wenn du hören könntest, wie bei jedem Stoß das Blut
Gurgelnd aus seinen schaumgefüllten Lungen läuft,
Ekelerregend wie der Krebs, bitter wie das Wiederkäuen
Von Auswurf, unheilbare Wunden auf unschuldigen Zungen,
Mein Freund, du erzähltest nicht mit so großer Lust
Kindern, die nach einem verzweifelten Ruhmesglanz dürsten,
Die alte Lüge:
Dulce et decorum est Pro patria mori.
Soviel zur Süße.
Wie sieht es mit der Ehre aus, diese haben wir heute nicht mehr vor Augen. Ehre, was ist das überhaupt, ein Begriff aus längst vergessener Zeit? Wir denken an Orden, was kann der zu Tode gekommene Soldat damit noch anfangen, wie wird die ihm zugedachte Ehre noch erkennbar? Was hat der Soldat davon, wenn bei seiner Beerdigung ein samtbespanntes Kissen mit den Orden zum Grab getragen wird? Was haben die Familienangehörigen von dieser Form der Ehre?
Eine tragfähige Antwort darauf gibt es nicht.
Fährt man übers Land und durch die Dörfer, dann findet man in der Ortsmitte nicht selten, auch noch heute Ehrenmale, "Unseren Gefallenen des I. Weltkrieges". Kaum ein Dorf kam ohne symbolisches Grab für die "Im Feld Gebliebenen" aus. Auch nach dem II. Weltkrieg wurden solche Ehrenmale errichtet.
Wer denkt bei dem Blick auf ein Ehrenmal schon an die zu Ehrenden, die Toten, wer hat Bilder von Toten vor Augen. Achtlos geht der Mensch daran vorbei. Hat das Ehrenmal einen Sockel, dann sieht man nicht selten Personen darauf sitzen, ein Bierchen links, eine Zigarette rechts in der Hand. Heutzutage vielleicht auch noch mit einem Handy am Ohr.
Das nennen wir Ehre?
Geehrt werden die Toten heute nicht mehr, sie sind längst vergessen. Und nicht nur die, auch das Grauen eines Krieges ist nicht mehr in unseren Köpfen. Obwohl es tagtäglich über den Bildschirm flimmert oder in den Zeitungen und Magazinen darüber berichtet wird.
Wir schauen nicht hin, wir lesen die Reportagen nicht, "das ist mir zu grausam", heißt es. Aber sich die Münder darüber zerreißen, ob man nicht einer Kriegspartei mehr Waffen oder noch mehr Waffen liefern sollte.
Wir haben trotz der alltäglichen, unsere friedvollen Gefühle deutlich ignorierenden Bilder aus den Kriegsgebieten, vergessen, wir wollen es nicht mehr wissen.
Wir lenken uns ab. Mit irgendwelchen mehr oder weniger stumpfen Talkshows, mit Musiksendungen, mit lustigen Filmen, mit Tralabum und Tralafididi, warum werden eigentlich keine Filme mit Charlie Chaplin mehr gezeigt?
Glauben wir bitte nicht, wir lebten heute in anderen Zeiten. Nein, die Ignoranz gegenüber dem Schrecklichen des Krieges bei gleichzeitiger Heroisierung gab es schon immer. Viel weiter sind wir trotz angeblichen Fortschritts auch nicht. Viel gehört, viel gesehen, jahrelang Schulbänke gedrückt und, und, und … nichts dazugelernt, und das trotz Rotary?
Nein, nicht ganz, wir gründen Peace-Center, wir sind zum Frieden verpflichtet. Doch was nützt es, wenn die Machthaber dieser Welt nicht auf uns hören.
Hans-Eckhard Tribess
RC Berlin-Global eClub
Zur Kolumne von Peter Peter, Heft 4/2024
Moin und vielen Dank für ein neues interessantes Rotary Magazin mit einem äußerst ansprechenden Layout! Die Themenvielfalt macht's!
Vielen Dank an Peter Peter für den Artikel über die kulinarischen Wurzeln des ‚Hamburgers‘– heute wird es bei mir "Rundstück warm" geben, selbstgemacht, da die Oberhafenkantine am Wochenende geschlossen ist.
Zumindest hat im Fall des ‚Hamburgers‘ der Name überlebt und weist auf seine Herkunft hin; wäre es ein ‚Hamburg/USA‘ gewesen, hätten sich die Amerikaner gewiss weltweit das Namensrecht und damit massive Lizenzeinnahmen gesichert – nun wird jedoch die Hamburger-Rezept-DNA vielfach variiert hemmungslos ausgebeutet und es bleibt zu hoffen, dass die Namensrechte und das Rezept für den Original-Hamburger (Rundstück warm) nicht in falsche Hände gelangen sondern vielmehr zum Kulturerbe der Menschheit erhoben werden.
Die Geschichte zeigt hier deutlich, dass erst die Vermarktung den (wirtschaftlichen) Erfolg garantiert und nicht allein die Idee- wer käme heute auf den Gedanken, dass Produktideen wie Ketchup (Heinz), Jeans (Levis), Rollerblades (Nürnberg) und auch das universelle mp3-Format (Fraunhofer) deutschen Köpfen entsprangen?
Ich freue mich auf die nächsten kulinarischen Berichte im RM, vielleicht über die -ursprünglich wienerischen- französischen Croissants mit ihrem Hamburger Nachkommen, dem Franzbrötchen, oder über die -ursprünglich französischen- Wiener Schnitzel.
Sven-Olof Carlsson
Rotary Club Hamburg Maritime Motion
Zur Bröckedde-Kolumne "Die Bardolino-Affäre", Heft 4/2024
Heute, am 3. April, nehme ich das Rotary Magazin in die Hand, schlage - wie immer vorfreudig - die letzte Seite auf. Und traue meinen Augen nicht.
Bin ich doch gewohnt, mich seit "Jahrenden" zu erfreuen an dieser wunderbar arglosen, liebenswürdigen Scheinheiligkeit der rotarischen Damen und Herren im Herzen Deutschlands, mit der sie und er monatlich ihr zweifellos hehres Ansinnen im "Selfie above Service" festzuhalten vermögen, so möchte ich mit dieser groben Bestandsaufnahme von Ärgernissen doch an einen leicht verspäteten Aprilscherz glauben.
Nicht weil der rotarische Wein ausgegangen ist, sondern weil das vertraut Literarische fehlt: das Ungesagte, dieser Kitzel zwischen den Zeilen, der den Bröckedde -Club so einmalig macht und unsere rotarische Phantasie Blüten treiben lässt.
Bitte lassen Sie den Chauffeur künftig chauffieren – das macht er doch prima.
Sabine Schwachula
RC E-Club Köln
Zur Bröckedde-Kolumne "Die Bardolino-Affäre", Heft 4/2024
Bröckedde und der schreibende Chauffeur, diese Mesalliance möchte ich nicht unkommentiert lassen.
Im Rotary Magazin lese ich stets als erstes die letzte Seite. Und wie oft danke ich dabei: Das könnte bei uns im Club gewesen sein. Auch in diesem Sinne hat mich die Glosse in der April-Ausgabe thematisch sehr angesprochen.
Allein, der Glosse fehlt ganz und gar die Hoffmann’sche Eleganz. Freund Hoffmann führt das Florett, der Chauffeur nahm den Säbel. Bröckedde wurde zum erfolgreichen und geliebten Dauerbrenner, weil Hoffmann die Pointen sehr fein setzt. Selbst der getroffene Hund bellt dann nicht. Er schmunzelt.
Wenn Alexander Hoffmann dereinst an einem möglichst fernen Tag nicht mehr aus Bröckedde berichtet, mögen sich die Verantwortlichen gern etwas Neues ausdenken. Eine Fortsetzung mit einem anderen Autor dürfte auf dem bisherigen Niveau nicht gelingen.
Elegantes Chauffieren kann man lernen. Bröckedde hingegen braucht das Original. Schließlich ist Präsident Pröpke auch nicht ersetzbar.
Joachim Otting
RC Wesel-Dinslaken
Zum Leserbrief von Alfred Meyerhuber, Heft 3/2024
Es ist mir – offensichtlich – ein Anliegen auf den Leserbrief "Interessante Leseabende" von Alfred Meyerhuber mit meiner vollen Unterstützung zu reagieren. Mir erging es ebenso.
Helmut Bock
RC Rattenberg
Zum Titelthema "Die neue Weltordnung", Heft 3/2024
Schade, dass das Rotary Magazin Wolfgang Seybold zwei Seiten Eigenwerbung für seine Kissinger-Biografie einräumte, zumal eine dürftige Werbung. Es schmälert weder den Respekt vor der Persönlichkeit Kissingers noch seine großen Verdienste in Politik und Diplomatie, wenn man sein Wirken ausgewogen darstellt und bei den Fakten bleibt. So stutzt der Leser, Kissinger sei es 1973 gelungen, "zwischen den zerstrittenen Nationen Israel, Syrien, Libanon und Ägypten Frieden zu stiften". Syrien und Libanon blieben der Genfer Nahostkonferenz fern. Einen Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten vermittelte Jahre später der demokratische Präsident Jimmy Carter, die Feindschaft zwischen Israel und Syrien bzw. mit dem Libanon könnte heute kaum größer sein als damals.
Auch Seybolds Darstellung eines "Friedensabschlusses" 1973 mit Vietnam ist eine reichlich übertriebene Beschreibung dafür, dass die USA nach einem gesichtswahrenden Abzug aus diesem Desaster suchten. Die kriegerischen Handlungen gingen noch bis zur Einnahme Saigons zwei Jahre weiter. Angesichts der furchtbaren Langfristschäden an Mensch und Natur durch Agent Orange wird sogar vom "ewigen Krieg" gesprochen. Henry Kissinger nahm den vielfach kritisierten Friedensnobelpreis an, Le Duc Tho lehnte ihn ab.
Gänzlich unverständlich bleibt, dass der Beitrag von Wolfgang Seybold unter dem Titelthema zu Donald Trump platziert wurde. In einem seiner späten Interviews betonte Kissinger, dass es ihm bei seinem Wirken um Versöhnung gegangen sei. Vergeblich erwartete man von ihm als Republikaner mäßigende Worte an seine eigene Partei und zu den vergiftenden Allüren von Donald Trump. Auch dazu findet sich keine Anmerkung des Biographen Seybold.
Ulrich Guntram
RC Bonn Süd – Bad Godesberg
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Anlässlich der Amtseinführung von Donald Trump im Jahr 2017 gaben Penguin Classics und der Aufbau-Verlag Berlin Neuauflagen des satirischen Romans "It couldn‘t happen here" (1935) beziehungsweise "Das ist bei uns nicht möglich" von Sinclair Lewis heraus. Rechtzeitig zum Showdown am 5. November 2024, also zur anstehenden US-Präsidentschaftswahl, beleuchtet Bernd Greiner in einem bemerkenswerten Beitrag im März-Heft die faschistoide Dystopie, die der Nobelpreisträger Sinclair Lewis hier breit entfaltet. Es sei ein kleiner süffisanter, dennoch notwendiger Nachklapp erlaubt, da der Verfasser nicht die ganze Wahrheit sagt und anzügliche rotarische Reminiszenzen freundlicherweise übergeht: Sinclair Lewis gehörte in den 20er und 30er Jahren mit zu den schärfsten und renommiertesten Kritikern von Rotary. Sein sozialkritischer Bestsellerroman "Babbitt" (1920), in dem ein übler kleinkarierter Businessman die schulterklopfende Anerkennung seiner rotarischen Freunde sucht, führte in Briefen und Rezensionen zu heftigen Protesten der rotarischen Community. Der Roman "It couldn‘t happen here", in der es um die Errichtung einer Diktatur in den USA geht, beginnt mit dem jährlichen "Ladies‘ Night Dinner" des Rotary Clubs in der fiktiven Kleinstadt Fort Beulah. Die Diskussion, die der Autor hier im 1. Kapitel über das Thema Krieg und Frieden ausbreitet, ist geradezu skurril und grotesk. In Kapitel 10 kommentiert der Protagonist des Romans, der Journalist Doremus Jessup, die Wahlkampfmethoden der Faschisten mit dem Satz: "This is revolution in terms of Rotary", also Revolution auf Rotary-Art. Als die brutalen Diktatoren die Macht in Washington übernommen haben, überarbeiten sie ihr Logo, es soll nun ein Steuerrad mit sechs Speichen sein: "It symbolized, he pointed out, not only the Ship of State but also the wheels of American industry, the wheels and the steering wheel of motorcars, … and, particularly, the wheel emblem of the Rotary Club.” Dies ist doch recht böse. Der Autor verortet in seinem Bestseller die Rotarier also nicht im Kreise der aufrechten Demokraten, sondern im politischen Sumpf. Es war sein letzter großer Erfolg, wahrlich keine große Literatur, aber erschreckend visionär. Natürlich nicht auf Rotary bezogen.
Hans Härtl
RC Holzkirchen
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
In den ersten Magazin-Jahren habe ich in unserem Club wiederholt angeregt, die wenig gelungenen Veröffentlichungen abzubestellen, die Annahme zu verweigern oder direkt den Papiercontainer zu befüllen. Ging nicht, wir mussten abnehmen.Seit etlichen Jahren freue ich mich ehrlich, wenn unser Magazin mit der Post gekommen ist, auf einen interessanten und guten Leseabend. Danke dafür.
Alfred Meyerhuber
RC Dinkelsbühl-Feuchtwangen
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Eine starke Analyse möglicher Auswirkungen der kommenden US-Wahlen. Ja, Donald Trump ist ein politisches und charakterliches Pulverfass. Und trotzdem gibt es für den Fall seines Wahlsiegs gute Gründe für mehr Optimismus, als es Ihre Berichterstattung suggeriert. Warum? Erstens: gewinnt Herr Biden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Weißes Haus, Senat und Repräsentantenhaus allesamt von einer nach links rückenden demokratischen Mehrheit kontrolliert werden. Die Folge wäre eine noch tiefere politische Spaltung und Selbstbeschädigung der USA, nicht zu unserem Vorteil. Zweitens: Eine zweite Präsidentschaft Trump würde gerade uns Deutschen nochmals die Chance "aufzwingen", unseren Frieden in Recht und Freiheit selbst angemessen zu schützen. Der Ukraine Taurus-Systeme und versprochene Munition vorzuenthalten aus Furcht vor russischen Bedenken, wird in den USA keinen maßgeblichen Politiker mehr beeindrucken. Drittens: Frau Merkel hat seinerzeit keinen persönlichen Zugang zu Herrn Trump gesucht oder gefunden. Das hat geschadet. Es ist im deutschen Interesse, Bundeskanzler(innen) zu haben, die jedwedem US-Präsidenten offen und auf Augenhöhe begegnen können und wollen. Die Chance dazu besteht künftig.
Hans Obermeier
RC Bad Homburg von der Höhe
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Glückwunsch zu Ihrer hervorragenden Zusammenstellung, über das, was uns - in aller Wahrscheinlichkeit - droht: "Die neue Weltunordnung. Szenarien einer zweiten Amtszeit Trumps".
Als Variante zu der zum Dauerthema gewordenen "Weltunordnung" habe ich am 7. September 2022 - sozusagen in Vorwegnahme der dritten Amtszeit des derzeitigen russischen Staatspräsidenten - vor dem RC Paris Tour Eiffel, dem französischen Partnerclub des RC Berlin-Kurfürstendamm, einen Vortrag gehalten zum Thema
"Le nouveau désordre mondial de Vladimir Poutine. Bilan intermédiaire à la veille de ses 70 ans". Das Eine lässt so wenig Gutes erwarten wie das Andere. Fortsetzung folgt ...
Klaus-Heinrich Standke
RC Berlin-Kurfürstendamm
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Danke für das starke Heft zur drohenden zweiten Amtszeit Donald Trumps. Wie Sie hier die verschiedenen Facetten des Phänomens Trump ausleuchten, würde jedem politischen Magazin zur Ehre gereichen. Dass Trump nicht im Reservoir der Abgehängten fischt, sondern bei denen, die Sorge haben, etwas zu verlieren, ist eine Erkenntnis, die auch hilft, das Wachstum der AfD zu erklären.
Michael Wöhler
RC Homburg-Zweibrücken
Zum Titelthema "Die neue Weltunordnung", Heft 3/2024
Mit großem Interesse habe ich Ihre wirklich eindrücklichen Analysen zum Thema Donald Trump im März-Heft gelesen, würdig einer großen Tageszeitung. Wo man doch dachte, man habe das Thema bereits intellektuell und emotional erschöpft für sich, sind die differenzierte Darstellung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Implikationen, die Trumps mögliche Wiederwahl für uns Europäer haben könnte, höchst interessant gewesen. Ich danke Ihnen dafür.
Silke Zimmermann
RC Krefeld-Greiffenhorst
Zum Standpunkt "Rotary in der Zeitenwende", Heft 3/2024
Es gehört gelegentlich eine gehörige Portion Mut dazu, sich gegen einen, zumal gefühlt seit Jahrzehnten verlautbarten Mainstream zu stemmen. Freund Armin Staigis hat solchen Mut in seinem im aktuellen Rotary-Magazin veröffentlichten Standpunkt bewiesen. Nicht minder der Mut der Redaktion des Magazins, sich des "glühenden" Eisens der "vermeintlich unpolitischen" rotarischen Gemeinschaft anzunehmen. Paul Harris, dessen bin ich mir sicher, würde sich über den bewiesenen Mut und die damit hoffentlich endgültig erreichte Klarheit zur banalen Frage des aufgeklärten Menschen als politisches Wesen freuen.
Man darf auf die Diskussion des Beitrages von Freund Armin Staigis gespannt sein.
Hans-Eckhard Tribess
RC Berlin-Global
Zum Standpunkt "Rotary in der Zeitenwende", Heft 3/2024
Es ist richtig, dort zu lesen, dass "…. unsere Gemeinwesen…weltweit, auch hier bei uns, von zunehmender Polarisierung und Radikalisierung gekennzeichnet…. sind".
Auch in dem Beitrag: "Ist es fair?" (ebenso im Rotary Magazin März 2024. S. 11) steht zu lesen: "Seither gehört das "Nie wieder" zu unserer DNA. Mit der Folge, dass einige Clubs zu den Mitinitiatoren der ersten Demonstrationen "Nie wieder ist jetzt" zählten, um gegen Diskriminierung, Rassismus und Intoleranz zu demonstrieren".
Und weiter steht im Beitrag "Denken wie ein Rotary Peace Fellow" ( gleiche Ausgabe S.13), dass das Racial Equity Project herausfinden soll,"…wie die acht Grundlagen des positiven Friedens, dazu beitragen können, Rassismus zu bekämpfen…" Den Kontext zu diesen kurzen Zitaten möge jeder noch einmal in Ruhe nachlesen.
Schon auf dem Jahreskongress (Convention) in Havanna wurde 1940 von Rotary folgende Resolution verabschiedet:
"Wo Freiheit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Vertragstreue und Achtung vor den Menschenrechten missachtet werden, kann Rotary nicht leben und können seine Ideale nicht wirksam werden" (Rotary Wissen, 15. Auflage, Nov. 2013, S.7)
Die Frage ist, wie bringt Rotary diese Haltung gegen Radikalisierung, Rassismus, Diskriminierung und Missachtung der Menschenrechte konkret zum Ausdruck? Indem es dieses Unrecht nur allgemein bedauert , oder auch die beim Namen nennt, die es begehen?
Ich finde, dass Rotary als Ganzes und jeder einzelne Rotarier, die Übeltäter durchaus benennen sollte. Als drängendes Beispiel nenne ich die AFD, hier besonders die Teile und Personen, die laut den Verfassungsgerichten als gesichert rechtsextrem gelten können. Die konkurrierenden Parteien tun es tagtäglich. Mittlerweile haben sich auch die großen Kirchen, die Arbeitgeber und die Gewerkschaften gegen die AfD positioniert.
Toleranz gegenüber demokratischen Parteien ist für Rotarier oberstes Gebot. Aber muss das für Rotary und Rotarier so lange gelten, bis die AfD rechtskräftig verboten ist?
Auch darüber gilt es nachzudenken. Denn wie Freund Armin Staiges richtig sagt: " Beschweigen und relativieren hilft niemandem, wenn man global wirkmächtig bleiben will."
Bernd Weiglein
RC Bad Salzuflen
Zum Standpunkt "Rotary in der Zeitenwende", Heft 3/2024
Völlig klar, dass ich jedes Wort des Beitrags "Rotary in der Zeitenwende" unterstreiche. Armin Staigis spricht mir voll aus der Seele. Schon als Governor habe ich das Jahresthema "Frieden" vertreten und jedem Club im Distrikt 1880 erzählt, dass wir durch und durch politisch sein sollten.
Einschränkung: Wir dürfen nicht parteipolitisch und nicht undemokratisch sein. Ich habe mich explizit dafür ausgesprochen, AfD-Funktionäre von Rotary-Clubs fernzuhalten. Ihre Ideologie sei mit unseren Werten nicht konform. Darauf bekam ich mehrere keineswegs anonyme Briefe, deren Absender rieten mir, mein Amt als Governor sofort aufzugeben. Ich sei eine Schande für Rotary. Das sahen die Freundinnen und Freunde westlich der alten Zonengrenze völlig umgekehrt. Ich plädiere dafür, ein Belegexemplar des neuen Buches über Rotary im Nationalsozialismus an jeden Club zu schicken. Es könnte helfen, die Begriffe rotarische Werte, Demokratie und Zeitenwende objektiver einzuordnen.
Wilhelm Dietl
RC Cham/Bayern
Zum Forum-Artikel "Von den Wundern der Welt", Heft 2/2024
Ein schöner Artikel, Volker Mehnert hat den Komplex Marco Polo gelungen umschrieben und auch die Kontroverse gut und verständlich zusammengefasst, vielen Dank dafür!
Das Bild zu dem Artikel hätten Sie aber ebenfalls thematisieren können: Ich weiß nicht, wo Sie die Illustration gefunden haben, sie dürfte aus dem später 19., aber vermutlich noch eher aus dem frühen 20. Jahrhundert stammen. Und nein, sie zeigt nicht Kublai Khan und Marco Polo, sondern eine Fantasie über die beiden historischen Personen in dem Kolorit der Zeit. Das ist eine Mischung aus Chinoiserie (siehe Pavillon im Hintergrund) und Historismus. Die Kleidung der "Chinesen" auf dem Bild weist eindeutig auf die Qing-Dynastie, von Brustschild und Kette des angeblichen Kaisers, über die Pfauenfeder des Mannes rechts vom Thron bis zum Hut des Soldaten links von Marco Polo.
Dies nur als Ergänzung, das Heft war prima!
Cord Eberspächer
RC Düsseldorf-Karlstadt
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Der Wolf ist zweifellos ein schönes und intelligentes Tier. Auch unser heimischer Fuchs ist ein schönes und schlaues Tier. Trotzdem wird er intensiv bejagt, um zum Beispiel Bodenbrütern wie Auerhuhn und Feldlerche eine Überlebenschance zu geben. Rehe und Hirsche sind liebenswerte Tiere und werden intensiv bejagt, um zum Beispiel den notwendigen Waldumbau nicht zu behindern. Der Jagdpächter hat für Schäden an landwirtschaftlichen Grundstücken durch Wildschweine aufzukommen und sie zu ersetzen, obwohl er die Populationssteigerung etwa durch verstärkten Maisanbau nicht verhindern kann. Warum gilt dann für den Wolf eine Ausnahme? Weil bisher der Steuerzahler die entstandenen Schäden ausgleicht und nicht diejenigen, die sich einer vernünftigen Bestandsregulierung widersetzen.
Deswegen schlage ich vor, dass diejenigen Parteien und Verbände, die dies verhindern, aus ihrem eigenen Säckel die Millionenkosten ersetzen, die bisher entstanden sind und wohl auch weiter entstehen werden. Ich frage mich auch, woher die Hirtenhunde kommen sollen, die diese Schäden zumindest in Teilen verhindern können, wenn die Population des Wolfes unter dem derzeitigen Schutz weiter steigen wird.
Rolf Keller
RC Ehingen-Alb-Donau
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Um es vorweg zu nehmen: Mich fasziniert der Sozialverhalten von Wölfen innerhalb eines Rudels. Auf der anderen Seite bin ich Schafbauer am Rand eines Waldes und habe das eine oder andere Lamm mit der Flasche aufgezogen und hätte ein großes Problem, wenn meine "Kinder" vom Wolf gerissen würden. Als pensionierter Tierarzt habe ich mich auch als Vermittler zwischen Mensch und Nutztier gesehen.
Drei plakative Merksätze möchte ich jeweils an den Anfang meiner Anmerkungen stellen:
Der Wolf ist ein "fauler Hund".
Er versucht möglichst ohne Verletzungsrisiko, ohne Energieaufwand Beute zu jagen. Es ist ihm ein Leichtes, Elektrozäune, gleich welcher Höhe, zu überspringen, trotzdem versucht er diese in erster Linie zu untergraben. Es gelingt ihm manchmal, durch Scheinangriffe Herdenschutzhunde wegzulocken, damit das restliche Rudel über die Schafe herfallen kann. Aber das ist eine Sache der unterschiedlichen Rasse von Hunden und vor allem eines entsprechenden Trainings mit Abschlussprüfung bei dem auch das Verhalten gegenüber Wanderern erlernt wird. Nur dann wird in manchen Ländern eine entsprechende finanzielle Zuwendung gewährt.
Der größte Feind des Wolfs ist der Wolf.
Rund 60 % der getöteten Jungwölfe werden durch eigene Artgenossen bei der Suche nach einem eigenen Revier bzw bei der Suche nach einer Partnerin getötet. Der Rest kommt aufgrund von Krankheit, Verkehrsunfällen oder illegalen Abschüssen um. Insgesamt überleben nur 10 bis 20 % der Jungwölfe.
Nur ein toter Wolf ist ein guter Wolf.
Darunter verstehe ich, sogenannte Problemwölfe, die die Scheu vor Menschen verloren haben, oder ein Massaker an Nutztieren angerichtet haben. Diese Wölfe bringen die Stimmung innerhalb der Bevölkerung zum Kippen. Man schätzt, dass rund ein Drittel der Scheu vorm Menschen angeboren ist, ein Drittel durch das Beispiel der Leitwölfin erlernt wurde und ein Drittel durch eigene Erfahrung angeeignet wurde. So hat sich zum Beispiel ein besendeter slowenischer Wolf neun Monate in Österreich aufgehalten, ohne dass ihn je ein Jäger zu Gesicht bekam. Wenn nun fälschlicherweise die Leitwölfin getötet wird, geht ein Drittel ihres Erfahrungsschatzes verloren.
Trotzdem: einen vollständigen Schutz gegen diese Beutegreifer wird es nie geben, genausowenig die naive Vorstellung von einem wolfsfreien Gebiet. Im 19. Jahrhundert wurde der Wolf durch Gift und Schlageisen dezimiert, bis es letztendlich damals zum finalen Abschuss des letzten Wolfs kam. Dennoch kommt der Wolf immer wieder zurück, denn mit einer Tagesleistung von bis 70 km und der Fähigkeit große Flüsse zu überqueren wird er immer wieder Auftauchen. Angesiedelt wurde der Wolf nie, wie manche behaupten.
Schlussfolgerung:
- In alpinen Gegenden wäre ein halbwegs sicherer Herdenschutz nur mit ausgebildeten Herdenschutzhunden und mit Hirten (an denen es leider mangelt) möglich – so wie es in Südosteuropa gehandhabt wird.
- Trotz allem für und wider, die Schutzbestimmungen für den Wolf müssten gelockert werden, aber das betrifft nicht nur den Wolf, sondern auch andere geschützte Tiere wie Krähen, die so manchen Junghasen lebendig zerhacken, Kormorane, die Nebenflüsse von großen Flüssen leer fischen oder Fischotter, die Fischteiche im Waldviertel leeren. Selbst der Biber verursacht in manchen Gegenden große Umweltzerstörung.
Peter Horvat
RC Ried i. I.
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Fast übereinstimmend zeigen Befürworter und Gegner des Wolfes in unserem Land im Grunde Sympathie für dieses kluge, anpassungsfähige und in mancher Hinsicht bewundernswerte Raubtier. Man würde ihm in unserem Land gerne – in verminderter Zahl – eine Heimstatt einräumen, aber das ist wie so vieles hierzulande gleich
mit Ideologie befrachtet und verhindert so leicht eine sachgerechte Diskussion.
Ein oft und geradezu begeistert vorgebrachtes Argument für den Wolf ist die angeblich durch sein Auftauchen vermehrte Artenvielfalt. Man fahre einmal an einem schönen Frühlingstag mit dem Fahrrad durch das ländlich geprägte Münsterland. Man fährt heute durch einen Hohlweg von mannshohem Mais, dessen Felder sich bis an den Horizont ausdehnen. Dazwischen gelegentlich kurz geschorene Grünflächen, die, immer wieder gedüngt und gemäht, kaum als Wiesen zu bezeichnen sind.Dort trillert keine Lerche mehr in der Luft, es flattert keine Goldammer oder Bachstelze über den Weg, gar von Rebhühnern ganz zu schweigen. Über den Maisfeldern kreist kein Bussard mehr. Auf den Grünflächen flattert kein Schmetterling, dort zirpt keine Grille, hüpft keine Heuschrecke, summt kein Käfer. Dort wächst ja auch keine Blume mehr.
Fährt man dort durch´s Land mit dem Auto, klebt eben kaum mehr ein Insekt an der Scheibe – so finden auch die Vögel keine Nahrung mehr. Der Kuckuck im Wald findet keine Nester mehr, in die er sein Ei legen könnte. So ist auch er verstummt.
Aber dafür haben wir – neben massenhaft Wildschweinen – nun den Wolf. Wildschweine sind wehrhaft und nicht ungefährlich – also ernährt sich der Wolf lieber von Schafen, Kälbern und auch großen Kühen, weil das einfacher und müheloser für ihn ist. Dem Bauern wird der Schaden durch Subventionen, die der Steuerzahler aufbringt, ersetzt. Aber ist das wirklich "Artenvielfalt", und soll man sich darüber freuen?
Peter Kober
RC Gevelsberg
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Der Wolf, in Deutschland schon fast eine heilige Kuh, ist ein typisches Beispiel unserer Überflussgesellschaft. Warum haben ihn unsere Vorfahren eigentlich ausgerottet? Weil er die Existenz der Menschen
bedroht hat, indem er ihre Nahrungsgrundlage zerstört hat. Aber wir sind heute viel klüger. Wir diskutieren über 1,20 Meter hohe Elektroschutzzäune, obwohl der Wolf auch 1,80 Meter hohe Zäune überwindet. Wie soll man in Regionen, in denen man mit Schafen Täler freihält oder Deiche beweidet, diese Zäune ständig umsetzen? Dazu schränkt man den Raum für das Wild ein und erleichtert dem Wolf die Jagd. Egal, wir bekommen Wildfleisch – vermutlich klimaneutral – mit Kühlschiffen aus Argentinien oder Neuseeland.
Übrigens haben Wölfe längst gelernt, dass Schüsse auf der Jagd nicht ihnen gelten, sondern Beute bringen. Mit Hunden wird man nicht mehr jagen können, weil der Wolf auch Hunde greift. Ein Wolfsrüde hat deutlich mehr als 40 Kilogramm. Und weil er meist im Rudel jagt, ist er jedem Jagdhund überlegen. Für die Herden werden Herdenschutzhunde gefordert, die, weil sie bellen, nach Gerichtsentscheiden nachts eingesperrt werden müssen!
Eigentlich wissen alle, dass im dicht besiedelten Deutschland mit der höchsten Wolfsdichte in Europa Wölfe reduziert werden müssen. Aber ein Schütze, der mit Genehmigung einen Wolf geschossen hat, wird terrorisiert. Alles bekannt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis ein Mensch angefallen wird. Dann kommt der große Aufschrei.
Bertram von Nesselrode
RC Grevenbroich
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Mit großem Interesse habe ich Ihre Berichte zum Thema "Wolf" gelesen. Mein Wohnort Lüdenscheid ist seit kurzer Zeit zum Wolfsgebiet erklärt worden. Damit besteht für Landwirte und Tierzüchter die Möglichkeit, Finanzhilfen für die Errichtung von Herdenschutzmaßnahmen zu bekommen. Allerdings halte ich diese Maßnahmen für Augenwischerei. Die Betroffenen bekommen zwar das Geld für die Zäune, eine Erstattung der Arbeitsleistung gibt es aber nicht. Die Zäune sind nur 1,20 Meter hoch. Wie Sie selbst schreiben, kann der Wolf da einfach drüberspringen. Unsere Topografie mit Bächen, Wäldern und Wiesen, Bergen und Tälern lässt es kaum zu, einen sinnvollen Schutz zu errichten. Meines Erachtens ist es völlig absurd, dass wir zwar von Tierzüchtern erwarten, dass die Weidetiere wieder naturnah im Freien leben, um sie dann wieder einzuzäunen.
Der Wolf ist ein gefährliches Raubtier. In unberührten Weiten ist eine Besiedlung sicherlich sinnvoll. Aber hier bei uns in dicht besiedelten Gegenden macht das keinen Sinn. Die Kosten, die wir für den Wolf aufbringen (Wolfsberater, Zäune, DNA Prüfungen, Kostenerstattungen) gehen in die Millionen. Dieses Geld ist in Zeiten knapper Haushalte sicher besser aufgehoben. Der Wolf muss bejagt werden und die Population deutlich reduziert. Im Übrigen finden sich mittlerweile immer weniger Schafszüchter in Niedersachsen, da die Kosten untragbar sind. Dadurch leidet auch die Deichsicherheit. Die Autoren, die in Ihrer Zeitschrift eine Ode an den Wolf singen, scheinen selbst eine seltsame romantische Affinität zu hegen. Ich weiß nicht, wie eine "Tierpsychologin" arbeitet. Aber ich stelle es mir nicht schön vor, wenn Schafen das Gedärm herausgerissen wird und diese stundenlang elend verenden. Aber bei diesen Hobby-Tierfreunden scheint es eben Tiere erster und zweiter Klasse zu geben.
Ralf Schwarzkopf
RC Lüdenscheid
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Die Karte mit den Wolfsvorkommen (Rotary Magazin 1/24, S. 39) taugt nichts. Denn es wird nicht aufgeschlüsselt, wie viele Wölfe ein Rudel enthält. Die offiziellen Stellen halten sich hier bedeckt, um den Anschein einer niedrigen Wolfspopulation vorzutäuschen. Dem Thema gerechter gewesen wäre es zudem, wenn nicht nur zwei wolfsfreundliche jagende Journalisten (Fuhr & Hespeler) zu Wort gekommen wären, sondern auch der Deutsche Jagdverband (DJV).
Rolf Roosen
RC Koblenz
Zum Titelthema "Wolfsland", Heft 1/2024
Deutschland braucht Zuwanderung. Das hatte sich offenbar schon vor geraumer Zeit auch unter Wölfen herumgesprochen. Also kamen sie hoffnungsvoll über unsere Grenzen. Nun ergeht es ihnen nicht besser als anderen Migranten, die feststellen mussten, dass so eine Willkommenskultur nach einer Weile zu bröckeln beginnt, besonders, wenn viele meinen, dass diese überhandnähmen.
Wenn dann noch unerwünschte Ereignisse auftreten, wie das Fressen von Nutztieren und das Herumlungern in der Nähe menschlicher Behausungen, ist es schnell vorbei mit der Toleranz. Dabei wusste nun wirklich jeder, der nur das geringste von biologischen Wachstumskurven versteht, wie sich das mit der Zahl der Wölfe so entwickeln würde. Schließlich haben diese außer Autofahrern bei uns keine natürlichen Feinde. Und je besser die Schäfer ihre Tiere schützen, desto mehr erhöhen sie den Selektionsdruck zu immer schlaueren Wölfen. Auch ist nicht jeder, der ein paar Schafe oder ein Pony hat professioneller Tierhalter, der Herdenschutz sinnvoll betreiben kann.
Und irgendwann werden Wölfe auch ohne den Tipp von Reineke Fuchs herausfinden, dass es in der Nähe menschlicher Behausungen reichlich zu Fressen gibt, seien es Abfälle, Haustiere oder deren Bewohner selbst. Der Mensch gehöre nicht in das Beuteschema des Wolfs, so hört man. Das kann der Wolf ganz schnell ändern. Wir sollen bloß nicht weglaufen, sondern uns groß machen, wenn er auftaucht, das würde ihn erschrecken. Nur braucht das mit dem Großwerden bei Kindern bekanntlich so seine Zeit.
Aber müssen wir deshalb gleich zur Flinte greifen? Wir sollten vielmehr überlegen, wie wir straffällig gewordene Wölfe einfangen und sie in sichere Herkunftsländer abschieben können. Um der Debatte die Schärfe zu nehmen könnte unser Bundespräsident vielleicht einen Satz sagen, wie: "Der Wolf gehört zum deutschen Wald".
Rainer Götz
RC Moers
Zum Forum-Beitrag "Ist die Documenta noch zu retten?", Heft 1/2024
In mancherlei Hinsicht kann Olaf Zimmermann zugestimmt werden: Die Documenta solle als Stiftung bürgerlichen Rechts organisiert werden, die Kunstfreiheit solle unangetastet bleiben, der Staat solle so wenig Einfluss wie möglich nehmen. Das ist durchweg überzeugend.
Zimmermann beklagt die Öffnung der "d15" für Künstlerkollektive, deren Werke für den Kunstmarkt ungeeignet seien. Dabei verkennt er – der selbst Teil des Kunstbetriebes ist, den er als "eingeübte Verwertungskette
bildender Kunst" bezeichnet – den besonderen Charme der Documenten, die von Anfang an und von wenigen Ausnahmen abgesehen bis heute nur eine Autorität kennen: den interessierten, neugierigen, aufgeschlossenen,
international orientierten und das Privileg der Freiheit genießenden Besucher.
Niemand, kein Politiker, kein Kunsthistoriker, kein Kunstmarkt und keine Kirche oder andere Institution darf ihm Leitplanken seiner Wahrnehmung und seines Urteils vorgeben. In dieser geradezu phantastischen Umgebung der Freiheit konnten die Besucher bis dahin unvorstellbaren Zumutungen ausgesetzt sein; sie haben es – freilich zuweilen laut klagend und nach der Justiz rufend – akzeptiert und sind zur nächsten Documenta in noch größerer Zahl gereist. Immer wieder wurden Grenzen überschritten, Tabus verletzt und heilige vertrieben. Von solch toleranter Neugierde geprägt, haben wir mit der d15 den globalen Süden erwartet. Dabei war es keineswegs störend, dass unter anderem auch Werke von Künstlerkollektiven ausgestellt wurden, was Zimmermann zu Unrecht beklagt.
In diese Erwartungshaltung platzte das Antisemistismusdebakel. Die bis dahin so sehr geschätzte offene Struktur der Documenta bot keinen Rahmen, den losbrechenden Tsunami zu kanalisieren. Damit lief die Debatte zwangsläufig aus dem Ruder. Darüber ist viel geschrieben worden, das bedarf keines weiteren Kommentars. Zimmermann meint antisemitische Einflüsse verhindern zu können, indem er fordert, der Kurator oder die Kuratorin müssten verantwortlich sein für die ausgestellte Kunst. Das wäre ein Paradigmenwechsel im System der Documenten, das jegliche Art von Aufsicht kategorisch ausschloss und damit wieder auf die Wahrnehmungs – und Urteilskraft der Betrachter als einzig maßgebendes Kriterium verwies. Das war großartig und muss erhalten werden! Zum Schluss: Könnte es nicht sein, dass wir Besucher der Documenta selbst in der Lage sind, plumpes antisemitisches Machwerk als solches zu erkennen und uns davon abzuwenden und dies den Machern der Documenta ins Stammbuch zu schreiben?
Arndt Overlack
RC Heidelberg
Zum Forum-Beitrag "Ist die Documenta noch zu retten?", Heft 1/2024
Der Artikel von Herrn Zimmermann beleuchtet einen – den auf den Kunstbetrieb bezogenen – Aspekt der Diskussion über die Documenta 22 und Antisemitismus in der Kunst.
Der aus meiner Sicht aber wesentlichere Aspekt ist der Umgang in unserer Gesellschaft mit all diesen Themen. Das ursprünglich eben nicht antisemitische Kunstwerk, auch wenn es Bilder enthält, die zumindest nach deutscher (westlicher?) Definition antisemitisch sind, hätte Ausgangspunkt für fruchtbare Diskussionen sein können. Unsere Reaktion darauf bewegt sich aber eher in Verdrängen und Abhängen bis hin zu einer Art Zensur, anstelle der sinnvollen Diskussion und Auseinandersetzung mit dem Thema.
Um wieviel einfacher und sinnvoller wäre das damals gewesen, als die Randbedingungen noch nicht durch die aktuellen Gewaltausbrüche in Israel so emotional waren.
Ich hoffe auf eine Documenta 27, die den kritischen Diskurs wieder anregt und ermöglicht – und auf ein gesellschaftliches Umfeld, dass das erträgt und fördert.
Klaus Rümler
RC Singen
Zum Titelthema "Israel – Zwischen Trauer und Hoffnung", Heft 12/2023
Das tausende Jahre währende Talionsprinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn" der beiden abrahamitischen Religionen hat bisher alle Friedenshoffnungen zunichte gemacht. Insofern ist diesbezüglich Skepsis angebracht. Jede aktuelle Gegenwart hat ihre historische Ursache. Dazu gehört, dass in der öffentlichen Debatte auf keinen Fall unterschlagen werden darf, dass die Araber den Uno-Beschluss vom November 1947, der eine Zweistaatenlösung vorsah, rigoros abgelehnt haben.
Die Ablehnungsfront wurde von dem glühenden Antisemiten, dem Großmufti
von Jerusalem, Mohammed al-Husseini (Mitglied der SS), in der gesamten arabischen Welt organisiert. Wobei seine antisemitischen Aktivitäten schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts weite Verbreitung fanden und die heutige antisemitische Grundhaltung in der muslimischen Welt als strukturelle Matrix abbilden. Dies wissen die Linken nicht, beziehungsweise verleugnen sie es. Daher auch das Zaudern und Zögern, eine klare proisraelische Haltung einzunehmen. Auf diesem historischen Hintergrund ist der Holocaustvergleich der israelischen Regierung folgerichtig. Dies nicht zu wissen, bedeutet nämlich, angesichts der Bilder aus Gaza auch den im Abendland verdrängten strukturellen Antisemitismus wieder aufleben zu lassen.
Etwas Hoffnung gegen den Jahrhunderte währenden beid- seitigen Hass sehe ich im
Aufbau einer gemeinsamen Spiritualität, jenseits der religiösen Vorgaben von Judentum, Islam und Christentum.Aber nur etwas. Dies könnte eine rotarische Initiative für Deutschland sein, weil es in unsere Wertvorstellung passt.
Werner Dinkelbach
RC Remagen-Sinzig
Zum Standpunkt "Darf man bei Rotary offen sprechen?", Heft 12/2023
Das sind erfreulich tiefgründige Gedanken zu einem wichtigen Thema: Freimut statt "cancel culture". Was brauchte unser Zusammenleben, unsere aktuelle demokratische Gesellschaft dringender als eine zivilisierte Kommunikationskultur, wenn die Automatik von Wirtschaftswunder und Weltfrieden nicht mehr funktioniert? Getreu der rotarischen Frage: "Will it be beneficial to all?" Das setzt aber eine eingeübte "Zivilisation" voraus und die Akzeptanz, dass es mehr als nur die eigene Wahrheit gibt. Nicht zuletzt entsteht nach alter abendländischer Ansicht eine tragfähige "Synthese" erst aus dem Zusammenführen von "These" und "Antithese". Also – volle Zustimmung zum Aufschlag von Rainer Hank.
Michael Haupts
RC Bocholt
Zum Forum-Artikel "Daas Kino darf nicht sterben", Heft 12/2023
Ein Artikel, der Fragen stellt und nicht beantwortet. "Die Feinde des Kinos", ich kann Ihnen garantieren, die gibt es nicht! Es gibt auch keine Feinde des "Tante-Emma-Ladens" und auch keine Feinde der "Kneipe an der Ecke". Was wir jetzt schon nach den Beerdigungen wissen: Wir vermissen die Verstorbenen.
Im Grunde ist es immer das Gleiche, Kommunikation geht verloren. Besser gesagt, Möglichkeiten der Kommunikation gehen verloren. Mit einem leeren Stuhl kann man keine Freundschaft schließen. Muss ich mich den technischen Möglichkeiten komplett unterwerfen? An manchen Stellen ganz bestimmt.
Da, wo Herz, Seele und Verstand vereint sind, da bedarf es der Gemeinsamkeit. Genau das ist Kino. Das darf nicht sterben, auch nicht weiter geschwächt oder verletzt werden. Verlierer sind wir
alle, besonders die mit den Masken auf den Gesichtern. Dafür lohnt es sich zu engagieren, was ich hiermit tue.
Leo Stürtz
RC Aachen-Nordkreis
Zum Leserforum, Heft 12/2023
Im Rotary Magazin vom Dezember 2023, Seite vier, geht Herr Detlev Walker vom RC Baden-Baden-Merkur auf den Umgang mit Toten im Zusammenhang mit den derzeitigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der
Ukraine und Russland ein.
Die Aussage "Auch der jetzige schändliche Umgang der russischen Führung mit den Toten spricht Bände" will
ich so nicht im Raum stehen lassen. Auch auf russischen Friedhöfen werden die Gefallenen mit Würde und Namen bestattet. Ich bin gern bereit, entsprechende Grabstellen zu zeigen oder Fotos beizubringen.
Um in der Ukraine als Gefallener beigesetzt zu werden, muss laut Gesetz eine pathologische Beschau stattgefunden haben und eine DNA und Blutprobe abgeglichen werden. Zahlreichen Gefallenen kann daher die letzte Ehre nicht erwiesen werden, da die gesetzliche Forderung nicht erfüllbar ist. Auch diese Seite sollte beleuchtet werden, um beide Seiten der Medaille zu sehen. Nebeneffekt ist, dass die Verantwortlichen auch für die Untoten noch Zuwendungen erhalten.
Nun komme ich zur Aussage, dass auf sowjetischen Kriegsdenkmälern keine Namen stehen. Auch dies ist eine Annahme, kein Fakt. Auf dem Kriegsdenkmal in Sawodoukowsk, Tyumener Gebiet, stehen Namen. Und wenn dort in der Liste der Namen elf Mal der gleiche Familienname untereinander steht, ist das kein Versehen, sondern ein Vater mit seinen zehn Söhnen. Durch das Dritte Reich wurde nicht nur der Holocaust betrieben mit bis zu 6,3 Millionen ermordeten Juden, sondern auch 17 Millionen sowjetische Zivilisten wurden ermordet.
Wenn an einem Ehrenmal, wie in Berlin-Treptow, keine Namen stehen, sehe ich es als Unterstellung an, dass nicht dem Einzelnen gedacht werden sollte. Über 7000 Gefallene haben dort ihre letzte Ruhestatt, und ich gehe davon aus, dass zum damaligen Zeitpunkt keiner in der Lage war, die persönlichen Daten zu erfassen und in Stein zu setzen.
Carsten Schwer
RC Görlitz
Wenn Freund Walker in seinem Text "meines Erachtens" schreibt, dann bezeugt das schon seine Unkenntnis zu diesem Thema. Ich bin der Meinung, nur Dinge, die man ganz genau weiß, sollte man als Argument für seine Kommentare benutzen.
Ich möchte in dem Zusammenhang interessierte rotarische Freunde einladen, die Gedenkstätten für gefallene Soldaten in Brandenburg zu besuchen. Ich weiß nicht, wie im gegenwärtigen Krieg mit den Gefallenen auf beiden Seiten tatsächlich umgegangen wird, ich weiß aber, wie der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gedacht wurde und wird.
Daniela Böttcher
RC Bernau
Zum Titelthema "Erntedank" im Heft 10/2023
Für die Rotary-Ausgabe Oktober 2023 bedanke ich mich herzlich. Sie haben in ihr zur Jahreszeit passend "Erntedank" zum Hauptthema gemacht, dazu ein treffendes Editorial geschrieben und auf den Seiten 32-49 ausgezeichnete Text- und Bildbeiträge veröffentlicht. Manches kirchliche Blatt, das mit dem Erntedankfest wenig mehr anzufangen weiß, wurde dadurch beschämt. Schon die einleitenden Gedanken auf Seite 32 sollten wieder in unserer Gesellschaft, die alles als selbstverständlich und mit wenig Dank hinnimmt, beherzigt werden.
Paul Geißendörfer
RC Ansbach
Zum Titelthema "Erntedank" im Heft 10/2023
Ich erinnere mich an meinen früheren Rotary Club, wo ein Freund die Meinung äußerte, das Rotary Magazin sei das Papier nicht wert, ... . Setze man die Ausgabe Oktober 2023 dagegen: eine Freude! Erntedank – welch ein Reichtum in Wort und Bild! Herzlichen Dank an Ideengeber und Mitwirkende!
Adalbert Kienle
RC Berlin-Gendarmenmarkt
Zum Titelthema "Erntedank" im Heft 10/2023
In einer Zeit des Überflusses wie bei uns im Westen, wo viel zu viele Menschen viel zu viel Geld haben, scheint es sehr sinnvoll, auch einmal Dankbarkeit zu thematisieren. Leider sind die Bilder dazu – durchweg nur "nature morte" einzelner Naturprodukte – geradezu armselig. Das ist auch von einer Fotografin, die in einer hypermodernen 24-Millionen-Metropole lebt, nicht anders zu erwarten. Offenbar hat sie zugunsten der Kunst ihren Bezug zur Natur verloren. Lebendigen und fröhlichen Erntedank kann es nur in kleineren Gemeinschaften dort geben, wo man noch einigermaßen mit der Natur lebt.
Günther Wurzer
RC Wien-Donau
Zum Standpunkt "Sperrlisten für neue Kandidaten" im Heft 10/2023
Selten, zum Glück sehr selten, habe ich im Rotary Magazin etwas derart Unrotarisches gelesen: bei der "Kandidatenjagd" gilt das "Windhundverfahren", gerade so, also ob es darum ginge, beim jährlichen Tannenbaumschlagen im nächstgelegenen Wäldchen nach dem Startschuss schnell sein Fähnchen am schönsten Bäumchen festzumachen, um letzteres dann in Ruhe abzusägen.
Das in der Oktober-Ausgabe des Rotary Magazins – augenscheinlich auch noch mit Stolz – beschriebene Treiben der Dortmunder Clubs fällt meines Erachtens gleich bei drei von vier Fragen der rotarischen Probe durch: Es ist nicht fair für alle Beteiligten, es wird nicht Freundschaft und guten Willen fördern und es dient nicht dem Wohl aller Beteiligten.
Schon die Sprache des Berichts ist erschreckend, um nicht zu sagen abstoßend: "Der frühe Vogel fängt den Wurm – bei Rotary wie im echten Leben"? Neue Freunde werden also wie Würmer gefangen, warum werden sie nicht gleich schanghait? Was für ein schiefes Bild.
"Leider sind diese Regularien für die neun Dortmunder Lions Clubs nicht bindend" – leider? Ich möchte sagen: zum Glück! Hier wird über Menschen wie über Sachen geredet – wer sie zuerst findet, darf sie behalten. Sicher eine gute Basis für eine lebenslange Freundschaft. Wenn sich jemand für die Idee eines Serviceclubs begeistert, wäre es fair, würde Freundschaft und guten Willen fördern und diente dem Wohl aller Beteiligten, wenn diesem jemand alle in Frage kommenden Serviceclubs offen stünden, auf dass beide Seiten – Interessent und Club – prüfen können, ob es, eben zum Wohl aller Beteiligten, passt.
Statt Sperrlisten anzulegen, sollten lieber Einladungslisten ausgelegt werden: "Schön, dass Sie bei uns waren – am Dienstag tagt übrigens auch Club x und am Mittwoch Club y, schauen Sie doch gerne auch dort einmal vorbei". So hätte der Interessent ein kompletteres Bild der örtlichen Clubs, könnte sich dann bewusst für einen Club entscheiden (so dieser ihn denn auch will) und würde nicht später erfahren, dass er vom "frühen Vogel gefangen" wurde.
Ulrich Kreutzer
RC Duisburg Rhein-Ruhr
Zu den Polen-Beiträgen im Forum, Heft 10/2023
Sehr geehrte Damen und Herren,
mir ist bewusst, dass das Rotary Magazin im Leserinteresse (?) einen bunten Strauß von Themen in einem Heft bündelt. Die Jahre sind vorbei, in denen ein Thema aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet und bearbeitet wurde, bis man des "Pudels Kern" freigelegt hat. Ich vermisse diese Form des Journalismus, wie sie Der Rotarier pflegte. Aber das ist ein weites Feld.
Wenn Themen wie die Wahl in Polen derart angerissen werden, wie das in Ihrer Ausgabe 10/2023 mit den beiden Artikeln geschieht, kann sich leicht der Eindruck festsetzen, die "polnische Seele" sei unergründbar und die Polen seien schon ein merkwürdiges Völkchen, vielleicht doch ein wenig zu dumm für die Demokratie… Sind nicht die extremistischen, national gesinnten antidemokratischen Bewegungen in unserem Land, in Ungarn, der Slowakei und in vielen anderen westlichen Demokratien Ausdruck eines größeren Zusammenhangs, den die Autorin Anne Applebaum in ihrem Buch "Die Verlockung des Autoritären" untersucht? Mir fehlt in Ihrem Artikel der Blick über den Tellerrand und ein Deutungsmodell.
Ich habe heute als Kontaktbeauftragter zum RC Krakau meinem dortigen Gesprächspartner aus Anlass der Wahl in Polen eine Nachricht geschickt, die das Verbindende und nicht das Trennende in den Vordergrund stellt: Die Polen sind das Volk, das sich im Einflussbereich der sowjetischen Herrschaft als erstes die Demokratie unter Opfern und Wagnissen erstritten hat. Sie waren gemeinsam mit "ihrem" Papst Johannes Paul II. Türöffner der Freiheit in den osteuropäischen Staaten und der DDR. Und sie zeigen heute bei der Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen ein Maß an Hilfsbereitschaft das bemerkenswert ist. Das ist eine polnische Leistung, die wir bewundern und schätzen und die es gegen unwürdige Parteiwerbung der PiS zu verteidigen gilt.
Eckhard Groß
RC Bielefeld
Leserbrief zur RI-Erklärung Israel-Hamas
Der RI-Text zum Hamas-Überfall auf Israel spricht vom "Krieg zwischen Israel und Hamas" und vermeidet das Wort Terror. Was unterscheidet Krieg von Terror? Yuval Noah Harari nennt drei Punkte: "Das Ziel des Hamas-Angriffs war nicht die Eroberung und Besetzung von Gebieten. Hamas hatte nicht die militärische Fähigkeit, den Kibbuz angesichts der israelischen Armee lange zu besetzen. Um die Ziele der Hamas zu verstehen, sollten drei Dinge beachtet werden.
Erstens konzentrierte die Hamas ihre Angriffe weitgehend auf die Tötung und Entführung von Zivilisten und nicht von Soldaten.
Zweitens folterten und exekutierten Hamas-Terroristen Erwachsene, Kinder und sogar Babys auf die grausamste Weise, die sie sich vorstellen konnten.
Drittens: Statt zu versuchen, die Gräueltaten zu verbergen, sorgte die Hamas dafür, dass sie publik gemacht wurden, filmte einige der Gräueltaten sogar selbst und stellte die schockierenden Videos in die sozialen Medien."
Der Friedensappell von RI ist wohlfeil und geht an der Sache vorbei. Hamas will keinen Frieden, sondern wiegelt alle arabischen Muslime zur Feindschaft gegen Israel und damit gegen die freie Welt auf, von Beirut bis Neukölln. Es ist zu hoffen, dass es Israel gelingt, die Welt vom Terror der Hamas zu befreien.
Henning von Vieregge
RC Frankfurt/M.-Alte Oper
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Der Artikel von Herrn Viktor Hermann ist ein miefiges Ge- wölle, trifft die Situation nicht und lässt auf die Freundlichkeit des Autors schließen. Die katholische Kirche ist eine Gemeinschaft von Gläubigen, von fehlerhaften Menschen, die auf die Hilfe
Gottes hoffen. Wer ist schon fehlerfrei? Wir Menschen machen widerliche Fehler, sind falsch, bösartig und vieles mehr. Die römisch-katholische Kirche ist auch kein von Funktionären geleiteter Verein; der besteht noch im Restposten des Verbandskatholizismus, dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, das hoffent- lich bald aufgelöst wird.
Es gibt gute, überzeugende Initiativen, die allerdings kaum bemerkt werden. Es trifft zu, dass die jetzigen Kirchenstrukturen sehr schnell verschwunden sein werden. Sobald die dann bestehende Wüste erlebt wird, kann ein Neustart beginnen. Auf geht ́s – in Gottes Namen!
Hans Jürgen Arens
RC Emmerich
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Die Veröffentlichung dieses Beitrags im Rotary Magazin empfinde ich als ausgesprochen ärgerlich, weil ich ihn als plattitüdenhaft und im hohen Maße populistisch empfinde. Hier entleert sich ein Autor irgendwie gegen die Kirche und reiht Schlechtigkeit an Schlechtigkeit, die im Laufe von über 1000 Jahren tatsächlich oder angeblich von "der Kirche", oder auch "von den Religiösen" begangen worden sein sollen. Im trüben Niveau eines Stammtischbeitrags wird zwischen Geldgier, Kreuzzügen, Faschismus, Wissenschaftsfeindlichkeit, moralischer Überheblichkeit, Rassenhass und Kindesmissbrauch kaum etwas ausgelassen, was zur selbstgefälligen Suada gegen "die Kirche" beziehungsweise "die Religion" zu passen scheint. Dabei bleibt der Autor jegliche Differenzierung, historische Einordnung und auch nur halbwegs belastbare Präzisierung seiner Vorwürfe schuldig. Das beginnt schon mit der Frage, wen er eigentlich mit "der Kirche" meint. Sind es die hauptamtlichen Mitarbeiter, die Amtsträger, die Ehrenamtlichen, vielleicht sogar die normalen Kirchenmitglieder? Ist es die Kirche einer bestimmten Konfession, eines bestimmten Landes, einer bestimmten historischen Epoche? Antwort: Fehlanzeige. Stattdessen modelliert der Autor lieber fakten- und differenzierungsfrei mit parolenhaften Versatzstücken aus der Geschichte an seinem zwar unpräzisen, im Ergebnis aber emotional höchst empörenden Feindbild von "der Kirche" beziehungsweise "der Religion". Wollte ich lernen, wie populistisches Schreiben funktioniert – hier hätte ich ein gutes Beispiel gefunden.
Ich habe nicht darüber zu spekulieren, warum ein Autor so etwas überhaupt zu Papier bringt, aber ich halte für un- strittig, dass er den von ihm angerissenen Themen von Religion, Werteorientierung, Emanzipation, Aufklärung, Kirche, gesellschaftliche und geistesgeschichtliche Entwicklungen et cetera nicht im ent- ferntesten gerecht wird.
Bisher habe ich das Rotary Magazin als eine Zeitschrift geschätzt, deren Beiträge in aller Regel von gutem inhaltli- chen und sprachlichen Niveau sind. Der genannte Beitrag des Herrn Dr. Hermann fällt hier weit aus dem Rahmen und ich würde mich sehr freuen, wenn zukünftig wieder auf mehr inhaltliches und journalistisches Niveau der Beiträge wert gelegt werden würde.
Friedemann Green
RC Eckernförde
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Den Ausführungen von Freund Hermann möchte ich als Anregung hinzufügen, noch konsequenter vorzugehen und weiteren bedenkli- chen kulturellen Ballast abzuwerfen. So sollte die Zeitrech- nung "vor" und "nach Christi Geburt" ebenso abgeschafft werden wie sämtliche christlichen und, nachdem der Autor auch die Gefährlichkeit des Al- ten Testaments entlarvt hat, jüdischen sowie natürlich alle sonstigen religiösen Feiertage.
Auch die antiquierte Wo-cheneinteilung durch den Sonntag müsste verschwinden. All dies könnte dann einer fle- xibleren, je nach ökonomischer Lage mit den Arbeitgebern frei verhandelbaren Zeitstrukturierung Platz machen.
Christoph Kugelmeier
RC Saarbrücken-St. Johann
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Der Autor hat fast alle Untaten der Kirchen aufgezählt. Doch der Zufall oder die Redaktion wollte es, dass in derselben Ausgabe des Magazins kundige Beiträge über Nordkorea zu finden sind, einem Staat, der religionsfrei, aber keineswegs von Freiheit bestimmt ist.
Manfred Kühn
RC Wiesbaden-Nassau
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Es besteht weitgehend Konsens, dass das Christentum beziehungsweise die christlichen Kirchen eine wichtige Basis der deutschen, österreichischen und europäischen Kultur und damit auch zentraler Ethik- und Moral- vorstellungen sind. Es ist das gute Recht des Autors, dies in Zweifel zu ziehen und für die Zukunft zu negieren.
Dass er der eigentlichen Fragestellung nicht nachgeht, sondern nur die in der Tat schrecklichen historischen Untaten und aktuellen Vergehen der Institutionen oder einzelner ihrer Mitglieder anprangert, zeigt eine extreme Einseitigkeit. Er übersieht dabei auch, dass der Begründer einer Moral/Ethik eventuell durchaus menschlich fehlen und unmoralisch handeln kann. Kant hätte ein Mörder sein können, trotzdem wäre seine Moralphilosophie mit der bekannten Lehre vom kategorischen Imperativ von Bedeutung.
Ich habe mich gefragt, ob dieser einseitige Beitrag, der mit keinem Wort das Positive der christlichen Tradition erwähnt, der rotarischen Neutralitätspflicht genügt.
Hans-Jürgen Möller
RC München
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
>Der Autor hat Recht und Un- recht zugleich: Selbstverständlich ist der Mensch stets ein moralisches und sogar religiöses Wesen. Wer nicht an Gott glaubt, tut dies oft in der Überzeugung, so zugleich ein aufgeklärterer, ja besserer Mensch zu sein.
Auf der anderen Seite braucht es etwas Zeit, um zu sehen, wohin sich säkularisierte Gesellschaften entwickeln. Auch dem unkirchlichen Menschen ist oft der Wunsch zu Eigen, moralische Gesetzmäßigkeiten für das Zusammenleben zu entwickeln. Freier wird es dadurch auf die Dauer nicht.
Andererseits wurden die größten Menschheitsverbrechen eben doch nicht von Christen begangen. Hitler war kein Christ, Stalin nicht, die Roten Khmer und weitere. Diese Reihe lässt sich fortsetzen. Spätestens mit der Aufklärung im frühen 19. Jahrhundert begann die Entkirchlichung in Europa. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gingen die meisten Protestanten nicht mehr in die Kirche. Es kam nicht von ungefähr, dass in dieser Zeit die pseudowissenschaftliche Naziideologie Raum fasste und nicht schon früher.
Den Kirchenausttritten, vielleicht auch den Missbrauchsskandalen voran ging die interne Entwicklung, dass viele Theologen in Jesus nicht mehr Gott gesehen haben, sondern nur noch den Menschen. Das "mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen" wird bewusst in den Raum gestellt ohne Verbindung zu dem prophetischen 22. Psalm, den Jesus damit betete. Wer aber in Jesus Gott sieht, der sieht in Gott die Liebe, die Vergebung und die Freiheit. Er kann sich so immer aufs neue zu moralisch größeren Höhen als den Menschlichen aufschwingen. Eine Gesellschaft, die diesen Bezug dauerhaft verliert und mit Menschenrechten, Umweltschutz etc. nur die Früchte christlichen Strebens aus der Vergangenheit auf den Thron stellt, wird auch diese mit der Zeit verderben.
Martin Niewerth
RC Oldenburg-Ammerland
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Vordergründig und kurzsichtig sammelt Viktor Hermann in einem Rundumschlag alle Verfehlungen, die Kirchen, Religionen und letztlich vor allem die katholische Kirche in Rom im Lauf der Geschichte unzweifelhaft begangen haben, um ihnen pauschal die Kompetenz für Ethik und Moral abzusprechen. Eine Alternative dazu deutet er nicht einmal an.
Dem will ich einen Satz von Gregor Gysi aus einem Vorwort einer Broschüre von 2022 entgegenstellen, der erst betont, nicht an einen Gott zu glauben, dann aber sagt: "Es sind eben zur Zeit nur die Religionen wirklich in der Lage, grundlegende Moral- und Wertvorstellungen allgemein verbindlich in der Gesellschaft prägen zu können". Für Hermann ist das "blanker Unsinn". Es lohnt sich, über diese Frage etwas tiefer nachzudenken. Libertät liefert keine Maßstäbe.
Eugen Freiherr von Redwitz
RC Neuburg an der Donau
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
"Das ist blanker Unsinn!" schreibt Autor Viktor Hermann zusammenfassend als seine Antwort auf die Frage, ob die Verdunstung des Glaubens in Deutschland den moralischen Niedergang in unserer Gesellschaft einläuten würde. Da wäre ich mir an seiner Stelle nicht so sicher! Auf zwei ganzen Seiten listet er ein umfangreiches Sündenregister von nicht nur christlichen Kirchenvertretern auf. Damit wird die hohe Zahl an Kirchenaustritten begründet. Was Hermann allerdings komplett verkennt, ist, dass keine einzige dieser individuellen Verfehlungen durch Befolgung der Zehn Gebote oder durch die Lehre und das Leben Jesu Christi gedeckt sind. Beispielhaft sei nur die eindeutige Haltung Jesu zum Stichwort Missbrauch zitiert: "Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde!" (Matthäus 18,6). Ungewollt bestätigt Hermann mit seiner Analyse geradezu das Dostojewski-Zitat: "Ohne Gott ist alles er- laubt!" Die Entfernung von Gott öffnet den Raum für die Sünde. Insofern sind genau diese Gottferne und der sich ausweitende Unglaube die Triebfeder für den moralischen Niedergang unserer Gesellschaft – wie Hermann eindrucksvoll mit seinen vielen Beispielen belegt.
Wo der Glaube an das Absolute geleugnet wird, stellt sich der Mensch selbst in den Mittelpunkt und es beginnt die "Diktatur des Relativismus" (Benedikt XVI.). Dann kann Krieg gerechtfertigt werden. Die Lüge wird in der Politik salonfähig. Oder die Tötung der Schwächsten in unserer Gesellschaft – der Alten, Kranken und Ungeborenen – wird als Errungenschaft umdefiniert. Schöne Neue Welt! Was – ohne die rückbindende Kraft der Religion – den moralischen Niedergang in unserer Gesellschaft aufhalten könnte, dazu schreibt Viktor Hermann leider nichts.
Peter Scherkamp
RC München
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Wenn man wie Viktor Hermann den großen Rundumschlag vornimmt, ist das Risiko übergroß, im Pauschalen hängen zu bleiben. Es würde den Rahmen eines Leserbriefs sprengen, sich daran abzuarbeiten, zumal er kaum Neues mitteilt und seine Argumentation auf Theorien aufbaut, die mit der tatsächlich gelehrten christlichen Theologie nichts zu tun haben.
Vielmehr gilt es, auf ein prinzipielles Defizit hinzuweisen, das sich gerade in der Kritik an den christlichen Kir- chen häufig findet. Auch Hermann schaut von oben herab auf die Kirche – auch ihm fehlt der Blick von unten, aus den Stadtteilen und Dörfern, aus den Gemeinden und kirchlichen Vereinigungen. Nein, es ist nicht so, dass man das dort geleistete Ehrenamt einfach so ersetzen kann. Auch die vielfältigen Strukturen und sozialen Angebote nicht, von den Kindertagesstätten bis zu den Treffpunkten für Geflüchtete, von der Arbeit mit Wohnungslosen bis zu den vielfältigen kulturellen Veranstaltungen. Ja, dort sind nach wie vor viele Menschen unterwegs, deren freiwillige oder berufliche Arbeit viel mit ihrem Glauben und ihrem Menschenbild zu tun hat.
Es geht nicht um den Einzug der Unmoral, diese reißerische Position hilft nicht weiter. Aber es geht schon darum, dass einer Gesellschaft – gerade der kleinteiligen vor Ort – eine Menge verloren ginge ohne die Menschen, die ihre Arbeit für diese Gesellschaft auch im Lichte ihres christlichen Glaubens tun.
Stephan Schmickler
RC Bergisch Gladbach
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Der Ton macht die Musik. Die Musik besteht in diesem Beitrag aus Fakten, die in besonderer Weise mit der katholischen Kirche verknüpft werden. Der Ton ist die sehr untergriffige Art und Weise, in der diese Fakten präsentiert werden.
Wenn der galoppierende Mitgliederschwund eingegrenzt wird auf den Entfall der Kirchenbeiträge und die Kirche damit auf ein Geldbeschaffungsinstitut reduziert wird, dann ist diese Sichtweise sehr eindimensional. Wenn von "scheinheiligem Jammern" und "atemberaubender Unterstellung" gesprochen wird, bleibt der Autor jeden Beweis für diese Behauptung schuldig. Der Hinweis auf Dostojewski ist zwar nett, ist aber für die heutige Position der Kirche irrelevant. Der Hinweis auf das Alte Testament ist zwar sachlich richtig, aber, was der Autor davon für unsere Zeit ableitet, ist haarsträubend.
Viktor Hermann hängt sich dann auch noch das Mäntelchen scheinbarer Objektivität um, indem er auf "radikale Islamisten" und die "angeblich so friedliebenden Buddhisten" verweist. Seine Stoßrichtung wird dadurch nicht appetitlicher. Die Forderung nach Gleichstellung der Frauen hat vor 30 Jahren das Kirchenvolksbegehren in Österreich erhoben, bisher leider ohne Erfolg. Aber man sollte in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass die katholische Kirche weltumspannend aktiv ist und auf Befindlichkeiten auf allen Kontinenten bedacht sein muss. Dass die Inhalte des Kirchenvolksbegehrens bis zum Jahr 2023 jederzeit wieder thematisiert werden, zeigt deutlich, dass Rom nicht "jegliche Kritik zum Verstummen brachte". Ähnliche Forderungen werden übrigens auch auf anderen Kontinenten und in vielen Län- dern erhoben.
Begriffe wie "dogmatische Borniertheit", "Scheinheiligkeit, Ausbeutung und sexueller Missbrauch", "Unfähigkeit" und viele andere mehr geben den Ton an, durch den dieser Artikel in die Gattung der Pamphlete einzuordnen ist. Schade, dass die Redaktion nicht irgendeinen berufenen Rotarier oder einen kompetenten Theologen eingeladen hat, eine Gegendarstellung im Interesse einer ausgewogenen Analyse abzudrucken. Dem Autor möchte ich anraten, den unmittelbar vor seinem Beitrag abgedruckten Beitrag über Nordkorea zu lesen. Das ist ein Beispiel dafür, wie die Welt ohne christliche Theologie auch aussehen kann.
Wolfgang Seitz
RC Linz
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
Als Theologe und Psychologe hat mich natürlich das Thema sehr interessiert. Ich gebe dem Autor zu seinen sehr kritischen Urteilen über die Kirchen in vielem recht. Aber ich empfinde auch eine sehr große Einseitigkeit in seiner kritischen Analyse. Er kommt mir vor wie jemand, der ein mehrstöckiges Haus beschreibt, aber nur eine einzige Etage darin besichtigt hat.
Klar, hohe Moral und Humanismus gibt es auch außer- halb der Kirchen. Aber ich erlebe in der Kirche ein so hohes mögliches Potenzial an moralischen Werten. Man denke nur an die Bergpredigt im Neuen Testament. Wie viel Kraft und Impulse für ein Leben ohne Gewalt, für Frieden, Wertschätzung und Liebe unter den Menschen kann daraus für eine Gesellschaft geschöpft werden.
Aber auch da sehe ich ein frustrierendes Bild von gegenwärtiger Kirche. Sie beherbergt einen solchen Schatz! Aber auf dem Deckel dieser Schatztruhe haben sich zu viele kirchliche Amtsträger breit gemacht, um Macht zu bewahren und um zu verhindern, dass dieser Schatz in für ihre Augen unwürdige Hände, zum Beispiel Laien, ge- raten könnte. Es ändert aber nichts an diesem ungemeinen Potenzial der Kirche. Es gab und gibt Zeiten und auch Einzelne und Gemeinschaften, die dennoch zeigen konnten, was trotzdem an Kraft in den Kirchen stecken kann.
Sebastian Sonntag
RC Amberg-Sulzbach
Zum Forum-Beitrag "Vorbote der Unmoral oder Befreiungsschlag?", Heft 9/2023
"Es ist leicht, Gebäude zu zerstören, solange man noch auf deren Fundament steht". Dieses Zitat von Fernando Pessoa kam mir in den Sinn, als ich diesen, von tiefer Gehässigkeit und offenbar Verstörung gegenüber den christlichen Kirchen geprägten Artikel von Viktor Hermann gelesen habe. Die Kirchen in Deutschland und Österreich sind in einer tiefen Krise, die ihre Gründe hat – ob Missbrauchsskandale, Finanzskandale – das ist alles hinlänglich diskutiert. Aber es gibt Menschen, wie auch den Autor dieses Artikels, die mit Freude und Lust auf eine Institution drauftreten, die darniederliegt und sich über deren Weg zur Bedeutungslosigkeit freuen.
Aber machen wir uns nichts vor. Die vielen Kirchenaustritte, die abnehmende gesellschaftliche Relevanz der Kirchen hinterlassen ein Vakuum. Unsere Gesellschaft, die Menschen, sind ängstlicher denn je. Esoterische Be- wegungen erfreuen sich größten Zulaufs und die Polarisierung, die Radikalisierung unserer Gesellschaft, die sich auch im Parteiengefüge ausdrückt, nimmt zu. Nun kann man nicht alles monokausal erklären, wie dies der Autor tut. Aber so zu tun, als ob es nur um Moral geht, die in unterschiedlichen Epochen unserer Geschichte und in unterschiedlichen Phasen religiöser Bewegungen nicht immer im Sinne humanistischer Ansprüche ausgeübt wurde, verkürzt die Bedeutung von Kirche und Religion.
Es gibt auch die andere Seite, die für die Kultur unseres christlich geprägten Abendlandes auch sehr viel Positives beigetragen hat, auf die wir auch stolz sein können und auf deren Fundament wir stehen und deren Fehlen wir vielleicht bereits aktuell, aber in Zukunft möglicherweise noch stärker vermissen werden. Bei so viel selbstgerechter Verurteilung kirchlicher Verfehlungen sollte man als gestanden- der Rotarier sich auch an die berühmte Vier-Fragen-Probe erinnern. Wird dieser Artikel Freundschaft und guten Willen fördern? Wird er dem Wohl aller Beteiligten dienen?
Georg Steiner
RC Linz
Zum Entscheider-Interview, Heft 9/2023
Als Bahncard100-Passagier bekomme ich täglich das eklatante, nachhaltige Versagen der 100-Prozent-Staatstochter mit. Es ist schlimmer als in dem harmlosen Interview. Hinzu kommen regelmäßig nicht funktionierende Speisewagen, verdreckte Abteile, Toiletten und vermüllte Hauptbahnhöfe mit Bettlern am Gleis. Keine Referenz für ausländische Gäste, eher "Made" in Germany.
Warum überlassen wir Bahn- und auch Digitalinfrastruktur Beamten, die seit Jahrzehnten beweisen, dass sie das nicht können? Ich bin für eine schnelle Bahn-Privatisierung an China oder die Schweiz unter der Überschrift "Wir brauchen einen nicht so breit aufgestellten Staat".
Johannes Schmidt-Tophoff
RC Heidelberg-Schloss
Zum Titelthema "Gamechanger", Heft 8/2023
Bei allem Lob für die Computerspiele sollte nicht vergessen werden, dass 25 Prozent allein der 18- bis 25-jährigen Deutschen als spielsüchtig gelten und behandlungsbedürftig sind. Der negative Einfluss auf Verhaltensweisen ins-besondere der jüngeren Jahrgänge wird immer wieder betont. In den Beiträgen habe ich nur in einem Nebensatz hierzu etwas gefunden.
Rolf Keller
RC Ehingen-Alb-Donau
Zum Titelthema "Gamechanger", Heft 8/2023
Wirklich alles Segen, kein Fluch? Das Rotary Magazin pflegt gerade seine Titelthemen aus unterschiedlichen Blickwinkeln kritisch zu hinterfragen. Wo bleibt der Blick auf die negativen Seiten der Videospiele? Nehmen die Zeiten freien Spielens und Bewegens, der Umfang realer sozialer Kontakte nicht umgekehrt proportional zur Zeit in Medien ab, Adipositas und schulmeidendes Verhalten direkt proportional zu? Muss potenziell Suchtverursachendes wirklich durch staatliche Subventionen gefördert werden? Das Thema Sucht wäre aus meiner Sicht ein sinnreiches Folgetitelthema im Rotary Magazin.
Ulrich Enzel
RC Heilbronn-Unterland
Zum Titelthema "Gamechanger", Heft 8/2023
Ein nicht unwesentlicher Aspekt des "Spiels ohne Grenzen" wurde ausgeblendet, die Computerspielsucht. Immerhin hat die World Health Organisation (WHO) vor rund vier Jahren die Computerspielsucht offiziell als psychische Krankheit anerkannt. Nicht von ungefähr, allein in Deutschland zeigen nach einer Analyse des Deutschen Zentrums für Suchtfragen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf von den drei Millionen Minderjährigen im Alter von zwölf bis 17 Jahren rund 15,4 Prozent ein ris-kantes oder pathologisches Spielverhalten. Damit wären nahezu 500.000 Jugendliche Risiko-Gamer, davon 79 Prozent Jungen. 3,3 Prozent der betroffenen Jugendlichen erfüllen sogar die Kriterien einer Computerspielabhängigkeit.
Hans-Eckhard Tribess
RC Berlin-Global eClub
Zum Fokus "Der Klang der guten Taten", Heft 8/2023
Beim Lesen Ihres Artikels über rotarische Musik fiel mir die CD Enjoy Yourselves – Rotary Songs ein. Von Hymnen bis Geselligkeit ist da alles ver-treten. Mir gefällt besonders das flotte Sing Rotarians.
Andreas Höch
RC Eschwege
Zum Standpunkt "Rotary- Mitglied ohne Clubbindung", Heft 8/2023
Dieser Artikel bringt das Problem der Mitgliedergewinnung und der Mitgliedererhaltung ziemlich genau auf den Punkt. Würde es in Deutschland diese Möglichkeit geben, wäre ich sofort dabei und würde sehr gerne wechseln. Ich kenne persönlich viele Rotarier, die Rotary schon verlassen haben – aus den verschiedensten Gründen. Eine solche Möglichkeit hätte dies sicherlich verhindert. Die Austritte bei Rotary sind meistens clubinterne Streitigkeiten und nicht der Mangel an Glauben an die Ideen von Rotary und seine tollen Möglichkeiten weltweit. Sicherlich würden sich außer mir noch viele andere Rotarierinnen und Rotarier in Deutschland für einen solchen Wechsel entscheiden, statt über einen kompletten Austritt aus Rotary nachzudenken, weil es im eigenen Club personenbedingte unheilbare Zerwürfnisse gibt, die klar den rotarischen Regeln der Vier-Fragen-Probe widersprechen und nicht mehr geheilt werden können. Wir verlieren zu viele gute Rotarier.
Michael Roos
RC Tholey-Bostalsee
Zum Standpunkt "Rotary- Mitglied ohne Clubbindung", Heft 8/2023
Im Augustheft schlägt James Bolton, Kommunikationsmanager bei Rotary Großbritannien und Irland, eine Mitgliedschaft ohne Clubanbindung vor. Ich finde das inkonsequent, weil nicht weitgehend genug. Warum nicht bei Rotary mitmachen ohne Mitglied zu sein? Das würde doch die Flexibilität in der Organisation enorm stärken und helfen, ganz neue Zielgruppen zu rekrutieren.
Hans-Jürgen Grabbe
RC Leipzig-International
Zum Standpunkt "Rotary- Mitglied ohne Clubbindung", Heft 8/2023
Ich habe mit großem Interesse und großer Sympathie die britische Initiative gelesen. "Das ist es!", habe ich zu mir gesagt. Rotary fokussiert den Club – als Gemeinschaft, als Freundeskreis, als Nukleus rotarischen Tuns.
Selbst der Besuch des Governors ähnelt dem eines Handelvertreters, der die rotarischen Tugenden anpreist, die Vorschläge des jeweiligen RI-Präsidenten erläutert und, wenn’s hoch kommt, mal in Clubprobleme als Mediator einbezogen wird. Die Ergebnisse kennen wir: Noch immer verweigern sich Männerclubs der Aufnahme von Frauen, noch immer wird der Aufnahme honoriger, rotarabler Interessenten widersprochen, dabei ist man nur beruflicher Konkurrent. Immer wieder werden straffällig gewordene Mitglieder – glücklicherweise wenige, aber für die Clubgemeinschaft eine Zerreißprobe – nicht oder erst nach endlosen Diskussionen aus dem Club ausgeschlossen. Und immer mehr Rotarier nehmen die rotarische Idee so ernst, dass sie jahrelang zwischen null und zehn Prozent Präsenz zeigen. Vorstände, um dieses Dilemma wissend, verweisen still auf den folgenden Vorstand, der wird’s schon richten, oder sagen: "Er zahlt aber doch regelmäßig seinen Beitrag."
Ich erhoffe mir von der Einzelmitgliedschaft nach englischem Vorbild eine Durchschlagung des gordischen Knotens. Wer Einzelmitglied wird, weiß, warum er das möchte, wer Einzelmitglied ist, ist clubunabhängig, aber dennoch berechtigt, Clubs zu besuchen und als Gast mitzuwirken. Wer Einzelmitglied ist, bringt seinen Beitrag, auch den monetären, unmittelbar bei Rotary ein. Kurzum: Ist der Rotary Club die einzige Alternative im weltweiten rotarischen Netzwerk? Nein, die Einzelmitgliedschaft ist eine weitere. Der Deutsche Governorrat möge gemeinsam mit RDG die Türen für eine solche Lösung öffnen.
Horst Schöttler
RC E-Club Distrikt 1860
Zum Forum-Beitrag "Ganz neu, ganz mutig", Heft 8/2023
Als Museumsmann im Ruhestand habe ich mich sehr über den Beitrag von Freund von Maltzahn über die Rundumsanierung des Diözesanmuseums in Freising gefreut. Eines hat mich aber doch irritiert: Obwohl der Autor ausführlich auf den "modernen Umbau" der Architektur eingeht, ihn sogar lobt, erwähnt er das planende Architekturbüro Brückner & Brückner mit keinem Wort. Schade! Peter Brückner ist seit 2000 Mitglied des RC Stiftland.
Erich Schneider
RC Schweinfurt
Zum Forum-Beitrag "Ein Zeichen der Versöhnung", Heft 8/2023
Ich danke Wolfgang Schneiderhan für seine Aussagen zum Problem deutscher Kriegstoter und Kriegsgräber. Er hat Mut bewiesen, sich über dieses Thema, welches in der heutigen deutschen Gesellschaft unterdrückt wird, zu äußern. Respekt meinem rotarischen Freund und der Redaktion für die Behandlung und Veröffentlichung dieses Themas.
Klaus Wilpart
RC Friedrichshafen
Zum Rotary-Newsletter vom 3. August 2023
Es ist immer wieder eine besondere Freude, den Rotary Magazin-Newsletter zu er-halten. Ich bewundere Ihre leichte Feder und mag den Spaß, den Sie deutlich erkennbar an Ihrer Arbeit haben und der immer wieder aus Ihren Teasern lugt. Der Newsletter macht jedes Mal Lust darauf, nachzulesen, was dahinter an Informationen zu finden ist. Vielen Dank dafür, Sie machen einen tollen Job!
Gernot Mantz
RC Braunschweig
Zum Titelthema "Büdchenzauber", Heft 7/2023
Sehr schade, dass Sie in Ihrem diesbezüglichen Artikel das Hamburger No. 1 und auch das Bonner Bundeshäuschen, welches unter Denkmalschutz steht und politisch sehr bedeutsam ist, unerwähnt lassen. Letzteres wäre auch ein schönes Titelbild gewesen.
Bodo Ehrig
RC Bonn-Siegburg
Zum Titelthema "Büdchenzauber", Heft 7/2023
Schade, dass ein "Büdchenzauber" in den Vordergrund gestellt wurde. Es gibt in unserer Zeit weitaus gewichtigere Themen, die einer vertieften Betrachtung würdig sind.
Im Forum werden diese nur angerissen, denn weder kann bei einer Gesamtbetrachtung von einer "Schweizer Lebenslüge" noch von "Neutralität ist kein Schutz" gesprochen werden. Wenn man sich derart pointiert vor dem Hintergrund eines aktuell in Europa geführten Krieges einem Thema annehmen will, dann muss man tief in die Geschichte Europas eindringen. Der kurze Hinweis auf die Haager Friedenskonferenz von 1907 reicht nicht aus. Bei umfassender Würdigung kommt man an der Rolle der Schweiz in den Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg nicht vorbei. Wobei sich zugleich ergibt, dass einzelne europäische Staaten bis heute mit dem mehr oder weniger von den USA diktierten Frieden von Versailles hadern. Man kann insgesamt nur hoffen, dass die bemerkenswerten Ausführungen von Wolfgang Schüssel wahr-genommen werden.
Hans-Eckhard Tribess
RC Berlin-Global eClub
Zum Titelthema "Büdchenzauber", Heft 7/2023
Als Ehefrau genieße ich die Lektüre des Rotary Magazins leider immer erst mit einem gewissen "time-lag" nach meinem rotarischen Gatten, im Falle des "Büdchen-Heftes" allerdings dafür besonders intensiv. Wunderbar, da lacht die Wahlkölnerin in mir, wenn einem das Sudermann-Büdchen schon auf dem Titelbild entgegenlacht. Bedingt durch mein Geburtsjahr kam ich selbst in den Genuss, regelmäßig zum Limoholen ans "Wasserhäuschen" (wie wir Frankfurter sagen) geschickt zu werden. Meine Mutter arbeitete zeitweise auch als Seelentrösterin an einem solchen Kiosk. Alle Artikel im Heft sind respektvoll und interessant – der Beitrag "Mit Eckhard Henscheid am Wasserhäuschen" rührte besonders meine Seele.
Doris Hanisch (Ehefrau von Rainer Tümmers)
RC Bergisch Gladbach
Zu einem Leserbrief, Heft 7/2023
Der Leserbrief unseres rotarischen Freundes David Baumgart zum Thema "Friktionen überall" – Rotary Magazin Juni 2023 – ist bei mir auf entschiedenes Unverständnis gestoßen. Insbesondere war es seine auffallende Belobigung des Bestsellers Der Osten: eine westdeutsche Erfindung von dem Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann wie auch die harsche Kritik an dem Historiker und Zeitzeugen Ilko-Sascha Kowalczuk, dem er eine un-differenzierte negative Betrachtung von Ostdeutschen vorhält.
Zu solchem Urteil kommt schnell derjenige, der sich mit der vergangenen DDR und dem deutschen Osten nach 1989 bestenfalls am Rande auseinandergesetzt hat.
Als ehemaliger DDR-Bürger und politischer Flüchtling 1960 erachte ich den Beitrag von Kowalczuk als vortrefflich in seiner Aussagekraft und Sachlichkeit. Das krasse Gegenteil dazu bringt Dirk Oschmann, ebenso wie Kowalczuk Jahrgang 1967. Drei Jahrzehnte nach der Wende war er abgetaucht, um seine Karriere nicht zu gefährden. Nun erscheint er als Intellektueller mit seinem akademischen Titel kokettierend.
Wenn er auch nichts Neues sage, wie er selbst zugibt, sage er es doch hoffentlich anders: zorngesättigt und frei. Damit liefert er einen beispielhaften Beitrag zur Kultur des Unmutes in Ostdeutschland. Er setzt auf Polemik, neigt zu Pauschalierungen und polarisiert, statt zu differenzieren. In seinem Ton ist er unverschämt und selbstgerecht. Hasstiraden auf den Westen, eine Suada verfälschter Fakten und nicht belastbarer Aussagen füllen den Inhalt seines Sachbuches. Dabei verrät seine Diktion sozialistische Wurzeln.
Rolf Bruhns
RC Euskirchen-Burgfey
Zum Titelthema "17. Juni 1953", Heft 6/2023
Mit großem Interesse habe ich Ihre Berichterstattung über den 17. Juni 1953 als "vergessenen Volksaufstand gegen die DDR" gelesen. Bei der Lektüre, vor allem auch der Berichte der Zeitzeugen, sind mir die Ereignisse des 17. Juni 1953 in Halle wieder sehr intensiv nahegegangen. Meine Kommilitonen und ich waren aktiv und begeistert mit den Arbeitern aus Leuna und Ammendorf an
den Aktionen gegen das SED-Regime beteiligt, so etwa am Sturm auf die SED-Zentrale am Steintor und an der großen Kundgebung am Nachmittag.Diese fand am Hallplatz statt, und es war nicht die Vopo, die mit Panzern auf den vier Straßen, die in den Hallplatz münden, einfuhren, sondern sowjetische Panzer, die auch Warnschüsse über die Köpfe der Demonstrierenden abgaben. Ich habe heute noch Tränen in den Augen, wenn ich daran denke, dass dann die Menge begann, die deutsche Nationalhymne zu singen. Wir Jungen haben
uns in den Hausfluren der umliegenden Häuser versteckt. Es herrschte ab dem 18. Juni Ausnahmezustand in Halle, der Ausgang war nur von sechs bis 20 Uhr gestattet. Zuwiderhandlungen wurden mit scharfer Munition geahndet!
Wolfgang Dietrich
RC Amberg
Zum Titelthema "17. Juni 1953", Heft 6/2023
Die Geschichte der DDR ist bekannt, und sie muss auch nicht neu geschrieben werden. Das jetzt vorgestellte Buch Diesseits der Mauer. Eine neue Geschichte der DDR 1949–1990 mutet daher etwas eigenartig an. "Die DDR
bot ihren Bürgern Stabilität, relativen Wohlstand und soziale Mobilität." Dieser Satz ruft Kopfschütteln hervor.
Zwar gab es in der DDR vorübergehend beachtliche Entwicklungen in der Musik (Beispiel Karat: Über sieben Brücken musst du gehn) oder der Literatur (Beispiel Plenzdorf: Die neuen Leiden des jungen W.), aber unterm Strich war für mich das "Diesseits der Mauer" glücklicherweise immer westlich. "Das gute Leben" in der DDR war grau und schmutzig, eine große Umweltbelastung und ein eigenartiger Wiederaufbau: Die Innenstädte verfielen,
und die Städter zogen weg – in Plattenbausiedlungen am Stadtrand. Wir, westlich der Mauer, hatten am 17. Juni
immer schulfrei – wie schön war das.Und ich habe als 1957 unweit der deutsch-deutschen Grenze geborener Westdeutscher oft überlegt, was aus mir wohl geworden wäre, wenn ich "jenseits der Mauer", also im Osten, aufgewachsen wäre. Solche Überlegungen führen zu einer gewissen Toleranz.
Der 17. Juni 1953 reiht sich ein in russische Aggressionen gegen seine Nachbarn; Polen 1933, DDR 1953, Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968, Afghanistan 1979, Georgien und schließlich die Ukraine. Das wird nicht vergessen werden. Vor diesem Hintergrund erscheint die Friedliche Revolution 1989 als eine glückliche Ausnahme, als
ein Lichtblick oder eine Sternstunde der Geschichte.
Heiner Wenk
RC Bremen Vegesack
Zum Titelthema "17. Juni 1953", Heft 6/2023
Ich finde dieses Vergießen von Krokodilstränen von Politikern aller Parteien im Bundestag anlässlich der Feiern zum 17. Juni 1953 unausstehlich. Dieselbe SED, die den damaligen "faschistischen Aufstand" niederschlagen ließ, die über vier Jahrzehnte für die Toten an der Zonengrenze und an der Berliner Mauer verantwortlich war, die von der ersten bis zur letzten Minute der DDR die Stasi – das "Schild und Schwert der Partei (SED)" – beauftragt und ihre Verbrechen zu verantworten hat, sitzt nicht nur als Die Linke im Bundestag. Ich erinnere daran, dass in einem Prozess vor der Pressekammer des Berliner Landgerichts Die Linke ausdrücklich versichert hat, dass sie die Rechtsnachfolge der SED angetreten hat.
Manfred Inkmann
RC Wesel
Zum Titelthema "17. Juni 1953", Heft 6/2023
Der Text "Friktionen überall" im aktuellen Rotary Magazin hat mit seiner undifferenzierten negativen Betrachtung von Ostdeutschen viele Fragezeichen bei mir ausgelöst. Ohne weitere Einordnung wird
dort behauptet, dass sich in Ostdeutschland "viele" an die DDR als "kuschelig und gemütlich" erinnern, dass "starke" Revisionismus-Tendenzen zu erkennen seien oder dass "viele" die DDR-Diktatur verharmlosen würden. Welche "vielen" Revisionisten sollen das denn sein? Selbst die drastische Pauschalaussage, dass die Aufarbeitung der Diktatur überhaupt nicht die Herzen der Menschen in der ehemaligen DDR erreicht habe, bleibt unkommentiert stehen.
Bei so undifferenzierten und unbelegten Pauschalaussagen über ein Volk, das ohne fremde Hilfe genau diese
Diktatur abgeschüttelt hat, bleibt der Eindruck, dass hier eher altbackene Stereotype über Ostdeutsche bedient werden, als dass sich mit der tatsächlichen Realität und den Herausforderungen in den neuen Bundesländern auseinandergesetzt wurde.
Leider bleibt auch das sehr gute Buch von Dirk Oschmann unbesprochen, das aktuell nicht umsonst zu einem
Bestseller avanciert ist. Stattdessen wird dieses einfach weggewischt. Hier könnte das Rotary Magazin in Zukunft vielleicht weiter ansetzen.
David Baumgart
Rotary e-Club Berlin-Global
Zum Titelthema "17. Juni 1953", Heft 6/2023
Für die Titelgeschichte Ihrer Juni-Ausgabe möchte ich Ihnen sehr herzlich danken. Ich war – nach vorheriger Tätigkeit im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen – in den 1990er und 2000er Jahren als Referatsleiter im Bundesministerium des Innern zuständig für die Förderung der DDR-Aufarbeitung und habe mit guten wissenschaftlichen Kennern und Multiplikatoren versucht, dem am Ende der 90er Jahre deutlich werdenden Trend zur Vernachlässigung der Teilungs- und DDR-Geschichte entgegenzuwirken. Zu meinen Zuständigkeiten gehörte unter anderem die Zuarbeit der Bundesregierung zu den beiden DDR-Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestags und die Errichtung und Förderung der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die in Ihrem Heft unter anderem von Klaus Schroeder, Ulrich Mählert und Johannes Weberling
erhobene Forderung nach stärkerer Verankerung der Teilungsgeschichte im kulturellen Gedächtnis, also in Wissenschaft, Schulunterricht und Erwachsenenbildung, kann man nur nachdrücklich unterstreichen.
Eberhard Kuhrt
Zum Titelthema "Israel", Heft 5/2023
Normalerweise ist ein 75-jähriger Geburtstag Anlass zu
einer Würdigung. Und in der Tat gibt es viel zu berichten über Bewundernswertes, was Juden in den letzten 75 Jahren in und außerhalb Israels geleistet haben. Aufgrund der bedauerlichen Vorgeschichte den Juden gegenüber ist verständlich, dass Deutschland allen Grund hat, ein möglichst gutes Verhältnis zu Israel anzustreben. Gleichwohl sollten offenkundige Probleme nicht aus falscher Höflichkeit unter den Tisch gekehrt werden.
Wenngleich die Auswahl der einzelnen Beiträge ausgewogen ist, fällt doch auf, dass der Beitrag von Avi Primor der einzige ist, der explizit Israels seit Langem in der Kritik stehende widerrechtliche Palästinapolitik kritisiert ("eine einzige Katastrophe"), mit der Anmerkung, dass diesbezügliche Kritik an Israel in Deutschland seltener sei als in anderen europäischen Ländern. Das ist leider eine Tatsache. Im Bemühen Deutschlands, Israel gegenüber alles richtig zu machen, hat sich eine undifferenzierte deutsche Pro-Israel-Haltung entwickelt, die noch so begründete Kritik an Israel unterdrückt.
Hael Mughrabi
RC Nürnberg-Kaiserburg
Zum Titelthema "75 Jahre Israel", Heft 5/2023
Mit großer Freude und auch mit Neugier habe ich die Mai-Ausgabe gelesen. Der 75. Geburtstag ist ein toller Anlass für eine so große Würdigung der Geschichte und Gegenwart des jüdischen Staates. Die Beiträge von Michael Brenner, Michael Jeismann, Shelly Kupferberg und Peter Peter sind informativ und zeigen die Vielseitigkeit des kleinen Staates im Orient.
Eine kritische Bemerkung kann ich mir nicht verkneifen: Alle politischen Beiträge sind einseitig, in keinem Beitrag kommt "die andere Seite" zu Wort. Alle Autoren verurteilen die geplante Justizreform, in keinem Beitrag kommen Aspekte zum Tragen, die eine Reform zumindest erklären oder gar begründen.
Ich kritisiere nicht die einzelnen Beiträge, bemängele aber die Auswahl. Jeder einzelne Autor ist eine ehrenwerte Persönlichkeit – aber das Gesamtbild ist eben einseitig.
Schade – mit dem Aufwand, den Sie betrieben haben, hätte es ein Vorzeigemagazin werden können! Dennoch: Danke für das Bemühen um Würdigung des Staates Israel.
Sabine Manzel
RC Kleinmachnow
Zum Titelthema "75 Jahre Israel", Heft 5/2023
Die neun Aufsätze um Thema Israel las ich mit Freude und Gewinn. Aber: Ich bedauere, dass keine Stimme aus Palästina zu Wort kam. Audiatur et altera pars! Sollte bei Rotary nicht fehlen.
Jürgen Kirchner
RC Würzburg-Stein
Zum Titelthema "75 Jahre Israel", Heft 5/2023
Es sollte nicht unerwähnt bleiben: Ein letzter wesentlicher Impuls zur Gründung des
Staates Israel ging von Norddeutschland, genauer Hamburg und Lübeck, aus. Im Juli des Jahres 1947 versuchte die "Exodus", ein ehemaliger amerikanischer Vergnügungsdampfer, die britische Blockade Palästinas zu durchbrechen. Die Jewish Agency for Palestine hatte das Schiff für 60.000 Dollar gekauft. Es lief am 11. Juli 1947 mit 4500 Menschen jüdischen Glaubens an Bord, um diese nach Palästina zu transportieren, aus dem südfran-
zösischen Sète aus. An Bord waren auch Hunderte Kinder, die oftmals Ghettos, Konzentrationslager, Flucht oder ein Leben im Versteck erlitten hatten und nun Waisen waren.
Britische Kriegsschiffe folgten der "Exodus", unmittelbar nachdem sie die französischen Gewässer verlassen hatte. Am 18. Juli 1947, sieben Tage nach dem Auslaufen, enterten etwa 20 Kilometer vor Gaza die britischen
Marinetruppen das Schiff. Vier Passagiere starben, mehr als Hundert wurden verletzt. Die "Exodus" wurde nach
Haifa geschleppt.
Das Schiff wurde von den Passagieren umbenannt in "Exodus from Europe 1947", die Flagge mit dem Davidstern wurde gehisst. Sie stimmten das Lied "haTikwa", die Hoffnung, an, das später zur Nationalhymne Israels wurde: "Solange noch im Herzen eine jüdische Seele wohnt und nach Osten hin, vorwärts, ein Auge nach Zion blickt; solange ist unsere Hoffnung nicht verloren. Die uralte Hoffnung, ins Land unserer Väter zurückzukehren, in die Stadt, wo David sein Lager errichtet hat …"
Doch es half nichts. Mit Ausnahme einiger Verwundeter wurden die Flüchtlinge aus Europa von den britischen Soldaten umgehend auf drei Transportschiffe umgeladen und zunächst nach Frankreich zurückgeschickt.
Hans-Eckhard Tribess
RC Berlin-Global eClub
Zum Titelthema "75 Jahre Israel", Heft 5/2023
Zunächst ein Lob auch für das Mai-Heft mit dem Hauptthema "75 Jahre Israel". Zwischen Seite 32 und 33 ist erstmals 16 Seiten lang Hosen-Werbung von Firma Meyer eingeheftet, was nicht nur ausgerechnet das
Foto und den Bericht der Verabschiedung britischer Mandatstruppen durch Ministerpräsident David Ben-Gurion im Jahr 1948 rigoros abschneidet, sondern damit das Niveau unseres Magazins auf billigste Drucksachen (TV-Programmbeilagen/ Werbedrucke) herabwürdigt.
Eberhard Göhler
RC Heidelberg-Alte Brücke
Zum Titelthema "75 Jahre Israel", Heft 5/2023
Die Werbebeilage der Firma Meyer war aus meiner Sicht völlig deplatziert und hat weder dem Heft noch den Meyerschen Hosen einen Gefallen getan. Nichts dagegen, dass das Rotary Magazin Werbung aufnimmt, sogar ein gewisses Verständnis dass die Werbung fest eingebunden wird, damit sie nicht beim Versand aus dem Heft fällt oder von ignoranten Menschen wie mir direkt ins Altpapier entsorgt wird, aber eine gewisse Sorgfalt bei der Positionierung im Heft wäre sehr zu wünschen. Den unerwünschten Werbeblock aber gleich in den ersten Artikel des Schwerpunktthemas zu packen und dann noch das Foto mit 16 Seiten Hosen zu zerteilen, war unangebracht. Warum nicht einfach eine Seite weiter? Dann wären die Meyerschen Hosen zwischen zwei Artikeln gewesen.
Sie machen sich regelmäßig solche Mühe mit der redaktionellen Arbeit und es war inhaltlich ein gelungenes Heft - das haben Sie nicht verdient.
Cord Eberspächer
RC Düsseldorf-Karlstadt
Zum Fokus "Im Zeichen der Exzellenz", Heft 5/2023
Gerne stimme ich mit Ihnen überein: Eine weltweite Organisation von 1,4 Millionen Mitgliedern benötigt ein einheitliches Erscheinungsbild – basta! Das hatten wir allerdings auch schon vor 2013 – nur sah das rotarische "Zahnrad" dort etwas anders aus: blau unterlegte Schrift (Rotary International) und blaue Ränder. Was man sehr kontrastreich, gut und klar hatte sehen und erkennen können – insbesondere auch auf weißem Hintergrund, wo es ja sehr oft steht. Und jetzt?
Blasses, kaltes Gelb und auf weißem Untergrund konturenlos, fast verschwommen und wie ausgewaschen. Kein Wunder, dass Sie es auch fast immer im Magazin und auf der Broschüre Rotary Wissen nur auf blauem Hintergrund darstellen, sonst wäre es kaum zu erkennen. Auf Blau wirkt es dagegen versöhnlich, fast wie früher! Viele Zigtausende alter Schilder an den Clublokalen weltweit werden Gott sei Dank noch Jahrzehnte dort hängen, und wir können durch sie noch lange ab und zu nostalgisch in Erinnerungen schwelgen.
Helmut Ruckriegel
RC Nürnberger Land
Zum Fokus "Im Zeichen der Exzellenz", Heft 5/2023
Es ist immer schön, wenn man beobachten darf, wie Menschen so richtig begeistert von ihrem beruflichen Schaffen sind. Da war Ihr Beitrag im Maiheft des Rotary Magazins ein exzellentes, erfrischendes Beispiel. Als Marketing- und Vertriebsleiter mit jahrzehntelanger persönlicher Marketingerfahrung weiß ich auch um die hohe Bedeutung eines guten Logos beziehungsweise um die positive Strahlkraft eines einheitlichen Marketingauftritts. In diesem Zusammenhang war es erfrischend, von Freund Ruckriegel in seinem Leserbrief im Juniheft zu lesen, was die praktischen Vor- und Nachteile der beiden Logos sein können.
Mich hat aber bei den Ausführungen im Maiheft etwas anderes gestört. Die ersten beiden Bebilderungen auf den Seiten 14/15 und auf Seite 17 suggerieren nämlich, dass alle alten Logos entsorgt gehören. Also alle rotarischen Utensilien, die das alte Logo enthalten, müssen ausnahmslos weggeworfen werden! Hier hat mein Nachhaltigkeitsherz vor Schmerz geschrien.
Thomas von Czettritz
RC Wolfratshausen-Isartal
Zum Titelthema "Künstliche Intelligenz – Täsuchend echt", Heft 4/2023
Nach der Lektüre wird für mich zwingender denn je, dass in unserem Rotary Magazin aus einer Vielzahl von
gravierenden Gründen Textpassagen und Bilder, die von KI- Systemen erstellt wurden, gekennzeichnet werden
müssen. Geeignet wären zum Beispiel die Nutzung einer Kursivschrift oder Wasserzeichen in den Bildern. Ich muss als Leser wissen, welcher
Gedanke einem Autor persönlich zuzuschreiben ist und was unter Umständen ein synthetisches Plagiat oder
ein halluzinierter Text ist.
Harald Klepzig
RC Offenbach-Einhard
Zum Titelthema "Künstliche Intelligenz", Heft 4/2023
Wie immer habe ich das Rotary Magazin mit großer Begeisterung gelesen und mit besonderem Interesse auch alle Beiträge zum Thema KI und ChatGPT. Im Club haben wir nach einem Einführungsvortrag dem Computer die Aufgabe erteilt, dass er den Wochenbericht verfassen soll. Das hat er auf der Basis der Mitschrift des Sekretärs innerhalb weniger Sekunden auch prompt erledigt, und die Formulierungen waren akzeptabel. Oberflächlich kommentiert, könnte ChatGPT die Berichterstattungsarbeit des Sekretärs deutlich erleichtern. Die persönlichen Gedanken würden natürlich fehlen, aber die könnte der Sekretär im Anhang hinzufügen.
Das im Magazin veröffentliche Frühlingsgedicht zeigt uns aber deutlich die Grenzen der KI auf. Die erste Strophe geht ja noch, aber die dritte Strophe ist einfach schlicht katastrophal. Da gilt dann der berühmte Satz: "Nicht
alles, was sich reimt, ist ein Gedicht!"
Jürgen Frank
RC Oberwart-Hartberg
Zum Titelthema "Künstliche Intelligenz", Heft 4/2023
Der exzellente Artikel von Aljoscha Burchardt endet mit der Aufforderung, zu überlegen, was KI für uns tun sollte: Ich meine, vor allem müssen wir auf die Wünsche der Menschen eingehen, zum Beispiel auf den ständig, seit vielen Jahren geäußerten und unerfüllten Wunsch nach Berufsberatung. Mit KI ist es möglich, Millionen Menschen fundiert, gezielt, preiswert, an jedem Ort und zu jeder Zeit zu beraten – das gab es noch nie!
Herr Burchardt hat zu Recht auf das Problem des Fachkräftemangels in Deutschland hingewiesen. Dies, das Problem der Studienabbrecher wie auch die Wahl des falschen Studiums oder auch eines passenden
Praktikums sind mit einer gezielten, individuellen, datenbasierten Berufsberatung lösbar. Mit KI ist eine wirklichkeitsgetreue Berufsberatung nach dem Beispiel von Hunderten persönlich geführter Beratungen möglich. Aber – auch das hat er erwähnt – die Technologieentwicklung liegt bei den amerikanischen oder chinesischen Hyperscalern. Die nicht minder wichtige Umsetzung eines Konzepts für eine KI-gestützte Berufsberatung schwebt mir vor und wartet noch auf Entdeckung und Vermarktung.
Ernst Cantner
RC Potsdam
Zum Titelthema "Künstliche Intelligenz", Heft 4/2023
Das Thema "Täuschend echt – Wie KI die Grenzen der Wirklichkeit verschwimmen lässt" ist sehr aktuell und äußerst interessant. Die Autoren zeigten Facetten auf, die man als Laie nicht wahrnimmt oder auch nicht einordnen kann.
Ein Artikel hat meine gute Laune beim Lesen etwas getrübt – "Zu viele Männer". Nicht, weil ich das spezielle Thema falsch fand, sondern weil die Wortwahl der Autorin, Isabelle Collet, den Eindruck vermittelt, das Thema nicht objektiv zu erforschen. Als Wissenschaftlerin muss man sich ein größtmögliches Maß an Objektivität bewahren, da sonst Forschungsergebnisse insbesondere in den "nicht exakten Wissenschaften" Gefahr laufen, einem vorher festgelegten Ziel untergeordnet zu werden. Die Befunde mögen stimmen, die Deutung wirkt jedoch zweifelhaft.Wenn Isabelle Collet formuliert, dass der digitale Wandel gegenwärtig zu
"über 80 Prozent von einer Population weißer Männer" erdacht wird, empfinde ich die Wortwahl so unange-
messen, als ob man von "Blondinen" spricht, wenn man weibliche Mitarbeiter
beschreiben möchte. Die
gewählte Formulierung ist mittlerweile stereotyp und diskriminierend und einer wissenschaftlich arbeitenden Professorin abträglich.
Joachim Wolf
RC Zwickau/Glauchau
Zum Standpunkt "Verlust der Einzigartigkeit", Heft 4/2023
Unser Distrikt 1860 hat in den letzten Jahren bei drei großen Katastrophen schnell Spendenaktionen auf den Weg gebracht, wie andere auch. Die Explosionskatastrophe in Beirut, die Hochwasserkatastrophe an der Ahr und natürlich der Überfall Russlands auf die Ukraine haben in vielen Clubs nicht nur die Erwartung geweckt, dass zentral Spenden koordiniert werden, sondern auch immer wieder ins Bewusstsein gerufen, dass Rotary bei Soforthilfe nicht optimal aufgestellt ist. Der Fokus Rotarys liegt – wie bei anderen Serviceclubs ebenfalls – auf mittel- und langfristigen Projekten. Das hat sich bewährt. Dennoch begrüße ich es ausdrücklich, dass Soforthilfen von Rotariern organisiert werden. Auch andere Organisationen können das, manche sogar größer und effizienter. Das öffentliche Ansehen unserer Organisation aber profitiert ungemein, und nach innen wirkt das gemeinsame Handeln äußerst segensreich, wie immer, wenn man angesichts von Elend zusammenrückt.
Wolfgang Boeckh
RC Ludwigshafen/Rhein
Zum Standpunkt "Verlust der Einzigartigkeit", Heft 4/2023
Ein interessantes Thema – der Verlust der Einzigartigkeit. Allerdings sehe ich keinen primären Zusammenhang mit den Spenden bei akuten Katastrophen oder Krisen. Erstens, das eine schließt das andere nicht aus. Die Spende an die Foundation (EREY) ist ein fester Bestandteil der rotarischen Gemeinschaft. Unabhängig davon muss es auch möglich sein, in Akutsituationen Hilfe zu leisten, nicht in Konkurrenz zu anderen Organisationen, sondern direkt im Rahmen unserer Kompetenzen über rotarische Freundinnen und Freunde, Kontaktclubs oder assoziierte professionelle Anbieter wie zum Beispiel ShelterBox im Falle von Naturkatastrophen. Sowohl die
Covid-Pandemie als auch der Krieg in der Ukraine haben genügend Beweise erbracht für sehr effektive, direkte und gezielte Hilfe.
Rainer Moosdorf
RC Marburg-Schloss
Zum Forum-Artikel "Die Chancen der Krise und die Krise der Chancen", Heft 4/2023
Eigentlich hätte ich als Vorspann die Worte unseres Herrn Jesus aus der Bergpredigt erwartet, da ihn der
Artikel eigentlich angeht, aber nicht Paulus, da dieser selbst wohl wesentlich dazu beigetragen hat, dass die aus seiner Bewegung entstandene Kirche, die katholische, ihre Geburtsfehler von ihm selbst erhalten und tradiert hat.
Die Frauen zur gleichberechtigten Teilhabe an den Gemeindeaktivitäten am Altar und mit den Sakramenten zuzulassen; der von Jesus erklärte Verzicht auf kriegerische Auseinandersetzungen; die Liebe zu und Sorge um seine Mitmenschen, auch den Widersachern, dem haben sich Paulus und
die nachfolgenden Kirchen-
väter weitgehend entzogen.
Reiner Reichelt
RC Mettmann
Zum Forum-Artikel "Die Chancen der Krise und die Krise der Chancen", Heft 4/2023
Das Rotary Magazin lese ich oft gerne. Natürlich werden auch Meinungen publiziert, die meines Erachtens nach
sachlich unzutreffend, aber interessengeleitet sind. So der Artikel von Herrn Söding.
Der behauptete und angeblich "systemisch" bedingte sexuelle Missbrauch durch Geistliche und Mitarbeiter der katholischen Kirche ist statistisch nicht belegbar, jedoch Kernprämisse der folgenden Wertungen. Denn in dem Zeitraum von 1945 bis 2023 (78 Jahre) sind größenordnungsmäßig einige Hundert – zu viele – Priester und Mitarbeiter übergriffig geworden. Die Gesamtzahl der Geistlichen und Mitarbeiter in diesem Zeitraum beträgt mehrere 10.000. In Relation zur Zahl der Missbrauchstäter ist dies eine Minorität von weniger als einem Prozent der Geistlichen und Mitwirkenden. Wo bleiben die statistischen Kriterien für "systemisch"?
Bei der Bewertung der übergriffigen Kriminaltaten durch kirchliches Personal muss bedacht werden, dass in früheren Jahren seitens Psychiater Homophilie und Päderastie als "heilbar" bewertet wurden, was sich als Irrtum erwies, jedoch Grund für die Weiterverwendung von Priestern andernorts war. Sozialämter vieler Kommunen und Kreise sind ihren Aufgaben nicht nachgekommen, in Hunderten Fällen homophiler, päderastischer Vergehen gegen Kinder einzuschreiten und diese zu beenden.
Hans-Jürgen Arens
RC Emmerich
Zum Titelthema "Die Rückkehr des Western", Heft 3/2023
Ich kann dem rotarischen Freund Leimklef aus Wolfratshausen nur zustimmen – das Rotary Magazin entwickelt sich neben der Zeit und anderen Publikationen zu meiner Lieblingslektüre zu den Themen der Welt. Welch differenziert denkende und schreibende Autoren sie einmal mehr zu einem Thema wie "Die Rückkehr des Western" gewinnen konnten, ist großartig. Und dann graben Sie auch noch den Altmeister der Popmusik-Kritik Diedrich
Diederichsen mit seinem überragenden Beitrag zu 50 Jahre The Dark Side of the Moon aus, das sind wahre Sternstunden des Journalismus. Gratulation und ein großes Dankeschön!
Thomas Schönauer
RC Düsseldorf-Karlstadt
Zum Titelthema "Die Rückkehr des Western", Heft 3/2023
Der Western befindet sich nicht auf der Rückkehr. Ganz Amerika ist nach wie vor ein Western. Es wird tagtäglich geballert, was das Zeug hält. In Schulen, Einkaufsmeilen oder einfach auf der Straße. Dabei gilt die Waffe nach wie vor als Narrativ von Freiheit. Der Unterschied zwischen damals und heute ist, dass es keine Helden mehr gibt,
sondern nur noch Opfer.
Werner Dinkelbach
RC Remagen-Sinzig
Zum Titelthema "Die Rückkehr des Western", Heft 3/2023
Das schöne Magazin zur Renaissance des Western möchte ich zum Anlass nehmen, mich einmal herzlich für die stets so abwechslungsreiche und nachdenkenswerte Lektüre zu bedanken. Nicht selten regt mancher Artikel zum vertiefenden Gespräch im rotarischen Freundeskreis an. So diskutierten wir bei einem Ausflug lebhaft, welcher unser Lieblingswestern gewesen ist und welche Helden uns noch im Gedächtnis geblieben sind. Auch die Berichterstattung über die Benefiz-Aktivitäten der anderen Clubs studiere ich mit großem Interesse, sind diese doch Ansporn und Ideengeber für eigene Aktionen. Dem ganzen Redaktionteam ein großes Lob für die tolle Arbeit!
Johannes Wilkes
RC Erlangen
Zum Forum-Artikel "Dark Side of the Konsens", Heft 3/2023
Für mich ist es sehr angenehm, welche Themen die Redaktion regelmäßig aufgreift. Dazu kommen zumeist gute Autoren, denen es gelingt, den Horizont des Lesers zu erweitern. Umso unverständlicher finde ich es, dass zwei Autoren zum Thema Pink Floyd zu Wort kommen, die sich offensichtlich als Gegner der Band verstehen. Ein Schlag ins Gesicht der unzähligen Fans und letztlich der Band. Es kommt nicht zur Sprache, dass die Konzeptalben der modernen Musik – beginnend mit Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band, über Tommy und Thick as a Brick – von Pink Floyd auf ein neues Niveau gehoben wurden. Mit diesem Meisterwerk, dessen Einfluss auf die folgende Musikwelt unbestreitbar ist, wuchsen Generationen von Musikliebhabern auf. Für mich und viele Ostdeutsche hat es eine weitere Dimension: Fanden Konzerte hinter dem Eisernen Vorhang statt, so löste das einen Pilgerstrom aus. Nicht nur, weil es eine Band aus dem Westen war, sondern weil die Klangwelten und auch die psychedelischen Inszenierungen eine geistige Flucht aus der Enge unserer Welt ermöglichten. Das gehört in eine Laudatio und nicht in eine vermeintliche Nähe zu Verschwörungstheoretikern oder Putin. Sicher kann man sich mit Aussagen von Roger Waters – dem Bandaussteiger – kritisch auseinandersetzen. Das schmälert keinesfalls den Wert dieses Meilensteins der progressiven Rockmusik.
Dieter Naumann
RC Staßfurt
Zum Forum-Artikel "Dark Side of the Konsens", Heft 3/2023
Welche Freude, Pink Floyd anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von The Dark Side of the Moon im Rotary Magazin zu entdecken! Aber warum räumt man dabei Diedrich Diederichsen zwei Seiten ein, wo er einleitend schon von einer "rundweg uninteressanten Schallplatte" spricht und offenbart, dass er die Begeisterung für Pink Floyd "komplett nie verstanden" hat? War es nicht das ihm gestellte Thema, den bis heute anhaltenden
Erfolg zu erklären? Stattdessen ein Totalverriss und die Schlussfolgerung, Pink Floyds Musik sei der "Soundtrack
für das Einnehmen halluzinogener Drogen". Ich höre Pink Floyd immer noch gerne, ohne Drogen. Diederichsens Charakterisierung als "orchestralen Zinnober" und "ölig Hymnisches" lässt kritische Kompetenz vermissen, und sein Vergleich mit einem "Mittelklassehotelfahrstuhl" zeigt nur, dass er auch von Aufzugtechnik nichts versteht. Seine verschwurbelten Sätze über 16 Zeilen zeugen von Selbstgefälligkeit, den Leser hat er da verloren – wie auch beim angeblichen Tiefpunkt des Schaffens von Pink Floyd, The Wall. Comfortably Numb, einer der berühmtesten Songs von Pink Floyd, mit einem der besten und ergreifendsten Gitarren-soli der Rockgeschichte, wird von Diederichsen nicht einmal erwähnt. Die dumpfe Lyrik von Roger Waters mag befremden; um The Wall zu verstehen, muss man das Werk in den gesellschaftlichen Kontext der späten 1970er Jahre stellen. Schließlich war die Befindlichkeit der damaligen Jugendszene zwei Jahre später Anlass für den Deutschen Bundestag, die Enquete-Kommission Jugendprotest im demokratischen Staat einzurichten. Es ist vollends absurd, wenn Diederichsen dann noch den Bogen spannt zu rechten Verschwörungstheorien 40 Jahre später.
Immerhin, der folgende Beitrag von Christoph Dallach kommt dem Phänomen Pink Floyd schon näher, wenn er feststellt, dass der Mythos der Band intakt geblieben ist.
Ulrich Guntram
RC Bonn Süd-Bad Godesberg
Zum Titelthema "Artensterben — zum Sterben schön", Heft 2/2023
Ein großes Kompliment. Das von Ihnen gestaltete Rotary Magazin ist, so meine ich, ein ausgezeichnetes "Blatt", die Inhalte, die Beiträge, die Informationsmöglichkeiten, das unterhaltsame sowie das Bildmaterial haben ein hohes Niveau. Diesem Inhalt entspricht auch die Form: das Layout ist modern und sehr ansprechend. Es macht einfach Spaß, dieses Magazin zu lesen. Meinen aufrichtigen Dank dafür.
Karl Friedrich Leimklef
RC Wolfratshausen-Isartal
Zum Titelthema "Artensterben — zum Sterben schön", Heft 2/2023
Mit Interesse habe ich den Artikel von Dr. Hermann Ott "Die Natur braucht Rechte" gelesen. Mit dem Ziel, mehr für die Erhaltung von Arten und Lebensräumen zu tun, bin ich sehr einverstanden. Ich finde, dass sein Vorschlag zu wenig auf die bestehenden Rechtsverhältnisse in unserem Land eingeht. Gerne können Sie meinen Leserbrief auch gekürzt veröffentlichen. Die zitierten Rechtstexte sind sicher viel zu lang für einen Leserbrief, vielleicht aber für die Redaktion hilfreich, um meine Meinungsäußerung einzuordnen.
Dr. Ott schlägt vor, der Natur eigene einklagbare Rechte mit Verfassungsrang zu verleihen und diese durch Ombudsleute vertreten zu lassen. Als Beispiel für die Verleihung eines solchen eigenständigen Grundrechtes führt er das Land Ecuador an, das 2008 den Schutz von "pacha mana" in die Verfassung des Landes aufgenommen hat.
In Deutschland hat der Schutz der Natur seit 1994 Verfassungsrang. Nach Artikel 20a schützt der Staat auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung. Diese verfassungsrechtliche Aufgabe ist u.a. im Bundesnaturschutzgesetz und in den Naturschutzgesetzen der Bundesländer umfassend umgesetzt.
In Artikel 30 des Bundesnaturschutzgesetzes sind zahlreiche Lebensräume gesetzlich geschützt. Da heißt es:
(1) Bestimmte Teile von Natur und Landschaft, die eine besondere Bedeutung als Biotope haben, werden gesetzlich geschützt (allgemeiner Grundsatz).
(2) Handlungen, die zu einer Zerstörung oder einer sonstigen erheblichen Beeinträchtigung folgender Biotope führen können, sind verboten:
- natürliche oder naturnahe Bereiche fließender und stehender Binnengewässer einschließlich ihrer Ufer und der dazugehörigen uferbegleitenden natürlichen oder naturnahen Vegetation sowie ihrer natürlichen oder naturnahen Verlandungsbereiche, Altarme und regelmäßig überschwemmten Bereiche,
- Moore, Sümpfe, Röhrichte, Großseggenrieder, seggen- und binsenreiche Nasswiesen, Quellbereiche, Binnenlandsalzstellen,
- offene Binnendünen, offene natürliche Block-, Schutt- und Geröllhalden, Lehm- und Lösswände, Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden, Borstgrasrasen, Trockenrasen, Schwermetallrasen, Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte,
- Bruch-, Sumpf- und Auenwälder, Schlucht-, Blockhalden- und Hangschuttwälder, subalpine Lärchen- und Lärchen-Arvenwälder,
- offene Felsbildungen, Höhlen sowie naturnahe Stollen, alpine Rasen sowie Schneetälchen und Krummholzgebüsche,
- Fels- und Steilküsten, Küstendünen und Strandwälle, Strandseen, Boddengewässer mit Verlandungsbereichen, Salzwiesen und Wattflächen im Küstenbereich, Seegraswiesen und sonstige marine Makrophytenbestände, Riffe, sublitorale Sandbänke, Schlickgründe mit bohrender Bodenmegafauna sowie artenreiche Kies-, Grobsand- und Schillgründe im Meeres- und Küstenbereich,
- magere Flachland-Mähwiesen und Berg-Mähwiesen nach Anhang I der Richtlinie 92/43/EWG, Streuobstwiesen, Steinriegel und Trockenmauern.
Naturschutzbehörden überwachen die Einhaltung der Gesetze und nach § 63 des Bundesnaturschutzgesetzes haben anerkannte Naturschutzorganisationen umfangreiche Mitwirkungsrechte bei allen Planungen und Maßnahmen, bei denen Natur in Anspruch genommen wird.
Das ist ein anderer rechtlicher Schutz, als ein eigenständiges Grundrecht "der Natur". Das Bundesnaturschutzgesetz und die Europäischen Naturschuzrichtlinien (Flora-Fauna-Habitat, Vogelschutzrichtlinie) sind robuste Rechtsgrundlagen, um den Schutz der Natur durchzusetzen. Letztendlich sind es jedoch immer Menschen, die sich für die Durchsetzung von Rechten einsetzen müssen. Nichts anderes ist es, wenn man von Menschen eine Änderung ihrer Verhaltensweise und ihres Verständnisses von Natur einfordert. Eine Grundgesetzänderung setzt in einer Demokratie immer eine Mehrheit voraus, um eine Rechtsidee zum Verfassungsrang zu erheben. Das kann nur gelingen, wenn es kohärent mit anderen Grundrechten in das Gesamtgefüge passt. Ein Grundrecht muss den Weg in die Köpfe und in die Herzen der Menschen einer Kultur finden, damit es gelebt wird. Sonst ist es eben auch nur ein weiterer Paragraf auf dem Papier.
Christian Raupach
RC Frankfurt am Main
Zum Titelthema "Artensterben — zum Sterben schön", Heft 2/2023
Gratulation zu den interessanten Artikeln zum Artenschutz in der Februarausgabe des Rotary Magazins. In dem Beitrag "Die einheimischen Störenfriede" (S. 45) wird Emmer als eine vom Aussterben bedrohte Getreideart
bezeichnet. Diese Feststellung erscheint mir missverständlich. Emmer (Triticum turgidum ssp. dicoccum) ist eine von unseren Vorfahren vor etwa 10.000 Jahren im Nahen Osten domestizierte Getreideart. Diese wurde bis in die Römerzeit in größerem Umfang angebaut. Aufgrund des geringen Ertragspotenzials wurde Emmer jedoch sukzessive durch den Saatweizen (Triticum aestivum) ersetzt.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Emmer vom Aussterben bedroht ist. Alleine in Deutschland wird er noch auf circa 1000 Hektar angebaut. Zudem wird das Saatgut alter Sorten in Genbanken dauerhaft erhalten. So finden sich in der bundesdeutschen Genbank für Kulturpflanzen über 300 verschiedene Sorten Emmer, von denen auch Saatgut bereitgestellt werden kann.
Andreas Graner
RC Quedlinburg
Zum Titelthema "Artensterben — zum Sterben schön", Heft 2/2023
So informativ dieser Artikel ist und so gern ich ihn gelesen habe – die Überschrift ist etwas unglücklich gewählt. Mitnichten ist die Evolution zu Ende, wenn der Mensch die Erde ruiniert und sich selbst die Lebensgrundlage entzogen hat. Das wäre zu anthropozentrisch gedacht. Mit den heutigen technischen Mitteln, selbst mit einem umfassenden Atomkrieg, sind wir gar nicht in der Lage, die Evolution auszulöschen. Wir würden ihren Lauf etwas verändern, vielleicht zeitweilig einen kleinen Stolperer verursachen, aber nach, in geologischen Zeiträumen gemessen kurzer Zeit, nach Hunderttausenden oder Millionen von Jahren wäre wieder ein funktionierendes Ökosystem entstanden. Die Erde hat in ihrer Vergangenheit schon viel Schlimmeres mitgemacht, der Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren wurde ja erwähnt. Die Gesamtenergie dieses Einschlages entsprach etwa einer Milliarde Hiroshimabomben, dies ist nicht mehr vorstellbar. Erahnbar wird es, wenn auf jedem Quadratkilometer der Erdoberfläche, Wasser wie Land, statistisch gesehen fast zwei Hiroshimabomben explodieren, allein in Deutschland 700 000.
Die Evolution wird also weitergehen, sie hat einen langen Atem, den eine Eintagsfliege (wurde auch erwähnt) wie der Mensch nicht wesentlich stören kann. Wir sind ´Wesen des Übergangs´, wie es Hoimar von Ditfurth mal ausgedrückt hat. Nach uns kommt auch noch jemand, und dann hoffentlich, wenn es eine intelligente Spezies ist, eine, die die Natur mehr zu schätzen weiß.
Gerhard Löhr
RC Montabaur
Zum Titelthema "Artensterben — zum Sterben schön", Heft 2/2023
Die Ausrottung von Tier- und Pflanzenarten, der Verlust biologischer Vielfalt ist ein weithin unterschätzter Risikofaktor für unsere Zukunft. Er steht diesbezüglich dem Klimawandel in nichts nach. Umso begrüßenswerter ist es, dass er zum Titelthema des Rotary Magazins gemacht wurde. Dafür herzlichen Dank. Allerdings kann der Beitrag "Störende Einheimische" von Andreas Eckert keinesfalls unwidersprochen stehen bleiben. Schon die polemische Überschrift in Zusammenhang mit Bernhard Grzimek zeugt von einem erheblichen Mangel an Kenntnis dessen, welche Leistungen für den Naturschutz der frühere Präsident der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) erreicht hat und wie er sie erreicht hat. Es ist hier nicht der Platz, um all die Fehler und Fehleinschätzungen, die den Artikel prägen, richtig zu stellen. Beispielsweise zeugt der letzte Satz mit der schwerwiegenden Behauptung, Naturschutz würde weiter vor allem ohne oder gegen die lokale Bevölkerung gemacht, davon, dass der Autor Wesentliches übersehen hat. Es sind souveräne Staaten überall auf der Welt, die mit der Einrichtung von Schutzgebieten ihre Naturschätze zu schützen versuchen. Dazu gehört selbstverständlich, dass illegale, zerstörerische Aktivitäten beispielsweise von Goldgräbern und Wilderern bekämpft werden. Dies dient auch dem Ziel, traditionelle Gemeinschaften davor zu schützen, dass ihnen solche kriminellen, meist bestens organisierten Banden durch Plünderung der natürlichen Ressourcen die Existenzgrundlage rauben. Es ist also gerade nicht die arme, lokale Bevölkerung, die, wie der Autor suggeriert, durch den Naturschutz mit Waffengewalt von der Sicherung ihrer Grundbedürfnisse abgehalten wird. Ganz im Gegenteil ist moderner Naturschutz heute daraus ausgerichtet, dass beispielsweise aus Nationalparken Benefits für die lokale und nationale Bevölkerung resultieren. Dazu gehört, dass die natürlichen Ressourcen für nachhaltige Nutzung erhalten bleiben und nicht kurzfristigem Raubbau anheimfallen. Wie sonst hätten die Staaten der Erde angesichts des Bevölkerungswachstums, der Armut und des Hungers in der Welt gerade beschließen können, 30 % der Erde unter Schutz zu stellen. Es ist sehr schade, dass der Autor nur polemisiert und darüber die Chance verpasst, wenigstens ein paar der vielen Projekte aufzuführen, die gleichzeitig den Schutz der Natur und die Verbesserung des Lebens der Menschen bewirken. So ist der Artikel weder sachdienlich noch dient er der Wahrheit.
Manfred Niekisch
RC Frankfurt am Main
Zum Titelthema "Artensterben — zum Sterben schön", Heft 2/2023
Der Nabu schätzt, dass jährlich in Deutschland 200 Millionen Vögel durch Hauskatzen getötet werden. Eine Studie nach werden jedes Jahr in den USA zwischen 1,4 und 3,7 Milliarden Vögel und zwischen 6,9 und 20,7 Milliarden kleine Säugetiere von Katzen getötet werden.
Thilo Bollenbach
RC Papenburg
Zum Standpunkt "Meeting in 3-D", Heft 2/2023
Ich kann unsere rotarische Freundin Friederike Riemer gut verstehen, dass sie nach modernen Wegen zu einer "inklusiven Clubkultur" sucht. Sie verweist auf die inzwischen 20 e-Clubs in Deutschland, Österreich und der Schweiz und die Hybrid-Clubs, blickt aber selbst neidisch aus ihrem "Zoom-Fensterchen" auf deren gesellige Runden im analogen Format. Treffen im Metaversum mit Avataren werden nicht zu einem persönlicheren Austausch als in Zoom-Meetings führen, schon gar nicht das analoge Meeting ersetzen können.
Das erinnert mich fast schon an den "Ich-poste-und-twittere-also-bin-ich-Wahn" des Social-Media-Influencertums. Dem geht es um möglichst viele Klicks, meinungsleere Sichtbarkeit und nicht um den Austausch von Argumenten, sich kennenlernen, Freundschaften schließen und gemeinsame Aktionen auf den Weg bringen. Digital-virtuelle Kanäle können analoge Kommunikation nicht ersetzen, bestenfalls ergänzen. Streitgespräche sind digital kaum möglich. Das haben in den letzten Jahren neben Schulen und Universitäten auch viele Vereine und Institutionen schmerzhaft erfahren.
Natürlich müssen auch wir uns technologisch anpassen, das darf aber nicht den rotarischen Daseinszweck außer Kraft setzen. Den Rotary Club auf einen Spendensammelverein, eine Kontaktbörse und eine Sozialprojektorganisation im Metaversum zu reduzieren, macht ihn zu einem gutgemeinten Avatarlandeplatz auf Zeit. Avatare sind keine Menschen, auch nicht immersiv, wenn sie in die virtuelle Realität eintauchen. Teilen Menschen ihr Leben im Metaversum oder verteilen sie es über Produkte? Der Netzwerkeffekt allein macht nicht Rotary aus.
Wer Freundschaft und Gemeinschaft will, muss nicht nur präsent, sondern auch persönlich ansprechbar sein, sich auf Beziehungen einlassen und die Anderen miterleben! Nur so können wir auch im Club Alt und Jung zusammenbringen, Generationensolidarität und Diversität stärken.
Hermann Strasser
RC Ratingen
Zum Forum-Artikel "Vernungt und Glaube", Heft 2/2023
Der Artikel zeigt in beeindruckender Weise die theologische Seite von Joseph Ratzinger/ Papst Benedikt XVI, alles wohl auch unter dem Motto des allerheiligsten Kirchenvaters Augustinus "Credo, ut intellegas", oder in der kolportierten Kurzformel "Der Glaube ist wahr, die Wahrheit glaube ich". Unter den vielen ihm nachgesagten Talenten hat dann Rainer Maria Woelki angemerkt, dass "das Lebenswerk Benedikts – nach den üblichen Maßstäben – nicht zu beurteilen sei" und er ihn als "einen der bedeutendsten Theologen, ja, vielleicht sogar den Kirchenvater des 20. Jahrhunderts" würdigte. Wenn dem so ist, dürften die im Spiegel 2/2023 (S. 36-38) insbesondere auf S. 38 aufgeführten Widerspruchsthemen leichter zu ertragen sein.
Rainer Reichelt
RC Mettmann
Zum Forum-Artikel "Ikone des Widerstands, Heft 2/2023
Es ist außerordentlich begrüßenswert, dass das Rotary Magazin zum 80. Todestag von Sophie Scholl den kenntnisreichen Artikel der Biografin Maren Gottschalk veröffentlicht hat.
Verwundert bin ich allerdings über die Tatsache, dass in dem Beitrag an keiner Stelle auch die religiöse und christliche Motivation für Sophies Handeln erwähnt wird. Sie war schon von zuhause und durch ihre Mutter christlich geprägt, sie hat sich aber besonders in den letzten drei Jahren ihres kurzen Lebens intensiv mit der Bibel und mit den christlichen Pflichten und Geboten auseinandergesetzt. Sie hat viel zu diesen Themen gelesen, hat fachkundige und nachhaltige Gespräche geführt und war mehr und mehr überzeugt, dass sie der Nazi-Barbarei und dem Kriegsgrauen nicht länger untätig zuschauen durfte. Sie fühlte sich nicht nur politisch, sondern auch aus der Sicht ihres Glaubens dringend zu konkretem Handeln verpflichtet. Die beeindruckende Standhaftigkeit, die sie bei ihrer Vernehmung nie einknicken lässt, und die Gelassenheit, mit der sie sogar noch an die Guillotine tritt, bezeugen dies nachdrücklich. Was ihre Motivation zum Handeln angeht, so kann man aus meiner Sicht Sophie Scholl durchaus auch als christliche Märtyrerin ansehen.
Max Laveuve
RC Kaiserslautern-Kurpfalz
Zum Leserbrief von Manfred Inkmann, Heft 2/2023
Wenn Manfred Inkmann in seinem Leserbrief die jahrzehntelang verbreiteten Argumente der Ölindustrie wiederkäut, wonach wir uns halt gerade in einer natürlichen Erwärmungsphase zwischen Eiszeiten befinden, dann ist das eine Sache. Es muss nicht jeder glauben, was zuletzt veröffentlichte Studien interner Experten dieser Industrie schon in den 70er Jahren über die zu erwartenden Folgen der CO2-Emissionen aus Verbrennung fossiler Energieträger auf die Erderwärmung gefolgert haben. Und man kann auch durchaus ausblenden, dass die aktuelle Geschwindigkeit der Erwärmung exorbitant und unvergleichlich ist. Wenn nicht, dann ist das keine freie Meinungsäußerung sondern nur hetzerisch, niederträchtig und infam.
Doch zwei Seiten weiter gibt ihm ja Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung zumindest teilweise recht: "Dass wir wenig Schnee haben, ist nichts außergewöhnliches. … alle zehn Jahre passiert das." Den menschengemachten Klimawandel gibt es also sicher nicht, aber die natürliche Erwärmungsphase zwischen Eiszeiten offenbar auch nicht. Na dann ist ja für das Rotary-Magazin eh alles gut.
Andreas Lüer
RC Gmunden-Traunsee
Zum Titelthema "Iran — Mut der Verzweiflung", Heft 1/2023
Die Redaktion leistet mit dem Magazin hervorragende Arbeit. Die Grundsatzartikel sind immer klasse und damit sind die Magazine für mich auch zum Nachschlagen und sammelnswert. Also bitte weiter so und herzlichen Dank.
Werner Dinkelbach
RC Remagen/Sinzig
Zum Titelthema "Mut der Verzweiflung", Heft 01/2023
Mit Begeisterung lesen wir jeden Monat das herausgegebene Rotary Magazin - als erstes immer die letzte Seite aus Bröckedde, aber auch die kulinarische Kolumne oder die sehr abwechslungsreichen Themenseiten, immer stets gut recherchiert mit Platz und Mut für diverse Sichtweisen.
Murat Mola
RC Mülheim a. d. Ruhr-Schloß Broich
Zum Forum-Artikel "Hypris und Nemesis", Heft 01/2023
Generationen von Historikern sind auf die Frage eingegangen, "Wie konnte es geschehen", dass im Januar 1933 Hitler in Deutschland an die Macht kommen konnte. Es ist bekannt, dass man die verständliche, aber völlig unrealistische Hoffnung hatte, ihn mit Hilfe der ihn umgebenden Minister und seinem Vizekanzler im Zaum halten zu können. Letztlich war das der entscheidende Aspekt, der ihm den Weg zur Diktatur eröffnete.
Aber der Weg dorthin wurde bereits viel früher, nämlich im schicksalhaften Jahr 1923 geebnet. Aufstände in Bayern und Thüringen, die Besetzung des Ruhrgebietes, der darauffolgende passive Widerstand und die daraus letztendlich erwachsene Hyperinflation waren die Saat, welche 10 Jahre später aufging. Die Deutschen suchten Führung und einfache Lösungen ebenso wie politische Akzeptanz in Europa und der Welt, welche sie dann schließlich nur noch unter der Führung Adolf Hitlers erwarteten. Selbst die grandiose Leistung eines Reichskanzlers Gustav Stresemann, der den passiven Widerstand beendete und die Hyperinflation in den Griff bekam, konnte das ebenso wenig verhindern, wie das langsam wachsende Ansehen, welches er in Europa und der Welt für Deutschland erreichte.
Heute, hundert Jahre später, wäre es vielleicht gar nicht so falsch, sich näher mit der Entwicklung in diesem Schicksalsjahr zu befassen.
Peter Raendchen
RC Kamp-Lintfort/Grafschaft Moers
Zum Forum-Artikel "Hypris und Nemesis", Heft 01/2023
Einer der letzten Sätze des Autors Ulrich Schlie lautet: "Was hochtrabend als nationalsozialistische Weltanschauung daherkam, war ein buntes, pseudoreligiöses und pseudowissenschaftliches Gedankengebräu …." erinnert mich doch sehr an die heutige Klimabewegung, deren erster Glaubenssatz darin besteht, dass der Mensch die Veränderungen des Klimas herbeigeführt hat. Heute darf niemand mehr im öffentlichen Raum die Frage stellen, wie es denn möglich war, dass zwischen den letzten vier Eiszeiten auf der Erde drei Warmzeiten herrschten, während denen die Temperaturen und in deren Folge auch die Gehalte an CO2 und anderer Gase (wie zum Beispiel Methan) höher lagen als heute. Selbst Wikipedia, das kräftig im Gedankengebräu der heutigen Klimabewegung mitrührt, gibt auf diese Frage keine Antwort. Tatsächlich befinden wir uns heute in einer Warmzeit (Holozän), die der vierten dieser Eiszeiten (die erst etwa 20.000 Jahre zurückliegt) folgt. Die Klimabewegung glaubt fest daran, dass wir kurz vor einem menschengemachten "Kipppunkt" stehen, von dem ab die Temperaturen auf der Erde in alle Ewigkeit weiter steigen werden.
Die wenigen Wissenschaftler, Politiker und Journalisten, die der neuen Klima-Religion noch nicht huldigen und darauf hinweisen, dass es noch viel mehr Forschung bedarf, um den Motor hinter dem ständigen Wechsel zwischen Eis- und Warmzeiten zu verstehen, werden – im besten Fall – mitleidig belächelt. Ihnen werden eher die öffentlichen Gelder und sonstigen Forschungsmittel gestrichen, um diese stattdessen – um den Faktor Tausend verstärkt - den "Klingelbeuteln" der ständig rund um die Welt stattfindenden Klima- und Umweltandachten zu opfern. Ergebnisoffenes wissenschaftliches Forschen zu diesem Thema wird von diesem neuen Klimaglauben erfolgreich verteufelt. Stattdessen hat man die Furcht vor der Apokalypse und den Feuern der Hölle, mit denen die Christliche Kirche schon im Mittelalter missionierte, so perfektioniert, dass man heute nicht nur von den Kirchenkanzeln, sondern in jeder Nachrichtensendung und jedem Wetterbericht vor dem bevorstehenden Klimatod warnt und zu weiteren Opfern aufruft. Das Klima ist zum abgöttischen Glauben unserer Zeit mutiert und Teile der – in allen Zeitaltern engagierten – Jugend verzweifelt. Hybris und Nemesis sind heute so aktuell wie vor 90 Jahren.
Manfred Inkmann
RC Wesel-Dinslaken
Zum Titelthema "Am seidenen Faden - Zur Abhängigkeit von China", Heft 12/2022
40 Jahre in einer kommunistischen Diktatur marxistisch-
leninistisch zwangsgebildet und indoktriniert, habe ich einige Artikel zum Schwerpunktthema China mit sehr großer Verwunderung zur Kenntnis genommen. Manche Autoren haben das Wesen einer kommunistischen Partei einfach nicht kapiert.
Wenn heute eine europäische Firma tagt, in die sich eine Firma aus der Volksrepublik China eingekauft hat, sitzen automatisch die Kommunistische Partei Chinas, ihre Geheimdienste und ihr Militär mit am Tisch, so diese es wollen. Kein Geschäftspartner aus China kann sich dem entziehen, so integer er persönlich auch sein mag. Denn nach kommunistischer Ideologie gehört alles, auch jeder Betrieb, dem chinesischem
Volk und damit der Kommunistischen Partei als seinem wertvollsten und fortschrittlichsten Teil. Und das ist völlig unabhängig von einer kapitalistischen Wirtschaftweise, von nationalem Recht und internationalen Verträgen. Alles dies kann mit einem Federstrich außer Kraft gesetzt werden. So funktioniert "Strategie und Taktik einer kommunistischen Partei".
Schon der begnadete Theoretiker und Politiker W. I. Lenin hat das vor über 100 Jahren erarbeitet. Und Tausende sogenannter marxistisch-leninistischer Philosophen im ehemaligen Ostblock haben diese Ideologie in Tausenden Schriften nachgeplappert oder intelligent weiterentwickelt. Die oben genannten Autoren sollten einfach einmal die entsprechende Originalliteratur lesen, um zu verstehen, nach welchen Denkmustern eine kommunistische Partei und ihre Diktatur funktionieren.
Während wir uns in Legislaturperioden abmühen, hat eine kommunistische Diktatur nach eigenem Selbstverständnis unendlich viel Zeit, weil die Weiterentwicklung der Menschheit nur für sie arbeitet. Und so wie sie ihre Ziele langsam und sukzessive erreicht, bleibt uns nur noch die Verwunderung über unsere westliche Einfältigkeit.
Dietrich Dworschak
RC Jerichower Land
Zum Titelthema "Am seidenen Faden - Zur Abhängigkeit von China", Heft 12/2022
Im November-Heft 2022 steht auf Seite 38 in der rechten Spalte im Artikel von Klaus Ottomeyer: "[…] und mit den vorhandenen Informationen über Putins grausame Eroberungspolitik in Tschetschenien, Syrien und anderswo umgegangen." Nach meinem Kenntnisstand ist die Aussage falsch. Dies sollte man auch dem Autor mitteilen. Wenn ich Falschmeldungen möchte, kaufe ich die Bild-Zeitung.
Auch wenn es uns nicht passt: Assad hat entsprechend vertraglicher Regelungen Russland geholt. Noch mal, auch wenn ich das nicht gutheiße und jeder von dem Regime halten kann, was er will, völkerrechtlich ist es korrekt. Aber die USA sind in Syrien Besatzungsmacht, da deren Anwesenheit weder vertraglich noch völkerrechtlich abgedeckt ist.
Zu Tschetschenien: Wie kann behauptet werden, es wäre ein Eroberungskrieg? Allein die Aussage "und anderswo" ist nicht durch Fakten belegbar.
Herr Ottomeyer kann seine Meinung gern frei vertreten. Dann sollte dies aber eindeutig als seine private Meinung gekennzeichnet sein. Ob diese dann im Rotary Magazin zum Andruck kommen soll, lasse ich dahingestellt, da
Rotarierinnen und Rotarier Prinzipien haben sollten.
Carsten Schwer
RC Görlitz
Zum Titelthema "Mittelstand vor dem Kollaps", Heft 11/2022
Zur Ausgabe 11/2022 liegen keine Leserbriefe vor.
Zum Titelthema "Moldau - Heimweh nach Europa", Heft 10/2022
Herzlichen Dank für die gelungenen Beiträge rund um Moldau. Ich arbeite seit über zehn Jahren in dem nur zwei Flugstunden von Deutschland entfernten Land und kann nur appellieren, dass weitere Rotary Clubs mit Projekten helfen. Beim Kontakt zu vertrauenswürdigen Ansprechpartnern vor Ort helfe ich gerne.
Ein Punkt geriet bei den Berichten nämlich etwas zu kurz: die aktuelle Notlage der Bevölkerung bei Inflationsraten jenseits der 25 Prozent. Einen staatlichen "Wumms" oder "Doppelwumms" à la Scholz wird es in Moldau aus finanziellen Gründen nicht geben. Alle Privathaushalte heizen im ländlichen Raum mit Gas – bei einem Lieferstopp aus Russland wird es sehr kalt.
Georg Vierling
RC Dieburg-Babenhausen
Zum Leserforum "Umweltzerstörung", Heft 10/2022
Das von Herrn Gaiser angeführte Erstaunen und Entsetzen hat beim Lesen seines Beitrages auch bei mir eingesetzt, nur leider ob der moralinsauren Sichtweise des Autors. Ich kann mir nämlich nur schwerlich vorstellen, dass Herr Gaiser ein Veganer ist, der sich autark auf der eigenen Scholle versorgt, auf unnötigen Tand wie Fernsehen und Internet verzichtet (verbraucht ja unnötig Strom) und auf Urlaubsreisen und sonstige Vergnügungsfahrten per Auto, Bahn oder Flugzeug wegen des damit verbundenen CO2-Ausstoßes verzichtet.
Vielleicht hätte es ja das Entsetzen von Herrn Gaiser reduziert, wenn er sich im Vorfeld ein wenig mit den Fakten vertraut gemacht hätte. So kommt eine Studie der Bundesanstalt für Straßenverkehr (BASt) zu dem Ergebnis, dass die Emissionen dieser Fahrzeuge wegen ihres geringen Anteils an der Gesamtfahrleistung vernachlässigbar sind.
Roland Stöckigt
RC Wolfsburg
Zum Leserforum "Umweltzerstörung", Heft 10/2022
Mit dem allergrößten Befremden habe ich den Beitrag mit dem Titel "Umweltzerstörung" gelesen, der mit der Forderung nach einem Verbot endete. Ich nehme an, dass es sich bei dem Schreiber um einen typisch deutschen Verbotsforderer handelt, welcher für Hobbys und Leidenschaften anderer keinerlei Verständnis aufzubringen im Stande ist. Das ist meines Erachtens weder rotarisch noch menschlich groß.
Ich kann nur hoffen, dass dieser andere gerne Einschränkende selbst weder in einer übergroßen Wohnung wohnt, noch jemals an einer Kreuzfahrt teilgenommen hat, keine Flugreisen unternimmt und nichts zum Abbau seltener Erden beiträgt.
Friedrich H. Männel
RC Bruchsal-Schönborn
Zum Standpunkt "Zurück zum Ursprung", Heft 10/2022
Freund Frank Ehlers bin ich sehr dankbar dafür, dass er ein ernstes Problem, das offensichtlich in unserer rotarischen Gemeinschaft noch viel zu wenig erkannt wird, so deutlich angesprochen hat.
Wir sind in der Tat dabei, uns durch die steigende Zahl von Projekten unterschiedlichster Art zu verzetteln, und entfernen uns auch immer weiter von dem Ursprung und dem "Markenkern" von Rotary, nämlich der Berufsbezogenheit. Selbstverständlich gehört die Bereitschaft zur großzügigen tätigen Hilfe dort, wo Hilfe benötigt wird, auch zu Rotary. Wenn wir uns als Rotarier jedoch vor allem oder nur noch über unsere humanitären, sozialen und ökologischen Hilfsprojekte definieren, droht unsere rotarische Identität verloren zu gehen.
Gerade wir älteren Rotarier müssen uns hier aber wohl auch selbst einen Vorwurf machen. Vielleicht weisen wir unsere jungen Freundinnen und Freunde bei der Aufnahme zu wenig darauf hin, was den Wesenskern von Rotary ausmacht und uns von anderen Serviceclubs und Organisationen unterscheidet.
Und vielleicht sollten wir auch wieder mehr Vorbild sein, indem wir uns häufiger zu Vorträgen über berufliche und berufsethische Themen melden und entsprechende Diskussionen anstoßen.
Rolf Dieterich
RC Wangen-Isny-Leutkirch
Zum Standpunkt "Zurück zum Ursprung", Heft 10/2022
Dieser Beitrag war längst überfällig! Hoffentlich wird dadurch eine umfassendere Diskussion angestoßen – greift doch Freund Ehlers ein wirklich gravierendes Problem auf , mitentscheidend für die Zukunft Rotarys.
Dietmar Löhrl
RC Mönchengladbach-Niers
Zum Rubrik Auf einen Blick "Zehn Bausteine für den Club", Heft 10/2022
Mit Interesse und teilweise großer Verwunderung durfte ich diesen Beitrag zur Kenntnis nehmen. Dem in Baustein eins anempfohlenen Altersband gerade noch entsprechend, wurde ich 2004 Rotarier, unter anderem mit einem rotarischen Vorlauf als ehemaliger Foundation-Stipendiat und Teilnehmer an einem GSEProgramm.
Dem Beginn der Mitgliedschaft folgten unter anderem Ämter auf Club- und Distriktebene, darunter auch die zweimalige Wahrnehmung des Präsidentenamtes in einem mexikanischen und einem deutschen Club. Es darf daher nicht überraschen, dass der in Baustein drei "Junge Vorstände" skizzierte Ansatz bei mir auf größtes Unverständnis stößt.
<p">Diversifizierte Sichtweisen (Baustein acht) generieren sich eben nicht nur aus Beiträgen von Mitgliedern unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds, sondern auch aus dem Erfahrungshorizont von Mitgliedern aus einem breiten Alters- und Berufsband.Gregor Engels
RC E-Club Köln
Zum Rubrik Auf einen Blick "Zehn Bausteine für den Club", Heft 10/2022
In dem Beitrag " Zehn Bausteine für Clubs” wird eine gute Zusammenfassung, von dem was wir als RC Dresden International realisiert haben, gegeben. Der RC Dresden International ist der fünfte Club in Dresden und eine Neugründung.
Unser Club wurde im November 2020 am Höhepunkt von Corona gechartert, hat heute 28 Mitglieder aus neun Nationen mit verschiedenen Berufen (von Rabbiner bis Finanzmanagerin), besteht jeweils zur Hälfte aus Frauen und Männern mit einem Durchschnittsalter von 42 Jahren.
Teilweise bedingt durch Corona, haben wir ein neues Format für unsere Meetings namens "Walk and Talk” erfunden. Dabei handelt es sich um Clubtreffen, in denen wir am Elbufer oder in Parks der Stadt spazieren gehen. Nachdem die Gruppe sich zusammengefunden hat, bilden sich Zweiergruppen, die 20 - 30 Minuten miteinander laufen und dabei Gespräche führen zum besseren Kennenlernen und Austausch von Ideen. Dann wechseln die Partner circa 2- 3 mal. Je nach Coronabestimmungen gehen wir anschließend in ein Restaurant oder jede(r) für sich nach Hause.
Da unsere Präsidentin während ihrer Amtszeit länger in den USA sein muss, haben wir eine Doppelspitze aus Mann und Frau eingerichtet, womit wir sehr gute Erfahrungen machen. Dieses Konzept könnte auch für andere Clubs interessant sein, da wir gesehen haben, dass das Amt der Präsidentin/des Präsidenten insbesondere für Berufstätige sehr aufwendig und somit schwer auszufüllen und zu besetzen.
John Wargin
RC Dresden-International
Zum Titelthema "Sind wir bereit?", Heft 09/2022
Im aktuellen Rotary Magazin gehen verschiedene Beiträge auf die Notwendigkeit eines fundamentalen Wandels unseres Lebensstils ein, damit wir die Summe der verschiedenen Krisen überstehen können. Es wird ein düsteres Bild mit Wohlstandsverlust für alle gezeichnet. Notwendig wäre eine "Rückeroberung" fundamentaler Güter und eine demokratische Kontrolle dieser (J.-P. Wils). Das klingt alles nach profunden regulatorischen Eingriffen in unser alltägliches Leben. Woher kommt dann allerdings die wohltuende Gelassenheit der Bürger, sieht man von der populistischen Aufgeregtheit politischer Randgruppen einmal ab? Wir hören aufmerksam die Botschaften der Verantwortlichen: Wir sollen über Duschköpfe und Waschlappen nachdenken, uns beim Heizen ein wenig beschränken, können auf Kernkraft verzichten, haben sogar die finanziellen Mittel, um für einen nicht genutzten "Streckbetrieb" zu bezahlen, der erwogene Betrieb von Kohlekraftwerken soll allenfalls für wenige Monate notwendig werden, Fracking und CO2-Verkappung sind ganz und gar unnötig. Es ist an der Zeit, auf der Suche nach Antworten auf diese Diskrepanzen die klassische Frage von Cicero zu stellen: cui bono (wer hat einen Vorteil)?
Harald Klepzig
RC Offenbach-Einhard 1820
Zum Titelthema "Sind wir bereit?", Heft 09/2022
Willkommen an der Heimatfront, in Vorbereitung auf den 1. Kriegswinter nach 1945. Dies in einem Krieg, der nicht der Unsrige ist, sondern von oben herab zu dem Unsrigen gemacht wurde. Wie im Übrigen alle Kriege. Und, dass die Russen kommen, um uns die Häuschen weg zu nehmen, wer glaubt das denn noch?
Werner Dinkelbach
RC Remagen/Sinzig
Zum Titelthema "Sind wir bereit?", Heft 09/2022
Das Titelbild wirft einige Fragen auf. Vielleicht macht sich ein Mitglied der Redaktion die Mühe, sie zu beantworten. 1. An wen richtet sich diese Botschaft auf dem Titel in Form einer kitschigen Gartenlaubenidylle? (Wissen Sie nicht, in welchem sozialen Elend viele Dienstmädchen mit Häubchen und Schürzchen bei früheren Herrschaften lebten und wie es weltweit noch heute Gang und Gebe ist?
2. Wie kommt man auf die Superidee mit Wärmflaschen, gegen die Kälte als Folge des Krieges, des Klimawandels aufgrund unserer Lebensweise und der gestiegenen Energiekosten vorzugehen? Was für ein Weltbild transportieren Sie in die rotarische Leserschaft?
3. Was glauben Sie, wie junge berufstätige Frauen reagieren, die für Rotary gewonnen werden könnten, wenn man sie mit einem derart überholten Frauenbild auf dem Titel des Rotary konfrontiert.?
4. Wo sehen Sie irgend einen Zusammenhang zwischen dem Titelbild und den Artikeln des Titelthemas im Heft?
Heidrun Daum
RC Duisburg-Alte Abtei
Zur Rubrik "Auf einen Blick", Heft 09/2022
Unter der Rubrik "Auf einen Blick" widmen Sie sich dem "Wimpel" als Gastgeschenk. Hartnäckig und immer wieder, auch in meinem Club anzutreffen, ist der irreführende Hinweis auf den "Wimpel". Wir verschenken keine "Wimpel", sondern "Banner".
Der Unterschied zwischen "Banner" und "Wimpel" ist einfach. Ein Banner hängt senkrecht, der "Wimpel", eine dreieckige Flagge, flattert waagrecht. Unabhängig von der Größe, ein Banner ist an einem Querstock befestigt, der "Wimpel" mit einer Leine an einem senkrechten Flaggenstock oder einem Flaggenmast. Das gilt somit auch für die Rotary-Tischbanner und die in Segelclubs anzutreffenden Tischwimpel. Weitere Details, zu diesem Thema sind im Flaggenlexikon.de zu finden.
Meinhard Liebing
RC Hamburg-Haake
Zum Standpunkt "Frauen sind keine Minderheit, die toleriert werden muss", Heft 09/2022
Monika Veeh, seit 2010 Mitglied des RC Ahrensburg, hat uns mit ihrem in der September-Ausgabe des Rotary Magazins abgedruckten Standpunkt "Frauen sind keine Minderheit …" gehörig den Kopf gewaschen.
Dafür gebührt der Autorin Dank und Anerkennung. Es trifft uneingeschränkt zu, die Beachtung der Ursprünge und Grundsätze von Rotary helfen deutlich bei der Bewältigung der vermeintlich neuen Probleme unserer weltumspannenden Service-Gemeinschaft. Es ist eine Schande, dass es eines Urteiles des Obersten Gerichtshofes der USA im Jahre 1987 bedurfte, um Frauen zwei Jahre später weltweit den Zugang zu Rotary zu ermöglichen. Jedoch die Tücken liegen wie so häufig im Detail. Denn Nichts war und ist den mitunter zutiefst männlich geprägten örtlichen Clubs heiliger als ihr Selbstbestimmungsrecht. Und je tiefer man in die Provinz eintaucht, desto vehementer wird dieses Recht verteidigt.
Rotary International bezeichnet den Beschluss des Gesetzgebenden Rates aus dem Jahre 1989 über die Aufnahme von Frauen in Rotary Clubs als "einen der bedeutendsten Wendepunkte in der Geschichte" von Rotary. Diese ohne Abstriche zutreffende Einschätzung in die Gedankenwelt ihrer Mitglieder zu implementieren, ist den führenden Köpfen von Rotary nicht gelungen. Viele Clubs verharren noch immer in einer Art Schockstarre, natürlich nicht laut, es gibt feinere Methoden. Und so wird mit viel Engagement die Freundschaft als das wichtigste Element von Rotary wie eine Monstranz hochgehalten. Die Zeichen der Zeit werden hingegen nicht erkannt.
Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit!
Hans-Eckard Tribess
RC Berlin-Global eClub
Zum Titelthema "Rosen", Heft 08/2022
Gerne will ich Ihnen sagen, wie schön ich die die letzten zwei Hefte gefunden habe (Meer und Rosen). Diese waren sowohl inhaltlich wie auch von der Gestaltung her so anziehend, spannend, ästhetisch anmutig, auch politisch/künstlerisch/gesellschaftlich offen und pluralistisch konzipiert.
Yaara Tal
RC München-International
Zum Titelthema "Rosen", Heft 08/2022
Ich gratuliere zum – relativ – neuen Rotary Magazin, wanderte es bis vor dem Relaunch ungelesen direkt in den Papiercontainer, ist das jetzt eine ernstzunehmende Zeitschrift, die ich auch am Kiosk kaufen würde. Die Themen sind zeitgeistig, manchmal auch allgemeingültig wie die Rosen in der Augustausgabe. Wenn ich mich an die kritischen Töne bei der Umstellung erinnere, die Sie ja auch brachten, tja so ist das bei Neuerungen. Immer.
Helmut Bock
RC Rattenberg
Zum Titelthema "Rosen", Heft 08/2022
Ein Rotary Magazin zum Thema Rosen, zur Symbolkraft in der Politik und im Christentum.
Rosen haben Dornen, das ist bekannt. Wer jemals durch ein Gelände mit Rosenbüschen gehen musste, weiß ein Lied davon zu singen. Doch, schon die bloße Beschäftigung mit Rosen bietet Dornen.
Schade, dass die Bedeutung dieser Blume im Islam auf dem Cover des Magazins nicht zum Ausdruck gekommen ist. Gelten doch rote Rosen unter den Muslimen als Symbol des Propheten. Und manch eine muslimische Gemeinde verteilt in Erinnerung an den Geburtstag des Propheten Muhammed (letzter Donnerstag des arabischen Mondkalenders) Rosen. Die Rose gilt in der islamischen Welt als wahre Manifestation des göttlichen Glanzes des Ganzen, des Vollkommenen, was auch in der Ähnlichkeit der Wörter, gul (pers.) bzw. gül (türk.) = Rose und kull (arab.) = das Ganze, anklingt.
Gül ist noch heute ein beliebter weiblicher Vorname oder Bestandteil unzähliger weiterer Frauennamen in der Türkei. Nur ein paar Beispiele: Gülay, Gülcan, Gülizar, Gülnur, Gülşah, Gülten sind nur einige Beispiele, nicht zuletzt Aysegül, die lebendige Rose, zusammengesetzt aus "aischa" (arabisch – lebendig) und "gul" (persisch – die Rose).
Hans-Eckhard Tribess
RC Berlin-GlobaleClub
Zum Titelthema "Rosen", Heft 08/2022
Mit großem Interesse habe ich die Beiträge über die Königin Blumen gelesen. Besonders beachtungswert finde ich die Ausführungen über die Symbolik der Rose im asiatischen Kulturkreis. Auch der Artikel über das Rosarium Sangerhausen lenkt den Blick auf die neuere Geschichte der Rose.
Klaus Jürgen Strobel
RC Pinneberg
Zum Titelthema "Rosen", Heft 08/2022
Wenn Männer die Frauen mit Rosen vergleichen
dann fühlen die Damen sich wohl.
Anmut, Form und Geruch sind die Zeichen,
machen Männer des Lobes voll.
Schöne Rosen und schöne Frauen,
dieses Bild ist wirklich gelungen.
Schon früher wurden, zum Erbauen,
darüber Lieder gesungen.
Erzähle nie der geschmeichelten Frau
vom Rosenbefall mit mehligem Tau,
und dass die Rosen Dornen haben,
sollte man besser auch nicht sagen.
Wenn Sie noch vom Verwelken hört,
ist jede Harmonie gestört.
Man sollte, beim Vergleichen
nie versuchen, Perfektion zu erreichen.
Hans-Werner Aschoff
RC Wildeshausen
Zum Leserforum, Heft 08/2022
Voranschicken, weil es mir schon lange auf dem Herzen liegt, möchte ich meine Hochachtung vor der Redaktion des Magazins, die ständig auf hohem Niveau Beiträge aus den diversesten Sachgebieten bearbeitet.
Zum Sachverhalt: Nicolai Hammersen aus Bad Nauheim-Friedberg nennt unseren ehemaligen RI-Direktor und RI Präsidenten, Freund Knaak "arrogant und überheblich" weil er sich gegen Clubs wendet, die keine Frauen aufnehmen, und, so meint Freund Hammersen, sich das Recht nimmt, zu befinden, "welche Clubs würdig sind und welche nicht. "
Da verwechselt Freund Hammersen allerdings etwas und deckt eine höchst bedauerliche Unkenntnis der Grundlagen von Rotary auf. Diese Grundlagen sind die Verfassung von Rotary International und die ebenfalls für alle Clubs geltende Satzung von Rotary International. In Artikel 4 der Verfassung heißt es, Rotary ist eine "Weltgemeinschaft berufstätiger Männer und Frauen, die im Ideal des Dienstes vereint sind." In Artikel 8 wird bestimmt, dass die Verwaltung der Clubs "immer mit den Bestimmungen dieser Verfassung und der Satzung im Einklang stehen muss". In der Satzung heißt es unter Ziff. 4070, dass kein Club die Mitgliedschaft aufgrund des Geschlechts einschränken darf und dass alle dieser Regel widersprechenden Bestimmungen null und nichtig sind und keine Rechtskraft besitzen. Mag sich jeder überlegen, wer hier arrogant und überheblich ist. Freund Knaack ist es offensichtlich nicht.
Hans-Georg Meier
RC Bad Saarow-Scharmützelsee
Zum Leserforum, Heft 08/2022
Mit Erstaunen und teilweise auch Entsetzen habe ich das Rotary Magazin, August 2022, gelesen. Dort wird in der Rubrik: "Briefe an die Redaktion" der Leserbrief von Herrn Hans-Eckard Tribess abgedruckt, der sich auf die Besinnung der Rotarischen Werte bezieht.
Nur eine Seite weiter wird ein Beitrag über ein Treffen von Autofreunden berichtet, die alle sicherlich sehr alt sind. Ich weiß nicht wie solch eine Veranstaltung mit den Rotarischen Grundsätzen zu vereinbaren ist. In Zeiten von knapper werdenden Ressourcen eine Veranstaltung durchzuführen, die ausschließlich dem Verbrauch unsinniger Liter wichtigen Treibstoffes zum Inhalt hat, finde ich persönlich fast pervers. Dass es Menschen gibt, die einen Spaß daran haben Auto aus vorigen Jahrhunderten zu besitzen und zu pflegen, kann ich mir ja noch vorstellen, obwohl ein Auto für mich ein Gebrauchsgegenstand ist, der zum Erreichen von Mobilitätszielen zu verwenden ist und nicht zum Bewundern der Landschaft mit unsäglichen negativen Nebenwirkungen. Wenn ich könnte, würde ich diese Art der Umweltzerstörung (nur im kleinen und vielleicht unbedeutend) verbieten, da wir derzeit mit sehr viel größeren Problem zu kämpfen haben.
Ich möchte sie nun bitten diesen Aktionen keine Plattform mehr in Ihrem Magazin zu bieten und von solchen Veranstaltungen, die Möglicherweise der Freundschaft dienen (für mich auch fragwürdig) und als Alibi noch 2000 Euro für ein Programm "Freunde" einbringen, nicht mehr mit einem Beitrag zu unterstützen.
Gerhard Gaiser
RC Donaueschingen
Zur Rubrik "Augenblicke", Heft 08/2022
Mit Erstaunen und teilweise auch Entsetzen habe ich das Rotary Magazin, August 2022, gelesen. Dort wird in der Rubrik: "Briefe an die Redaktion" der Leserbrief von Herrn Hans-Eckard Tribess abgedruckt, der sich auf die Besinnung der Rotarischen Werte bezieht.
Nur eine Seite weiter wird ein Beitrag über ein Treffen von Autofreunden berichtet, die alle sicherlich sehr alt sind. Ich weiß nicht, wie solch eine Veranstaltung mit den Rotarischen Grundsätzen zu vereinbaren ist. In Zeiten von knapper werdenden Ressourcen eine Veranstaltung durchzuführen, die ausschließlich dem Verbrauch unsinniger Liter wichtigen Treibstoffes zum Inhalt hat, finde ich persönlich fast pervers. Dass es Menschen gibt, die einen Spaß daran haben Auto aus vorigen Jahrhunderten zu besitzen und zu pflegen, kann ich mir ja noch vorstellen, obwohl ein Auto für mich ein Gebrauchsgegenstand ist, der zum Erreichen von Mobilitätszielen zu verwenden ist und nicht zum Bewundern der Landschaft mit unsäglichen negativen Nebenwirkungen. Wenn ich könnte, würde ich diese Art der Umweltzerstörung (nur im Kleinen und vielleicht unbedeutend) verbieten, da wir derzeit mit sehr viel größeren Problem zu kämpfen haben.
Ich möchte sie nun bitten diesen Aktionen keine Plattform mehr in Ihrem Magazin zu bieten und von solchen Veranstaltungen, die möglicherweise der Freundschaft dienen (für mich auch fragwürdig) und als Alibi noch 2000 Euro für ein Programm "Freunde" einbringen, nicht mehr mit einem Beitrag zu unterstützen.
Gerhard Gaiser
RC Donaueschingen
Zum Forum-Artikel "Der Transformator", Heft 08/2022
"Harbeck macht es gut. Für eine Heiligsprechung ist es noch zu früh." schreibt Rainer Hank, seines Zeichens studierter Literaturwissenschaftler und Philosoph über unseren Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Harbeck, welcher ebenfalls Philisophie studiert hat und in seinem früheren Leben Schriftsteller war.
Ich bin sehr verwundert, wie eine solche Beweihräucherung den Weg in das Rotary Magazin 8/2022 gefunden hat. Ein Beitrag über einen Politiker, dessen Stärken laut Artikel daraus bestehen, dass er viele Dinge nicht weiß und seine "Unsicherheit fast durchgehend glaubwürdig wirkt". Ist das der Mann, den wir in einer solchen wirtschaftlichen Problemlage brauchen? Wir steuern sehenden Auges auf eine Rezession zu, erhalten aber Duschtipps und den Hinweis, dass wir Gas einsparen müssen. Ich selbst kenne viele Unternehmer, welche teilweise auch in energieintensiven Branchen tätig sind. Diese Unternehmer wären schlechte Unternehmenslenker, wenn sie bisher nicht bereits auf effiziente Prozesse und den Ressourcenverbrauch geachtet hätten. Einsparungen dürften in den geplanten Höhen also sehr schwierig umzusetzen sein, ohne die Produktion zu gefährden.
Freund Hank schreibt darüber hinaus, dass die CO2-Steuer "als Instrument zur Linderung der Folgen des Klimawandels" eingesetzt wird und wer es "fiskalpolitisch kompensiert … heizt die Inflation an". Vielleicht führt die CO2-Steuer dazu, die Folgen des Klimawandels aufzuhalten, aber es muss die Frage erlaubt sein, ob wir in Deutschland (2% weltweiter CO2-Ausstoß) den Rest der Welt retten können. In den USA und erst recht in China betragen die CO2-Emissionen zusammen 43,6% (Stand 2018, weiter ansteigend). Wenn wir hier nicht alle zusammen eine Änderung herbeiführen, machen wir lediglich unseren Wirtschaftsstandort kaputt und führen unsere Bewohner in die Armut. Im Übrigen feuert jede zusätzliche Abgabe die Preissteigerung und somit die Inflation an. Diese Aussage von Freund Hank ist also nicht korrekt.
Auch andere Aussagen in diesem Artikel sind etwas einseitig dargestellt. Uniper als Gashändler und -importeur ist ja nicht aus eigenem Verschulden in Schieflage geraten und wird über eine Kapitalerhöhung von rd. 30% durch den Deutschen Staat finanziert. Die Probleme kamen durch den Krieg in der Ukraine und die nun zu deutlich höheren Preisen zu beschaffenden Ersatzlieferungen für das aus Russland ausbleibende Gas. Durch feste Verträge kann das Unternehmen die Preiserhöhung (noch) nicht an seine Kunden weitergeben. Hätte der Staat hier nicht eingreifen sollen? Laut Freund Hank rettet der Staat das Unternehmen mit Steuergeldern. Eine Unternehmensbeteiligung stellt aber kein Geschenk dar, man sorgt hier für einen Weiterbetrieb, rettet Arbeitsplätze und stellt die künftigen Gaslieferungen sicher. Wie hätte die Alternative, also die Insolvenz von Uniper ausgesehen? Die Folgen für die Bevölkerung und die Unternehmen wären katastrophal gewesen.
Auch wenn es in diesem Artikel nicht erwähnt wird: Ein Ersatz von Erd- oder Flüssiggas oder auch Öl ist nicht so einfach, wie es von unseren Politikern dargestellt wird. Allein die verschiedenen Erdgasarten L-Gas (low calorific gas) mit einem geringen Methangehalt und somit einem geringeren Brennwert und H-Gas (high calorific gas) mit einem höheren Energiegehalt bedürfen eines individuellen Brenners und können somit nicht ohne Aufwand, Kosten und Zeitverzug ersetzt werden. Auch Öl hat je nach Herkunft verschiedene Zusammensetzungen und die Umstellung der Anlagen zur Verarbeitung ist aufwendig und zeitintensiv.
Aber zurück zum Artikel: Braunkohleförderung, Öl aus Katar statt Verlängerung von AKW-Laufzeiten, Verbrenner-Aus bei der derzeitigen Lieferproblematik von Batterien und anderen Zulieferteilen, man hat das Gefühl, die deutsche Wirtschaft soll mit Macht kaputt gemacht werden. Und der Umgang mit Geld? Als Wirtschaftsminister "Die Rechnung zahlt Herr Lindner" zu äußern zeigt die fehlende Kompetenz in Bezug auf wirtschaftliche und fiskalische Zusammenhänge.
"Harbeck macht es gut.", schreibt Freund Hank – nein, das macht er nicht! Wir brauchen jetzt Fachleute. Menschen mit Kompetenz auf ihrem Gebiet und nicht ideologisch verblendete Intellektuelle. Hat sich eigentlich vor dem Druck des Artikels jemand gefragt, ob er der 4-Fragen-Probe standhalten würde? Zumindest einer zweiten Meinung als Pro und Contra hätte es da aus meiner Sicht bedurft.
"Schuster bleib bei deinen Leisten" sollte viel öfter für Politiker aber auch für Literaturwissenschaftler und Philosophen gelten.
Andy Hänsler
RC Halberstadt
Zur Rubrik "Augenblicke", Heft 08/2022
Ganze vier Seiten sind 54 Fahrzeugen (im Milionenwert) gewidmet, welche in Zeiten der Energiekrise auf einer Vergnügungsfahrt 1000ende Liter Benzin verbraten. Wenn ich davon ausgehe, dass jeder Wagen mit zwei Personen besetzt war, entspricht das hinausposaunte Spendenergebnis von 2000 Euro nicht einmal zehn Litern Benzin pro Nase. Zu bescheiden, um einem solchen Event ein karitatives Mäntelchen umzuhängen.
Otto Sagmeister
RC Bregenz
Zum Standpunkt "Ein Strudel, der alles mitreißt", Heft 07/2022
Wir stimmen mit dem Standpunkt von Freund Ehlers überein, dass es sich bei dem Angriffskrieg des russischen Regimes um einen uneingeschränkt zu verurteilenden völkerrechtswidrigen Angriff auf den souveränen Staat Ukraine handelt. Ebenso sind wir der Meinung, dass wir als Mitglieder von Rotary nicht nachlassende humanitäre Hilfe leisten sollten, wie dies beispielgebend durch die Münchner Ukrainehilfe passiert.
Relevante Fakten, die keinerlei "Informationsasymmetrie" unterliegen, nennt Freund Ehlers allerdings leider nicht:
- Die Verwüstung der von den russischen Streitkräften angegriffenen Landesteile und das durch diesen Krieg hervorgerufene menschliche Leid hat Ausmaße erreicht, die Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr kennt. Vielfach werden – analog zu Syrien - zivile Infrastrukturen beschossen, ohne jede Rücksicht auf zivile Opfer. Beide Kriege haben über 20.000.000 Flüchtlinge erzeugt – ein trauriger Weltrekord!
- Seit Putins Machtergreifung werden systematische Maßnahmen, wie Desinformationskampagnen und Erpressung durch reduzierte Gaslieferungen eingesetzt, um alle Staaten und Interessengruppen zu destabilisieren, die die russischen Narrative nicht teilen.
Der "Strudel, der alles mitreißt" sitzt also in Moskau!
Eine Nicht-Benennung der Ursachen für diese elementare Auseinandersetzung halten wir weiterhin für falsch. Zu dieser politischen Katastrophe NICHTS zu sagen ist für uns fatal. Ob dies im Rahmen einer Rotary Stellungnahme oder anderweitig erfolgt, mag dahin gestellt bleiben. Das Mindeste ist in allen persönlichen Gesprächen die Verurteilung des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine zu verdeutlichen und in Diskussionen aufrecht mit den tatsächlich relevanten Fakten umzugehen.
Anja Tuschke, Heiko Arnold, Hans Hammer, Thorsten Lewalter und Mark Walther
RC München-Königsplatz
Zum Standpunkt "Ein Strudel, der alles mitreißt", Heft 07/2022
Rotary scheint politischer zu werden. Im April hat unser RI-Präsident an alle eine e-mail verfasst zum Thema Diversität, Gleichstellung und Inklusion (=DEI). Ermutigt fühlt er sich dazu, weil 31.000 Mitglieder diese Werte fördern wollen. Das sind rund 3 % aller Mitglieder weltweit. Auch ohne einen solchen Aufruf fördern wir und andere diese Werte in unseren Clubs, in Freundschaft unter Freunden, in der rotarischen Familie, mit Achtung, Empathie und Wertschätzung seit unserer Clubgründung vor ca. 30 Jahren. Wozu also solch ein Brief?
Herr Mehta rechtfertigt aber mit dem Votum von 3 % aller Mitglieder nicht nur einen DEI-Verhaltenskodex, sondern er möchte den in einem dreistufigen Verfahren bei Abweichlern auch durchsetzen: Stufe 1: Der Club bringt den Abweichler auf Linie; Stufe 2: eine Club- und Distriktunterstützungskommission (=CDS) nimmt sich des Problemfalles an; Stufe 3: Bei verbleibender Unsicherheit Meldung an die Strafverfolgungsbehörden. Genauere Definitionen fehlen.
Freund R. Steinberg (RM Heft Mai 2022) verlangt von Freunden mit abweichender, vornehmlich rechter Gesinnung, Rotary zu verlassen. Als Reaktion darauf beschreibt Freund Jacobs in einem Leserbrief (RM Juni 2022) seine Irritation über diese "ideologische Bindung an Mainstream und political correctness", die er als befremdliche geistige Enge und Bevormundung empfindet.
Rotary scheint an einem Scheideweg zu stehen. Will man in Zukunft die Mitglieder mit Mitteln auf den Pfad der Tugend bringen, die wir von autoritären Systemen her kennen? Das, was bei Rotary CDS heißen soll, wird im Iran als "Tugendwächterrat" bezeichnet. Nimmt man mit der Meldung an Strafverfolgungsbehörden nicht auch Denunziation in Kauf, und das unter "Freunden"? Und wofür? Wir haben bislang noch nie Maßnahmen zum Erzwingen von DEI-Werten vermisst und haben das auch von anderen Clubs nicht gehört.
Dabei umfasst unser gelebter Verhaltenskodex mehr als DEI, nämlich auch die Werte, die hinter der 4-Fragen-Probe stehen: Wahrheit, Fairness, Freundschaft, Zusammenhalt. Das Streben nach Wahrheit und Zusammenhalt ist bei den DEI-Werten nicht zu finden.
Wenn es tatsächlich Gesinnungsprobleme massiver Art geben sollte, dann muss der Club selbst in der Lage sein, das Problem zu lösen und sich im schlimmsten Fall von dem Mitglied trennen. Das Zitieren vor eine Kommission zu "Kritik und Selbstkritik", wie man das in den frühen Jahren des Kommunismus in Russland und China nannte, passt nicht zu einer freiheitlichen Grundgesinnung, nicht zu Freundschaft, Austausch auch bei gegensätzlichen Meinungen und Achtung, für die Rotary eigentlich steht. Denn Gesinnungsfreiheit, die mit Kreativität verbunden ist, schafft die Atmosphäre, in der Lösungen für aktuelle Probleme frei von persönlichen Bedrohungen diskutiert werden können.
Was sagt Marquis de Posa zu Philipp II. bei Don Carlos von Friedrich Schiller: "Geben Sie Gedankenfreiheit". Nein, soweit sind wir noch nicht, aber leicht abgewandelt gilt es schon heute: "Erhalten Sie unsere Gedankenfreiheit", gerichtet an den RI-Präsidenten. Man möge nicht vergessen, dass politische Entwicklungen eine reversible Phase durchlaufen, bevor sie, angeführt durch entsprechende Gruppen, in ein irreversibles Stadium treten. Bei Rotary sollten wir uns für die Beibehaltung der Gedanken- und damit Meinungsfreiheit entscheiden.
Heike Lamadé, Dieter Schöffel, Erwin Böhm, Wolfgang Fischer
RC Schriesheim-Lobdengau
Zum Standpunkt "Ein Strudel, der alles mitreißt", Heft 07/2022
So wie Freund Ehlers meint vorausschicken zu müssen, dass der russische Krieg gegen die Ukraine uneingeschränkt zu verurteilen sei, sage auch ich: wenn eine russischstämmige Rotarierin ihren Club und Rotary glaubt verlassen zu müssen, weil sie nicht offen Russland verurteile, so ist das seitens des Clubs menschlich mies und unrotarisch.
Ich glaube aber, dass immer noch eine große Zahl deutscher Rotarierinnen und Rotarier – bis vor ca. 15 Jahren muss ich mich einschließen – ein naives Bild von Russland pflegen. Da ist die angebliche Seelenverwandtschaft, der Verweis auf Deutsche, die in der russischen Wissenschaft, im Militär und der Kultur Spuren hinterließen – nicht zuletzt Katherina die Große. Da ist auch die historische Schuld, die unsere Nation mit dem brutalen Vernichtungskrieg gegen die UdSSR nach 1941 auf sich geladen hat. Letztlich gehört auch die "Dankbarkeit" für die Vereinigung der beiden Deutschlands dazu. Das alles will man nicht über Bord werfen, nur weil …
Doch. Putin hat einen Vernichtungskrieg begonnen, zynischerweise erklärt als Krieg gegen Faschisten in der Ukraine. Als zählte gerade dieses das Land nicht zu den Ländern, denen Hitler-Deutschland das größte Leid zugefügt hat, vgl. Timothy Snyder, "Bloodlands". Es stimmt, dass Zensur, "Gehirnwäsche", Abschalten von Internetseiten und Sprachreinigung durch den Kreml russische Menschen unterdrückt und sie desinformiert. Wer aber will, kann sich auch heute in Russland ein Bild von der Barbarei, der Brutalität, der Kriegsverbrechen in der Ukraine machen.
Und trotzdem unterstützen 80 Prozent der Russen Putins Krieg? Nun, wer bei telefonischen Umfragen Putin kritisiert, wird sich in Russland unwohl fühlen. Doch auch im russischen Freundes-, Kollegen- und Bekanntenkreis, selbst unter russischen Rotariern, stoße ich auf Befürworter der militärischen "Spezialoperation". Der Amerikaner sei schuld, höre ich und wir Deutschen (und Europäer) ließen uns vor dessen Karren spannen.
Russland ist, das sei gesagt, weder demokratisch noch ist es sozial. Es hat außer Rohstoffen, die ökologisch rücksichtslos ausgebeutet werden, kaum etwas zu bieten. Wer sehnte sich hierzulande nach irgendeinem russischen Produkt?
Der real existierende Sozialismus wurde nach 1991 von einem egoistischen Gangsterkapitalismus abgelöst. Statt der kommunistischen Nomenklatura herrschen nun Geheimdienste und gierige Oligarchen. NGOs, westliche Vereine sprangen sein, wo der russische Staat versagte: Kinderheime, Krankenhäuser, Hospize, Behinderten-, Altenheime, Obdachlosenhilfe, Medizingeräte. Etliche dieser Initiativen sind heute als "ausländische Agenten" diskreditiert und werden schikaniert. Auch Rotary half. Der deutschsprachige RC Moskau Humboldt, den ich 2005 als Charterpräsident mitgründen durfte, engagierte sich, sammelte, organsierte Matching Grants mit deutschen Clubs, packte "hands on" an.
Und die reichen Oligarchen derweil? Sie kauften sich Prunkkarossen, vergoldeten die Wasserhähne in französischen Schlössern oder schipperten in Megayachten über die Weltmeere. Übrigens auch jene Künstler aus Putins Umfeld, die Millionen auf westlichen Bühnen verdienen. Hilfe im eigenen Land? Nicht sexy.
Auch im LA Russland, dem ich eine Weile angehörte, gibt es eine Form der verklärenden Russophilie, die die Missstände in Russland gnädig ausblendet und reiche Russen großzügig aus deren eigentlicher Pflicht entlässt, im eigenen Land Gutes zu tun.
Russland, wie seine Freunde im Westen (das müssen nicht unbedingt "Putin-Versteher" sein) sehen ein Land, das seine Größe in der Vergangenheit suchen muss. Großartige Komponisten, Dichter, Maler, Ingenieure, Ärzte, Raumfahrtpioniere – all das wird in Russland nonstop gefeiert, natürlich auch der Sieg gegen die Nazis 1945, der auch für uns Befreiung bedeutete – in Westdeutschland! Zu Recht.
Was könnte Russland heute feiern? Die Vernichtung Mariupols, die Killer in Butscha, die Hilfe für Assad, das Lahmlegen der Getreidetransporte, den Diebstahl geleaster Passagierflugzeuge, die Wagner-Söldner in Mali, die Fast-Ermordung Skripals und Nawalnys, die Erpressung mit Energie oder das Hacken des Deutschen Bundestags?
Wir haben viel zu lange unsere Augen vor dem Mann verschlossen, der sich heute nicht einmal mehr die Mühe macht, seine Rolle als Diktator zu verbergen.
Ich habe Putin oft persönlich erlebt: als schüchterner Ministerpräsident in Oslo, als Staatsmann (ja!) nach 9/11 in Texas bei George W. Bush, bei G-8-Gipfeln (sic!) in Rom oder St. Petersburg, bei etlichen Treffen mit Angela Merkel, auf Pressekonferenzen und in Hintergrundgesprächen. Auch ich habe mich blenden lassen, von einem Mann, der brillant auf Deutsch im Bundestag parlierte.
Aber heute weiß ich: Er hatte immer glasklar und eiskalt sein geschichtsrevisionistisches Ziel vor Augen: die Wiederauferstehung der Sowjetunion mit imperialistischer Verve.
Diese teils bewusste Selbsttäuschung unsererseits sollte endgültig vorbei sein, auch bei jenen, die glauben, über die Ukraine hinweg mit Putin verhandeln zu müssen. Motto: Land für Frieden. Das ging schon mal schief – 1938 in München.
Entgegenkommen gegenüber einem Machthaber, der wie große Teile seines Volkes gleichzeitig unter Minderwertigkeitskomplex und Größenwahn leidet, verbietet sich und auch jedes Verständnis für diejenigen, die Putins Krieg mit einem "ja, aber …" relativieren.
Es sollte auch für Rotary gelten. Das ist keine politische Parteinahme, sondern ein Gebot der Menschlichkeit und Solidarität mit einem Land am Abgrund.
Horst Kläuser
RC Köln-Rodenkirchen Riviera
Zum Standpunkt "Ein Strudel, der alles mitreißt", Heft 07/2022
Binnen zwei Monaten der nächste sich mit den Grundsätzen von Rotary befassende Standpunkt. Der offensichtlichen Wertekollision folgt der alles mitreißende Strudel.
Die beiden Seiten der Medaille konnten besser nicht verdeutlicht werden. Keine wirklich besser als die andere. Die clubinterne Diskussion um ein dem Leim einer scharf rechts orientierten Partei aufgesessenes Mitglied birgt rotarischen Zündstoff, die dem gegenwärtigen Mainstream gegen Russland unterlegende Politisierung von Rotary bringt uns zurück in düstere Zeiten.
Was sagen eigentlich die Mitglieder der in Russland (noch?) bestehenden Rotary Clubs, diese Vorposten auf "feindlichem" Gelände dazu? Rotary muss sich wieder intensiv auf die rotarischen Werte besinnen.
Hans-Eckhard Tribess
RC Berlin-Global eClub
Zum Fokus "Wir sind unterwegs", Heft 07/2022
Die interessante Diskussion über Frauen bei Rotary weist einige populäre Schwachstellen auf.
Reine Männerclubs sollen "rechtswidrig" sein, wird gesagt. Starker Tobak! Natürlich sind sie es nicht, denn sonst wären sie verboten. Die magere Rechtsprechung am Rande dieses Themas soll den Clubs ohne Frauen die Gemeinnützigkeit aberkannt haben. Gemeint sind aber nicht die Clubs, sondern der jeweilige Verein der Freunde e.V., und auch nur dann, wenn dessen Satzung Frauen ausdrücklich ausschließt. Damit aber sind die Freundeskreise weder rechtswidrig noch verboten, nur eben nicht mehr gemeinnützig. Mit den Clubs im engeren Sinne hat das nichts zu tun, diese sind weder rechtsfähig noch gemeinnützig; vielmehr sind sie -zum Glück- frei wie jeder Kegelclub, wie jede Wandergesellschaft, wie jede Reisegruppe und dürfen entscheiden, wer da mitmachen darf, mit welchem Comment, Brauchtum oder Üblichkeit. Frauen in den Clubs sind also eher eine Stilfrage oder ein Modethema, aber kein Fall für die Juristerei.
Falls Frauen in der Satzung eines Clubs ausdrücklich ausgeschlossen sein sollten, ist das nur unzulässig, wenn diese Organisation über eine gewisse gesellschaftspolitische oder wirtschaftliche Machstellung verfügt. Der Blick auf unsere Clubs und deren Mitglieder legt (leider) deren Machtlosigkeit in unserer Gesellschaft offen. Macht aber nichts im Sinne unserer Ziele.
Reine Frauenclubs hingegen sollen angeblich vom Staat, also auch von den Gerichten als grundgesetzlich geschützte Vereinigung von Benachteiligten (Frauen) gelten und die Exklusion des anderen Geschlechts zu Recht und mit gewissem Selbstbewusstsein betreiben dürfen. Man reibt sich verwundert die Augen! Zweierlei Maß? Die Bildung reiner Frauenclubs hat mit dem Grundgesetz (Art.3) nichts zu tun. Vielmehr üben diese Frauenclubs ihr Recht auf Organisationfreiheit aus, das gilt nicht nur für Frauenclubs, sondern auch für Inner-Wheel, für die Soroptimisten, für Frauenchöre und Landfrauen und sogar für Männerclubs.
Rotary, so heißt es an anderer Stelle, soll angeblich ein Spiegelbild der Gesellschaft sein. Das ist ja hochinteressant! Wo steht das geschrieben? Wann und wo hat Rotary sich das zum Ziel gesetzt? Wenn das richtig wäre, dann müsste jeder Club die Gesamtheit unserer pluralistischen Gesellschaft abbilden. Aber unsere Gesellschaft besteht nicht nur platt aus Männlich/Weiblich, sondern auch aus Alt/Jung, aus Gebildet/Ungebildet, aus Katholisch/Evangelisch/Muslimisch, mit oder ohne Migrationshintergrund, aus Arm/Reich etc., etc.. Und diese zahllosen Fraktionen unserer Gesellschaft sollen sich nun angemessen in jedem Club wiederfinden? Das ist populäres Wunschdenken: Alle Menschen werden Brüder, konkret Clubmitglieder. Bei Lichte betrachtet ist das eine Rückkehr in die mittelaltetliche Stände-Gesellschaft, die spätestens mit der Französischen Revolution hinweggefegt wurde. Vor diesem Hintergrund erübrigen sich Kommentare zur Quote und zu Diversity: Alles in einen Topf! Schrecklich! Es entstehen Einheitsvereine allesamt divers und ununterscheidbar, konturlos.
Mein Club lebt hier- ohne Frauen-pragmatisch: Die Frage hat sich bislang nicht gestellt. Sollte sie eines Tages gestellt werden, so wird man -so nehme ich an- entscheiden, undogmatisch, fair und zum Nutzen aller. Aber -so nehme ich abermals an- ohne modisch-populären Eifer, der gelegentlich daherkommt wie ein allumfassendes Heilsversprechen.
Lutz Bauermeister
RC Wilhelmshaven-Friesland
Zum Fokus "Wir sind unterwegs", Heft 07/2022
Die Einlassungen von Freundin Körner zur Rechtswidrigkeit von reinen Männerclubs sind widersprüchlich. Freundin Körner stellt fest, es sei "schlicht rechtswidrig, Frauen nicht aufzunehmen". Danach gefragt, was das denn für reine Frauenclubs bedeute, argumentiert sie, zur Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und zur Beseitigung bestehender Nachteile könnten "gegebenenfalls sogar reine Frauenclubs zulässig sein. Bei aller Art von Diskriminierung bedeutet die Ungleichbehandlung als solche noch keine Rechtswidrigkeit".
Wenn Männerclubs keine Frauen aufnehmen, dann ist das also "schlicht rechtwidrig". Nehmen Frauenclubs keine Männer auf, dann liegt "keine Rechtswidrigkeit" vor. Das verstehe, wer will.
Bei dem Hinweis von Freund Knaack, er habe "als RI-Direktor oder als RI-Präsident nie einen Club besucht, der keine Frauen hat", worauf er anscheinend auch noch stolz ist, verschlägt es einem die Sprache. Freund Knaack nimmt sich das Recht heraus, darüber zu befinden, welche Clubs würdig sind und welche nicht. Das ist arrogant und überheblich.
Abschließender Punkt: Was den Hinweis von Freund Knaack angeht, der Fokus bei RI liege im Moment "definitiv auf Diversity, Equity und Inklusion (DEI)", empfehle ich dringend, kritische Distanz zu wahren. Der bekannte kanadische Psychologieprofessor Jordan Peterson hat dies die "Trinität der radikalen Linken" genannt. Unter dem Banner der DEI-Ideologie wird beispielsweise an amerikanischen Universitäten systematisch versucht, Professoren mit nicht konformer Weltsicht, die sich nicht der herrschenden "Wokeness" unterwerfen wollen, an den Rand zu drängen. Es ist mehr als bedenklich, wenn RI diese Ideologie "offiziell" auf ihre Fahnen schreibt.
Nicolai Hammersen
RC Bad Nauheim-Friedberg
Zum Titelthema "Mythos Meer", Heft 07/2022
Es ist ein Trauerspiel. Auf den Seiten 14 bis 20 eine tolle Diskussion über Diversity bei Rotary. Aber für das Rotary Magazin gilt das alles nicht? Zumindest scheinen in Ihrem Magazin Universum weiterhin nur weiße alte Männer über das wunderbare Thema "Mythos Meer" etwas zu sagen zu haben. Genauso wie auch zu Russland oder Österreich. Kompetente nicht weibliche oder nicht weiße Autorinnen gibt es wohl aus Ihrer Sicht einfach nicht. Diversity bei Rotary heißt auch Diversity im Rotary Magazin. Nicht Schaufensterartikel zählen, sondern allein die Diversity bei den Autoren und Autorinnen!
Ich freue mich auf ein baldiges Ende des Trauerspiels.
Klaus Fischer
RC Kempten-Residenz
Zum Titelthema "Mythos Meer", Heft 07/2022
Ausgerechnet in einem Heft, in dem es u.a. um das Thema Frauen bei Rotary geht und die erste Weltpräsidentin interviewt wird, zeigt die Redaktion wieder einmal, wie es bei ihr tatsächlich um die Wertschätzung von Frauen steht.
Das wunderbare Titelthema "Mythos Meer" ist wahrlich ein Thema, zu dem so viele national und international renommierte Frauen aus Wissenschaft und Politik höchst kompetent hätten beitragen können – aber nein, es musste wieder eine Riege von ausschließlich Männern sein, die hier zu Wort kommen durften (oder wollten?). Dabei hätte allein ein kurzer Blick auf die Leitung bekannter Forschungseinrichtungen (mit Namen wie Antje Boetius, Katja Matthes, Karin Lochte u.v.a.m.), politischer oder internationaler Gremien und Verbände bis hin zu Museen zum Thema Ozean und Meer schon gezeigt, wieviel entsprechende Kompetenz es unter Frauen gibt, auch und gerade in Führungspositionen. Hier gilt die beliebte Ausrede "man findet keine Frauen" nun wirklich nicht.
Oh Rotary, es ist noch viel zu tun – ich will keine Absicht unterstellen, aber eine Gedankenlosigkeit ist es in jedem Fall.
Monika Breuch-Moritz
RC Hamburg-HafenCity
Zum Titelthema "Mythos Meer", Heft 07/2022
Es ist ja sehr bereichernd, zu lesen, was so viele Menschen über das Meer philosophieren. Ich bin aber doch enttäuscht, dass das Rotary Magazin in dieser Ausgabe sehr einseitig Klimahysteriker zu Wort kommen und philosophieren lässt, und zwar in einer Art, die sehr effektiv emotionalisiert und "subkutan" den Eindruck erweckt, als hätte der Mensch nichts besseres im Sinn als Auto zu fahren und die Ozeane zu zerstören. Warum ist das Höhlensystem Dos Pisos und einige andere Höhlensysteme in Mexiko, von dem Sie wenige Seiten weiter ein wunderschönes Bild von Martin Broen zeigen, vor 8000 Jahren vom Meer um bis zu 100 m überflutet worden?
Seit dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor etwas 20 000 Jahren ist der Meeresspiegel um etwa 120 m (durchschnittlich 5 – 6 Millimeter pro Jahr!) gestiegen, weil die mächtigen Eiskappe der nördlichen Hemisphäre , die bis zu 1500 m dick war, durch die Temperaturerhöhung der heutigen Warmzeit abgeschmolzen wurde. Im Laufe der Erdgeschichte lagen die CO2-Gehalte in der Atmosphäre weit über den heutigen Werten, und es war sicher nicht der Mensch, der diese Temperaturerhöhung verursacht hat. Als diese schönen Höhlen in Mexiko überflutet wurden, hat etwa um dieselbe Zeit die Entstehung der Sahara und anderer Wüsten auf der Nordhalbkugel begonnen und im Rahmen der Temperaturerhöhung sind etwa um diese Zeit z. B. Mammut, Säbelzahntiger und Riesenhirsch und viele andere Spezies in Europa und der Welt – ganz ohne menschliches Zutun - ausgestorben, und in den Alpen standen auf 3500 m Höhe Bäume und Grönland wie auch die Alpen waren praktisch schon eisfrei.
Klimawandel kann nur von irregeleiteten Ideologen geleugnet werden, denn das Klima ändert sich ohne Anzuhalten seit der Entstehung der Erde. Es wird vor allem durch die Bewegung der Planeten (Inklusive Erde) um die Sonne verändert (schwankende Periodizität von Exzentrizität der Erdbahn, Präzession von Erdrotationsachse und Orbitalbahn um die Sonne, Obliquität der Erdrotationsachse, etc.). Das ist auch der Grund, warum die langfristigen Temperaturentwicklungen zwischen Nord- und Südhalbkugel in der Erdgeschichte oft gegenläufig waren. Übrigens ist es auf dem Mars seit 1970 noch schneller wärmer geworden als auf der Erde. Und auch die unendlichen Mengen an CO2, welches ständig im Meerwasser gelöst wird, kristallisiert seit vielen Millionen Jahren bei steigender Wassertemperatur zu einem erheblichen Teil in Form von Kalkstein, Kreide (-felsen), etc. am Meeresgrund wieder aus. Diese Kalkablagerungen am Meeresgrund wurden dann durch die Verschiebungen der Erdplatten an die Oberfläche gehievt und bilden heute die Alpen, den Himalaya, die Rocky Mountains und die Anden; alles ehemaliges CO2 aus der Atmosphäre und alles auch Natur, die wir nur bewundern können!
Wir sind nicht die "Last Generation" sondern die First Generation, die so hochmütig ist, zu meinen, wir seien so tolle Geschöpfe , dass wir den ständigen Klimawandel und damit den ewigen Wandel von Flora und Fauna durch Aussterben und Anpassung der Natur an neue Verhältnisse anhalten könnten. Anstatt mit völlig untauglichen und hoffnungslosen Mitteln ("Hört auf, Auto zu fahren!") diesen ewigen Wandel aufzuhalten, sollten wir uns als Menschheit durch geeignete Schutzmaßnahmen besser auf diesen ständigen Wechsel der Klimata vorbereiten.
Manfred Inkmann
RC Wesel
Zum Titelthema "Mythos Meer", Heft 07/2022
Beim IPCC und auch in Wikipedia heißt es, ein Teil des Klimawandels wird verursacht durch die behinderte Rückstrahlung der Wärme von der Erde ins Weltall durch den ansteigenden Gehalt von CO2 in der Luft. Aber wie kommt denn CO2 in die höheren Luftschichten? CO2 ist schwerer als Luft und damit bodennah. Es steigt nicht auf! Jedoch hunderttausende Flugzeuge blasen in 10.000 Meter Höhe täglich riesige Mengen CO2 in den Luftraum. Also: Hört auf zu fliegen!
Gerd W. Müller
RC Saarbrücken-Schloss
Zum Fokus "Wir sind unterwegs", Heft 7/2022
Wohin, ins Mainstream – Land?
Ich hatte bisher Rotary als Raum verstanden, in dem aus Respekt gegenüber anders denkenden Mitgliedern Politik bewusst begrenzt, wenn nicht ausgeklammert wird. Frauke Eichenauer und Insa Fölster initiieren hier nun einen Dialog zwischen männlichen und weiblichen Rotary-Funktionären über die Zukunft von Rotary und den Frauenanteil. Bezeichnenderweise beginnt die Diskussion mit angeblich klaren juristischen Ansprüchen auf Mitgliedschaft der Frauen. Will man damit klar machen, dass die Obstruktion männlicher Rotarier keine Chance hat? Es wird selbst das berühmte Supreme Court Urteil von 1986 zitiert. Mir wurde dagegen seinerzeit im PETS signalisiert, dass sich der Supreme Court damals ausschließlich auf Rotary als mächtiges berufliches Netzwerk bezogen hatte im Sinne der verletzten beruflichen Chancengleichheit.
Das ist fast 40 Jahre her! Ich war bisher davon überzeugt, dass sich bei Rotary seither der Service-Gedanke durchgesetzt hat. Und da spielt das Gender wirklich keine Rolle mehr. Gleichwohl wird hier nunmehr neben dem juristischen auch ein gesellschaftspolitscher Anspruch für gegeben angesehen.
Diese Diskussion bleibt damit, wie ich meine, von vornherein im Klischee stecken. Einige der wesentlichen Thesen haben für mich zudem eine bedenkliche Nähe zum Mainstream. Drei Aussagen machen mich betroffen und, um das nicht zu verhehlen, hinterlassen bei mir einen schalen Geschmack:
- Wenn Männerclubs möglicherweise rechtswidrig sein sollten (Körner) und in diesem Kontext überdies die Gemeinnützigkeit auf dem Spiel stehen könnte (Knaack), warum soll das dann nicht auch für reine Frauenclubs bei Rotary gelten?
Wo ist denn die überragende Machtstellung (Körner) von Rotary Deutschland in sozialen und wirtschaftlichen Fragen, die Voraussetzung für die Anwendung einschlägiger deutscher Gleichberechtigungs-Gesetze sein sollen? Und wenn von 1032 deutschen Clubs nur 159 heute noch keine Frauen aufgenommen haben, kann man sowieso nicht mehr von einem Rechts- und Gleichberechtigungsproblem ausgehen. Überdies, da die Clubs keine Vereine sind, können sie m.W. keine Gemeinnützigkeit verlieren, weil sie die nicht haben. Dafür wurde RDG geschaffen, das für Gemeinnützigkeit sorgt. Seine Rolle ist doch unumstritten?
- Wenn es ein Armutszeugnis (Byock) für Herren Clubs ist, auf ihrer Gründungs-DNA zu bestehen, was rechtfertigt die Annahme, dass es für reine Frauen Clubs nicht auch ist. Welches Privileg nehmen die weiblichen Diskutanten da für sich in Anspruch? Bei 853 gemischten Clubs kann sich wie gesagt jede interessierte Frau einem gemischten oder Frauen Club anschließen, oder geht es ihr vielleicht nicht um den Zweck, sondern um einen gesellschaftspolitischen Anspruch?
- Wer hat das Postulat in die Welt gesetzt, dass Rotary in seiner Mitgliederstruktur ein Abbild der Gesellschaft sein soll (Müller-Byock). Genau das ist nicht unser "Geschäftsmodell". Vielmehr sollen - und wollen bei Rotary - die Leistungsfähigen der Gesellschaft denen helfen, die sich nicht selbst helfen können. Das bedingt noch lange keine identische Struktur bei Rotary.
Was sollen also diese Kampfthesen des juristischen und gesellschaftlichen Durchsetzens! Erstens ist die Zeit darüber hinweg, wie der Anteil der gemischten Clubs von über 80% beweist. Zweitens gibt es somit genügend Alternativen für jede sich für geeignet haltende Frau, sich lokal einzubringen – oder ihre persönliche Karriere zu fördern. Allerdings kann sich niemand selbst einladen, was Frauen Clubs genauso praktizieren. Drittens ist die jeweilige Individualität eines Clubs ein wichtiges Gut, das beide Geschlechtern zusteht. Schwarzl hat also völlig recht.
Übrigens und am Rande: keine von mir darauf angesprochene Dame eines exklusiven Frauen Clubs - ob Rotary, Inner Wheel, Soroptimisten – teilt die im Dialog vertretene Auffassung eines gesellschaftlichen Anspruchs auf Mitgliedschaft. Dort besteht man zwar auf der Mitgliedschaft nur von Frauen, sieht sich damit juristisch und bzgl. Gemeinnützigkeit auch nicht unter Druck, aber genießt die Individualität. Männer dürfen das nicht? Wer sagt eigentlich, dass es keine geschlechterspezifischen Rückzugsräume mehr geben darf? Es wäre nicht schlecht gewesen, statt Mainstream zu diskutieren, Inner Wheel einen Besuch abzustatten. Da ist man selbstbewusster und gelassener.
Wenn Rotary statistisch unbedingt mit einem hohen Frauenanteil auffallen will, könnte man aus dem alten Familiengedanken heraus Inner Wheel aggregieren. Kreative Buchhaltung eben! Es wäre gut, wenn Rotary im Interesse der Attraktivität für beide Geschlechter die gesellschaftspolitisch einseitig befeuerte Gender-Thematik nicht in Mainstream-Form in die Clubs hineinträgt. Was Rotary nicht davon abhalten muss, sich um Damen zu bemühen.
Ist allerdings gleiches Recht und Selbstbestimmung für alle Mitglieder nicht mehr gewollt, bin ich draußen.
Christian Sanner
RC Meerbusch-Büderich
Zum Titelthema "Ukraine — Momentaufnahmen eines Krieges", Heft 06/2022
Mein Onkel Klaus Faber, der Bruder meiner Mutter, den ich nie kennenlernte, ist im 2. Weltkrieg gefallen, als er mir seiner Truppe auf einem Boot den Dnepr überquerte. Es berührt mich schmerzhaft, dass da nun wieder Krieg ist.
Joachim Schultz
RC Bayreuth-Eremitage
Zum Forum-Artikel "Ohne Scham und ohne Mitgefühl", Heft 06/2022
Der Redaktion gebührt Dank für die vielfältigen Beiträge zur Rezeption des grausamen russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Bei dem Artikel "Ohne Scham und ohne Mitgefühl" der Schriftstellerin Alissa Ganijewa stockte ich aber.
Sie präsentiert eine Generalverurteilung russischer Ehefrauen und Mütter von Soldaten an der Ukrainefront als "gefühllos gegenüber ihren Söhnen", "gleichgültig", oder mit "bestialischen Instinkten". Frauen freuen sich auf das "mit unschuldigem Blut getränkte Plündergut" und scheinen darauf "noch gieriger zu warten als auf ihre Männer". Belege sind von Ukrainern mitgeschnittene Heimatgespräche russischer Soldaten oder Internetchats.
Die Emotionalität der Autorin mag durch den Krieg erklärbar sein, auch das journalistische Interesse der NZZ. Passt diese krasse Stereotypisierung und pauschale Abwertung russischer Frauen - als Faktum dargestellt - in unser Magazin und das RC-Leitbild? Oder wird das durch den Krieg außer Kraft gesetzt?
Ingo Hofmann
RC Potsdam
Zum Forum-Artikel "Staatsversagen", Heft 06/2022
Dass es auch anders gehen kann, sehen wir am Beispiel ERMS-NECKAR BAHN AG (ENAG):
1988 als GmbH von 10 Bahninteressierten gegründet, um die völlige Stilllegung der im Personenverkehr eingestellten 10 km langen Bahnlinie Metzingen – Bad Urach zu verhindern. 1993 Verhandlungen mit Heinz Dürr, Vorstandsvorsitzer der DB. 1994 wurde die DB-Strecke für eine Mark plus Mehrwertsteuer durch die ENAG erworben. Der Güterverkehr zum Anschlussgleis einer Papierfabrik konnte immer aufrechterhalten werden. 1994 Umwandlung der ENAG in eine AG. Die Strecke wurde soweit saniert, dass ab 1998 ein Sonntags-Ausflugsverkehr und ab August 1999 der tägliche Personenverkehr im Stundentakt aufgenommen werden konnte. Seither ständige Ertüchtigung zur Beschleunigung, Eröffnung weiterer Haltepunkte. Mittlerweile ca. 5000 Reisende pro Tag. Derzeit Ertüchtigung der Strecke (Elektrifizierung) und der Signalanlage für Halbstundentakt. Aufbau einer Stadtbahn Neckar-Alb. Ebenfalls 1999 wurde die in der Nähe liegende 23,5 km lange DB-Strecke Kleinengstingen-Münsingen-Oberheutal durch die ENAG pachtweise übernommen, um die Stilllegung zu verhindern. Wiederaufnahme des Personenverkehrs an Sonntagen sowie des Gelegenheits-Güterverkehrs. Ab 2004 pachtet die ENAG auch den Abschnitt Oberheutal – Schelklingen (19,6 km) und verhindert die Stilllegung. Planmäßiger Reiseverkehr wird aufgenommen (heute täglich), weitere Haltepunkte eröffnet. Dem angestrebten Erwerb der Strecke verweigert die DB. 2010 pachtet die ENAG den Bahnhof Rechtenstein an der Strecke Ulm – Sigmaringen, um ihn für den Personenverkehr wieder zu öffnen und ertüchtigt den Bahnsteig; heute halten dort 10 Züge täglich. 2013 erwirbt die ENAG die 17 km lange Krebsbachtalbahn Neckarbischofsheim – Hüffenhardt, um deren Stilllegung zu verhindern und führt Sonntags-Ausflugsverkehr und Güterverkehr durch. Streckenerweiterung, Elektrifizierung und täglicher Personenverkehr sind in Planung. Bei weiteren Bahnen stellt die ENAG den Betriebsleiter, für die Regionalstadtbahn Neckar-Alb hat die ENAG die Planungs- und Bauverantwortung. 2018 bezahlte die ENAG an ihre Aktionäre eine Dividende von einem Euro pro Aktie.
Martin Uhlig
RC Wien-Nordost
Zum Standpunkt "Offensichtliche Wertekollision", Heft 05/2022
Freund Steinberg rät, AfD-Mitglieder und AfD-Nahestehende von Clubämtern auszuschließen oder ihnen ihre Überzeugung auszureden. Zwischen den Zeilen lese ich: "Drängt sie aus den Clubs hinaus". Das mag Freund Steinbergs "Standpunkt" sein, aber er gehört nicht in das Rotary Magazin hinein. Sein Artikel erinnert mich an die frühere Zeitgeistentgleisung, die zum Ausschluss Thomas Manns aus Rotary geführt hat.
Wenn Freund Steinberg schreibt, dass Toleranz zu den Grundprinzipien von Rotary gehört und dass "höchst unterschiedliche Meinungen willkommen sind", sollte er dem nicht mit selber Feder ein paar Zeilen später widersprechen. Die AfD lässt es nicht an "Toleranz gegenüber allen Völkern, Religionen und Lebensweisen fehlen", wie er behauptet. Sie kritisiert mit Recht die derzeitigen Fehlentwicklungen der EU und der NATO und den ausufernden Missbrauch des Asylrechts mit dessen sozialen Folgen.
Auch ich selbst lasse mir trotz meiner Schriften gegen die zu Teilen ungesteuerte Masseneinwanderung keine Fremdenfeindlichkeit andichten. Ich habe einen dunkelfarbigen Wirtschaftsflüchtling ein halbes Jahr lang in mein Haus aufgenommen, ihm ein Zimmer gegeben, an den Mahlzeiten teilnehmen lassen, ein Fahrrad geschenkt und für die Zeit bei uns gegen Unfall versichert. Ich bezweifele, dass Freund Steinberg trotz seiner pharisäerhaften Worte Ähnliches vorzuweisen hat.
Freund Steinberg als ehemaligem Dozent der SPD-nahen Ebert Stiftung sei seine Meinung unbenommen, aber sein Versuch, rotarische Freunde wegen ihrer anderen Meinung anzuschwärzen, gehört nicht in unser Magazin.
Gerd Schultze-Rhonhof
RC Haldensleben
Zum Standpunkt "Offensichtliche Wertekollision", Heft 05/2022
Verstärkt seit etwa zehn Jahren verschiebt sich in Deutschland das politische Koordinatensystem nach links. Und es hat eine zunehmende Umwertung der Begriffe stattgefunden: Links ist positiv, rechts ist negativ. Es zeichnet sich eine Entwicklung ab, die auf einen linksautoritären Gesinnungsstaat hinausläuft. Auch jede Diktatur hat einmal mit der Ausgrenzung bestimmter Minderheiten oder Bevölkerungsgruppen begonnen.
Und wer setzt Grenzen und Maßstäbe, wo der politische Extremismus beginnt – etwa der oberste Dienstherr und linksradikale Ministerpräsident in Thüringen, wo Freund Steinberg Verfassungsrichter war? Dort wurde auch die demokratische Wahl eines nicht-linken Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten rückgängig gemacht. Und der Konservative deutsche Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen wurde abgesetzt, weil er sich wahrheitsgemäß, aber politisch missfällig äußerte und ein politisch willfähriger eingesetzt.
Hat etwa der Freund Bereswill, Polizeipräsident von Frankfurt am Main, einen ideologisch getrübten Blick für die Wirklichkeit, oder lässt ihn die politische Konstellation ebendort und in Hessen so urteilen, dass er meint, vor einem "Abdriften nach rechts" warnen zu müssen? Die meisten seiner Beamten haben gewiss eine andere oder gar entgegengesetzte Wahrnehmung der Realität. Man hätte schon längst diesen Anfängen undemokratischen Verhaltens wehren müssen.
Seit es Antidiskriminierungsgesetze gibt, werden zunehmend alle – nicht nur AfD-Mitglieder –, die sich rechts von einer (linken) Mitte befinden, diskriminiert, wenn sie sich in patriotischer oder konservativer Weise äußern. Es gibt genug skandalöse Beispiele für die Verweigerung von Ämtern, Räumlichkeiten und Gesprächsbereitschaft sowie Duldung beziehungsweise Bagatellisierung auch physischer Gewalt gegen diese. All das erfahren radikale Gruppierungen unter Ausländern oder der politischen Linken kaum in vergleichbarer Weise. Und es ist – zumindest europaweit – einmalig.
Angeführt von den meist rot-grün gefärbten Massenmedien hat sich ein Linkskartell gebildet, das abweichende Meinungen etwa über Multikulturalität, Klimawandel oder die sogenannte Gendersprache mit zum Teil unfairen Mitteln bekämpft und diffamiert. Die Regenbogen-Bewegung ist nun gerade nicht vielfältig beziehungsweise divers, sondern oft an Einseitigkeit und Recht – besser Linkshaberei – nicht zu überbieten. Je mehr Diversität gefordert wird, desto größer wird der Gleichheitswahn, desto einförmiger die veröffentlichte Meinung, vermassen die Menschen in Lebenshaltung und äußeren Habitus.
Rotary kann viele ungute Entwicklungen nicht aufhalten, sollte aber auch nicht auf dieser Welle des Zeitgeistes mitschwimmen; könnte ausgleichend wirken, wo sonst die Spaltung der Gesellschaft vertieft. Leider versagen die Kirchen, besonders die evangelische, gerade auch in dieser Hinsicht.
Schon gar nicht sollte ein Clubpräsident pharisäerhaft und in der Attitüde eines moralischen Oberlehrers auftreten und andersdenkende, konservative Clubmitglieder über Gut und Böse belehren: dass der linke Weg der rechte sei und umgekehr
Und noch zur sogenannten Diversität: Diese wird geradezu aufgegeben, wenn man die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die einander fruchtbar ergänzen sollen, einebnet, wenn die Frau sich männlichen Karrierestreben anpasst und daran gemessen wird. Unisono wird die Frau, die den Spagat zwischen Beruf und Familie und oft noch einem exklusiven Hobby erfolgreich schafft, als Vorbild für alle anderen herausgestellt. Wie soll sich die Frau vorkommen, die in der herkömmlichen Rolle als Hausfrau und Mutter aufgeht und damit die Grundlage für unser Gemeinwesen stärkt, auf der viele persönliche Karrieren erst aufbauen können?
Rotary hat sich nicht nur zeitgebundene globale Ziele zu setzen, sondern auch traditionelle Werte und nationale Anliegen und Interessen zu vertreten. Wer sich nach einem Nietzsche-Wort zu sehr mit dem Zeitgeist vermählt, wird nicht nur bald Witwer sein, sondern könnte auch im Strom des heutigen Zeitgeistes politischer Doppelmoral seine spezifische Bedeutung verlieren. Das ist für Rotary im Geist freundschaftlichen Dienens eine wahre Vielfalt, zu der im demokratischen Spektrum die politische Rechte gehört. Und das schließt, wenn nötig, auch eine harte aber nicht verletzende Kritik etwa am grünen Antipatriotismus und Missbrauch des Asylrechts ein.
Hartwig Brandt
RC Klagenfurt-Wörthersee
Zum Standpunkt "Offensichtliche Wertekollision", Heft 05/2022
Für seine Darlegungen möchte ich Freund Steinberg danken. Eine Diskussion über sein Anliegen ist überfällig, weshalb ich in meinen Dank ausdrücklich auch die Redaktion von "Rotary" einbeziehe. Es ist noch nicht lange her, dass einem Mann mit strammer rechter Gesinnung eine regelmäßige Kolumne eingeräumt wurde und kritische Leserbriefe regelmäßig im Papierkorb landeten.
Mit Björn Höcke wird in der AfD ein Mann von den einen fanatisch unterstützt, den anderen zumindest geduldet, der ein "großangelegtes Remigrationsprojekt" für notwendig hält, "(obwohl) sich (dabei) menschliche Härten und unschöne Szenen nicht …vermeiden lassen… Auch wenn wir (dabei)… ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind, sich der fortschreitenden Afrikanisierung, Orientalisierung und Islamisierung zu widersetzen." Es bedarf keines großen Scharfsinns den Widerspruch zu rotarischen Grundwerten zu erkennen.
So wichtig und interessant die Aufarbeitung der Geschichte Rotarys im Dritten Reich ist, unsere Bewährungsprobe ist unser Umgang mit seinen geistigen Erben. Sollte uns der Satz der Philosophin Susan Neiman in der Süddeutschen Zeitung nicht beschämen: "Der Mangel an Mut in einem Land, in dem immer zur Zivilcourage aufgerufen wird, überrascht mich jedes Mal aufs Neue"?
H.-J. Weyres-von Levetzow
RC Holzkirchen
Zum Titelthema "Die Schliemanns", Heft 05/2022
Der Autor, Frank Vorpahl, beschreibt richtig die Probleme, die mit "Schliemanns Gold" zusammenhängen und hat die vage Hoffnung, dass eine Ausstellung der Schätze auch außerhalb Russlands durch eine "Kompromissformel" ermöglicht werden könnte. Leider ist die jetzige Rechtslage klar und einem Kompromiss nicht zugänglich. Deutschland ist rechtmäßiger Eigentümer, Russland ist Besitzer, und laut russischem Gesetz auch Eigentümer der Schätze. Würde Russland die Schätze außerhalb seines Hoheitsgebietes ausstellen, müsste Deutschland die Herausgabe der Schätze verlangen. Sollte eine solche Ausstellung in Deutschland erfolgen, dürfte die Bundesregierung die Schätz nicht mehr an Russland zurückgeben! Das ist der Grund, warum eine Ausstellung außerhalb Russlands nicht möglich ist. Ein "Kompromiss" ist rechtlich nicht möglich! Es gäbe aber eine andere Möglichkeit, Rechtsklarheit zu schaffen und Ausstellungen von "Schliemanns Gold" außerhalb Russlands zu ermöglichen. Die Sowjetunion hat im zweiten Weltkrieg Kulturverluste in Milliardenhöhe durch das Deutsche Reich erlitten und deshalb per Gesetz alle Kulturgegenstände, die nach dem zweiten Weltkrieg von Deutschland in die Sowjetunion verbracht wurden, zu russischem Eigentum erklärt. Durch eine Schenkung seitens Deutschlands könnte der "Gordische Knoten" gelöst werden, denn Russland würde dann auch nach deutschem und internationalem Recht Eigentümer von "Schliemanns Gold" werden und könnte die bisherige Kooperation mit deutschen Museen reibungsloser gestalten und auch eine Ausstellung in Deutschland verwirklichen. Langfristig wäre ein solche Lösung die beste Basis für eine kulturelle Kooperation.
Wolfgang Maurus
RC Bonn
Zum Standpunkt "Offensichtliche Wertekollision", Heft 05/2022
Die hier präsentierte Problematik wurde bereits vor etwa vier Jahren ebenfalls in der Rubrik "Standpunkt" angesprochen (Wolfgang Boeckh, RC Ludwigshafen: "Auftrag zur Einmischung", Rotary Magazin, Januar 2018). Es entwickelte sich eine mich bereichernde Korrespondenz. Seither hat die Radikalisierung innerhalb der AfD zugenommen, und die sich hieraus ergebenden Fragen sind drängender geworden. Hierzu passt eine wenige Tage junge Information, dass sich der Thüringer AfD Chef Björn Höcke – der übrigens seit einer Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Meiningen vom 26 September 2019 als Faschist bezeichnet werden darf – für den Bundesvorstand ins Gespräch bringt (MDR Thüringen, 7. Mai 2022, 19:25 Uhr). Wehret den Anfängen? Die Anfänge liegen bereits viele Jahre hinter uns – auch für Rotary?
Mit der erfahrungsgemäß unstreitigen aber wohl schwer zu bemessenden Existenz AfD-naher Mitglieder im rotarischen Alltag umzugehen, ist schwierig. Allenthalben wird zu rotarisch-freundschaftlichen Gesprächen aufgerufen. Zu welchem Zweck? Eine Gesinnungs-änderung eines rotarischen AfD-nahen Mitglieds mag kaum erwartet werden. Ich stimme R. Steinberg zu: Die Diskrepanz zwischen den rotarischen Werten und der verfassungsrechtlich geschützten Vereinsautonomie einerseits und einer AfD- konformen Gesinnung eines Mitglieds andererseits könnte bei diesem jedoch zu der Erkenntnis führen, dass "da etwas nicht passt" mit der möglichen Folge eines selbst bestimmten Austritts. Auch ein erzwungener Ausschluss kann in krassen Fällen auf der Basis der jeweiligen Clubsatzung eine Lösung sein. Eine Ämtersperre halte ich für problematisch. Sie mag zumindest die Duldung einer AfD-gefärbten Mitgliedschaft signalisieren, wenn auch – und dies als Feigenblatt – ohne Möglichkeit einer Ämterwahrnehmung - von der Gefahr clubspaltender Effekte ganz zu schweigen.
Es wird klar: Unabhängig von möglichen Einzelfallerfolgen, die allerdings nicht gering zu
schätzen und jeder Anstrengung wert sind, ist ein Königsweg zum Umgang mit der de facto Situation AfD besetzter Mitgliedschaften nicht in Sicht.
Umso wichtiger könnten flankierende Vorfeldmaßnahmen mit dem Ziel sein, AfD – nahe Gesinnungsträger – und Trägerinnen gar nicht erst in die rotarische Gemeinschaft vordringen zu lassen. Als grundlegende Maßnahme hielte ich ein offizielles zumindest auf Governorebene abgestimmtes Positionspapier im Sinne einer Unvereinbarkeitserklärung für unabdingbar. Genau besehen erscheint es erstaunlich, dass ein solches noch nicht erstellt worden ist, zumal die Geschichte Rotarys in diesem Zusammenhang nicht ungetrübt ist! In diesem sollte die Distanz Rotarys zu einem rechts / links-populistischen Weltbild zum Ausdruck kommen. Es sollte klar die Unvereinbarkeit rotarischer Werte auf der einen mit politischen Populismen und Extremismen auf der anderen Seite artikuliert werden. Dies wäre m.E. ein richtiges Signal sowohl für die rotarische Gemeinschaft als solche als auch zur Vorbeugung einer falschen Sicht der Öffentlichkeit auf Rotary.
Ein weiterer Effekt einer derartigen Grundsatzerklärung wären eine Handlungssicherheit für die deutschen Clubs und die Stärkung derjenigen Freundinnen und Freunde, die sich der schwierigen Aufgabe eines Gespräches mit AfD-lastigen und nicht selten dialektisch nicht ungeschickten Mitgliedern stellen müssen!
Weitere Steuerungsmöglichkeiten liegen in der Verantwortung der Bürgen potenzieller Mit-glieder und in der Funktion des Aufnahmeausschusses. Auch hier könnte bereits im Vor-feld eine wertvolle Selektionsarbeit geleistet werden.
Freund Steinberg wies mit Recht auf die DEI- Erklärung des RI-Präsidenten (Shekhar Mehta) hin (Ausführlicher Wortlaut in: Rotary Magazin, Oktober 2021, 26-29). DEI – diversity, equiti inclusion – zielt u.a. darauf ab, auch Menschen mit Migrationshintergrund und anderen Zuordnungen (Glaube, Religion, sexuelle Orientierung u.a.) den Zugang zu Rotary nicht zu verwehren. Diese Merkmale gehören bekanntlich nicht zum Kernprogramm der AfD. Somit könnten die DEI - Erklärung und ihre Integration in die rotarische Wirklichkeit dabei helfen, etwaige Aufnahmeambitionen AfD-naher Interessenten von vornherein zu dämpfen.
Horst Rieger
RC Gummersbach
Zum Standpunkt "Offensichtliche Wertekollision", Heft 05/2022
Freund Steinberg rät, AfD Mitglieder und AfD Nahestehende von Clubämtern auszuschließen oder ihnen ihre Überzeugung auszureden. Zwischen den Zeilen lese ich: "Drängt sie aus den Clubs hinaus". Das mag Freund Steinbergs "Standpunkt" sein, aber er gehört nicht in das Rotary Magazin hinein. Sein Artikel erinnert mich an die frühere Zeitgeistentgleisung, die zum Ausschluss Thomas Manns aus Rotary geführt hat.
Wenn Freund Steinberg schreibt, dass Toleranz zu den Grundprinzipien von Rotary gehört und dass "höchst unterschiedliche Meinungen willkommen sind", sollte er dem nicht mit selber Feder ein paar Zeilen später widersprechen. Die AfD lässt es nicht an "Toleranz gegenüber allen Völkern, Religionen und Lebensweisen fehlen", wie er behauptet. Sie kritisiert mit Recht die derzeitigen Fehlentwicklungen der EU und der NATO und den ausufernden Missbrauch des Asylrechts mit dessen sozialen Folgen.
Auch ich selbst lasse mir trotz meiner Schriften gegen die zu Teilen ungesteuerte Masseneinwanderung keine Fremdenfeindlichkeit andichten. Ich habe einen dunkelfarbigen Wirtschaftsflüchtling ein halbes Jahr lang in mein Haus aufgenommen, ihm ein Zimmer gegeben, an den Mahlzeiten teilnehmen lassen, ein Fahrrad geschenkt und für die Zeit bei uns gegen Unfall versichert. Ich bezweifele, dass Freund Steinberg trotz seiner pharisäerhaften Worte Ähnliches vorzuweisen hat.
Freund Steinberg als ehemaligem Dozenten der SPD-nahen Ebert Stiftung sei seine Meinung unbenommen, aber sein Versuch, rotarische Freunde wegen ihrer anderen Meinung anzuschwärzen, gehört nicht in unser Magazin.
Gerd Schultze-Rhonhof
RC Haldensleben
Zu "Neues vom RC Bröckedde", Heft 04/2022
Das letzte Rotary-Magazin April 2022 leistet den Beweis, dass guter Humor mehr als Witz und Spott sein muss. Wirklicher Humor ist tief verankert in Menschlichkeit und beweist Mitgefühl. Der RC Bröckedde hat mit seinem Beschluss, eine Mahnwache für die Ukraine anstelle eines Meetings abzuhalten, einen wesentlichen Beitrag geleistet. Und der Humor greift dennoch tief, wenn man die charaktervoll gezeichneten Figuren betrachtet: Mancher Freund sticht klar erkennbar heraus!
Horst-Sigbald Walter
RC Leoben
Zum Forum-Artikel "Restitutionsdebatte", Heft 04/2022
Prof. Dr. Karl-Heinz Kohl bringt seine Erkenntnisse und Ansicht zu dem leider "grassierenden" Thema der Restitution in sehr abgewogenen Worten. Ich bin ihm für seinen Beitrag sehr dankbar, aber auch Ihnen, der Redaktion, dass Sie dafür Raum gegeben haben. Ich meine jedoch, dass Ergänzendes dazu unbedingt nötig ist.
Ich habe gut zehn Jahre beruflich in vier Ländern Westafrikas gelebt, u.a. in Nigeria, die Länder von Senegal bis Kamerun bereist, im Osten von Ägypten bis nach Zimbabwe, insgesamt für rund 20 Jahre. Ich telefoniere noch heute regelmäßig mit dem letzten meiner ghanaischen Angestellten und bin seit vielen Jahren Mitglied in der Vereinigung der Freunde afrikanischer Kultur e.V..
Barbara Plankensteiner, die Direktorin des MARKK in Hamburg, ist zwar nicht die Erste, die sich der Restitution verschrieben hat, die Erste jedoch, die eine Abschiedsausstellung, hier: 179 Benin-Bronzen, inszenierte. Ihr erklärter Grund ihrer Maßnahme der Rückgabe: der Raubzug der Briten 1897. Frau Plankensteiner verwechselt da offensichtlich Begriffe: Was die Briten 1897 unternahmen, war eine Strafexpedition, nachdem ihr Generalkonsul mit Entourage (bis auf zwei, die entkommen konnten!) in Benin (City) niedergemetzelt worden waren. In der Tat nahmen die Briten "die" Benin-Bronzen als Beute mit, dies jedoch gestattete die Haager Kriegsordnung, auch wenn wir dies aus heutiger Sicht anders betrachten. Der 1. Weltkrieg entbrannte, weil der österreichische Kronprinz ermordet worden war!) Ich sprach im März 1966 mit dem Alare (in etwa: Kronprinz) in Benin-City, der die Kulturschätze verwaltete (das meiste allerdings Ife-Köpfe). Das Wort Restitution war damals nicht en vogue, aber das geschichtliche Ereignis als solches für mich naheliegendes Thema in Benin-City. Dabei wurde mit keinem Satz des Alare eine Rückgabe der Benin-Bronzen gefordert oder auch nur thematisiert. Er fürchtete nur, dass vermögende fanatische Sammler Angestellte bestechen könnten, um diese (in der Tat klassisch-schönen!) Ife-Köpfe "im Auftrag" zu entwenden (seinerzeit um die 1 Mio. Dollar/Stück wert!).
Die dem Publikum zugängliche Ausstellung war im höchsten Maße enttäuschend, keine Benin-Bronze oder Ife-Kopf, nur wenige kultische Schnitzereien, lieblos ausgestellt. Ich war einziger Besucher. Man musste vom Alare begleitet sein, um die vorhandenen Schätze im sicheren Keller zu sehen. (Die Schulpolitik in Schwarzafrika förderte auch überhaupt nicht die Kulturgeschichte des Landes; in keinem, in dem ich gewohnt habe: 1963 – 1973, Reisen bis 1985.).
Ich schrieb Frau Plankensteiner und verwies auf ihren begrifflichen Irrtum. Die Benin-Bronzen waren obendrein rechtlich unanfechtbar in Großbritannien von offizieller Stelle erworben worden. Jedenfalls ist es rechtlich höchst bedenklich, ich meine unzulässig, geschichtliche Ereignisse mit dem Wissen und der Auffassung von heute zu verurteilen. Wir müssten dann auch zum Beispiel Karl den Großen vom Sockel stoßen, weil er 782 etwa 4500 Sachsen bei Verden niedermetzeln ließ und Land nahm. Solch Betrachtung kann für das Geschehen ab 1933 freilich nicht mehr gelten, oder für die Kriege nach 1945: Die Nürnberger Prozesse – wenngleich teilweise rechtlich disputabel – stellen meines Erachtens die Wende in der Betrachtungsweise dar.
Es ist freilich eine ganz andere Sache, ob einem jeweiligen Landesmuseum Kunst- oder Kulturobjekte für die Ausstellung ihrer Kulturgeschichte übergeben werden. Dies sollte allerdings mit der Auflage und der Zusage verbunden sein, dass solche Rückgaben nicht auf den internationalen Kunstmärkten landen.
Auch der sehr verdiente Journalist Claus Kleber brachte zu vorgenannter Ausstellung am 19. Dezember 2021 einen Beitrag in den Fernsehnachrichten, jedoch leider nicht gründlich recherchiert. Auch Herr Kleber sprach von Raubzügen (Mehrzahl – wo noch?) der Briten 1897, brachte aber nichts zum Anlass jenes Vorgehens, was zu einem ordentlichen Beitrag unbedingt gehört hätte! So bekam sein Beitrag leider ein Gschmäckle.
Restitution – wenn "Europa" dies nun ausgiebig verfolgen möchte – kann sich aber nicht auf Kunst- oder Kulturobjekte beschränken. Der Begriff umfasst auch die Wiedergutmachung zwischen Staaten. Wenn, dann bitte gründlich. Die Spanier (Cortés, Pizarro) unternahmen im frühen bis mittleren 16. Jahrhundert ins Azteken-Reich und ins Inka-Reich ganz gezielt Raubzüge, nicht etwa Strafexpeditionen! Und ein nicht unwesentlicher Teil des dort geraubten Goldes und Silbers ging an den Papst (vier: Leo X, Hadrian VI, Paul III, Julius III), lies: in die Truhen des Vatikans (s.b. auch: Päpstliche Bulle Inter caetera vom 4. Mai 1493).
Werden also nun die Restitutoren und Restitutorinnen (genderübergreifend: Restitutoris) auch vom spanischen Staat und dem Vatikan verlangen, die mit Massentötungen geraubten Werte in Euro an die "Nachfolgestaaten" zu restituieren? Da könnte doch mal die Aufrichtigkeit der Auffassungen geprüft werden, sowohl bei den Befürwortern einer Restitution als auch bei der spanischen Regierung und im Vatikan. Immerhin sollen unter Pizarro allein von den Inkas an die 25.000 Kilo Gold und ungenannte Mengen an Silber nach Spanien gebracht worden sein. Hinzu kommt, was den Azteken und Mayas geraubt wurde.
Volker G. R. Galperin
RC Bremen-Hansa
Zum Präsidentenbrief, Heft 04/2022
Ich lese das Magazin mit großer Freude und bin von den kenntnisreichen, inspirierenden Texten Ihrer Autorinnen und Autoren begeistert. Leider ist diese verflogen, als ich den Brief unseres Präsidenten Rotary International Shekhar Mehta in der April Ausgabe las. Auf einer vollen Seite zählt Präsident Mehta auf, wie Rotary sich engagieren kann von der Gesundheitsversorgung von Müttern bis zur Wiederaufforstung der Mangroven als Beitrag zum Klimaschutz. Das ist alles richtig und ehrenwert. Aber die freie Welt, auf der letztendlich auch die Ideale von Rotary beruhen, ist heute in Gefahr. Herausgefordert von einem Aggressor, der offensichtlich einem größeren Masterplan folgt. Obwohl das Aprilheft das Schwerpunktthema Ukrainekonflikt hat, findet Präsident Mehta in diesem Medium kein Wort dazu.
Seine Präsidentschaft ist geprägt von dem wunderbaren Slogan "engagieren – Leben verändern". Er verweist in seinem angedruckten Brief zu Recht auf das rotarische Prinzip, dass jede und jeder von uns mehr tun kann, um zu wachsen. Das gilt für uns alle, auch für ihn. Während an der Basis in den Clubs und Distrikten die Kriegsfolgen gemildert werden und nach allen Kräften geholfen wird, verzichtet unser Präsident auf eine klare Haltung zu diesem Konflikt. Das ist traurig und eine verpasste Chance.
Matthias Meifert
RC Berlin-Alexanderplatz
Zum Titelthema "Metaversum", Heft 03/2022
Ich bin ganz begeistert, dass das Rotary Magazin mit der Ausgabe 3/22 sich des Themas Metaversum angenommen hat. Virtual Reality (VR) und Metaversum sind genau meine Themen, mit denen ich als freiberuflicher Unternehmensberater unterwegs bin. Seit einem Jahr versuche ich das Thema als Rotarier auch bei Rotary weiter voranzubringen, nachdem ich 2020 Kontakte zu VR innerhalb Rotary USA hatte. Ich bin der Meinung, daraus könnte auch Rotary Deutschland mehr machen und zum Beispiel wie die US-Rotarier nach Corona VR zu Spenden- und Mitgliederwerbung nutzen.
Götz Mensel
RC Buchholz i. d. Nordheide
Zum Titelthema "Metaversum", Heft 03/2022
Herzlichen Glückwunsch zum inhaltlichen Schwerpunkt der Februar Ausgabe mit einer Reihe interessanter Beiträge. Der Artikel von Christoph Heusgen bietet einen Eindruck von der aktuell konventionellen Sichtweise westlicher Regierungen, die auf eine harte Haltung gegenüber Russland setzen. Moralische Entrüstung über das zunehmend autoritäre Regime Putins und der russische Aufbau einer militärischen Drohkulisse bieten jedoch keine hinreichenden Gründe für eine einseitig konfrontative Haltung des Westens. Leider fehlt es uns vielfach an realpolitischem Augenmaß und der selbstkritischen Einsicht, dass auch USA und NATO einen nicht unerheblichen Beitrag zu der aktuell brandgefährlichen Situation geleistet haben. Daran gemahnt der nachdenkliche Artikel von Michael Stürmer, der richtigerweise westliche Einfallslosigkeit beim Krisenmanagement beklagt und unseren Blick auf die eingetretene Entfremdung zwischen Russland und dem Westen lenkt.
Das Eintreten für Frieden und Völkerverständigung ist zentral für das Selbstverständnis von Rotary. Damit erhebt sich die Frage, wie wir mit dem bestehenden internationalen Netz von Rotary hierzu in der aktuellen Krise um die Ukraine einen Beitrag leisten können. Die Berichte der Februar Ausgabe zu rotarischen Aktivitäten in der Ukraine vermögen hierzu einige Anregungen zu geben. Aber auch Russland sollte nicht aus dem Blick geraten. Gerade wir Deutschen sollten uns gegenüber den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, die im Zweiten Weltkrieg bis zu 27 Millionen Opfer zu beklagen hatten, in einer besonderen Pflicht sehen. Neben dem Abschluss und der Belebung von Clubpartnerschaften und der Unterstützung von Projekten in diesen Staaten können m.E. Begegnungen und von Rotary organisierte Konferenzen eine Beitrag leisten, um der Entfremdung entgegenzuwirken und verlorengegangenes Vertrauen wiederherzustellen.
Rüdiger Lüdeking
RC Stendal
Zum Titelthema "Metaversum", Heft 03/2022
Die letzten beiden Rotary Magazine waren hochinteressant. Über die Ukraine-Katastrophe war man hochaktuell (fast) vorinformiert. (Februar 22) Und: Ich trete sofort ins "Metaversum" ein. (März 22) Mal sehen, ob es da auch Meta-RC´s gibt. Kommende Woche spiele ich mit meinen Enkeln in München allerdings lieber im "Meta"-Sandkasten. (März 22, s.50/51) Als Stones-Fan habe ich den Beitrag auf S.53-55 (März 22) gerne gelesen. Das Buch des kompetenten rotarischen Freunds Volker Eichener mit der Reflektion auf schöne vergangene Zeiten kaufe ich mir.
Karl-Heinrich Link
RC Wiesbaden
Zum Forum-Artikel "Als die Rockmusik die Welt veränderte", Heft 03/2022
Ich wäre beinah vom Stuhl gefallen, als ich im Rotary Magazin 3/22 auf Seite 52 angekommen war! Danke, Freund Eichener, für Ihren Beitrag, denn ich bin ein "Kind" dieser 60er Generation und sah die Stones erstmalig 1970 in Hamburg. Im Jahr 2000 fuhren viele Freunde unseres Clubs zur gemeinschaftlichen Teilnahme des Konzerts der Stones nach Wolfsburg, zusammengequetscht mit hunderten Fans im roten Triebwagen der DB.
2007 nahmen wir bei einem Benefiz-Beat-Konzert mit gut 300 Gästen eine fünfstellige Eurosumme ein, zugunsten unseres Freundes Harringer für sein Projekt "Heart for Ethiopia". Wir sind also noch gar nicht zu alt, es geht noch was....
Rolf Gramm
RC Braunschweig-Hanse
Zum Forum-Artikel "Exodus", Heft 03/2022
Nach der Lektüre des Artikels "Exodus" ist mir folgender Aussage von Hans Küng aus dem Jahr 1964 eingefallen, die zwar schon ein Menschenalter her ist, aber offenbar nichts an Aktualität eingebüßt hat – meiner Meinung nach der ideale Kommentar zu den Aussagen Friedrich Wilhelm Grafs bezüglich der katholischen Kirche: "Vor dem Faktum einer Erneuerung und Reform der katholischen Kirche und Theologie flüchtet eine gewisse überholte antikatholische Apologetik in die Taktik, die theologischen Erneuerungsbewegungen als Randphänomene der katholischen Kirche hinzustellen. Das dahinterstehende unbewiesene Axiom, das die über positive Veränderungen in der katholischen Kirche heilsam beunruhigten evangelischen Christen wieder einschläfern soll, lautet: Die katholische Kirche ändert sich nie – jedenfalls nicht zum Besseren! Auf diese Weise wird jeder echten ökumenischen Begegnung mit der katholischen Kirche von vorneherein der Boden entzogen. Diese Auffassung, die erfreulicherweise unter den Evangelischen immer weniger Anhänger findet, ist falsch. Die Erneuerung des katholischen Lebens und Lehrens ist nicht die Angelegenheit einiger theologischer Außenseiter, sondern Angelegenheit der katholischen Kirche selbst."
Norbert Jung
RC Bamberg-Schloss Geyerswörth
Zum Forum-Artikel "Exodus", Heft 03/2022
Zum Artikel des Systematikers, Prof. F.W. Graf, "Exodus", möchte ich doch ein paar sehr gewagte Thesen infrage stellen.
1. Narrativ: "Alter Glaube und moderne Rationalität". Mit der Rationalität, einer römischen Tugend, hat sich das Christentum schon in der Frühzeit in Germaniens Auen schwergetan, angesichts der vorherrschenden Vergöttlichung der Natur. Denn ausgerechnet die Kirche hatte dem rationalen Denken in der teutonischen Welt erst die Wege gebahnt. Die kulturelle Leistung der Klöster in der benediktinischen Tradition ist bis heute unbestritten. (Organigramme, Ackerbau, Architektur, Musik, Literatur, Menschenführung). Dasselbe gilt für das keineswegs "opake" Kirchenrecht. Bis heute lassen sich viele Missverständnisse zwischen Teutonischem Denken und "Rom" auf die Unterschiedlichkeit in der Rechtsauffassung zurückführen. Die lateinische, ("Quod scripsi, scripsi" "Was geschrieben ist, bleibt geschrieben") und die germanische, (Wegerecht, Normative Kraft des Faktischen, sprich: wir ändern nach Bedarf) gehen da sehr unterschiedliche Wege.
2. Narrativ: Christlicher Glaube ohne Kirche: Das ist wie ein Fisch ohne Wasser. Der Glaube wird von der Kirche gehütet, weitergegeben, aus der Taufe gehoben, und während des Lebens sakramental begleitet. Alles andere sind Formen, durchaus ehrenwerte, eines "Anonymen Christentums". Und, um Missverständnisse auszuschließen, einer, der sich für einen guten Christen hält, muss durchaus nicht ein guter Mensch sein!
3. Narrativ: Zweiklassenchristentum: Auf was alles Theologen kommen können! Es gibt nur eine Taufe! Für alle Christen. Und es gibt Ämter, die die unverbrüchliche Weitergabe des Glaubens sichern sollen. Diese Ämter lehnen sich an den Jüngerkreis Jesu an, der bekanntlich mit Frauen kein Problem hatte. Sie betreffen Dienste, die mit starken Beschneidungen der Persönlichkeitsrechte einhergehen, weil die Betroffenen sich voll und ganz in den Dienst der Kirche stellen. Karriere ist für Dienste, die durch Berufung übertragen werden, ein Fremdwort. Und Teilhabe als einklagbares Recht ist schon im Bereich der Zivilgesellschaft ein Phantom, ein klassenkämpferisches Relikt.
4. Narrativ: "Theologisch überzeugende Argumente" sind in einer Zeit der nur noch saisonal erhältlichen Gefälligkeitstheologie ausverkauft.
5. Narrativ: "der absolutistische Wahlmonarch in Rom". Dieses Argument habe ich erst von einem Toxikologen untersuchen lassen. Zur Klarstellung: Dieser Monarch trägt den Titel: Servus servorum, er hat seine Garde im Sturm auf Rom durch Garibaldis Scharen zum letzten Mal eingesetzt und es ist bis heute kein einziger Fall bekannt, dass Schweizer Gardisten jemals einen Christen festgenommen und abgeführt haben, es sei denn, er hantiert bei der Audienz mit einer Waffe.
Und, 6. Narrativ: "Ein emeritierter Papst lügt", dieser Vorwurf ist mittlerweile eindeutig widerlegt, und erklärt sich aus dem Streit um eine Präsenz vor Jahrzehnten. Dass diese Marginalie immer noch als die erste Schlagzeile der Münchener Studie kolportiert wird, kann nur als eindeutiger Versuch einer geschichtsträchtig angelegten Rufschädigung gedeutet werden. Sie kommt aus dem binnenkatholischen papaphoben Milieu, und sie provoziert die Frage nach der Seriosität der Studie.
Fazit: Der hier vorliegende Artikel ist ein "echter Graf". Schmissig, zubeißend formuliert und flott aus Äpfeln und Birnen zusammengestellt. Das Gute daran ist, dass der kundige Leser schon bei Kenntnisnahme des Verfassers weiß, worauf er sich einzustellen hat. Ich danke Gott, dass mein dienstliches Leben im Bereich der Ökumene nur positive Erfahrungen hat machen dürfen. Und ich billige Herrn Graf zu, dass er, im Gegensatz zu katholischen Kollegen, bei mir einen Bonus hat, ein Recht darauf, als aufrechter Protestant Tacheles zu reden.
Jürgen Olf
RC Bruchsal-Bretten
Zum Forum-Artikel "Exodus", Heft 03/2022
So richtig Friedrich Wilhelm Graf mit manchen seiner Analysen zur Lage der beiden christlichen Konfessionen in Deutschland liegt, so falsch ist sein Schlussplädoyer, mit dem er gegen eine angebliche "Weichzeichnerökumene" Stellung bezieht, in der die "bestehenden religionskulturellen Unterschiede zwischen Katholizismus und Protestantismus" nicht mehr sichtbar bleiben und es deshalb tatsächlich passiert, dass Protestanten aus ihrer Kirche austreten, "wenn ein emeritierter Papst offenbar lügt oder lügen lässt". Die evangelische Kirche werde so "für Missstände in der anderen Kirche in Mithaftung genommen." Was ist denn das für eine ressentimentgeladene Argumentation! Als ob die Ökumene schuld sei, dass im vergangenen Jahr 280.000 Menschen aus der evangelischen Kirche ausgetreten sind (die aktuellen Zahlen für die katholische Kirche liegen noch nicht vor, dürften aber mindestens ebenso hoch sein). Lieber Herr Graf, das Problem ist nicht zu viel, sondern zu wenig Ökumene und das schon deshalb, weil Jesus selbst die Glaubwürdigkeit seiner radikal-integrativen Botschaft an die gelebte Einheit seiner Nachfolger gebunden hat: "Alle sollen eins sein…, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast" (Joh 17,21). Für einen Theologen könnte das ein valides Argument sein. Außerdem widerspricht Ihnen die Soziologin Petra-Angela Ahrens vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche Deutschlands, die seit 2018 die Gründe für Kirchenaustritte erforscht. Nur bei einer Minderheit (24 Prozent bei Protestanten und 37 Prozent bei Katholiken) bildet ein konkreter Skandal den Anlass. (Sie könnten in Ihrem Institut doch mal nachforschen lassen, wie viele Protestanten exakt wegen Unzufriedenheit mit dem Papst ausgetreten sind, das würde mich auch interessieren.) Der wichtigste Faktor beim Austritt ist ein anderer, nämlich die empfundene "persönliche Irrelevanz" von Religion und Kirche, wobei es besonders bei den Protestanten auch darum geht, die Kirchensteuer zu sparen (71 Prozent). Eine Senkung oder gar Streichung der Kirchensteuer hätte sicher deutlich reduzierender Effekte auf die Kirchenaustrittszahlen als eine verschärfte Unterweisung des Kirchenvolks über konfessionelle Unterschiede – für die sich auch engagierte Christen schon lange nicht mehr interessieren. Man kann schon froh sein, wenn die Kernelemente des christlichen Glaubens noch eine Mehrheit unter den Kirchenmitgliedern finden. Für den hoffnungsvollen Fall, dass sich die katholische Kirche auf den "Synodalen Weg" macht und sie damit protestantischer und ökumenisch kompatibler wird, dann wird das weder ihren Priestermangel beheben, noch die Austrittszahlen verringern, schließlich kämpft die evangelische Kirche bekanntlich mit denselben Problemen. Aber wir kämen – wenn endlich wieder zusammenwächst, was zusammengehört – dem Einheitsgebot Jesu ein Stück näher. Traurig, dass das einem renommierten Theologen suspekt ist.
Markus Zehetbauer
RC Weilheim
Zum Distrikt-Bericht von 1900 "Teilhabe auf Augenhöhe", Heft 03/2022
Rotary und DIE – Inzwischen nimmt das Thema DEI bei Rotary einen immer größeren Raum ein. Warum, ist mir auch nach Lesen des Artikels über die Aktivitäten im Distrikt 1900 nicht klarer geworden. Aus dem Umstand einer eigens geschaffenen DEI Beauftragten-Stelle im Distrikt 1900 schließe ich aber auf großen Handlungsbedarf in den dortigen Clubs. Ich habe aber Zweifel, dass dem wirklich so ist.
Für mich ist Toleranz das weltweite Merkmal von Rotary, das auch gelebt wird. Das habe ich auch bei meinen vielen ausländischen Meeting-Besuchen nie anders erlebt. Ein DIE-kompatibles Verhalten in den Clubs wäre damit abgedeckt, sieht man von den Verwerfungen des Nationalsozialismus in deutschen Clubs ab. Aber das ist Geschichte, die sich aktuell nicht zu wiederholen droht.
Doch zum Artikel "Teilhabe auf Augenhöhe": Frau von Buchholz bemüht sich als Beauftragte des Distrikts 1900 nun, DEI als neue und besondere Aufgabe von RI für die Clubs zu erklären und praktikabel zu machen. Sie unterstellt damit allerdings auch, dass DEI von den Rotarierinnen und Rotariern in ihrer Clubarbeit nicht ausreichend beachtet wird. Woran sie das festmacht, bleibt leider ihr Geheimnis. Ich habe in meinen 26 aktiven Jahren Rotary mit neun Jahren Vorstandsarbeit keinen Fall erlebt, in dem Freunde oder Freundinnen (D) selbst oder andere von ihnen diskriminiert haben, keinen, in dem der Gleichheitsgrundsatz verletzt wurde (E), und schließlich keinen, wo Inklusion eine Rolle spielte (I).
Nimmt man sie beim Wort, sollen die Club-Organe nun handeln: Aufnahmeausschüsse zum Beispiel sollen hinausziehen, um irgendein diverses Geschlecht oder eine Hautfarbe (was ist da besonders für Rotary geeignet?) in den Club zu bringen oder es sollen zum Beispiel unterrepräsentierte Gruppen im Club (wer sollte das denn sein?) zu Führungsaufgaben heranzuziehen oder der Club soll sich - expressis verbis - mit örtlichen DEI Gruppen vernetzen (so es solche gibt). Wobei, wie ich meine, diese Gruppen wiederum Randgruppen sind, die Rotary als Vereinigung alter weißer Männer empfinden und massiv bekämpfen. Das kann also nicht ihr Ernst sein.
Hinter DEI stehen bekanntlich sehr dehnbare, stark ideologisierte Begriffe und Anschauungen, die inhaltlich in keiner Weise ausdiskutiert und in ihrem Absolutheitsanspruch für mich fragwürdig sind. Ich bin nicht bis ins letzte davon überzeugt, dass es der Welt wirklich hilft, den N…Kuss nicht mehr so zu nennen oder Gromringer von der Wand zu nehmen. Auch Straßenzüge und Apotheken mit dem Namen der Mauren (oh, Mohren) diskriminieren niemanden. Frau von Buchholz möge sich in den herrlichen Dom von Magdeburg begeben, da steht der circa 800 Jahre alte Heilige Mauritius und blickt seit rund 200 Jahren mit schwarzem Gesicht gelassen auf das kirchliche Geschehen – sogar während des Nationalsozialismus. Kein alter weißer Mann hat jemals daran Anstoß genommen.
Rotarys DNA ist eine liberale Weltanschauung und Toleranz gepaart mit Sozialem Bewusstsein. Und das muss reichen. Teilhabe an Rotary? Uns führt meines Wissens nach wie vor die berufliche Exzellenz zusammen und nicht die Gesellschaftspolitik, in welcher Färbung auch immer. Main Stream hat da für mich wenig Platz. Ich lasse mich überdies nur sehr ungern einspannen in eine Art des Denkens, das von politisch agierenden Gruppen mit einem hohen Maß an Intoleranz gehypte und zum gesellschaftlichen Thema erhoben wird. Vor allem dann nicht, wenn behauptet wird, dass Deutschland oder nun hier Rotary Clubs hier eine besonders "Nachhilfe" benötigen.
Ich hätte mir von Rotary und Ihrem Magazin mehr Selbstbewusstsein gewünscht.
Christian Sanner
RC Meerbusch-Büderich
Selbstverfasste Fabel eines Rotariers
Rotkäppchens Fabel vom Bären, dem Wolf und dem Hasen!
geschrieben in der Nacht vom 23.02.2022 auf den 24.02.22 als ich in dieser Nacht an die Babys und Kinder der Kriege dachte.
Rotkäppchen erzählt: Die Fabel vom Bären, dem Wolf und dem Hasen.
Der Bär weilt auf einer Jagd an den Grenzen seines Reviers. In den Weiten der Schwarzerde-Böden zwischen Don und Dnjepr trifft er auf seinen Freund den Wolf. Die Beiden sind alte Freunde und schon oft gemeinsam auf die Jagd gegangen. Auf einer ihrer Steifen treffen sie gemeinsam (Gemeinsam ist das Lieblingswort von Rotkäppchen, ein Stempelwort und lt. Duden ein nichtssagendes Füsel…vgl w. u.) auf einen Hasen.
Beim Anblick des Hasen sagte der Bär zum Wolf, dass er nun just Hunger hätte und der Hase ihm gerade recht käme. Der Wolf meinte, es wäre auch Zeit für ihn, neue Kraft (Rubel) und Energie (Gas) zu tanken. So beschlossen sie, den Hasen gemeinsam zu erlegen. Danach plagten den Wolf wohl gewisse Skrupel und so suchte er Kontakt zu Rotkäppchen und fragte es: "Was sagst du dazu?" Rotkäppchen antwortete: "Dagegen ist nichts zu sagen, denn es war schon immer so, dass die Großen die Kleinen fressen. Übrigens sei das mit dem Hasen schließlich nachhaltig, natürlich und biologisch, denn zuerst kommt das Fressen, dann die Moral!"
Der Bär und der Wolf schritten nun zur Tat, fingen den Hasen und verspeisten den selbigen gemeinsam. Nur ein paar Knochen blieben übrig. Der Bär, der Wolf und auch Rotkäppchen waren sich schnell einig, wir müssen diesen Fang, des Hasen Tod, verschleiern.
So beschlossen sie, die restlichen Knochen zu vergraben. Nach der Beerdigung des Hasen sollte Rotkäppchen am Grabe des Hasen ein Gebet sprechen. Rotkäppchen begann: "Unser Freund, der Hase ist verstorben." "Nein, das geht nicht" meinte der Bär, der hat mir noch nie geholfen!" Sodann sagte der Wolf: "Unser Feind, der Hase ist verstorben. "Nein", meinte das Rotkäppchen, auch das geht nicht, denn der Hase war noch niemals irgendjemandes Feind.
"Nun, Rotkäppchen, was sollen wir denn beten?" fragten Bär und Wolf gemeinsam. Rotkäppchen nahm nun mit Olaf und Robert Kontakt auf, die leben gemeinsam in Deutschland, dem Land der Dichter*innen und Denker*innen.
"Was haben die dir nun geraten?" fragten gemeinsam der Bär und der Wolf. "Was sollen wir beten?" Rotkäppchen war ganz begeistert ob der genialen Lösung von Olaf und Robert aus dem Völkerrecht. Olaf und Robert haben ihr gemeinsam geraten, wir sollen nun alle gemeinsam beten: "Unser Partner ist verstorben!" Damit waren der Bär und der Wolf einverstanden und freuten sich über dieses schöne friedliche Gebet … und wenn sie nicht gestorben sind, dann regieren sie noch heute!
Und die Moral von der Geschichte? Nix gemeinsam nur Halleluja! Ich schlafe immer noch schlecht!
Reinhard Mantau
RC Coesfeld
Zum Titelthema "Ukraine: Verletztes Land", Heft 02/2022
Seit 29 Jahren bin ich Mitglied des RC Velbert und lese das Rotary-Magazin. Zugegebenermaßen anfänglich eher oberflächlich, in den letzten Jahren jedoch sehr interessiert. Die Qualität des Magazins ist aufgrund der Aktualität seiner Beiträge und der Professionalität seiner Autoren unschlagbar. Ich leihe es gelegentlich an Freunde und Bekannte aus und möchte auch deren großes Lob an Sie und Ihr Team weiterleiten.
Kersten von Oldenburg
RC Velbert
Zum Titelthema "Ukraine: Verletztes Land", Heft 02/2022
Breite und Niveau der Ukraine Berichterstattung im Rotary Magazin dürften weltweit ihresgleichen suchen. Russlandbild hier "sorgfältig kalkulierende" Weltmacht, da in "vulgärhistorischer" Sicht befangene "Chaosmacht". Ein Quäntchen Wahrheit und ein Quäntchen Voreingenommenheit in jedem Aufsatz. Menschlich. Antworten hat das Rotary Magazin in vergangenen Jahrzehnten längst gestreift. "Peace through strength". "Realpolitik". "Deeskalation". "Respekt". Freund Ischinger forever.
Eckart Reihlen
RC Haldensleben
Zum Titelthema "Ukraine: Verletztes Land", Heft 02/2022
In den Beiträgen von Michael Stürmer und Christopher Heusgen sowie im Interview mit Wolfgang Ischinger wird dagegen eine ausgewogene Analyse der historischen Entwicklung und der aktuellen Brisanz des Konflikts deutlich. Insbesondere Michael Stürmer erläutert in aller Deutlichkeit die Verantwortung beider (!) Seiten für die gegenwärtige Krise!
Gerd Meier
RC Lehrte-Burgdorfer Land
Zum Titelthema "Ukraine: Verletztes Land", Heft 02/2022
Herzlichen Glückwunsch zum inhaltlichen Schwerpunkt der Februar Ausgabe mit einer Reihe interessanter Beiträge. Der Artikel von Christoph Heusgen bietet einen Eindruck von der aktuell konventionellen Sichtweise westlicher Regierungen, die auf eine harte Haltung gegenüber Russland setzen. Moralische Entrüstung über das zunehmend autoritäre Regime Putins und der russische Aufbau einer militärischen Drohkulisse bieten jedoch keine hinreichenden Gründe für eine einseitig konfrontative Haltung des Westens. Leider fehlt es uns vielfach an realpolitischem Augenmaß und der selbstkritischen Einsicht, dass auch USA und NATO einen nicht unerheblichen Beitrag zu der aktuell brandgefährlichen Situation geleistet haben. Daran gemahnt der nachdenkliche Artikel von Michael Stürmer, der richtigerweise westliche Einfallslosigkeit beim Krisenmanagement beklagt und unseren Blick auf die eingetretene Entfremdung zwischen Russland und dem Westen lenkt.
Das Eintreten für Frieden und Völkerverständigung ist zentral für das Selbstverständnis von Rotary. Damit erhebt sich die Frage, wie wir mit dem bestehenden internationalen Netz von Rotary hierzu in der aktuellen Krise um die Ukraine einen Beitrag leisten können. Die Berichte der Februar Ausgabe zu rotarischen Aktivitäten in der Ukraine vermögen hierzu einige Anregungen zu geben. Aber auch Russland sollte nicht aus dem Blick geraten. Gerade wir Deutschen sollten uns gegenüber den Staaten der ehemaligen Sowjetunion, die im Zweiten Weltkrieg bis zu 27 Millionen Opfer zu beklagen hatten, in einer besonderen Pflicht sehen. Neben dem Abschluss und der Belebung von Clubpartnerschaften und der Unterstützung von Projekten in diesen Staaten können m.E. Begegnungen und von Rotary organisierte Konferenzen eine Beitrag leisten, um der Entfremdung entgegenzuwirken und verlorengegangenes Vertrauen wiederherzustellen.
Rüdiger Lüdeking
RC Stendal
Zum Titelthema "Ukraine: Verletztes Land", Heft 02/2022
Herzlichen Dank für die beeindruckenden Berichte zur Situation in der Ukraine. Als ehemaliger Leiter des Osteuropazentrums der Universität Hohenheim, das über viele Jahre Stipendienprogramme der Europäischen Union und der Robert-Bosch-Stiftung in der Größenordnung von jährlich etwa fünf Millionen Euro eingeworben hat, um wissenschaftlichem Nachwuchs von etwa 30 osteuropäischen Universitäten die Möglichkeit zu bieten, ein oder mehrere Semester an einer Universität in der EU zu studieren, hatte ich die Gelegenheit über viele Jahre an verschiedenen Universitäten der Ukraine Gastvorlesungen zu halten und ukrainische Studierende an der Universität Hohenheim zu betreuen. Leider hat die Universität Hohenheim diese erfolgreiche Einrichtung bedauerlicher Weise geschlossen. Die genannten Aktivitäten werden dankenswerter eise von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) Nürtingen-Geislingen unter der leitung von Prof. Dr. Heinrich Schüle fortgeführt. Ein wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung und zur Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses in Osteuropa. Ein starkes Zeichen der Solidarität für diese Region in schwierigen Zeiten.
Karlheinz Köller
RC Stuttgart Flughafen-Messe
Zum Titelthema "Ukraine: Verletztes Land", Heft 02/2022
Dass Sie das alte Lemberg als einen Ort der südosteuropäischen Vielfalt einer Erwähnung wert fanden, wenn man über die heutige Ukraine spricht, hat mich berührt. Bis 1918 mag das alte Lemberg wohl eher das Zentrum eines ruthenischen Volksgebiets gewesen sein, damit aber auch eines Kernlandes der heutigen Ukraine. Das alte Galizien teilte eben die Besonderheit fast aller südosteuropäischen Länder, in denen es eben keine ethnische Homogenität gab und eigentlich auch nicht brauchte. Sicher hatte diese historische Tatsache ihre Ursachen, aber eben auch ihre Qualitäten. Es ist zweifellos ein Makel der hochverdienten europäischen Aufklärung, dass sie bei all ihren Errungenschaften auch die sprachliche Geschlossenheit als ein staatliches Ideal propagierte und dabei die kulturelle Basis europäischer Zivilisation, eben die Entstehung der Landschaften aus Land und Leuten, völlig übersah. Dieses "Übersehen der gegebenen Tatsachen" führte unweigerlich zur Vernachlässigung eines Potenzials, das in Gestalt von Vielfalt und Wettstreit in der Varietät von Sprachen, Religionen und Ritualen den ungeheuren Reichtum Europas darstellte. Heute muss der Verlust dieses Reichtums als allzu schmerzhaft betrauert werden. Der Verlust ist das Ergebnis eines unfassbaren Völkermords und Vertreibungen – eine Last, die Europa bis heute bedrückt.
Ich danke Ihnen, dass Sie in Ihrem Beitrag auf diese Aspekte wenigstens hingewiesen haben. Rotary ergibt sich im Eifer um große Aktualität manchmal aber auch einem einseitigen Blick auf Gegenwart und Zukunft, ohne die Frage nach dem Warum zu stellen. Sie, lieber Freund Möller, haben einen zentaralen Satz in den Raum gestellt: "Dass es nicht nur aktuelle, sondern auch historische Gründe haben könnte".
Helmut-Eberhard Paulus
RC Regensburg-Millenium
Zum Titelthema "Ukraine: Verletztes Land", Heft 02/2022
Sehr gern lese ich Ihre Berichte zu den Titelthemen und Foren. Das sind hochkarätige bildende Informationen zum Zeitgeschehen. Der Artikel zum Super Bowl von Herrn Hans Ulrich Gumbrecht hat mich insofern enttäuscht, weil er im Text viel zu schwülstige und langatmige verschachtelte Sätze zu Papier bringt. So verschwurbelt zu schreiben verleitet dazu das Lesen abzubrechen. Das ist meine Meinung - man muss es sagen dürfen.
P.S. Was heißt eigentlich "cisleithanisch"?
Bill Morich
RC Fulda-Paulustor
Zum Titelthema "Alleskönner Hanf", Heft 01/2022
"Hasch macht lasch" lautete die Kifferparole in den 60ziger gegen die Leistungsgesellschaft. Kein Wunder, dass Cannabis verpönt war. Historisch zeigen allerdings alle Prohibitionsgesetze ihre Wirkungslosigkeit. Dabei erinnere ich mich an die Aussage von Milton Friedman, der die Auffassung vertrat alle Drogen zu legalisieren. Zu befürworten ist nun, dass unser Staat durch eine Legalisierung von Cannabis seine Doppelzüngigkeit aufhebt. Gesoffen darf ja wohl bis zur Besinnungslosigkeit, wobei die steuerlichen Einnahmen wohl die Krankheitsfolgekosten überwiegen. Auch bei Cannabis wird dies und sogar noch mehr der Fall sein. Einen Vorteil hat die Legalisierung von Cannabis noch zusätzlich. Drei Schnapssäufer fangen eine Keilerei an, während drei Kiffer eine Band gründen.
Werner Dinkelbach
RC Remagen
Zum Titelthema "Alleskönner Hanf", Heft 01/2022
Meine Begeisterung für das Rotary Magazin hat einen argen Dämpfer erlitten: Wie bekifft muss die Redaktion gewesen sein, zu einer derart plumpen Werbepostille für die Cannabis-Industrie zu verkommen? Einzig der fundierte Beitrag von Prof. Thomasius hebt sich durch kundige Sachlichkeit ab, geht aber als Feigenblatt unter. Im Wesentlichen wird der Hoffnungsträger und Alleskönner gefeiert, bis der Doktor kommt. Die zentrale Botschaft des Titelthemas: Hanf ist harmlos und macht reich. Grundlage sind unter anderem vollkommen veraltete Literatur (seit dem Buch von Herer 1985 hat sich der THC-Gehalt von Marihuana weit mehr als verzehnfacht) oder auch echte Fake News, zum Beispiel dass Cannabis gegen Krebs wirke.
Ein Milliarden-Markt tut sich mit der Freigabe von Cannabis auf. Produzenten und Händler erwarten gewaltige Gewinne. Man sieht schon die Dollarzeichen in ihren Augen. Der Staat rechnet mit hohen Steuereinnahmen. Da verdrängt und vergisst man leicht, dass Cannabis bei rund 20 Prozent der Konsumenten negative psychische Folgen hat, von Panikattacken und depressiven Verstimmungen bis zu Suizidgefährdung und Psychose. Jeder zehnte Konsument wird abhängig von Cannabis und benötigt psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe. Ich habe sie 34 Jahre lang vorurteilslos geleistet.
Probleme sehe ich vor allem auf (auch rotarische) Familien mit jugendlichen Kindern zukommen, denn diese werden als Konsumenten und Zielgruppe nun umso wichtiger. Wer bisher seinen Lebensunterhalt gut durch illegale Produktion und Vertrieb von Cannabis finanzieren konnte, wird diese Einnahmequelle nicht einfach an den Staat abtreten, sondern seine Geschäftstätigkeit dorthin ausweiten, wo der Konsum noch nicht erlaubt ist: zu den Kindern und Jugendlichen. Eltern und Lehrkräften werden Argumente genommen. Der Hinweis auf die Legalisierung ab 18 Jahren wird den Jüngeren ein willkommener Vorwand sein, sich nichts sagen zu lassen. Ich höre schon die 16jährigen trotzig murren: "Wieso darf ich nicht kiffen, es ist doch erlaubt, kann also nicht so schädlich sein. Und überhaupt, Ihr habt mir sowieso nichts mehr zu sagen."
Ich kann mich gut an einzelne Patienten erinnern, die als 14jährige mit dem Kiffen begannen und als junge Erwachsene im Verlauf einer cannabisverursachten Psychose Menschen töteten. Die "Entkriminalisierung" von Cannabis wird in Wahrheit kriminelle Aktivitäten in Schulen und Kinderzimmern fördern.
Wenn die Freigabe schon nicht zu verhindern ist, dann sollten wenigsten die Folgen abgemildert werden – durch eine Psychiatrie-Abgabe auf das Cannabisgeschäft. Da rund 20 Prozent aller Konsumenten psychische Probleme bekommen, sollte diese Abgabe ebenfalls 20 Prozent auf die Umsätze mit dem Genussgift betragen. Damit könnten zweckgebunden Prävention, Familienhilfe und Therapie finanziert werden. Angesichts eines Milliardengeschäfts doch eigentlich nur fair für alle Beteiligten – oder ?
Martin Hambrecht
RC Darmstadt-Bergstraße
Zum Titelthema "Alleskönner Hanf", Heft 01/2022
Parallel zur geplanten teilweisen Legalisierung von Cannabis widmet das Rotary Magazin dem Hanf ein ganzes Heft. Sicherlich ist Cannabis zur symptomatischen Behandlung verschiedener Erkrankungen eine aufgrund der klinischen Datenlage weitgehend akzeptierte Behandlungsoption.
Die Art der Darstellung der Wirkung von Cannabis im Rotary Magazin erfüllt dabei den Mediziner mit Sorge. Eine zweiseitige Illustration suggeriert ausschließlich positive Wirkungen auf die Organe des menschlichen Körpers. Da mir die Wirkung von Cannabis auf die Bauchspeicheldrüse nicht im Detail geläufig war, habe ich das einmal nachgeschlagen: Tatsächlich sollen in der Bauspeicheldrüse Cannabinoid-Rezeptoren gefunden worden sein. Tetrahydrocannabinol (THC) kann aber über eine Art allergischer Reaktion zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen.
"THC gegen Krebs" ist ebenfalls eine forsche, sehr allgemein gehaltene Formulierung. Da werden große Erwartungen geweckt. Der Umgang mit dem Wort "Prävalenz" zur Illustration der Häufigkeit von Cannabis-Konsum in Deutschland geht im Übrigen an der Bedeutung des Begriffs vorbei.
Auch, wenn man durch die Legalisierung von Cannabis erhebliche Steuereinnahmen erwartet, sollte man mit dem Hanf vorsichtig umgehen: Hoffnungsträger: Ja - Alleskönner: Nein.
Heiner Wenk
RC Bremen-Vegesack
Zu "Auf einen Blick", Heft 01/2022
Von Freund Hubert Wüllners Fleißarbeit bin ich hell begeistert, auch deshalb weil mit den vielfältigen Veröffentlichungen (Magazin, Newsletter und Podcast) diese nicht nur angemessen gewürdigt wird, sondern damit der Verlag "rotarisches Geschichtsverständnis" dokumentiert.
Rolf Justi
RC Marburg
Zum Forum-Artikel "Kaiserdämmerung", Heft 01/2022
Wer behauptet denn noch, Fritz Fischer hätte die These von der alleinigen Kriegsschuld derart verengt auf Deutschland? Er hat vielmehr die Dynamik der deutschen Kriegszieldiskussion aus den Akten erschlossen. Die abschließende Frage des Rezensenten, ob den Akteneditionen zum 20. Jahrhundert "überhaupt zu trauen" sei" ist unseriös, insinuiert eine Unterstellung und ist bestens geeignet, Vorbehalte gegenüber einer Geschichtswissenschaft zu bedienen, die schon lange Fakten und Rezeptionsbedingungen kritisch erforscht. Also, wenn Sie schon Historikerkontroversen aufgreifen, dann nicht so nebulös, gerüchteweise. Hineingeschlittert ist Europa 1914 nicht in die europäische "Urkatastrophe" (Kennan), sondern eher dachten die Regierenden "Je eher, desto besser!". Sie belegten so ihre eigene "Torheit". Mitschuldig waren alle, keiner war unbeteiligt, keiner rutschte einfach so in die Materialschlachten hinein, zu denen sich der Große Krieg entwickelte. Geschichtsschreibung ist weiter, als der Rezensent suggeriert.
Peter Steinbach
RC Berlin-Lilienthal
Zum Distrikt-Bericht "3300 Pakete für Weihnachtstrucker", Heft 01/2022
Die euphorische Beschreibung dieser Aktion kann ich leider nicht teilen, weil es sich hierbei – wie auch beschrieben - um kein eigentliches Projekt der Clubs im Distrikt 1890 handelt.
Hilfe zu leisten, wie auch immer und wo auch immer ist eine gute Sache, aber sind die Clubs nicht mehr in der Lage, in ihrem Umfeld Hilfe zu leisten, findet man keine eigenen Projekte mehr, ist man genötigt sein Geld (in Form von Paketen) für eine Aktion außerhalb der rotarischen Gemeinschaft, nämlich für die große Organisation "Johanniter Unfall Hilfe" (JUH) wegzugeben? Damit ist das Alleinstellungsmerkmal von Rotary verletzt. Die Clubs wurden durch den Distrikt zur Teilnahme aufgerufen, m.E. darf der Distrikt dies nicht (siehe Aufgabenbeschreibung im Verfahrenshandbuch), da er damit die Idee nur eines Clubs bevorzugt. Somit verletzt er die gebotene Neutralität gegenüber allen anderen Clubs. Das Ergebnis der vorgenannten Aktion lautet: Viele Clubs haben sich an der Aktion beteiligt, etliche jedoch auch nicht! Damit ist die rotarische Solidarität nicht mehr gegeben!
Und warum in die Ferne schweifen? Als Rotarier möchte ich - wenn immer möglich – bei solcher Aktion dabei sein. Nicht nur der Kontrolle wegen - die uns bei dieser Aktion aus der Hand genommen wurde - nein, ich möchte den Menschen in die Augen schauen wie z. B. während der Buchverteilung bei LLLL.
Und wenn die Packaktion als großartiges Hands-on-Projekt beschrieben wird, kann ich nur anraten, mit allen Clubmitgliedern Bäume zu pflanzten, dann stellt sich dieselbe Wirkung ein! Meine Fragen an alle Leser lauten:
- Sollte eine solche Aktion wiederum stattfinden, und
- sollte es überhaupt "Distriktprojekte" geben, obwohl der Distrikt über keine Geldmittel dazu verfügt?
Über eine Diskussion via mail würde ich mich sehr freuen: Werner.altekrueger@gmail.com
Werner Altekrüger
RC Wedel
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Liebes Redaktionsteam, wieder haben Sie ein gelungenes Magazin aufgelegt. Die Berichte und Statements zum Titelthema "Märchen vom Wandel" zeichnen nach meiner Auffassung ein korrektes Bild der Lage. Besonders stimme ich den Aussagen von Prof. Vahrenholt zu, der ohne ideologische Positionierung einfach nur Fakten nennt, die aufgrund ihrer Klarheit nicht ernsthaft bestritten werden können. Deutschland ist als Exportnation auf wettbewerbsfähige Strompreise angewiesen (dies gilt natürlich auch für die privaten Haushalte). Mit den jetzt verfolgten Zielen der Dekarbonisierung und der Abschaltung aller Kernkraftwerke, entsteht eine Lücke, die durch Wind- und Solarenergie nicht aufgefangen werden kann. Also bewegen wir uns sehenden Auges in die Abhängigkeit von Dritten. Der Stand des Ausbaus der deutschen Stromnetze sei nur am Rande erwähnt.
Alle Vorschläge der Politik brauchen, wenn sie überhaupt umsetzbar sind, Zeit. Diese Zeit kann uns unter Umständen durch den Weiterbetrieb der weltweit sichersten Kernkraftwerke gegeben werden. Aber dazu müsste Politik in der Lage sein, Fakten anzuerkennen und Ideologien in den Hintergrund zu stellen.
P.S. Sichere und preiswerte Energieerzeugung und CO2 sind keine Gegensätze, wenn man das Machbare im Auge behält, die Forschung und Entwicklung massiv unterstützt sowie endlich einsieht, dass Wunschdenken nur an Weihnachten gestattet ist.
Jürgen Stasche
RC Essen-Gruga
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Ihnen für das bemerkenswert gute "Agenda-setting" und die attraktive Gestaltung des Rotary-Magazins zu danken, ist mir schon lange ein Anliegen! Sie und Ihr Team leisten regelmäßig Bemerkenswertes! Glückwunsch!
Johann-Adolf Cohausz
RC Salzburg-Paracelsus
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Herr Butterwegge hat Recht: Wohl ist es keine Leistung, Kind eines Großunternehmers zu sein. Denn es ist in der Tat keine Leistung, in einen bestimmten Kontext hineingeboren zu werden. Wohl aber ist es eine Leistung, ein Unternehmen über mehrere Generationen zu erhalten und fortzuführen.
Die suggestive Argumentation des "leistungslos" erworbenen Vermögens wird leider auch mit häufiger Wiederholung nicht besser: Die Befürworter einer Erbschaftssteuer finden eine Besteuerung dann gerecht, wenn Vermögen nicht durch die eigene Leistung erwirtschaftet wurde. Das heißt es ist ungerecht, durch eigene Leistung erwirtschaftetes Vermögen zu besteuern. Ist es das? Was genau ist die "eigene Leistung"?
Verglichen mit einem Kind, welches in einem "failed state" geboren wird, hat das in Deutschland geborene Kind erhebliche Vorteile: Das sind beispielsweise eine gute medizinische Versorgung, ein funktionierender Staat, eine Aussicht auf gute Ausbildung, ein Leben in Sicherheit mit sozialer Absicherung, sowie die Möglichkeit für sich und seine Nachkommen wirtschaftlichen Wohlstand zu schaffen.
All diese Vorteile hat der Säugling durch den Zufall seiner Geburt in Deutschland erhalten. Warum aber sollte der Zufall der Geburt als Kind eines Unternehmers (meinetwegen auch eines Großunternehmers oder einer Unternehmerin) anders besteuert werden als das Glück einer Geburt in Deutschland?
Emmanuel Steinbeis
RC Rosenheim
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Nach dem Stuttgart-Bashing im Novemberheft (Was sollte das? Die Freundinnen und Freunde aus den immerhin elf Clubs in dieser Stadt wurden automatisch mit verulkt) nun ein Ampel-Bashing, obwohl die neue Regierung die Arbeit noch gar nicht aufgenommen hat. Dazu diese Märchen-Unterstellungen mit albernen Grafiken. Ein solches Politisieren hat bei Rotary nichts zu suchen (schon die Armin Laschet gebotene Plattform war ein No Go) und hält der Vier-Fragen-Probe offensichtlich nicht stand. Dabei bin ich CDU-Wähler und sehe der Ampel mit größter Sorge entgegen. Nur wie gesagt: Das hat bei Rotary nichts verloren!
Wolf Graf von Schwerin
RC Meerbusch
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Was ist passiert, liebe Rotary-Redaktion? Ich schätze das Rotary-Magazin sehr, lese es jeden Monat und bin eigentlich angetan von der anspruchsvollen journalistischen Qualität. Doch die letzte Ausgabe hat mich nachdenklich gestimmt. Zum Titelthema kommt Christoph Butterwegge zu Wort, seines Zeichens Bundespräsidentenkandidat der Partei der Linken. Die Ampel ist noch nicht mal im Amt, da darf er bereits im Rotary-Magazin seine Parole verbreiten, dass "am Ende der Legislaturperiode es eher mehr als weniger sozioökonomische Ungleichheit" geben werde. Ist das seriöser Journalismus? Früher gaben Medien einer neuen Regierung zumindest eine 100-tägige Schonfrist, in der sie immerhin die Möglichkeit hatte zu beweisen, was sie vorhat.
Kaum hat man den Artikel verdaut, da kommt als nächstes bereits eine weitere Prominente der Linken zu Wort, Sarah Wagenknecht. Begeistert schreibt die Redaktion bereits im Editorial, dass Frau Wagenknecht "überrascht mit einer Forderung, die man von einer Linken-Politikerin zuletzt erwarten würde: Es bräuchte einen starken Staat". Meinen Sie das ernst? Ist die Linke nicht die Partei, die alles mögliche verstaatlichen will, von Energieversorgern, Wohnungsgesellschaften über Banken bis zur Deutschen Bahn? Ist das für Sie kein starker Staat? Es scheint Ihnen entgangen zu sein, dass die Linke die Nachfolgepartei der SED ist. In der DDR zählte der Staat alles, das Individuum nichts. Ich empfehle die Lektüre von Friedrich August von Hayek oder Walter Eucken um zu verstehen, wohin der vielfach glorifizierte starke Staat führt. Es drängt sich der Eindruck auf, dass nicht nur die Republik vor einem Wandel steht, sondern auch das Rotary-Magazin.
Paul Becker
RC Bad Krozingen
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Vor der Bundestagswahl nur einen von drei Kandidaten vorzustellen und nach der Wahl die neue Koalition als Märchen und Märchenpersonal zu bezeichnen, entspricht weder der gebotenen Parteipolitischen Neutralität, noch wird es unserer Vier Fragen Probe gerecht. Schade und ärgerlich!
Sigrid Maierknapp-Herbst
RC Celle
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Das Titelthema des Dezemberheftes verstört. Ausgeliefert wurde das Heft am 2. Dezember 2021. Die Beiträge wurden vermutlich im November verfasst, und zwar noch bevor der bis dahin geheim gehaltene Koalitionsvertrag am 24.11. unterzeichnet war. Sie bilanzieren die am 6. Dezember 2021 beginnende Regierungsarbeit auf der Grundlage der Vereinbarungen der Koalitionspartner und verweisen das Programm kurzerhand ins Reich der Märchen. Überlegen Sie bitte: Ist das seriöser Journalismus? Oder fühlen Sie sich wie Markus Lanz: stets auf der Suche nach hoher Einschaltquote? So eine Publikation brauche ich als "zwangsbeglückter" Rotarier nicht.
Eckhard Groß
RC Bielefeld
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Im Magazin von Dezember 2021 durfte Herr Vahrenholt über den weiteren Umgang mit Kernkraftwerken schreiben. Verständlich, dass man manchmal auch Minderheitenmeinungen darzustellen bereit ist. Er beschreibt dabei aber AKW der "neuesten Generation", die es noch nirgendwo auf der Welt in halbtechnischer Ausführung gibt. Wären die wirklich potenziell verfügbar könnte man die weitere Forschung daran unterstützen, allein weil angeführt wird, dass sie sozusagen bei der Entsorgung von bereits vorhandenem Atommüll nützlich sein könnten. Der Nachweis einer solchen Option ist leider noch nicht absehbar verfügbar. Ein einziger kleiner Prototyp in China erzeugt offenbar bestenfalls soviel Strom wie eine kleine Windkraftanlage – wir sollten verfolgen wie das weitergeht.
Herr Vahrenholt hat zudem noch in seinem Artikel versucht die mittlerweile hohen Anteile von Wind- und Sonnenstrom an der Gesamt- Stromerzeugung (das waren 2020 in Deutschland über 50 Prozent) klein zu rechnen, indem er diese regenerativ erzeugte Strommenge mit der gesamten in Deutschland benötigten Energiemenge vergleicht. Das ist unredlich – so gelangt er von über real über 50 Prozent auf 7 Prozent.
Herr Vahrenholt ist zudem als "Vorhersager" der mittleren Umgebungstemperatur der Erde stark auf die Nase gefallen. So sagte er vor einigen Jahren einen Temperaturabfall von über 0,3 °C zwischen 2010 und 2020 voraus – in der Realität ist die Temperatur aber alleine in dieser Zeit um weitere 0,4 °C gestiegen (hört sich wenig an, ist aber viel im Vergleich zum proklamierten sogenannten 1,5 Grad Ziel der Weltpolitik.
Herr Vahrenholt ist übrigens auch im EIKE Verein aktiv (sie nennen sich Institut , sind aber kein wissenschaftliches Institut, sondern ein fremdfinanzierter Verein mit sich gegenseitig zitierenden älteren Herrschaften (Klimaleugner), die nach einer Rest-Anerkennung im Alter streben ohne Rücksicht auf das "Große Ganze"
Horst Altgeld
RC St. Ingbert
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Das Schwerpunkt-Thema "Mühen der Ebene" war meines Erachtens nach Zeitpunkt, Inhalt und Form ein völliger Fehlgriff. Hier eine Bewertung anhand der 4-Fragen Probe:
- Hier wurde eine Regierung diskreditiert, bevor sie sich überhaupt konstituiert und ihr vollständiges Programm (Koalitionsvertrag) veröffentlicht hatte. Ist es fair? NEIN!
- Inhaltlich maße ich mir nicht an, alle Beiträge zu bewerten, hier nur eine Stichprobe aus dem Bereich, den ich fachlich beurteilen kann. Im Beitrag "Klappt es ohne Kernkraft" ist der Flächenbedarf für Windenergie-Anlagen um mindestens eine Größenordnung zu hoch angesetzt, und zwar aufgrund (bewusst?) falsch gesetzter Prämissen z.B. zu Abstand der Anlagen und Gesamtenergiebedarf. Ist es wahr? NEIN!
- Im Heft steht die Artikelserie unter dem Titel "Märchen vom Wandel", und die führenden Köpfe der (geplanten!) Regierung werden durch Illustrationen und Zitate aus Grimms Märchen lächerlich gemacht. Das ist billiger Populismus. Wird es Freundschaft und guten Willen (also z.B. eine objektive, ernsthafte Diskussion) fördern? NEIN!
Wenn das Rotary-Magazin schon aktuelle politische Themen aufgreifen möchte, dann bitte in ausgewogener Weise und auf einem Niveau, das der 4-Frage Probe standhält.
Hans Schaber
RC München-Martinsried
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Ich hoffe nicht, dass das Rotary Magazin die Haltung der deutschen Rotary-Familie repräsentiert. So wird im jüngsten Heft unter dem Titel "Das Märchen vom Wandel" die neue Regierung beschädigt, bevor sie überhaupt ihre Geschäfte aufnehmen kann. (Ist das fair für alle Beteiligten?) Ins gleiche Horn bläst Wahlverliererin und Impfgegnerin Sarah Wagenknecht, die ein ganzseitiges Forum für ihre Forderung nach einem "starken Staat" erhält. (Wird das Freundschaft und guten Willen fördern?) Und ein Autor, der schon seit vielen Jahren durch atomkraftfreundliche Äußerungen auffällt, wünscht sich tatsächlich die Laufzeitverlängerung unserer alten Kernkraftwerke herbei – dass wir damit zahlreiche nachfolgenden Generationen mit gefährlich strahlendem Müll belasten, für den es kein Entsorgungskonzept gibt, was schert uns das? (Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?) Düstere Zukunftsbilder und verklärte Vergangenheit – ich bin erschrocken über die reaktionäre Ausrichtung des Magazins. Kein Wunder, dass Rotary beim Nachwuchs auf so wenig Interesse stößt. Wenn dieses Mitgliederheft für unsere Gedankenstruktur steht, ist der Bedeutungsverlust von Rotary nicht aufzuhalten. Zum Glück können wir an der Club-Basis ganz anders auftreten.
Thilo von Debschitz
RC Wiesbaden-Kochbrunnen
Zum Titelthema "Mühen der Ebene", Heft 12/2021
Es ist ja schon mal erfreulich, dass das Rotary Magazin einen Artikel veröffentlicht, in dem ein sehr bekannter Verfassungsrechtler nicht nur unkritisch über die Ungeimpften schreibt. "Nicht nur unkritisch" ist jedoch leider zutreffend. Denn Prof. Dr. Di Fabio spricht auch von der als "Starrköpfigkeit wahrgenommenen Haltung der Ungeimpften" und der "Forderung, die Uneinsichtigen von jeder medizinischen Notversorgung auszuschließen". Eine Auseinandersetzung zu der kritischen Meinung erfolgt jedoch auf zwei Seiten nicht. Zwischen den Zeilen also eine eindeutige Stellungnahme. Blicken wir noch einmal zurück: Es dauerte doch recht lange, bis das Einreiseverbot für den Flugverkehr aus China erfolgte, obwohl bekannt war, dass das Virus von dort importiert wurde. Es dauerte doch recht lange, bis der ungetestete Zugang zu Alten- und Pflegeheimen nicht mehr erlaubt war – bis dahin konnte das Virus ungehindert hereingebracht werden, sich dort verbreiten und wieder in der Bevölkerung verbreitet werden. Es dauert immer noch an, dass es keine allgemeine Testpflicht für Geimpfte und Genesene gibt. Denn ansonsten würden sich Viele wohl nicht impfen lassen. Die hohe Inzidenz beruht auch darauf, dass Geimpfte und Genesene sorglos und im guten Glauben den Virus verbreiten. Dies sehen die Gerichte nicht oder wollen dies nicht sehen. Noch zum Ausschuss von medizinische Notversorgung: Gilt das auch für Alkoholiker, Rausgiftsüchtige, Adipöse, Extremsportler? Die Krankenhausbetten füllen sich anscheinend mit Covid-Patienten. Warum? Seit 2012 und insbesondere in 2020 wurden Betten systematisch abgebaut! Wir haben also keine Tyrannei der Ungeimpften, sondern eine Tyrannei der unkritischen Politik. Demokratie heißt auch, andere Auffassungen prüfen und dann entscheiden. Rotarier sollten wieder das Gemeinsame, die Freundschaft, fördern und in den Vordergrund stellen.
Jürgen F. Berners
RC Reutte/Füssen
Zum Standpunkt "Ehrenamtliche Stunden müssen erfasst werden", Heft 12/2021
Die Forderung zur Erfassung der ehrenamtlichen Stunden zur Außenkommunikation sagt mehr über das Problem von Rotary aus als über die erbrachten Leistungen oder ihren Impact. Wie will man die Zeit, wenn zum Beispiel eine Rotarierin oder ein Rotarier mit einem kurzen Telefonat einer Einrichtung eine Förderung oder Möglichkeit eröffnet, die es sonst nie gegeben hätte, in Relation setzen zur anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten wie etwa der wöchentlichen Hausaufgaben-Betreuung durch Rentnerinnen und Rentner?
Sind die von Rotarier erbrachten Stunden ehrenamtlicher Arbeit mehr wert als die von ehrenamtlichen Jugendtrainern im Sportverein, Freiwilligen in der Integrationshilfe, in karitativen Einrichtungen, in der Altenpflege, in einer Kirchengemeinde, in Karnevals- oder Schützenvereinen?
Wenn man die ehrenamtlichen Stunden für Rotary erfasst, dann ist das Verhältnis von Aufwand für die interne Organisation und Verwaltung der Clubs in Relation zum Aufwand für konkrete Projektaktivitäten interessant. Wenn im Verhältnis der Aufwand für die interne Organisation wesentlich größer ist, sollten die Clubs sich vielleicht Gedanken machen über die Effizienz ihrer Organisation oder ihrem Engagement für Projekte. Sind Projekte überzeugend und relevant, sprechen sie für sich. Dann sind ehrenamtliches Engagement wie auch eine entsprechende Wahrnehmung in der Öffentlichkeit kein Problem.
Volker Wittpahl
RC Berlin-Humboldt
Zum Standpunkt "Ehrenamtliche Stunden müssen erfasst werden", Heft 12/2021
Menschen erreicht man mit Geschichten besser als mit Zahlen (Buchhalter jetzt mal ausgenommen), wenn zum Beispiel der Rotary Club Mühlheim a. d. Ruhr-Uhlenhorst erzählt, wie er mit den Brennpunkt-Kindern Möhren säht und erntet, dann bewegt das mehr Menschen als: RC Bröckedde 2021, 432,52 Std.! Außerdem wer will die Abrechnung prüfen? Nachher kommt ein Rotarier an das Himmelstor und bekommt zur Antwort: "Nein, ich habe Ihre Sozialstundenabrechnung gelesen, nach der sind Sie erst in 5 Jahren hier”.
Jan Dwornig
RC Duisburg-Alte Abtei
Zum Forum-Artikel "Verfreundete Brudernationen", Heft 12/2021
Walter Lendl meint in diesem durchaus interessanten Artikel unter anderem, dass das immer öfter auch in Österreich gebrauchte Wort "lecker" keine richtige österreichische Entsprechung hat, weil "g‘schmackig" meint eher pikant, "wohlschmeckend" ist zu sperrig und "gut" ist zu allgemein. Nun dem kann ich mich nicht ganz anschließen, denn wir kennen in Österreich doch das Wort "köstlich". Ich habe meine australischen, amerikanischen Jugendlichen im Jugendaustausch, wenn sie Deutsch gelernt haben auf dieses Wort hingewiesen. Ich habe es auch damit unterlegt, dass das Wort "köstlich" einen fröhlicheren Gesichtsausdruck produziert als "lecker". Einfach ausprobieren : Stellen sie sich vor den Spiegel und sagen sie beide Worte und beobachten sie ihre damit automatisch verbundene Mundstellung und Gesichtsausdruck. Beides probiert, kein Vergleich.
Hans Pieczara
RC Wien-Mozart
Zum Titelthema "Stuttgart — Weltstadt oder Provinz?", Heft 11/2021
Bestechend einfach wird in diesem Beitrag die Waldorf-Bewegung mit Querdenken, mit der Basis-Partei, mit "Impfskeptikern" en passant in einen Sack gepackt. Natürlich darf nicht fehlen, diesen Sack am rechten Rand der Gesellschaft abzustellen. Zitat: "Solange man offenen Antisemitismus und Rassismus vermeidet, sind die Anthroposophen wohlgelitten." Die verkürzte Darstellung Rudolf Steiners als Okkultisten und Rassisten stützt die Verve dieses Beitrags.
Eine kritische Auseinandersetzung, die der Autor ganz am Ende andeutet, erfordert zunächst eine Offenheit und Freiheit von Vorurteilen. Die Zusammenstellung des Beitrags erinnert aber an eine hastig angewandte Rezeptur zur gezielten Diskreditierung eines Teils der Gesellschaft. Ich will zu bedenken geben, dass wir alle Menschen sind, und auch innerhalb von Bewegungen eine Vielfalt an Positionen vorfinden. Diese gesunde Vielfalt findet sich nicht nur in Familien, in Dörfern, in Vereinen, Parteien sondern auch innerhalb Waldorf. Diese Vielfalt halte ich für wünschenswert und zukunftsfähig, ja geboten! Auch wenn es einem manchmal schwerfällt, andere Meinungen, Lebensweisen oder politische Haltungen auszuhalten.
Im Stile dieses Beitrags ließe sich jedwede Bewegung oder Gruppierung per Federstrich diskreditieren. Die Vielfalt wiche schnell der Einfalt. Ich wünsche uns daher mehr Achtsamkeit. Es bietet sich die Adventszeit zur Besinnung und Einkehr an.
Johannes Dreer
RC Bad Wörishofen
Zum Titelthema "Stuttgart — Weltstadt oder Provinz?", Heft 11/2021
Seit fast 73 Jahren bin ich Schwabe (und seit über 30 Jahren Rotarier). Und um das nicht lange erklären zu müssen, pflege ich nicht nur meine schwäbische sprachliche Klangfarbe sondern zusätzlich auch den Dialekt, der so viel nuancenreicher ist als die Hochsprache. Dazuhin bleiben spätestens nach der Namensnennung "Häberle" keine Zweifel mehr an meiner landmannschaftlichen Zugehörigkeit. Früher buchstabierte ich den Namen einfach: Wie Pfleiderer", aber das verstehen heute nur noch die Älteren.
Über die Reaktionen außerhalb Württembergs - schon in Baden !! - auf Namen und Diktion könnte ich Bücher schreiben. In aller Regel sind sie für den Betroffenen weder positiv noch lustig. Daher lebt man wirklich aus der Defensive" und erhebt das "Understatement" fast zwangsläufig zum Kult.
Nur eines sei betont: Zu den Stuttgartern haben wir "echte" Schwaben aus dem Umland ein sehr distanziertes Verhältnis - insbesondere zu dem dort gepflegten "Honorationenschwäbisch". Doch Ihre Artikel waren vergnüglich zu lesen - auch wenn sie natürlich uns Schwaben nicht mit und in allen Facetten darstellen und gerecht werden konnten. Das schaffte noch nicht einmal der von mir heiß geliebte und verehrte Thaddäus Troll. Um uns zu ergründen und erfassen, muss man schon sehr alt werden, oder wie heißt es bei uns: Man muss schon arg viel lernen im Leben, bis man endlich weiß, wie dumm dass man ist.
Rotarische Grüße aus (natürlich!!) Schwäbisch Gmünd
Albert Häberle
RC Schwäbisch-Gmünd
Zum Titelthema "Stuttgart — Weltstadt oder Provinz?", Heft 11/2021
Ihr Schwerpunktthema im Novemberheft des Rotary Magazins hat mich ich als geborener Stuttgarter besonders interessiert. In den Beiträgen wird kaum ein Klischee zu Stuttgart und den Schwaben ausgelassen und es trifft auch vieles zu.
Der Artikel "Alte Sünden" von Dr. Krauss fällt leider völlig aus dem Rahmen und passt mit seiner tendenziösen und einseitigen Sichtweise nicht zu Rotary. Die "Waldis" und die Bewegung um Rudolf Steiner werden pauschal als Impfgegner und Verweigerer der Schulmedizin dargestellt. Als "geimpfter"Absolvent einer Waldorfschule und Rotarier kann ich die von Herr Dr. Krauss beschriebene Nähe zur Querdenkerszene nicht nachvollziehen. Das Herr Krauss Stuttgart als Zentrum einer "eurythmischen Bewegung" bezeichnet, zeugt von mangelnder Kenntnis der Lehre Rudolf Steiners. Eurythmie ist Bewegung zu Musik in der Gruppe. Die "Waldis" alle als Anthroposophen zu bezeichnen ist auch falsch. An den Waldorf-Schulen gibt es Religionsfreiheit und weder anthroposophische Medizin noch die Steiner-Esotherik gehören zum Lehrplan. Die tatsächlich pastellfarbenen Wände in den Waldorfschulen vernebeln nicht den Geist der Schüler, sondern bewahren sie eher von einer simplen Sicht auf die Welt in schwarz und weiß, wie Sie von Dr. Krauss in seinem Artikel dargestellt wird.
Ralph C. Rieker
RC Stuttgart-Filder
Zum Titelthema "Stuttgart — Weltstadt oder Provinz?", Heft 11/2021
Ich bin seit mehr als 25 Jahren Mitglied der Rotary Familie. Meine Ideale sind unter anderem Freiheit, Demokratie und Pluralität, für alle. Ich bemühe mich dabei redlich um Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Minderheiten. Wenn Sie Autoren wie Herrn Krauss, der als Politologe meines Erachtens von der Materie alternativer Medizin scheinbar unbeleckt ist, hier eine Plattform bieten, sich in einem persönlichen Kommentar an anderen Menschen abzuarbeiten, werden Sie m.E. Ihrer redaktionellen Sorgfalt nicht gerecht. Ausführungen dieser Art verorte ich allenfalls an einem Stammtisch. Dient dieses Magazin einer Erziehung seiner Abonnenten? Wo bleibt die Toleranz und soziale Verantwortung die wir auf unsere Fahne geschrieben haben. In dieser Zeit aktiv betriebener sozialer Spaltung unserer Gesellschaft sollte Rotary seinem Anspruch gerecht werden und ein Leuchtturm für die rotarischen Ideale sein. Erinnern Sie Sich noch an die 4 Fragen: 1) Ist es wahr? 2) Ist es fair? 3) Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen? 4) Wird es Freundschaft und guten Willen fördern? Es ist höchste Zeit, dass wir mit Andersdenkenden wieder ins Gespräch kommen und sie nicht rechthaberisch in die Ecke treten. Hüte Dich vor Jenen, die die Wahrheit gepachtet haben! Es kann nur besser werden!
Mathias Lichtblau
RC Münsingen
Zum Titelthema "Stuttgart — Weltstadt oder Provinz?", Heft 11/2021
Als gebürtiger Mannheimer, bekennender Kurpfälzer und gleichzeitig Nordbadener hatte ich lange Zeit ein angespannt-genervtes Verhältnis zur baden-württembergischen Landeshauptstadt und ihren Bewohnern: Das übergroße Gewicht der Sport-Berichterstattung erst des SDR und dann des SWR über den VfB (danach kommt aus Stuttgarter Sicht erstmal lange nichts, egal in welcher Liga die Rotweißen gerade spielen), die chronische Benachteiligung der nördlichen Landesteile und spiegelbildlich die Bevorzugung der Region Stuttgart durch die Landesregierung, die z.T. ungenügenden Geographie-Kenntnisse der Schwaben ("Mannheim, liegt das nicht in Rheinland-Pfalz?"), das alles konnte einem schon mal die Galle überlaufen lassen. Inzwischen habe ich – auch durch nette schwäbische Bekannte und Freunde – meinen Frieden mit Schwaben im Allgemeinen und Stuttgart im Besonderen gemacht. Was aber noch immer nicht angeht, ist, daß der gemeine Talkesselbewohner glaubt, das Auto sei in Stuttgart erfunden worden und diese alternativen Fakten im Brustton der Überzeugung in die Welt hinausposaunt! Selbst Ihre Autorin Kabatek, die "genug in der Welt herumgekommen" sein soll oder will, scheint – wie auch Herr Scheck – noch nicht bis Mannheim gekommen zu sein und von (dem zugegebenermaßen in Karlsruhe geborenen) Carl Benz und seiner Frau Bertha gehört zu haben. Von hier und von nirgendwo sonst –auch nicht aus Stuttgart – trat das Automobil seinen Siegeszug um die Welt an. So viel Genauigkeit muss schon sein!
Boris Diem
RC Ludwigshafen am Rhein
Zum Titelthema "Stuttgart — Weltstadt oder Provinz?", Heft 11/2021
Man kann durchaus begründete Kritik gegen die Anthroposophie und einzelne Anthroposophen vorbringen. Der Artikel von Herrn Krauss dagegen war jedoch oberflächlich, polemisch und voller Vorurteile. Ein solcher Artikel entspricht nicht dem gewohnten Niveau des Rotary-Magazins. Enttäuschend.
Richard Everett
RC Winsen (Luhe)
Zum Titelthema "Stuttgart — Weltstadt oder Provinz?", Heft 11/2021
In ihren Stuttgart Beiträgen (November 2021) wurde wieder einmal die (falsche) Behauptung zitiert, das Auto sei in Stuttgart erfunden worden. Carl Benz meldete am 29. Januar 1886 sein Fahrzeug zum Patent an. Dies gilt offiziell als die Geburtsurkunde des Automobils. Carl Benz lebte und arbeitete in Mannheim.
Achim Weizel
RC Mannheim
Zur Rubrik "Auf einen Blick", Heft 11/2021
Die Zahlen von 2019/20 sind leicht erklärbar durch Corona: Viele Clubs in meinem Distrikt stellten die Clubmeetings ein, als Mitte März 2020 das Schreiben aus Evanston mit der Aufhebung der Präsenzpflicht (Ist dies eigentlich jemals wieder aufgehoben worden?) kam. Manche konnten unmittelbar online weitermachen, viele aber eben nicht. Man dachte damals, in 6 bis 8 Wochen sei der Spuk vorbei und harrten der Dinge.
Der weitere Rückgang in 20/21 ist auch durch den Wechsel auf das neue RO.CAS in Verbindung mit dem Schreiben von RI erklärbar. Viele Clubs haben lange mit dem neuen System "gefremdelt" und auch heute erfassen zumindest einige Clubs die Präsenz nicht mehr, warum auch? Nicht jeder Sekretär weiß, wie einfach man Gastpräsenzen erfassen kann
Aus meinem Club kann ich berichten, dass die Präsenz online gefühlt höher war als früher. Es hat Anstrengungen bedurft, dies zu erreichen. Es hat sich aber gelohnt! Abgesehen davon spreche ich immer von einem Präsenzrecht, aber das ist ein anderes Thema.
Thomas Fink
RC Nürnberg-Kaiserburg
Zum Standpunkt "Runter vom Sofa, ab zum Clubtreffen", Heft 11/2021
Der Forderung von Past-Governor Wolfgang Boeckh stimme ich voll zu nach dem Motto: Mit einem leeren Stuhl kann man keine Freundschaft schließen.
Peter Benninghaus
RC Lüdenscheid
Zum Forum-Artikel "Österreich erwartet den Messias", Heft 11/2021
Verleumdung, Denunziation, Österreich im Ausland schlecht machen und Schadenfreude, das sind ganz wichtige Eigenschaften, die einen Österreicher auszeichnen, wie der Autor selbst hier im Artikel beweist.
Nur zwei Beispiele seien angeführt, die initiierte "NS Vergangenheit” von Bundespräsident Waldheim wurde durch Prozesse und einer Historikerkommission frei gesprochen und der Initiator Bundeskanzler Sinowatz wurde verurteilt und musste zurücktreten!
Zweites Beispiel unser "Strahlekanzler” Kurz, dem im Artikel unterschwellig einiges vorgeworfen wird, in Wirklichkeit hat er in einer Zeit, wo er noch nicht Bundeskanzler war mit unschönen Worten den Vizekanzler in einem privaten Schriftverkehr unter Freunden kritisiert - dafür hatte er sich entschuldigt.
Solche Artikel finde ich in einem Magazin einer ethisch hochstehenden Organisation nicht lustig, überhaupt wenn jemand aus persönlichen, niederen Beweggründen, wie hier zum Beispiel das Erlangen eines persönlichen PR Vorteils andere herabsetzt.
Franz Klemm
RC Wiener Neustadt
Zum Forum-Artikel "Österreich erwartet den Messias", Heft 11/2021
Der Beitrag von Herrn Griebl, alias Franzobel "Österreich erwartet den Messias" ist ein Ärgernis, warum:
Griebl bemüht einmal mehr sattsam bekannte Vorurteile und Klischees über Österreich und seine Bewohner, wie sie in Abwandlungen seit Jahrzehnten von Vertretern vornehmlich der Wiener Links- und Kulturschickeria von sich gegeben werden. Die einschlägigen Veröffentlichungen erfolgen vorzugsweise in ausländischen Medien und hier der einfachheithalber sprachbedingt am liebsten in deutschen Magazinen, diesmal war das Rotary-Magazin an der Reihe:
Der Österreicher wird vom Autor ohne irgendwelche faktischen Grundlagen als tendenziell "homo corruptus" bezeichnet, weiters ganz allgemein der Unehrlichkeit und Hinterhältigkeit bezichtigt.
Selten stellen sich die Verdikte so substanzlos und unoriginell dar, wie in dem genannten Artikel. Der Autor lässt von Antisemitismus über Alkoholismus bis zur Verlogenheit und Korruption keine Beschimpfung des Österreichers aus, verzichtet aber auf jeglichen Beleg seiner Tiraden.
Für Österreich positiv werden von ihm lediglich "Weine, Biofleisch, moderne Trachten" und bestimmte Kulturveranstaltungen erwähnt.
Herr Griebl scheint unter anderem der aktuelle weltweite Korruptionwahrnehmungsindex entgangen zu sein, in dem sich Österreich, verglichen mit den europäischen Staaten im Mittelfeld bewegt, weltweit auf Platz 15, wohl hinter skandinavischen Ländern, aber noch vor Belgien und sämtlichen süd- und osteuropäischen Staaten, übrigens nur knapp hinter Deutschland. Weiteres unterstellt er Österreich eine Vorliebe für politische Erlösungsfiguren, eine Tendenz die das Land wohl in Wahrheit keineswegs von anderen Staaten unterscheidet.
Er vergisst natürlich nicht die angebliche "NS-Vergangenheit" des verstorbenen österreichischen Bundespräsidenten und UNO-Generalsekretärs Waldheim anzuführen, obwohl die diesbezügliche kontroversielle Diskussion bereits 1988 ff ausführlich erfolgte. Auch über die Einschätzung Österreichs als "erstes Opfer Hitlers" besteht schon lange durch alle politischen Lager hinweg Konsens, dass sich diese auf die nicht leugbare staatsrechtliche Auslöschung des Landes 1938 bezieht. Die behaupteten Erinnerungslücken Österreichs sind eine Grieblsche Chimäre wie auch die Annahme, der Österreicher habe eine besondere Vorliebe für Unterhaltung und Gemütlichkeit.
Einschlägigen Erhebungen zufolge sind Alkoholkonsum und Antisemitismus in Österreich nicht höher als in anderen europäischen Staaten, der Alkoholkonsum sogar niedriger als in Deutschland, der Antisemitismus unter dem Durchschnitt der europäischen Staaten.
Selbst wenn man einem veralterten Mentalitätskonzept anhängt ist die Unterstellung des Autors, dass die Österreicher, sozusagen vom Marchfeld bis zum Bodensee, ähnliche, natürlich verabscheuungswürdige Charaktereigenschaften aufweisen würden absurd, wenn man sich die differenten Bevölkerungsstrukturen vor allem im ländlichen Raum ansieht und zusätzlich noch die ausgeprägte Zuwanderung berücksichtigt, bei der sich Österreich prozentuell an der Spitze der Europäischen Union bewegt.
Griebl würde sich wahrscheinlich gern in der Tradition des Wiener Kaffeehausliteratentums der Jahrhundertwende oder Thomas Bernhards sehen, reicht aber an deren Originalität und sprachliche Qualität bei weitem nicht heran. Sätze wie "der Austriake ist ein Halunke......" würden nicht einmal in einem Vorstadtkabarett durchgehen. Woher bei Griebl der ideologische Wind weht, erkennt man indes an einem Nebensatz, wo er sich beklagt, dass die offenbar von ihm überaus geschätzte ultrakommunistische Kommunalpolitikerin Elke Kahr in Graz nur eine Statistenrolle spielen würde (was übrigens nicht stimmt, sie wurde mittlerweile zur Bürgermeisterin ernannt).
Es verwundert, dass das Rotary Magazin, seit Jahren bekannt durch hohes intellektuelles Niveau, einen solchen Schmähartikel, der ein ganzes Land und seine Bewohner undifferenziert verunglimpft, veröffentlicht.
Ich kann die rotarische Leserschaft beruhigen: So wie Stefan Griebl es darstellt sind wir nicht einmal annäherungsweise.
Gerhard Ranner
RC Graz
Zum Forum-Artikel "Österreich erwartet den Messias", Heft 11/2021
Den Österreichern fehle jegliches Unrechtsbewusstsein, meint der Autor, sie seien Halunken, die es sich zu richten wüssten, die meisten lebten nach dem Motto: wer gut schmiert, der fährt gut. Der Österreicher kenne nichts anderes als Egoismus, Korruption und Verlogenheit. Dem verkommenen Österreicher stellt der Autor anbiedernd die Lichtgestalt des Deutschen gegenüber.
Ein namentlich gezeichneter Beitrag gibt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Dieser presserechtliche Grundsatz gilt für faktenbasierte Meinungen. Die Veröffentlichung einer Schmähschrift, die ein ganzes Land und seine Bewohner zu diffamieren sucht, kann damit nicht gerechtfertigt werden. Durch die Veröffentlichung von herabsetzendem Geschwätz macht sich Rotary zum Sprachrohr für Vorurteile, Nationalismen und substanzlose Unterstellungen.
Versehen mit dem Logo Rotarys erscheint der Artikel auch im Internet. Die Werteorientierung Rotarys wird daran gemessen werden.
W. Joachim Leupold-Löwenthal
RC Lezen-Rottenmann
Zum Titelthema "America First", Heft 10/2021
Die Außen- und Sicherheitspolitik hat im Bundestagswahlkampf kaum eine Rolle gespielt. Auch eine neue Bundesregierung scheint auf ein weiteres "Durchwursteln" im Schatten und letztlich unter dem Schutz der USA zu setzen. Ich begrüße daher besonders das Titelthema der Oktober Ausgabe des Rotary Magazins. Auch unter dem pragmatisch-realistischen Präsidenten Biden wird das Motto "America First" lauten. Die sehr guten Beiträge sollten verdeutlicht haben, dass Deutschland sicherheitspolitisch künftig stärker gefordert sein wird und es unumgänglich sein wird, dass Europa außen- wie sicherheitspolitisch zusammenwächst. Andernfalls werden wir auf die Rolle eines "Trabanten" der USA reduziert, dazu verurteilt, letztlich die aus Washington vorgegebene Politik nachzuvollziehen. Die Risiken einer weitgehend allein auf Konfrontation setzenden amerikanischen Politik sind deutlich. Gerade Deutschland sollte auf eine nüchterne Realpolitik setzen. Die Lehren aus der Überwindung des Kalten Kriegs in Europa ziehend sollten wir auf eine zweigleisige Politik setzen, die ausgehend von einer gesicherten Verteidigungsfähigkeit auch Dialog, Zusammenarbeit und Entspannung zum Ziel hat.
Ich würde mich freuen, wenn Sie auch in kommenden Ausgaben vernachlässigten Aspekten der Außen- und Sicherheitspolitik, die Deutschland absehbar intensiv beschäftigen werden, Raum geben würden. Ich denke u.a. an Themen wie Verhältnis NATO-Russland, nukleare Teilhabe, Nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung (vgl. Überprüfungskonferenz zum Nichtverbreitungsvertrag, die im Januar ansteht; Iran; Nordkorea), Nahostpolitik.
Rüdiger Lüdeking
RC Stendal
Zum Titelthema "America First", Heft 10/2021
Haben Sie vielen Dank für die umfassende und vielseitige Beleuchtung des Themas USA in der aktuellen weltpolitischen Situation. Dies war wieder ein gut gewähltes Hauptthema, das auch jemandem, der sich im beruflichen Alltag mit ganz anderen Dingen beschäftigt, spannend, verständlich und meinungsbreit vermittelt wurde.
Judith Harrer-Haag
RC Sankt Ingbert
Zum Titelthema "America First", Heft 10/2021
Rotary wurde vor über 100 Jahren in den USA gegründet und hat sich seither in der ganzen freien Welt segensreich ausgewirkt. (z.B. Polio plus etc.). Wir erhielten in Deutschland monatlich ein einfaches Heft mit allen nötigen Informationen für unsere Clubs
Seit einiger Zeit bekommen wir einen prächtigen Bildband in Tiefdruck mit Artikeln aus vielen Gebieten, fast wie ein SPIEGEL oder STERN. Was kostet und wer bezahlt das? Könnte man das für das Rotary-Magazin zusätzlich für Polkitik ausgegebene Geld nicht besser für unsere wohltätigen Zwecke verwenden?
In Deutschland und Europa können wir uns über die Jahrzehnte lange Unterstützung freuen. Ohne die USA keine Berliner Luftbrücke, keine Bundesrepublik Deutschland – vielleicht sogar DDR? Auch unsere Wiedervereinigung ist nur mit Unterstützung der USA gelungen.
Wozu also dann der abfällige, ja hasserfüllte Beitrag von Herrn Greiner im Rotary-Magazin Oktober 2021? Bei den Bemühungen um Frieden und Freiheit in der Welt sind den USA auch Fehler unterlaufen. Dass in vielen Ländern Diktatur und Terrorismus herrschen wie zuletzt auch in Afghanistan liegt nicht an den Bemühungen der USA und auch Deutschlands sondern an jeweiligen von z.B. China oder Russland unterstützten örtlichen antidemokratischen Kräften und Terroristen.
Ernst Trapp
RC Wesel
Zum Titelthema "America First", Heft 10/2021
Gratulation zu Ihrem Schwerpunktthema im Oktober 2021: die Auswahl exzellenter Autoren und deren Beiträge gibt dem Leser einen ausgewogenen Eindruck über die vielschichtigen Probleme der USA. Die Rolle der Weltmacht haben die USA in den letzten Jahren vornehmlich Ihren Streitkräften sowie dem Dollar als Leitwährung in der Welt zu verdanken. Die Karte mit der weltweiten Militärpräsenz ist sehr eindrucksvoll, doch haben diese Streitkräfte - trotz Ihres Umfanges und des permanent riesigen Verteidigungshaushalts - lediglich 14 der 51 (!) Kriege und militärischen Einsätze gewonnen, die die USA seit Ende des Zweiten Weltkrieges geführt haben.
Hartmut Spieker
RC Varel-Friesland
Zum Titelthema "America First", Heft 10/2021
Vielen Dank für den hervorragenden Beitrag von Norbert Röttgen in der Oktober-Ausgabe des RotaryMagazins – ja, das ist auch CDU. Ein Aspekt allerdings fehlt: Norbert Röttgen ist seit 1995 Rotarier im RC Bonn-Rheinbach. Wir sind stolz, dieses Mitglied in unseren Reihen zu haben.
Arnd Pötter
RC Bonn-Rheinbach
Zum Titelthema "America First", Heft 10/2021
Die unterschiedlichen Beiträge konstatieren die abnehmende Bedeutung der USA als führende Weltmacht sowie die daraus folgenden Veränderungen für andere Länder. Dabei ist der sonst eher unübliche teilweise kritische Blickwinkel gegenüber Amerikas Tun bemerkenswert. Angesichts der besorgniserregenden Misserfolge amerikanischer Außenpolitik der letzten Jahrzehnte ist diese etwas kritischere Betrachtung realistisch und im Grunde schon seit Jahren überfällig. Ganz unabhängig davon, dass wir uns in Deutschland traditionell in der Schuld der USA sehen und aufrichtigen Dank dafür empfinden, dass die USA Deutschlands Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg als Teil des freien Westens ermöglicht haben. In den darauffolgenden Zeiten des kalten Krieges war die militärische Präsenz der USA für uns ein wichtiger Faktor unserer Verteidigung. Andererseits dient diese militärische Präsenz heute in mindestens gleichem Maße den eigenen Interessen der USA als ein Teil ihrer umfassenden militärischen Präsenz im Ausland. Das Vertrauen in die deutsch-amerikanische Freundschaft war lange ungetrübt, bis der rüpelhafte neue amerikanische Präsident Trump zur Überraschung unserer Bundeskanzlerin andere ungewohnte Töne anschlug. Auch bei Berücksichtigung der positiven Beiträge der USA zur politischen Stabilität kommt man nicht umhin festzustellen, daß die amerikanische Außenpolitik in den letzten Jahrzehnten, mit unbedachten wiederholten Interventionen in anderen Ländern, immer wieder in krasser Weise versagt hat. Bezogen auf die von Amerika geprägte westliche Nahostpolitik, hat dies Michael Lüders in seinem Buch "Wer den Wind sät - was westliche Politik im Orient anrichtet" überzeugend dargelegt. In jüngster Zeit kam der unverantwortliche Einmarsch der Amerikaner im Irak hinzu, mit der vollständigen Destabilisierung einer an sich schon instabilen Region, in dessen Folge letztlich der radikale Islamische Staat (IS) erst entstehen konnte. In dieser Weise hat die USA viel von dem Ansehen und Vertrauen verloren, was sie zu unserem Leitbild gemacht hatte. Dies betrifft auch ihr heutiges Verhältnis zur Demokratie, wo die USA auch einst unser Vorbild war. Heute muss man feststellen, dass die amerikanische Außenpolitik sich von den Grundsätzen der Demokratie leider in negativer Weise entfernt hat. Die amerikanische Außenpolitik der letzten Jahre ist ein Beleg dafür, dass die USA bereit war und ist, eine ihr nicht passende Demokratie zu stürzen und eine ihr genehme Diktatur zu unterstützen. Wenn eigene amerikanische Interessen derart überwiegen, kommen naturgemäß Zweifel an der Verlässlichkeit Amerikas als Freund auf.
Hael Mughrabi
RC Nürnberg-Kaiserburg
Die hier veröffentlichten Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.