RC Bruchhausen-Vilsen
Erfolgreiches Schulprojekt in der Wüste Afrikas
"Wenn man durch Namibia fährt — und auf einmal fängt die Schotterpiste an... Und Du denkst: Wo bist Du? – Hier können doch gar keine Menschen mehr leben?"
So erging es vor fünf Jahren mehreren Angehörigen des Rotary Club Bruchhausen-Vilsen auf der Reise nach Aasvoelness am Rande der Wüste im Nordosten des Landes. An diesem Ort siedeln die San, eine der ältesten Bevölkerungsgruppen und zu den Ureinwohnern Namibias zählend. Die San gestalten ihr Leben unter schwierigen Umständen. Ursprünglich waren sie reine Jäger und Sammler; die aktuell veränderten Lebensbedingungen wirken massiv auf ihren Alltag ein und stellen sie vor große Herausforderungen.
Eins der vielen Probleme ist die schwierige schulische Situation ihrer Kinder. Die Mehrheit der Schulkinder bricht die Ausbildung in den ersten Jahren ab. Damit verspielen sie ihre Chance, im Laufe ihres Lebens eine höhere Bildungsstufe zu erreichen. Vielfältige Gründe sind die Ursache: Keine Lehrkräfte, die die San-Sprache beherrschen, Mangel an Lehrmaterial in der einheimischen Sprache, weite Entfernungen zu den Schulen, keine oder schlechte Unterkünfte, unzureichende Verpflegung der Schülerinnen und Schüler, unvollständige Strom- und Wasserversorgung.
Der Rotary Club Bruchhausen-Vilsen, der die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen — regional sowie weltweit — in den Mittelpunkt seiner sozialen Maßnahmen stellt, war durch sein Mitglied Professor Dr. Manfred Hinz, der zwanzig Jahre in dem Land gelebt hat, auf die Lage aufmerksam gemacht worden. Die Mitglieder fühlten sich herausgefordert. Grundlegende Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur der Grundschule und zur Bildungsarbeit sollten ergriffen werden, um die hohe Zahl von Schulabbrechern zu reduzieren.
Begonnen wurde mit umfangreichen Planungen und intensiven Abstimmungen, die nationale Behörden, Repräsentanten der San, zivile Firmen und weitere involvierte Stellen einbezogen. Äußerst hilfreiche Partner waren während der gesamten Zeit der namibische Rotary Club Windhoek-Auas sowie das University Centre for Studies in Namibia (TUCSIN). Beide unterstützten vor Ort in umfangreicher Art und Weise.
Im Mittelpunkt des Projektes stand die Kernsanierung und komplette Neueinrichtung eines Wohnheims für Jungen und Mädchen mit der erforderlichen Infrastruktur. Bis zu 68 Kinder aus den mehr als 20 Kilometer entfernt liegenden Dörfern wohnen unter der Woche in diesem kindergerechten Hostel und werden betreut.
Direkt neben der Schule ist ein ca. 1.500 m² großer Schulgarten mit einer teilweisen Netzüberdachung zum Schutz gegen die Sonne angelegt worden. Einerseits soll mit den Erträgen die Verpflegung der Kinder, die hauptsächlich auf Mehlspeisen basiert, angereichert werden; andererseits wird das Wissen über die Pflanzen sowie deren Anbau und Pflege in den Unterricht eingebaut. Die Bewirtschaftung der Gemüsebeete haben die Eltern aus dem Dorf übernommen.
Parallel zu den baulichen Maßnahmen ist in die Fortbildung der Lehrer und Lehrerinnen investiert worden. In Verbindung mit den zuständigen staatlichen Stellen und den vor Ort tätigen zivilen Bildungsorganisationen erfolgte zunächst eine umfangreiche Strukturanalyse. Sie ermittelte eine Vielzahl von Defiziten, besonders die hohe Zahl von Schulabbrechern, und zeigte deren Gründe auf. Vier sehr gut angenommene einwöchige Workshops widmeten sich dann der Lehrerfortbildung. Zusätzlich erfolgte die Bereitstellung von Lehr- und Lernmaterial. Beim eingebundenen Lehrpersonal erzeugten die Maßnahmen hohe positive Resonanz. Die gesamten Aktivitäten erforderten den Einsatz von 1,7 Millionen namibischen Dollar, dies entspricht rund 100.000 Euro.
Vier Clubmitglieder nahmen schließlich an der offiziellen Einweihungsfeier des neu gestalteten Wohnheims teil. Es war eine großartige Veranstaltung mit fast 300 Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Alle Schulkinder und die Einwohner gestalteten das Fest mit Gesang und Tanz. Das ganze Dorf war auf den Beinen; für diesen Tag war ein großes Festessen organisiert worden. Als zusätzliches Zeichen höchster Wertschätzung nahm die Ministerin für Bildung, Kunst und Kultur, Anna Nghipondoka, persönlich am Fest teil; sie war extra aus Windhoek (750 Kilometer) angereist. Presse und Fernsehen hatten sich eingefunden; in den namibischen Hauptfernsehnachrichten gab es einen Bericht von ca. drei Minuten und im deutschsprachigen Hit Radio Namibia ein Interview.
Der Rotary Club Bruchhausen-Vilsen hat mit Unterstützung des Rotary Clubs Auas in Windhoek, zusammen mit der weltweiten Rotary-Gemeinschaft, in diesem Projekt "Verbesserung der Schulbildung bei den San-Kindern" die vorgesehenen Pläne umsetzen können. Unter Berücksichtigung vielfältiger Aspekte sind grundlegende Bedingungen geschaffen worden, um den Kindern mehr Chancen im Leben zu bieten. Eine Leistung, die von Landeskennern und unabhängigen Stellen rundum anerkannt wird.
Das Ziel muss jedoch heißen, die getroffenen Ergebnisse zu stabilisieren und auf Dauer eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. So hat der Rotary Club Bruchhausen-Vilsen beschlossen, das Projekt fortzusetzen und sowohl in weitere Infrastrukturmaßnahmen, wie die Wasser- und Stromversorgung zu investieren, als auch die Qualität der Bildung zu konsolidieren. Eine große Aufgabe für die kommenden Jahre.
Kontakt: Peter Schütz, An der Lehmkuhle 5, 27245 Kirchdorf
Mobil: 0174/ 733 65 24