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RDG

Zukunftsweisende Entwicklungsarbeit über kreative Zivilgesellschaft

RDG - Zukunftsweisende Entwicklungsarbeit über kreative Zivilgesellschaft
Das Global-Grant-Projekt des RC Ganderkesee ist ein Erfolgsmodell: Bildung gehört dazu. © Franz-Josef Sextro (2)

Für eine nachhaltig bessere Zukunft sorgen rotarische internationale Projekte mit der Ausrichtung „Hilfe zur Selbsthilfe“. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sieht hier große Chancen.

01.06.2018

Aus einer Begegnung vor mehr als zehn Jahren in dem togolesischen Dorf Bitoka-Copé ist ein langfristiges Entwicklungsprojekt des RC Ganderkesee entstanden. Das Dorf liegt etwa 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lomé. Um den dort lebenden Menschen aus der Armut zu helfen, wurde eine Schule gebaut, eine Solaranlage errichtet und Viehzucht und Getreideanbau in Gang gebracht. Die Sicherung der Finanzierung der Lehrergehälter sowie eine Schulspeisung rundeten die Maßnahmen ab. Heute müssen Schulabsolventen nicht in die Stadt  abwandern, da sie vor Ort Arbeit finden. Das 2017 abgeschlossene Projekt wurde zu drei Vierteln  vom BMZ gefördert. Der rotarische Anteil ist über eine Global- Grant-Förderung eingeflossen.

Ein ganzes Dorf entwickeln
Die regelmäßigen gegenseitigen Besuche des rotarischen und des Projektteams vor Ort sorgten für eine Entwicklung nach Prioritäten. Dabei half auch das Berichtswesen, alle Informationen wie zu einem Masterplan zusammenzusetzen, der nun Vorbildcharakter für Entwicklungsprojekte in den Dorfgemeinschaften der Umgebung hat. Das Projekt  des RC Ganderkesee wird aktuell in einem neuen Vorhaben in der togolesischen Dorfgemeinschaft Rodokpe vom RC Vechta dupliziert.

Vorteil durch direkten Kontakt
Das BMZ erkennt in rotarischen Projekten klare Vorteile. Denn als zivilgesellschaftliche Akteure mit etablierten Netzwerken vor Ort können die Projektbeteiligten arme und benachteiligte Bevölkerungsgruppen oft besser erreichen als staatliche Organisationen. Begründet ist dies in ihrer Nähe zur Bevölkerung und den direkten Kontakten zu lokalen Partnerorganisationen. Deshalb können Nichtregierungsorganisationen (NRO) wie Rotarier besonders in Ländern mit schwachen staatlichen Strukturen oder in Krisen- und Konfliktländern durch ihren partizipativen und auf Hilfe zur Selbsthilfe ausgerichteten Ansatz oft wirksamer agieren als die staatliche Entwicklungszusammenarbeit.

Kreativität durch Vielseitigkeit

Jedes Jahr stellt das BMZ erhebliche Fördermittel für die Arbeit deutscher NRO und gemeinnütziger Stiftungen in Entwicklungsländern aus dem Haushaltstitel „private Träger“ bereit, die von der Engagement Global gGmbH (EG) verwaltet werden. In 2017 wurden Fördermittel in Höhe von 100 Millionen Euro vergeben, immer mit dem Ziel, die politische, wirtschaftliche, soziale oder ökologische Situation armer und benachteiligter Bevölkerungsgruppen in Entwicklungsländern nachhaltig zu verbessern. Erreicht wird dies über die Stärkung der Kapazitäten der Zivilgesellschaft und der lokalen Bevölkerung vor Ort. Über diese Selbsthilfeprojekte wird die Bevölkerung in die Lage versetzt, ihre Probleme selbst zu lösen und auch ihre Rechte und Forderungen gegenüber dem Staat selbstbewusst zu vertreten. Darüber entstehen Garantien, dass sich Veränderungsprozesse im Zielgebiet breitenwirksam und langfristig auswirken.
Die weltweit vom BMZ geförderten Vorhaben sind ebenso vielfältig wie die durchführenden Organisationen selbst, sie reichen von Bildungs- und Schulbauprojekten in Benin über Agrargenossenschaften für landlose Bauern in Ruanda bis hin zum Mangrovenmanagement in Madagaskar. Die derzeit laufenden rund 1500 vom BMZ geförderten Projekte deutscher NRO beweisen auch ein immer breiteres bürgerschaftliches Engagement für die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern zur gemeinsamen Lösung globaler Probleme.

Globale Herausforderungen …
Angesichts der globalen Entwicklungen nimmt die politische Gestaltungsfähigkeit von Nationalstaaten weiter ab, während auf supranationaler Ebene neue Mechanismen und Formen eines fairen globalen Interessenausgleichs erforderlich werden. Die deutsche Zivilgesellschaft und besonders auch Rotary sind herausgefordert, sich angesichts dieser Veränderungen neu aufzustellen. Das BMZ hat zu diesem Zweck neue Formate entwickelt, die den globalen Herausforderungen Rechnung tragen. Dies kann beispielsweise im Rahmen von  sogenannten Multi-Akteurs-Partnerschaften der Zivilgesellschaft zusammen mit dem Staat, der Wirtschaft und/ oder der Wissenschaft sein, um gemeinsam Lösungen für globale Zukunftsfragen wie zum Beispiel Klimawandel, nachhaltigem und gerechtem Konsum und Handel oder der Flüchtlingskrise zu finden. Durch Vernetzung einzelner Projekte lassen sich höhere Wirkungen erzielen, indem der Fokus auf länder- und themenübergreifende Synergieeffekte sowie auf Capacity Development und Advocacy gelegt wird.

… zusammen meistern
Seit über 25 Jahren arbeitet das BMZ vertrauensvoll mit Rotary zusammen. Als einflussreicher gesellschaftlicher Akteur in Deutschland, aber auch in vielen Partnerländern des globalen Südens, sieht das BMZ die Rotarier in einer wichtigen Position, um das Engagement für nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Die RCs besitzen ein wertvolles Potenzial in ihrer Struktur durch die breite Fächerung an Mitgliedern mit unterschiedlichen Berufsprofilen und Positionen. Dieses Netzwerk sollte genutzt werden, um in Projekten auch mehr Aufmerksamkeit für gesamtgesellschaftliche Veränderungsprozesse zu schaffen.

Zentraler Ansprechpartner RDG
Als Dachverband vertritt der Rotary Deutschland Gemeindienst e. V. (RDG) die deutschen Clubs bei der Antragstellung und fungiert aufgrund seiner Rechtsfähigkeit als juristische Person als offizieller Projektträger für die  Clubs im Verhältnis zu Engagement Global/BMZ. Daraus ergibt sich eine spezielle Situation der Aufgabenteilung.

Verteilte Aufgaben
RDG berät das deutsche Projektteam in der Phase der Projektkonzeption und reicht den BMZ-Projektantrag ein. Nach erfolgreicher Genehmigung schließt RDG die Verträge mit Engagement Global und dem lokalen Projektträger.
Administrative Aufgaben wie buchtechnische Abwicklung und die Weiterleitung der Projektberichterstattung liegen bei RDG. Die Projektteams kümmern sich um das Projektmanagement und die Kommunikation mit dem lokalen Projektträger. Hierbei sind sie auch für die Überwachung des ordnungsgemäßen Projektverlaufs sowie die regelmäßige Berichterstattung gegenüber RDG verantwortlich.
Der lokale Projektträger plant das Vorhaben gemeinsam mit dem deutschen Projektteam und stellt für die Erstellung des Projektantrags Informationen zur Verfügung. Als Partner vor Ort implementiert er das Projekt. Durch Vertragsabschluss mit RDG übernimmt er die sich aus den BMZ-Richtlinien ergebenden Pflichten. Hierzu gehören unter anderem die ordnungsgemäße Auftragsvergabe, spezifizierte Mitteilungspflichten hinsichtlich des Projektverlaufs, die richtlinienkonforme Verausgabung der Mittel sowie deren Nachweis in Form einer geeigneten Dokumentation. Unterstützt wird er hierbei vom Projektteam des verantwortlichen RCs.

Anspruch
Die 2015 auf dem UNO-Nachhaltigkeitsgipfel von allen teilnehmenden Staats- und Regierungschefs verabschiedete Agenda 2030 ist nur gemeinsam umsetzbar. Die deutsche Entwicklungspolitik setzt daher für nachhaltige Entwicklung auf zukunftsweisende Bündnisse mit einer kreativen Zivilgesellschaft. Dabei betrachtet das BMZ Akteure wie etwa Rotary als wichtige Partner, die gefördert, aber auch gefordert werden, vor allem auch im Hinblick auf Transparenz, Rechenschaftspflicht und die Wirksamkeit der Projektarbeit.
Wer sich zu einem Projekt mit BMZ-Förderung entschließt, geht damit die Verpflichtung ein, sich an das Regelwerk über Jahre zu halten. Es ist sinnvoll, dass Clubs schon zum Zeitpunkt der Projektplanung RDG in ihre Vorhaben einbinden und sich frühzeitig informieren.


Wichtig für BMZ-Projektanträge!

Projektvorhaben für 2019 sind bis zum 31. Juli 2018 zwecks Priorisierung bei RDG einzureichen. Kriterien für die Förderfähigkeit sind:


• Innovationskraft und Relevanz der Projektidee (Tun wir das Richtige?)
• Einbindung der Zielgruppe in Planung und Durchführung („partizipatorischer Ansatz“)
• Erfahrener lokaler Projektträger mit geeigneten Kapazitäten zur verantwortungsvollen Durchführung eines solchen Projekts („Ownership“)
• Messbare, strukturbildende und nachhaltige Wirkung

Nicht alle Vorschläge eignen sich für eine BMZ-Förderung. Clubs mit konkreten Vorhaben sollten deshalb bereits in der Planungsphase mit RDG Kontakt aufnehmen.  
Ansprechpartnerin: Yvonne Heimerdinger, Tel.: 0211/863 959-19
E-Mail: Yvonne.Heimerdinger@rdgduesseldorf.de