RC Bad Mergentheim
Arbeit im Weinberg für den guten Zweck
Verkaufserlös wird zur Anschaffung eines Billardtisches für das CJD Creglingen gespendet
Schon im biblischen Zusammenhang symbolisiert der Weinberg den Ort der Gemeinschaft, des gemeinsamen Arbeitens und Erlebens – ein Ort, der viel Pflege braucht, damit Nahrungsmittel entstehen können. Wein ist aber auch ein Symbol für Frieden und Wohlstand. Passender könnte die Bildsprache kaum sein, denn das CJD Creglingen wird vom "Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands gemeinnütziger e. V. (CJD)" getragen. Dementsprechend bilden christliche Werte wichtige Grundpfeiler im pädagogischen Konzept. Der Rotary Club versteht sich als weltweite Vereinigung von Menschen, für die Bereitschaft zum gemeinnützigen Engagement, Toleranz und der Dienst an der Gemeinschaft Grundlage des Handelns sind. In diesem Sinne wurden Mitte Oktober in Unterschüpf gemeinsam im Weinberg die reifen Trauben gelesen, um daraus Wein herzustellen. Der Verkaufserlös wird zugunsten des CJD Creglingen in Creglingen-Frauental gespendet.
Die Idee zur Zusammenarbeit und zum Sponsoring hatte Clubpräsident Marcus Wirthwein, der dem Rotary Club Bad Mergentheim seit 1. Juli 2021 vorsteht. Im Vorfeld wurden mit Einrichtungsleiter Robert Ileka detaillierte Gespräche geführt, um das gemeinsame Weinlesen zu organisieren, auch stellte Ileka beim jüngsten Clubtreffen das CJD Creglingen vor. Reife Trauben und herrliches Spätsommerwetter lockten in diesen Tagen nun zur Arbeit in den Weinberg.
Ein Team von fünf Jugendlichen des CJD Creglingen, die von Einrichtungsleiter Robert Ileka und Trainer Reiner Oswald betreut wurden, erntete gemeinsam mit fünf Mitgliedern von Rotaract und 20 Rotary-Mitgliedern rund 600 Kilogramm Weintrauben. Aus der Erntemenge können knapp 400 Liter Wein gekeltert werden, mit 100° Oechsle wartet ein richtig guter Spätburgunder in etwa ein bis zwei Jahren auf zahlreiche Konsumenten. Ausgebaut wird der Wein von Jürgen Hofmann in Röttingen, ein sehr renommierter Name im Taubertal. Der Verkaufserlös geht dann wieder auf das Spendenkonto des Rotary Clubs Bad Mergentheim, um weiterhin soziale Projekte in der Region zu unterstützen. Aus dem Rotary-Sparschwein wird aber in Kürze bereits ein Billardtisch für das CJD Creglingen gesponsert, um für die Jugendlichen direkt erlebbar zu machen "Arbeiten lohnt sich: Durch das Helfen beim Weinlesen, habt ihr euch jetzt diesen Billardtisch verdient." Die zeitliche Nähe zum Arbeitseinsatz bedingt das pädagogische Konzept: Nach etwa einem Jahr werden die Jugendlichen entlassen, hätte man mit dem Sponsoring bis zur Ausreifung des Weins und dem Verkauf der Flaschen gewartet, dann hätten die jetzigen Helfer nicht mehr "ihren Lohn" gesehen.
"Die Jugendlichen selbst haben die Begegnung mit dem Rotary Club als sehr angenehm empfunden, sie haben sich sehr gut aufgenommen und angenommen gefühlt", so Reiner Oswald, der als Trainer den Arbeitseinsatz mit den Jugendlichen unter pädagogischen Gesichtspunkten analysiert hat. Es war eine offene Begegnung und beim gemeinsamen Arbeiten und dem obligatorischen Winzervesper im Weinberg konnten tolle Gespräche geführt werden. "Ich fand's echt cool, mal zu sehen, wie Wein geerntet wird. Ich dachte immer, Trauben wachsen nicht schräg, ich habe neue Sachen und nette Leute kennengelernt", so ein 17-Jähriger, der im CJD Creglingen seit Anfang September betreut wird.
CJD Creglingen mit Sitz in Creglingen-Frauental
Erstmals in Deutschland wird seit Herbst 2003 im Kloster Creglingen-Frauental Jugendstrafvollzug in freien Formen betrieben. Die Einrichtung hat im Projekt "Chance" 15 Plätze für junge Gefangene im Alter von 14 bis 21 Jahren aus der Jugendstrafanstalt Adelsheim und in der Jugendhilfewohngruppe Platz für bis zu sechs junge Menschen. Die Mittel dafür kamen in der Anschubphase 2003-2008 von der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH, ehemals Landesstiftung Baden-Württemberg, seit 2009 nun aber aus dem Justizhaushalt beziehungsweise von den jeweils für die Teilnehmer zuständigen Jugendämtern.
Im Projekt durchlaufen die Teilnehmer ein persönlichkeitsforderndes Programm mit streng strukturiertem Tageslauf, schulischer und beruflicher Bildung, sozialem Training, Sport und Freizeitpädagogik. Bislang haben mehrere hundert junge Männer das Projekt beendet. Es wurde von den Kriminologischen Instituten Heidelberg und Tübingen mit positiven Ergebnissen wissenschaftlich begleitet. Die Jugendlichen bleiben in der Regel bis zu 1,5 Jahre im CJD Creglingen in Creglingen-Frauental und können dort einen Schulabschluss erhalten. Die Räumlichkeiten im ehemaligen Kloster Frauental sanieren und renovieren die Jugendlichen in Eigenleistung und stellen sich so selbst moderne Zimmer und Gemeinschaftsräume her. Für den Aufenthaltsraum hatten sich die Jugendlichen den Billardtisch gewünscht, der nun mit der Arbeit im Weinberg finanziert wird.
Daniela Pfeuffer
RC Bad-Mergentheim