Länderausschuss Deutschland-Tschechien-Slowakei
Auch das kann Rotary!
Zum Besuch eines Projektes in der Ukraine fuhren Rotarier in ein Zentrum für Sozialdienste - um die unhaltbaren Zustände dort zu ändern. Ein persönlicher Rückblick
Seit vier Jahren engagieren sich slowakische Rotary Clubs, unterstützt von tschechischen Clubs und nunmehr auch – durch Vermittlung des Länderausschusses – von deutschen Clubs, um das "Zentrum für Sozialdienste" in Jasina, Ukraine. Dieses Zentrum befand sich in einem erbärmlichen, menschenunwürdigen Zustand. Horst R. Tittlbach (RC Bayreuth-Eremitage) berichtet von der Informationsfahrt im November 2019.
"Die als rotarisches Global Grant durchgeführte Maßnahme im Gesamtumfang von 160.000 US-Dollar beinhaltet den Bau einer technologischen Wasserreinigungs- und Wasseraufbereitungsanlage samt Kanalisation, erweitert um eine dringend notwendige Küchensanierung. Für die Küche fehlen jetzt noch 6.100 Euro, die über weitere Spenden deutscher Clubs aufgebracht werden sollen.
Im November 2019 haben wir, drei Mitglieder des Länderausschusses, uns auf die Reise nach Jasina begeben, um uns vom Ergebnis des Projektes einen persönlichen Eindruck zu verschaffen. Die Details dieser Reise lassen erahnen, welche Schwierigkeiten mit einem solchen Engagement verbunden sind, aber auch, welche Erfolge und welche Freude mit dem Projekt erzielt werden können.
Die Stationen der Anreise: Flug nach Košice, Slowakei, Weiterfahrt mit dem PKW 340 km bis Jasina (Fahrtdauer: 10 Stunden) entlang der ungarischen und rumänischen Grenze, Grenzaufenthalt an der ukrainischen Grenze zwei Stunden (trotz Empfehlungsschreiben des Generalkonsuls der Slowakischen Republik in Uzhgarod). Das Zentrum für Sozialdienste, ein ehemaliger Kasernenkomplex aus der K.u.K.-Zeit, dient als Unterkunft und zur Versorgung sozialbehinderter Rentner und von Personen mit körperlicher Behinderung.
Wir wurden über das mit Projektmitteln angelegte Trinkwassersystem, die Kanalisation und die Abwasserentsorgung - erstmals mit einer Kläranlage und Abfluss in den angrenzenden Fluss - informiert sowie über die Ausbesserungen am Heizsystem und an den Räumen. Anhand von Fotos wurde der vorherige Zustand dokumentiert. Wir konnten uns die erbärmlichen, unhygienischen Zustände vor der Sanierung gar nicht vorstellen. Die Bewohner, mit denen wir sprechen konnten, waren glücklich über die Verbesserungen ihrer Lebensumstände.
Anschließend ging es über dieselbe Strecke zurück, mit schmalen Straßenbebauungen, also Dörfern ohne Zentrum. Auffallend sind die zahlreichen herausgeputzten griechisch-orthodoxen Kirchen, deren goldenes Dach die Armut der Umgebung überstrahlt. Zahlreiche Industrie-Ruinen sind Zeugen einer seit der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991 vernachlässigten Wirtschaft. Die Grenze zu Rumänien verläuft auf 55 km unmittelbar am Straßenrand, eine EU-Außengrenze mit Stacheldraht und patrouillierenden, bewaffneten Soldaten. Zeichen dafür, dass in der Region Menschenschleppen und Schmuggel stattfindet.
Übernachtet haben wir in der Grenzstadt Uzhgarod, der Hauptstadt des ukrainischen Verwaltungsbezirks Transkarpatien/Karpaten-Ukraine und haben beim Meeting des RC Uzhgarod-Skala das Miteinander der Rotarier erlebt. In seiner Begrüßung, die für uns ins Englische übersetzt wurde, hieß Präsident Mitsoda Roman uns herzlich willkommen und informierte über die Zusammenarbeit mit dem RC Košice im Rahmen des Projektes Jasina. In meinem Grußwort habe ich herzliche Grüße des deutschen Länderausschusses überbracht und auf den Einsatz Rotarys für die Völkerverständigung hingewiesen. Rotary könne durch sein internationales Netzwerk darauf hinwirken, dass sowohl die eigene Kultur und Identität positiv gefördert, als auch die gegenseitige Toleranz gestärkt werden.
Bemerkenswert war die "Sitzordnung" bei diesem Meeting: ein langer Tisch mit Freunden des örtlichen Clubs und ein Tisch mit uns Besuchern – absolut kein rotarisches Signal! Wir haben in diesen Tagen die Ukraine als ein Land erlebt, das fast 30 Jahre nach der Unabhängigkeit noch kaum einen Fortschritt erzielt hat und das weiter seine Identität zwischen Westorientierung in Richtung EU und Nato und den historischen Bindungen an das östliche Nachbarland Russland sucht. Nach Überschreiten der EU-Außengrenze hatten wir wieder gepflegte Straßen, Häuser und Gärten: die Slowakei, ein EU-Land mit Euro, modern und offen.“