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Distrikt

Clubgeschichte ist Zeitgeschichte

Distrikt - Clubgeschichte ist Zeitgeschichte
Der Nationalpark Hohe Tauern ist der größte Nationalpark im Alpenraum. Als Initiator gilt Albert Wirth, 1932 ein Gründungs mitglied des RC Villach. Er schenkte als Großgrund besitzer dem Alpenverein die Glocknergruppe und wollte einen Nationalpark für Österreich schaffen. © Nationalpark Hohe Tauern/Mussnig

Am 11. März 2023 feiert der Rotary Club Villach die 90-jährige Charterfeier. Die Clubgeschichte ist Spiegelbild der Zeitgeschichte, erzählt von einem Historiker.

Claus Reitan01.03.2023

Es sind die historischen Ereignisse des 20. Jahrhundert und die geographische Lage am Schnittpunkt von drei Kulturkreisen – germanisch, romanisch und slawisch – , die dem Rotary Club Villach "von Anfang an eine besondere strategische Bedeutung" gaben. Worum es ging, wie es dazu kam und welche herausragenden Persönlichkeiten dem RC Villach ab seiner Gründung angehörten, das schildert der Historiker André T. Hensel (RC Villach) in seinem Beitrag "90 Jahre Rotary Club Villach: Der südlichste deutsche Grenzclub in den 1930er-Jahren" in Carinthia (1/2022), dem 212. Jahrgang der Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten.

Gegründet wurde der Rotary Club Villach am 21. September 1932, nach RC Klagenfurt der zweite Rotary Club in Kärnten und der elfte RC in Österreich. Im damaligen Distrikt 73, der das Deutsche Reich und Österreich umfasste, war er der 73. Club. Gleichzeitig war dies die letzte rotarische Clubgründung in Österreich vor dem Zweiten Weltkrieg, genauer: Vor der von der Gestapo 1938 befohlenen und überwachten Auflösung der Clubs nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, wo sich die Clubs bereits 1937 auflösen mussten.

Villach war damals, zu Beginn der dreißiger Jahre, eine dynamisch wachsende Stadt, die bis 1918 an einer Nebenstrecke der Südbahn lag, die jedoch nach 1918 zur Hauptstrecke der Südbahn wurde. Und Villach war die größte Stadt Österreichs, die kein Statut und keinen Rotary Club hatte. Beides sollte sich ändern, liefen doch parallele Entwicklungen dazu ab.

Der RC Villach erfreute sich, wie es sein Chronist beschreibt, bei seinen Meetings einer überdurchschnittlichen Präsenzquote und zu zählte zu den aktivsten Clubs in Deutschland und in Österreich: Mit einer Präsenzquote von 80,65 Prozent lag der RC Villach an der hervorragenden achten Stelle und bei den Auslandsbesuchen an elfter Stelle, berichtet Hensel in seinem historisch präzis recherchierten und aufbereiteten Beitrag unter Verweis auf das Rotary Archiv in der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig.

2023, rc villach, intercity meeting
Historische Aufnahme aus dem Feber 1938 (nur einen Monat vor dem Anschluss und Verbot!) in der internationalen Mitgliederzeitschrift „The Rotarian“: Das Foto zeigt die Teilnehmer eines Alpen-Adria-Intercity-Meetings im damaligen Clublokal, dem Villacher Parkhotel. Gäste des RC Villach waren rotarische Abordnungen aus Klagenfurt, Laibach/Ljubljana und Triest/Trieste. © RC Villach

Für den RC Villach standen ab der Gründung neben der gesellschaftlichen Bedeutung – zu seinen Mitgliedern zählten neben anderen auch bedeutsame Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Architektur – und dem internationalen Austausch nach Süden auch karitative Aktivitäten im Vordergrund. Die ersten erfolgreichen Jahre endeten 1938. Nach 1945 wurde – ebenso erfolgreich – das Club-Motto wieder gelebt: "Per tenebras ad lucem" (Durch die Dunkelheit zum Licht).

Claus Reitan

Claus Reitan (RC Wien-Albertina) ist Journalist, Autor und Moderator zu den Themen Politik und Gesellschaft (Österreich) und Nachhaltigkeit. Reitan war Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung, der Tageszeitung Österreich und der Wochenzeitung Die Furche. unter anderem veröffentlichte er die Monographie „Die neuen Völkerwanderungen – Ursachen der Migration“. Dazu betreibt Reitan die Webseite nachhaltigkeitskommunikation.at.

©Foto Formanek, Wien