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Veröffentlichung

Die Seele der Rotary Clubs

Veröffentlichung - Die Seele der Rotary Clubs
Governor Henning von Vieregge gibt mit Kollegen ein Buch heraus. Ein Ausschnitt aus dem Beitrag von Hermann Ufer ist im Folgenden veröffentlicht. © www.neueufer.de

Für Governor Henning von Vieregge spielt der Heimat-Club eine große Rolle. Das von ihm herausgegebene Buch beinhaltet auch eine Hommage an die rotarische Heimat.

27.05.2021

Wie erfasse ich das Seelenleben meines Clubs?

Es gibt hard facts und soft facts, die für mich die Seele des Clubs maßgeblich bestimmen:

  • Hard facts: Frauen-Anteil, Diversität, Durchschnittsalter, Meeting-Location, Meeting-Rhythmen und -zeiten, Partner-Clubs, Mitgliederanzahl und -struktur, Vortragsprogramm und -qualität, Kontakt zu anderen Clubs der rotarischen Familie, Projekt-Prioritäten und -Intensitäten, Teilnahme an Projekten und Clubaktivitäten, Inklusion der (Ehe-)Partner, Schwerpunktthemen, soziale Aktivitäten etc.
  • Soft facts: Respekt, Toleranz, Streit-Kultur, Homogenität, Sympathie, Engagement, Ehrlichkeit, Nachhaltigkeit, Meetingatmosphäre, intellektuelles Niveau, Liebenswürdigkeit, Kontaktpflege über alle Generationen hinweg, Mitmenschlichkeit, Hands-on-Mentalität, Verlässlichkeit, Vertrauen, spannende Persönlichkeiten, Empathie, Freundschaften, Aufmerksamkeit etc.

Hermann Ufer, Unternehmensberater, Marken- und Marketingfachmann, Dozent für Marketing an der Hochschule Rhein-Main und Geschäftsführer der Firma Neue Ufer, RC Wiesbaden-Nassau


Dann gibt es die ganz persönliche Fragen und Antworten, bezogen auf meinen Club:

Wie viele echte, neue, dauerhafte Freunde habe ich beziehungsweise haben meine Frau und ich dort gefunden?

- Mindestens zehn, was im fortgeschrittenen Alter einem Wunder gleichkommt!

Wie oft habe ich bei Meetings in wechselnden Gruppierungen am Tisch gesessen und mich dabei so richtig gut unterhalten und wohlgefühlt?

- Nahezu immer!

Wie intensiv freue ich mich auf gemeinsame Aktivitäten wie Club-Reisen, Kaminabende, Ämterübergaben etc.?

- Meistens!

Wie stark identifiziere ich mich gerade mit meinem Club, wenn ich schon mehrere andere kennengelernt habe?

- Sehr!

Wie viele Clubs im Club haben sich gebildet, die ich als geschlossene Gesellschaften wahrnehme?

- Wenige!

Wie aktiv werden neue Mitglieder in den Club integriert?

- Noch nicht ausreichend!

All das lässt sich mehr oder weniger realistisch in einer Umfrage feststellen, die — wenn sie professionell gemacht ist — in den Zielgruppen

  • Mitglieder
  • Partner-Clubs im Distrikt/im Ausland/in der romanischen Familie, konkurrierende soziale Clubs
  • umgebende Öffentlichkeit/Institutionen/Firmen

zu einem Selbst- und Fremdbild zusammenwächst. Dabei kann man sich aber auch zunächst nur auf die eigenen Mitglieder fokussieren, um die Stimmung sowie die aktuelle Situation zu eruieren. Das könnte vom Vorstand initiiert werden und sollte dann von der Mehrheit der Mitglieder begrüßt/begleitet/getragen werden, damit der Sinn verstanden wird und das Involvement gesichert ist. Hier hat es aktuell schon Initiativen im Distrikt 1820 gegeben, die ein spannendes Bild zeichnen.

Wozu soll das gut sein?

Auch wenn so eine Umfrage nur eine Momentaufnahme ist, so spiegelt sie dennoch die Meinungen und Einstellungen der Mitglieder über einen längeren Zeitraum wieder. Dieses gewachsene Bild wird sicherlich nicht einheitlich ausfallen. Da wird es Freundinnen und Freunde geben, die den Club kritisch sehen und deren Zugehörigkeitsgefühl wenig ausgeprägt ist. Und es wird Enthusiasten geben, die sich zu 100 Prozent mit dem Club identifizieren. Am Ende sind die Proportionen entscheidend, wie was gesehen, gefühlt, geliebt, kritisiert wird.

Häufen sich signifikant bestimmte Meinungen, Einstellungen, Emotionen, Fakten, Kritiken, Wünsche, Schwingungen, dann sind das die Faktoren, aus denen die Seele des Clubs gemacht ist. Ich fände es als Aufnahme-Kandidat höchst spannend zu wissen, was die Seele meines möglicherweise zukünftigen Clubs zusammenhält. Ferner kann ich mir vorstellen, dass es für den Vorstand beziehungsweise den Aufnahmeausschuss hilfreich wäre, aus der ermittelten "Club-Seele" ein Anforderungsprofil an zukünftige Aufnahmekandidaten abzuleiten, allerdings ohne Gefahr zu laufen, immer nur Menschen gleichen Schlages in den Club zu holen. Denn ein Clubleben unterliegt auch dem Zeitgeist und sollte nicht vom Mainstream eines bestimmten Menschentyps dominiert werden.


Hermann UferDer Text ist ein Ausschnitt aus einem längeren Beitrag, entnommen dem Buch von Henning v. Vieregge, Reinhard Fröhlich, Hans-Werner Klein (Hrsg.): Clubleben im Stresstest, Rotary in der Pandemie — und danach?,  bestellbar ab 1.6. im Shop des Rotary Verlags und über die Homepage des Rotary-Distrikts 1820. Mehr Infos bei rotary-buch.neueufer.de