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Was bringt Begleitforschung?

Veröffentlichung - Was bringt Begleitforschung?
Governor Henning von Vieregge gibt mit Kollegen ein Buch heraus. Ein Ausschnitt aus dem Beitrag von Prof. Alexander Haas ist im Folgenden veröffentlicht. © www.neueufer.de

Für Governor Henning von Vieregge ist in seinem Wirken die Frage wichtig: Wie kann Rotary von Forschung profitieren? Ausschnitte aus einem Buch, das er nun herausgibt, zeigen Antworten.

21.05.2021

Warum das Clubleben von Begleitforschung profitieren kann

Die Clubs sind die eigentliche Heimat der Rotarier. Dort trifft man sich im Freundeskreis, diskutiert, holt sich Anregungen und neue Perspektiven und bereitet Aktivitäten vor und nach. Wie seltsam mag es daher angemutet haben, als der Governor als Vorbereitung seiner Besuche in den Clubs des Distriktes 1820 einen Fragebogen verteilt hat, um diese Heimat in groben Zügen zu kartographieren. Aber von Forschung, die rotarische Aktivitäten begleitet, können Clubs immens profitieren.

Was ist Begleitforschung?

Begleitforschung ist ihrem Wesen nach Forschung. Insofern geht es um die zweckorientierte Sammlung, Aufbereitung, Analyse und Interpretation von Daten über einen Betrachtungsgegenstand. Ein solcher Betrachtungsgegenstand kann zum Beispiel das Clubleben sein, wie es bei der Befragung des Governors der Fall war. Es kann sich aber auch um ein in der Zukunft geplantes Projekt handeln, das man als Club (oder in einer anderen rotarischen Konstellation) durchführen möchte. In jedem Fall geht es darum, den Betrachtungsgegenstand besser zu verstehen.


Prof. Dr. Alexander Haas, Inhaber der Professur für Marketing an der Justus-Liebig-Universität Gießen,  RC Gießen-Altes Schloss


Begleitforschung ist angewandte Forschung. Als solche ist sie nah an Aktivitäten, etwa im Hinblick auf vorhandene Herausforderungen oder angedachte Projekte. Man denke etwa an die im vorangegangenen Beitrag für manche Clubs herausgearbeiteten Themen der Überalterung oder des Attraktivitätsverlusts, aber auch an die dort genannte Absicht, gemeinsam Gutes zu tun. Wie könnte und sollte man solche Themen als Club angehen? An derartigen Fragen setzt Begleitforschung an. Sie lässt sich bei der Erstellung von Konzepten, der Unterstützung der Umsetzung und der Überprüfung der Zielerreichung einsetzen.

Inwiefern kann Begleitforschung den Clubs helfen?

Verstehen verbessert Entscheidungen und Aktivitäten. Dieser Grundidee folgt Begleitforschung. Um ein Gefühl für ihren möglichen Nutzen zu bekommen, muss man nur überlegen, wie ein Club ohne Begleitforschung urteilt und entscheidet. Die individuellen Meinungen und Erfahrungen der Clubmitglieder und mehr oder weniger umfangreiche Diskussionen untereinander führen zu bestimmten Sichtweisen und Urteilen, welche wiederum die Clubaktivitäten prägen. Das muss nicht schlecht sein – und ist es vielfach auch nicht. Schließlich setzen sich die Clubs aus sehr erfolgreichen Persönlichkeiten zusammen. Aber solche sehr subjektiv gewonnenen Ergebnisse können als "Group Think" auch deutlich an der Realität vorbei gehen.

Sind Rotarier engagiert, offen und einfach nett, wie sich Clubs und ihre Vertreter laut Befragung des Governors selbst sehen? Oder werden sie von außen als verschlossen, arrogant und aus der Zeit gefallen wahrgenommen? Nimmt die breite Öffentlichkeit das große Engagement von Rotary bei End Polio Now wahr, welches immerhin das größte Projekt ist, das Rotary in seiner Geschichte je angepackt hat? Oder denkt sie bei "Deckel gegen Polio" nur an Abfallbehälter – oder an gar nichts? Und hätte man Geld und Engagement für ein durchgeführtes Service-Projekt nicht besser in ein anderes gesteckt? Oder das ausgewählte Projekt mit niedrigerem Aufwand und/oder mehr Ergebnis durchführen können? Und überhaupt: Was wären starke Ideen für unseren Club, auf die wir in unserem Club nicht kommen? Die richtigen Antworten auf derlei Fragen bestimmen offensichtlich in hohem Maße die weitere Entwicklung und den gesellschaftlichen "Impact" der Clubs und von Rotary insgesamt. Die richtigen Antworten lassen sich aber nicht von innen und durch die eigene, subjektive Meinung finden. Die richtigen Antworten ergeben sich vielmehr aus Informationen und Evidenz, wie sie Begleitforschung systematisch liefert.

Begleitforschung: Nur Mut!

Begleitforschung kann Clubs in vielerlei Weise nutzen. Dieser Nutzen basiert insbesondere auf den generierten clubspezifischen Informationen. Sehr wertvoll sind aber auch die Diskussionen im Zuge der Konzeption und Durchführung von Begleitforschung ("Der Weg ist das Ziel.") und die Möglichkeit, die eigenen Informationen mit anderen Clubs auszutauschen und so voneinander zu lernen.

Alexander Haas


Der Text ist ein Ausschnitt aus einem längeren Beitrag, entnommen dem Buch von Henning v. Vieregge, Reinhard Fröhlich, Hans-Werner Klein (Hrsg.): Clubleben im Stresstest, Rotary in der Pandemie — und danach?,  bestellbar ab 1.6. im Shop des Rotary Verlags und über die Homepage des Rotary-Distrikts 1820. Mehr Infos bei rotary-buch.neueufer.de