RC Hof-Bayerisches Vogtland
Ein Platz für Trauer und Hoffnung
Der RC Hof-Bayerisches Vogtland, die Stadt Hof und der Landkreis Hof haben - wie bereits im Dezember 2021 berichtet - eine Erinnerungsstätte für die Corona-Toten geschaffen. Der international bekannte Dichter Eugen Gomringer hat die passenden Worte gefunden.
Die Sonne strahlt über den Untreusee, auf einer vom Sturm verwüsteten Fichtenpflanzung stehen neue Bäumchen gepflanzt: Wildkirschen sind da und auch ein paar Esskastanien, von denen schon einige länger am See gedeihen. Ein schmaler Pfad läuft durch den kleinen, noch sehr lichten Hain und mündet nun in den Platz an einer Granitstele. Hier darf nahe des Ufers stehend oder auf einer Ruhebank sitzend der Corona-Toten gedacht werden.
Der Rotary Club Hof-Bayerisches Vogtland, die Stadt und der Landkreis Hof haben damit ein gemeinsames Zeichen gesetzt. Maria Mangei, Präsidentin des ideengebenden und spendenden Clubs, erklärte bei einer kleinen Feierstunde die Idee. "Wir möchten der langen Zeit der Hoffnungslosigkeit begegnen, in der vor allem zu Beginn die Rituale des Abschiednehmens nur eingeschränkt oder gar nicht begangen werden konnten", sagte sie. An dieser Stätte der Erinnerung könne Mut und Zuversicht für die Zukunft gesammelt werden. Es seit das Jubiläumsprojekt des Rotary Clubs zum 20. Jahr des Bestehens.
Der international bekannte Dichter Eugen Gomringer, inzwischen 97-jährig und Mitglied des Rotary-Clubs, hatte sich sofort für die Idee begeistert. Seine Worte "Wer dem Corona-toten / Freund gedenkt / Ihm hier den Baum / des Friedens schenkt“ wurden auf dem Waldstein-Granit von Steinmetz Norbert Schlick aus Zell verewigt.
"Sprachkürze gibt Denkweite" zitierte Stefan Gomringer, der Sohn des Schriftstellers und Dichters. Sein Vater habe die Worte ersonnen in einem Rhythmus, wie er auch bei Jean Paul zu finden sei. Zur Stele selbst sagte er: "Ich bin begeistert." Es sei eine wunderbare Aufgabe, für und auf Stein zu arbeiten. Die Granitsäule, in Verbindung mit dem dreiteiligen Tor auf der Spitze, weise den Weg.
"Eine Gesellschaft, die Leid verdrängt, wird Schaden nehmen.“" Dieses Zitat von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, zitierte Maria Mangei. Es sei wichtig, an alles Leid zu erinnern, aber auch die nicht zu vergessen, die unter den Spätfolgen leiden oder wirtschaftliche Not zu erdulden hatten.
Zwei Jahre Pandemie sind zwei Jahre von unermesslichem Leid, von Einsamkeit und Trostlosigkeit. Zwei Jahre Pandemie sind auch 408 an und mit Corona Verstorbene in Stadt und Landkreis Hof. Es ist noch nicht zu Ende: Erst kürzlich lagen in den drei Kliniken von Stadt und Land noch 58 Coronakranke stationär.
"Wir haben uns in der Pandemie gegenseitig viel zugemutet. Wir haben viele Verluste erlitten. Nun brauchen wir Zuversicht", betonte Oberbürgermeisterin Eva Döhla. Jeder sei betroffen, Alte und Junge, Senioren und Schüler. Doch nicht jeder sei auf die gleiche Weise getroffen worden. "Manche konnten im Homeoffice bleiben, andere mussten an ihre Arbeitsstellen." Wer in beengten Wohnsituationen lebe, habe viel mehr Ansteckungsrisiken gehabt. "Und wir wussten doch schon immer, dass arme Menschen eher krank werden." Nun seien sie erneut heftiger vom Virus getroffen worden.
Die Oberbürgermeisterin dankte den Rotariern für die großzügige Spende und die Idee. Dieser Gedenkhain, angelegt durch die Stadt, sei Mahnung zugleich an die Zweifler. "Dieser neugestaltete Ort hat keine Enge, sondern eine Weite", erklärte sie erfreut.
Die Einweihung passe gut in die Osterzeit. Hier würde auch dem Tod und dem Schmerz das Licht der Hoffnung und der Zuversicht geschenkt, so Döhla.
Für den Landkreis, der künftig für die Pflege des Wäldchens sorgen wird, war der stellvertretende Landrat Frank Stumpf dabei. "Das Virus hat unsere Gesellschaft verändert", sagte er. Viele Menschen seien gestorben, viele Angehörige hätten viel einstecken und viel ertragen müssen. "Hier wird mit der Stele und dem Gedenkhain den Menschen Gelegenheit gegeben, alleine oder miteinander nachzudenken." Das sei ein gutes Zeichen, lobte Stumpf. Weitaus besser, als von einem neuen "Killervirus" zu sprechen. Das bedeute doch nur neue Angst und Unsicherheit. "Wir brauchen aber Hoffnung und Zuversicht." Es dürfe nicht um Spaltung gehen, sondern um Zusammenhalt. "Wir sind alle ein Teil der Gesellschaft."
Nach der Trauer, nach den größten Katastrophen gehe der Alltag weiter – aber anders. Mit nachdenklichen Worten der Trauerbegleitung machten Pfarrer Holger Fiedler und Pfarrer Thomas Persitzky den Anwesenden Mut – zur Trauer, zum Nachdenken, zur Gemeinsamkeit. "Diese Stele möge ein Anstoß sein, aus der Krise hin zur Hoffnung zu finden."
Kerstin Dolde