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Engen

„Lieber ertrinken als verhungern“

Engen - „Lieber ertrinken als verhungern“
Hilfe zur Selbsthilfe: Ein rotarisches Projekt in Benin soll Landflucht verhindern © RC Ulm-Donaubrücke

Ein Projekt des Rotary Clubs Ulm-Donaubrücke hilft, der Landflucht in Benin (Westafrika) entgegenzuwirken

Ulrike Vogt01.05.2023

Benin ist mit zwölf Millionen Einwohnern, davon 42 Prozent jünger als 15 Jahre, eines der ärmsten Länder der Welt und leidet unter der Landflucht vor allem im nördlichen Teil. Die Böden sind ausgelaugt, die Landwirtschaft kleinteilig und die Erträge zu gering. „Lieber im Mittelmeer ertrinken als auf dem Feld verhungern“, so brachte ein junger Afrikaner aus dem Norden Benins seine Perspektivlosigkeit auf den Punkt.

2011 hatte die Landflucht ein solches Ausmaß erreicht, dass der König des Volkes der überwiegend im Nordosten ansässigen Bariba nach Hilfe für Gegenmaßnahmen suchte. Er sagte der Präsidentin der deutschen NGO Wema-Home, Marianne Dötzer, die seit Jahrzehnten mit Projekten in Benin tätig ist, 600 Hektar Land zur landwirtschaftlichen Bearbeitung zu. Mit der Perspektive, eigenen Grund und Boden zu bewirtschaften, sollten die jungen Leute in ihrer Heimat gehalten werden. Nach Versammlungen mit Bauern in 72 Dörfern und einem Besuch der Felder arbeiteten die Beniner Agraringenieure und Betriebswirte ein Curriculum für eine dreijährige Schulung aus. Dabei ging es nicht nur nicht um moderne und ökologische Landwirtschaft, sondern auch um die gemeinschaftliche Vermarktung der Ernten. Die deutsche NGO finanzierte die ersten Schritte.

433 Jungbauern geschult

Projektziele und Größe der Fläche bedurften jedoch einer substanzielleren Förderung. Marianne Dötzer wandte sich daher an Hans-Peter Richter (RC Ulm-Donaubrücke), der ebenfalls eine jahrzehntelange Beziehung zu Benin hat.  Mit Erfolg: Der Club beantragte einen Global Grant in Höhe von 182.000 Dollar. Die zweijährige Förderung mit Beginn im Jahre 2020 umfasste Investitionen – Kauf von Traktor und Lkw – sowie Löhne der einheimischen Fachleute. Mittlerweile wurden 433 Jungbauern geschult, 45.200 in eigener Baumschule gezogene Nutzbäume gepflanzt (Cashew, Karité, Baobab) und bisher nie erreichte Ernteerträge (unter anderem Sesam, Mung, Gemüse) gemeinschaftlich vermarktet. „Nach dem Aushändigen der Erlöse stand ein Teil der Bauern einfach nur still, andere weinten, so überwältigt waren sie von ihrem eigenen Erfolg“ so der Projektleiter.

König und Hofstaat empfingen Ende Januar die rotarische Delegation aus Ulm mit großem Dank für ihr Engagement: „Schon jetzt lässt die Abwanderung der Jungen merklich nach“, versicherte der König.  

In der Vergangenheit hatte der RC Ulm-Donaubrücke in Benin bereits zwei Projekte gefördert: Einrichtung der Berufsfachschule für Physiotherapie und eine Ausbildungsstätte für junge Fraue, beide sind autark und erfolgreich.

Ulrike Vogt

Ulrike Vogt (RC Müllheim-Badenweiler) verheiratet, drei erwachsene Kinder, Musikerin (Musikhochschule Freiburg) und Musikpädagogin.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Thomas Vogt leitet sie die Initiative "Musik für den Frieden" mit dem Ensemble MIR, ein zivilgesellschaftliches Austauschprojekt von jugendlichen russischen und deutschen Musikern und Tänzern. Ulrike und Thomas Vogt  haben zusammen mit ihrem russischen Partner Andrey Korjakov für "Musik für den Frieden" den Göttinger Friedenspreis 2022 erhalten. Distriktreporterin im Distrikt 1930 seit 2020, Assistant Rotary Public Image Coordinator (ARPIC) Zonen 15&16.
Kontakt über E-Mail: Rotary-Magazin@distriktbeirat.de

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