https://rotary.de/clubs/distriktberichte/rotary-muss-politischer-werden-a-16230.html
Distrikt

Rotary muss politischer werden

Distrikt - Rotary muss politischer werden
Mit dem Global Grant des Distrikts wird die Landwirtschaft so umstrukturiert, dass die Bodenerträge auch unter schwierigen Bedingen steigen. © Rolf Hauser, RC Abstatt-Laufen

Interview mit Thomas Christ (Rotary Club Stuttgart-Weinsteige), seit dem 1. Juli im Amt des Governors für den Distrikt 1830.

01.07.2020

Gleich zu Beginn ganz direkt: Sehen Sie angesichts der Coronakrise optimistisch oder pessimistisch in die rotarische Zukunft?

Optimistisch – gerade wegen der Coronakrise. Ich denke, dass wir uns und der Welt bewiesen haben, dass wir in jeder Hinsicht handlungsfähig sind. Dies gilt natürlich in erster Linie für die zahlreichen Hilfsprojekte, die von den einzelnen Clubs sehr schnell und effektiv durchgeführt worden sind, aber auch für die schnelle Umstellung auf Online-Meetings.

Es gibt immer wieder Diskussionen darüber, inwieweit Rotary politisch sein muss oder sein darf. Ist das für Sie eine provokative Frage?

Überhaupt nicht, sondern eher dringende Notwendigkeit: Rotary muss definitiv politischer werden. Selbstverständlich nicht im Sinne von Parteipolitik oder gar einer Wahlempfehlung, sondern im Sinne einer offensiven und nachhaltigen Darstellung und Verteidigung unserer rotarischen Werte. Wenn ich mir zum Beispiel ansehe, wie nachlässig und verantwortungslos wir mit der Idee der Europäischen Einigung umgehen, so denke ich, dass dringender Handlungsbedarf gegeben ist. Paul Harris hat einmal gesagt: „Rotary muss von Zeit zu Zeit revolutionär sein.“ Ich denke, wir leben gerade in einer derartigen Zeit.

Das heißt, Sie setzen hier einen Schwerpunkt?

Zunächst einmal planen wir sechs konfrontative Diskussionsveranstaltungen in Aalen, Heilbronn und Pforzheim mit Andreas Rödder (RC Mainz), dem laut Tagesspiegel „Historiker der Stunde“ sowie Dr. Christoph Sauer, Direktor des Landesgymnasiums für Hochbegabte, zu den Themen Deutschland in Europa sowie Begabung, Bildung und beruflicher Erfolg. Des Weiteren werden wir im Dezember 2020 und im März 2021 mit hochkarätigen Referenten zwei große Rotary-Foren in Stuttgart durchführen, die sich mit den Fragen „Zerbricht unsere Gesellschaft?“ und „Gutes Geld – schlechtes Geld: Zum Verhältnis von Ökologie und Ökonomie“ beschäftigen werden.

Klingt nach einem ambitionierten Programm.

Ich denke, wir haben in der Vergangenheit unter anderem mit unserem großen Distrikt-Grant-Projekt in Indien unter der Leitung von Hans Mehlhorn (RC Stuttgart-Weinsteige), das mit einem Volumen von über 400.000 Euro bis zu 3000 Kleinbauern einen Ausweg aus der Armut öffnet, bewiesen, dass wir große Herausforderungen stemmen können.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Auf die Begegnung mit möglichst vielen Freundinnen und Freunden – sei es virtuell oder persönlich.