#keeprotaryfresh
Was sagt Rotary zu Partneraufnahmen?
Diesmal: Nicht ohne meine Frau – nicht ohne meinen Mann! Ein Interview mit Hans-Eckhard Langer, Governor des Distrikts 1870.
Wie oft haben wir das schon gehört: Partnerinnen aufnehmen? Warum denn? Sie können doch einfach mitkommen! Und: Das darf ein Club nicht. Das wird nicht gern gesehen.
Dabei kann die Partneraufnahme doch helfen, neue Rotarier zu gewinnen. Meist sind die Partnerinnen und Partner eh schon überzeugte Rotarier, im Herzen. Also eine Chance für Neuaufnahmen? Für #keeprotaryfresh? Das Gespräch mit Governor Hans-Eckhard Langer führte Mitgliedschaftsbeauftragte Andrea Benstein:
Bevor wir tiefer in das Thema "Aufnahme von Partnern" einsteigen, die Gretchenfrage: Ist diese überhaupt erlaubt? Und ist die Aufnahme von Paaren erlaubt?
Liebe Andrea, es gibt in der Tat das Gerücht, dass Partner nicht in denselben Rotary-Club aufgenommen werden dürfen. Und in der Tat sehe ich es in der Praxis auch immer wieder, dass zum Beispiel beide Ehepartner bei Rotary sind, aber in verschiedenen Clubs.
Was ihnen das Leben manchmal etwas schwierig macht, so beispielsweise, wenn die beiden unterschiedlichen Clubs zum gleichen Termin ihre Clubreise machen und dann die Frage ansteht, ob sich das Paar für die gemeinsame Teilnahme an der einen oder anderen Clubreise entscheidet oder ob beide getrennt an der Fahrt ihres jeweiligen Clubs teilnehmen. Um aber auf Deine Frage zu antworten: Selbstverständlich können Partner im selben Club aufgenommen werden, und es gibt sogar Clubs, die sich bewusst darüber definieren.
Es erscheint selbstverständlich, aber trotzdem halten sich hartnäckig die Vorurteile, dass dies nicht erlaubt sei. Woran liegt das?
Ich kann Dir nicht sagen, woher dieses Gerücht stammt.
Bei Trennung kein Rosenkrieg!
Ein Gegenargument zur Partneraufnahme, den Clubs immer wieder anführen: Das Paar könnte sich trennen, was machen wir dann? Zu wem halten wir?
Trennungen im Freundeskreis sind immer eine Herausforderung für alle Beteiligten, auch außerhalb von Rotary. Der mögliche Fall einer Trennung kann und darf aber aus meiner Sicht kein Argument dafür sein, mit einem Ehepaar nicht Freundschaft zu schließen, und genauso kann und darf es aus meiner Sicht auch kein Argument sein, ein Paar nicht in denselben Rotary-Club aufzunehmen.
Wobei man schon darauf schauen sollte, wie stabil die Beziehung erscheint. Und um den zweiten Aspekt Deiner Frage aufzugreifen: Zu wem halten wir? Die hohe rotarische Schule wäre es, in einem solchen Fall weder zu der einen noch zu der anderen Seite zu halten, und für den worst case, sich nicht an einem möglichen Rosenkrieg zu beteiligen. Was alles leichter gesagt als getan ist, aber die rotarische Regel sollte es sein.
Man könnte auch von einer anderen Seite kommen: Wir haben ja unsere rotarische Freundschaft nicht mit dem Paar geschlossen, sondern mit den beiden einzelnen Personen, die dieses Paar ausmachen oder ausgemacht haben, und warum sollte diese rotarische Freundschaft mit den jeweiligen Einzelpersonen daran scheitern, dass es zwischen den beiden Partnern nicht mehr funktioniert?
"Für Frauen gibt es doch Inner Wheel !"
Ein anderes Gegenargument ist: Wenn ich einen Partner, eine Partnerin aufnehme, muss ich dann alle aufnehmen? Auch die, die ich gar nicht haben will? Produziere ich da Streit und Enttäuschungen?
Am einfachsten ist es, wenn sich die Aufnahme von Partnern oder Partnerinnen an den Maßstäben orientiert, die auch sonst gelten, will heißen: Wenn wir Mann oder Frau in unseren Club aufnehmen wollen, warum sollte die Aufnahme daran scheitern, dass die beiden zusammen sind? Oder anders: Wenn die beiden Personen in zwei verschiedene Rotary-Clubs aufgenommen werden können und sollen, warum dann nicht zusammen in denselben Club?
Für die Frauen gibt es doch Inner Wheel, was sollen sie bei Rotary? Ebenfalls gängig. Was hältst Du von diesem Argument? Und was machen dann die Männer, aber das ist ein anderes Thema (lacht).
Für Frauen gibt es zum Beispiel auch die Soroptimisten oder Zonta, und für die Männer gibt es zum Beispiel auch Lions (lacht). Scherz beiseite: Viele Rotarier glauben, Inner Wheel sei die rotarische Frauen-Organisation. Richtig ist zwar, dass Inner Wheel 1924 in Manchester von Ehefrauen von Rotariern gegründet wurde, Tatsache ist aber auch, dass Inner Wheel von Beginn an eine selbständige Organisation ist, in der seit einem Beschluss der Welt-Konferenz 2012 in Istanbul auch Frauen ohne rotarischen Hintergrund Mitglied werden können.
Interessant, das dürfte nur wenigen Rotariern bekannt sein! Welchen Benefit hat ein Club von der Aufnahme von Partnerinnen und Partnern? Warum lohnt sich das für den Club?
Aus meiner Sicht kann diese Frage nicht in gleicher Weise für alle Clubs beantwortet werden. Wenn wir in unserem Distrikt 1870 bleiben: Ich erlebe Rotary hier sehr divers mit sehr traditionellen Business-Clubs auf der einen Seite und sehr serviceorientierten Clubs auf der anderen Seite. Im ersten Fall wird ein Club von der Aufnahme von Partnern profitieren, wenn sich dadurch das Netzwerk erweitert und verbreitert, im zweiten Fall davon, dass die personelle Ressource für die Serviceprojekte vergrößert und verstärkt wird.
Amor beim Mittagsmeeting
Und welche Vorteile hat dies für die Paare?
Einen Vorteil habe ich oben schon erwähnt: Sie können beide gemeinsam an der Clubreise teilnehmen (schmunzelt). Um auch hier auf den ernsten Kern zu kommen: Für Partner in einer funktionierenden Partnerschaft ist gemeinsame Zeit ein hohes und sehr wertvolles Gut, und mit der gemeinsamen Zeit bei Rotary wird ihnen ein Stück einer sehr wertigen gemeinsamen Zeit geschenkt.
Gerade bei Neugründungen spielt die Paaraufnahme eine große Rolle, warum?
Weil es die Bereitschaft von Kandidaten und Kandidatinnen erhöht, sich auf das Abenteuer Rotary einzulassen.
Manchmal schlägt Amor beim Mittagsmeeting zu. Es hält sich hartnäckig, dass dieses neue Paar dann den Club verlassen muss. Oder dass zumindest einer gehen muss. Das ist doch Unsinn?
Unsinn. Der Club sollte gemeinsam mindestens mit Sekt, besser mit Champagner auf das neue Glück anstoßen und sich freuen, dass es eine Clubkultur gibt, in der eine solche Beziehung wachsen und gedeihen kann.
Im Ergebnis Partner erster und zweiter Klasse?
Was rätst Du Clubs, die sich nach Jahren der Ein-Mann-ein-Frau-Politik zur Partneraufnahme entscheiden? Wen sollte man einbeziehen, was sollte man beachten?
Die erste und wichtigste Frage, die und der sich ein solcher Club stellen muss, ist: Wie denken die Partnerinnen und Partner darüber, die bis zu diesem Zeitpunkt den Partner-Status und nicht den Mitgliedschafts-Status innehatten und haben? Können sie dann ab sofort auch Mitglieder werden? Wenn nicht, mit welchem Argument nicht? Gibt es dann im Ergebnis Partner erster und zweiter Klasse? Ehefrauen, die bei Kuchenbacken, Glühweinausschank auf dem Weihnachtsmarktstand oder als Servicekräfte bei Charity-Dinnern gerne gesehen sind, die aber an der Clubversammlung nicht teilnehmen und abstimmen dürfen, wohingegen dieses Recht aber den neu aufgenommenen Partnern zusteht?
Vor diesem Hintergrund sind klare und sehr transparente Kriterien erforderlich, nach denen die Aufnahme geregelt ist. Und was bei Clubneugründungen zu einem Segen werden kann, kann sich bei traditionellen Clubs zu einem Fluch entwickeln. Allgemein gilt, was für jede solch eingreifende Veränderung von zentraler Bedeutung ist: Professionelles Change Management, und dabei insbesondere bereits initiale Einbindung aller Betroffenen, Transparenz der Absichten und Ziele, diplomatisches Geschick sowie offene, ehrliche und permanente (!!!) Kommunikation!
Andrea Benstein: Vielen Dank für die Einordnung!
Wenn auch Ihr Themen habt für #keeprotaryfresh oder Ideen, wie man Menschen für Rotary begeistern kann: Infos, Beispiele, Anregungen und Ideen gern unter keeprotaryfresh@rotary1870.de oder Benstein@rcmuenster1648.de.