Wehmut, Stolz und Respekt

Das Wetter war gar nicht so schlecht an diesem Juni-Samstag, man hätte nicht unbedingt vier Stunden lang vor dem Rechner sitzen müssen. Und doch folgten über 230 Rotarier der Einladung ihres Governors Thomas Christ (RC Stuttgart-Weinsteige) zur virtuellen Distriktkonferenz. Die hohe Teilnehmerzahl darf wohl als Zeichen der hohen Identität mit Rotary, mit dem Distrikt und Christ selbst gewertet werden, denn bei der abschließenden Übergabe des Governorstabs an Thomas Preisendanz (RC Schwäbisch Hall) bekannte dieser: „Nun ist mir ein bisschen mulmig, aber natürlich freue ich mich auf mein Jahr.“ Preisendanz, der gern politische und historische Sachbücher liest, Filme schaut und die Bundesliga liebt, freue sich am allermeisten auf die Clubbesuche und persönliche Kontakte. Er wolle die Forderung des neuen RI-Präsidenten Shekhar Mehta „Each One Bring One“ diskutieren und insbesondere Rotaract und dem Berufsdienst einen großen Stellenwert einräumen.

Die hohe Wertschätzung für Rotaract führt Preisendanz also im Sinne seines Vorgängers Christ fort, der dem Rotaract-Distriktsprecher Aleksandar Manko (RAC Reutlingen-Tübingen) ein Grußwort im Anschluss an Holger Knaacks Grußwort einräumte.

Mit ein wenig Wehmut und viel Stolz blickte Thomas Christ auf sein Jahr zurück. Die überwiegende Mehrheit der Clubs hätte sich den Herausforderungen der Pandemie gestellt, sich nicht weggeduckt und sei in der Mitte der Gesellschaft präsent gewesen. Die Präsenzzahl in den Meetings sei sogar leicht gestiegen.

„Macht Rotary politischer“

Um die Handlungsfähigkeit der Rotarier während der Coronazeit hervorzuheben, führte Christ beispielhaft das zweijährige Distriktprojekt in In dien an, das 3000 Kleinbauern durch eine kluge Bewässerung ihrer Äcker bei der Existenz siche rung hilft. Mit einem Volumen von rund 400.000 Dollar sei das Agroforestry-Projekt eine der bislang umfangreichsten Distrikt aktionen. Als zweites Beispiel nannte er die Gründung des multilateralen Rotary-Forums (MRF) – ein Zusammenschluss der Distrikte 1830, 1710 (Frankreich) und 2042 (Italien). Das Ziel: die Stärkung der europäischen Idee durch gemeinsame Projekte.

Darüber hinaus rief Thomas Christ dazu auf, Rotary politischer zu machen. Nicht parteipolitisch, sondern im Sinne einer offensiven Darstellung und Verteidigung der rotarischen Werte, die zutiefst demokratisch und liberal seien. Passend zu diesen Gedanken hatte Christ zwei hochkarätige Redner eingeladen, die live – moderiert von Carla Sappok – über wichtige Fragen unserer Zeit sprachen. Der Historiker Andreas Rödder (RC Mainz) sprach über die Rolle Deutschlands in Europa, die Theologin Margot Käßmann gab Antworten auf die Frage, was unsere Gesellschaft zusammenhält. Die Konferenz wurde aufgezeichnet: diko1830.de

bhl