https://rotary.de/endpolionow/polio-fragen-antworten.html
Schülerinnen zeigen nach ihrer Polio-Schutzimpfung ihre farbmarkierten Finger
Jean-Marc Giboux

Schülerinnen zeigen nach ihrer Polio-Schutzimpfung im Rahmen nationaler Impftage in Addis Abeba ihre farbmarkierten Finger vor

Polio - Fragen und Antworten

Wer die Kinderlähmung besiegen will, braucht Partner.

Die Verbündeten – Rotary, WHO, UNICEF, CDC (US-amerikanische Gesundheitsbehörde), die Impf-Allianz GAVI und die Bill & Melinda Gates Foundation – können sich aufeinander verlassen. Sie können darauf vertrauen, dass jeder Partner in dieser Global Polio Eradication Initiative (GPEI) entschlossen ist, Polio endgültig zu besiegen. Dafür stehen auf unserer Seite über 1,4 Millionen ehrenamtlich tätige Rotarierinnen und Rotarier, Rotaracterinnen und Rotaracter.

Das Programm PolioPlus wurde von Rotarys Gesetzgebendem Rat (Council on Legislation - CoL) 1985 beschlossen. Dieser Beschluss wurde immer wieder auf dem alle drei Jahre stattfindenden CoL bestätigt. In der Führung von Rotary International besteht Konsens, dass bis zur Beseitigung von Polio kein weiteres RI-Programm in Angriff genommen wird. 

Die Mehrheit der Rotary Clubs steht fest in der Überzeugung, dass

  • das in Rotary gesetzte Vertrauen nicht enttäuscht werden darf,
  • Spenden von mehr als 2,6 Milliarden US-Dollar nicht aufs Spiel gesetzt und
  • die beiden Polio-Länder so kurz vor dem Ziel nicht im Stich gelassen werden dürfen.

Vergessen wir nicht, dass sich auch die Bundesregierung mit einem Beitrag von insgesamt 686 Mio. US-Dollar beteiligt.

  

Aktuelle Informationen

Aktuelle Informationen zur Kampagne unter rotary.de/endpolionow

End-Polio-Now-Koordinator der Zonen 15 und 16
(Deutschland, Schweiz, Liechtenstein) ist

Christian Schleuß, RC Hagen
rotary@dr-schleuss.de

  

Warum müssen wir weiter Spenden sammeln?

99,9 Prozent unseres Versprechens: „Eine Welt ohne Polio“ sind eingelöst. Wir stehen kurz vor dem Ziel.

Allerdings ist das letzte Prozent dieser größten Gesundheitsaktion aller Zeiten besonders schwierig: In Afghanistan und Pakistan, in denen Polio noch endemisch ist, herrschen schwierige Bedingungen (fehlende Infrastruktur, politische Instabilität, kulturell-religiöse Vorbehalte). Wie fragil die Situation in diesen Ländern ist, zeigt das Beispiel Nigeria: Dort gab es zwei Jahre lang keine neuen Polio-Fälle, das Land stand kurz davor, 2017 offiziell als poliofrei zertifiziert zu werden. Dann wurden im Sommer 2016 insgesamt vier Polio-Fälle gemeldet. Inzwischen ist das Land nach drei Jahren ohne neuen Fall endlich poliofrei. 

Beispiel Indien: Im Bundesstaat Uttar Pradesh werden jedes Jahr fünf Millionen (!) Kinder geboren, die alle zuverlässig zwei Mal geimpft werden müssen, eine gewaltige Herausforderung. Dennoch hat es Indien geschafft, seit Januar 2011 drei Jahre lang ohne neue Infektion zu bleiben. Das Land wurde daraufhin im März 2014 von der WHO als poliofrei zertifiziert und führt seither die notwendigen Routineimpfungen in eigener Verantwortung, aber mit großer Unterstützung durch Rotary Clubs durch.

Die Zahl der jährlichen Polio-Erkrankungen geht drastisch zurück. Das Geld dafür ist in jedem Fall gut angelegt, denn Rotary und die GPEI haben in den vergangenen Jahren sehr viel erreicht. Im Vergleich zu 1988 sind nicht mehr 125, sondern nur noch die zwei genannten Länder polioendemisch. Statt 350.000 Fälle pro Jahr waren es 2023 nur noch weniger als 100.

Allerdings gilt es, noch ein Hindernis auszuräumen, das die Initatoren der Kampagne nicht kennen konnten, weil es sich erst im Verlauf der Impfungen aufgebaut hat: Da der Impfstoff für die Schluckimpfungen aus abgeschwächtem Virenmaterial hergestellt wird, besteht in seltenen Fällen die Gefahr, dass es im Verdauungstrakt der Geimpften zu Mutationen kommt, die dieses Virenmaterial wieder infektiös werden lassen. Man spricht dabei von impfabgeleiteten Viren oder circulating vaccine-derived polioviruses (cVDPV). Die Gefahr von Schmierinfektionen besteht dort, wo das allgemeine Impfniveau niedrig ist und die sanitären Verhältnisse nicht optimal sind. Bis Ende August 2020 wurden 303 derartige Infektionen in 15 Ländern registriert. Die Infektionen mit wilden Polioviren lagen zu diesem Zeitpunkt bei unter 10.

Der Beitrag von Rotary mit 2,6 Milliarden US-Dollar ist der größte Betrag, der von einer privaten Organisation aufgebracht wurde. Und der zweitgrößte überhaupt; nur die US-Regierung hat mehr Mittel bereitgestellt.

  

Spendenkonto

Rotary Deutschland Gemeindienst e.V.
Deutsche Bank AG
IBAN:  DE80 3007 0010 0394 1200 00
BIC: DEUTDEDD

Bitte geben Sie an:

  • Clubnummer wenn Rotarymitglied (siehe Mitgliederverzeichnis)
  • Verwendungszweck: PolioPlus
  • Name und Vorname des Spenders
  • vollständige Anschrift (nur bei Neu- bzw. Nichtrotariern)
  

Charity-SMS

Senden Sie eine SMS an die Telefonnummer 81190 mit Stichwort:

POLIO (5 Euro) oder POLIO1 (1 Euro) oder POLIO10 (9,99 Euro)


Sie erhalten umgehend eine kostenfreie Bestätigungs-SMS (mit einem Zitat), dass Ihre Unterstützung eingegangen ist.

Dazu sind folgende Hinweise zu beachten:

  • Sie können nur aus dem deutschen Mobilfunknetz teilnehmen.
  • Zuwendungen per SMS sind steuerlich nicht absetzbar.
  • Jede SMS wird zzgl. der normalen SMS-Gebühr entsprechend Ihres Mobilfunkvertrags abgerechnet.
  • Für jede 1,00 Euro-Charity-SMS erhält Rotary 0,83 Euro, für jede 5,00 Euro-Charity-SMS erhält Rotary 4,83 Euro und für jede 9,99 Euro-Charity-SMS erhält Rotary 9,83 Euro (0,17 Euro werden jeweils für technische SMS-Transportleistungen abgezogen).
  • Der Betrag wird durch Ihren Mobilfunkanbieter mit Ihrer nächsten Telefonrechnung (unter dem Namen des Mobile Payment-Anbieters "Burda Wireless") abgebucht und Rotary für Polio zur Verfügung gestellt.
  

Wie hoch ist der Gesamtbedarf aus Sicht der GPEI?

Derzeit wird von den Mitgliedern der GPEI der Gesamtbedarf der Polio-Kampagne auf ca. 7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Darin enthalten sind als größte Posten die Kosten für den Impfstoff, für Massenimpfungen (National Immunization Days – NIDs), Überwachungsmaßnahmen sowie den Ausbau des Labornetzes. Diese Mittel sind noch nicht gänzlich gesichert, die Finanzierungslücke liegt derzeit noch im Milliardenbereich (ohne die bereits angekündigten Zuwendungen). Der damalige Direktor der US-Gesundheitsbehörde CDC, Tom Frieden, hat in einem Interview mit The Rotarian (10/2016) bestätigt, dass jedes Jahr, in dem die Infektionskette noch nicht überall unterbrochen wurde, rund 800 Millionen US-Dollar an Kosten auslöst.

  

Ist das Ziel „eine Welt ohne Polio“ überhaupt erreichbar?

Ja, sagen die Fachleute der Weltgesundheitsorganisation – und schauen Sie nach Indien, dort hat es geklappt (siehe oben). Dr. Margaret Chan, die ehemalige Generaldirektorin der WHO, hat diesem Ziel oberste Priorität eingeräumt. Desgleichen die Führung von Rotary International und der UN-Sondergipfel im September 2012.

  

Wo unser Geld bleibt

An der erfolgreichen "Gates-Challenge" (2009-2012) über 200 Millionen US-Dollar waren deutsche Clubs mit über sechs Millionen Dollar beteiligt. Diese sowie alle weiteren Spenden für PolioPlus fließen jedoch nicht in einen großen Topf bei der Rotary Foundation, sondern werden zweckbestimmt von Deutschland aus über den Rotary Deutschland Gemeindienst e.V. (RDG) auf Anfrage angewiesen. Das Verfahren funktioniert so, dass die WHO Rotary eine Liste mit bevorstehenden Aktivitäten im Kampf gegen die Kinderlähmung übermittelt, aus der der RDG ein Projekt auswählt. Das kann zum Beispiel die Finanzierung von Werbemitteln für einen Nationalen Impftag sein. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der RDG-Vorstand vorher entscheidet, wo die Spenden aus Deutschland konkret eingesetzt werden sollen, und die WHO darüber einen aussagefähigen Verwendungsnachweis bereitstellt.

In den letzten Jahren ist der RDG im Einzelfall von dem Grundsatz abgewichen, ausschließlich Projekte in den polioendemischen Ländern zu finanzieren, da akute Ereignisse in den angrenzenden Ländern schnelles Eingreifen erforderlich machten.

Wie aufwändig Nationale Impftage (NID) sind, zeigt ein Beispiel aus Indien, einem Land mit 1,2 Milliarden Menschen: 700.000 Impfstellen werden dazu eingerichtet, an denen 1,17 Mio. Impfteams 255 Mio. Impfeinheiten austeilen, die in zwei Mio. Kühlboxen mit 6,3 Mio. Eispackungen verteilt werden müssen. 200 Mio. Haushalte werden direkt aufgesucht. So konnten bei einem NID 172 Mio. Kinder geimpft werden.

  

Warum beteiligt sich die Bill & Melinda Gates Foundation an Rotarys Programm?

Die Gates Foundation hat seit 2007 mit mehr als 500 Millionen US-Dollar Rotary die bislang größte Einzelzuwendung gewährt, weil sie vom entschiedenen zielorientierten Einsatz der Rotarier überzeugt ist. Sie hat darüber hinaus Rotary folgendes Versprechen gegeben:

In jedem Jahr bis 2023 wird jeder gespendete Rotary-Dollar um 200 Prozent aufgestockt. Das gilt pro Jahr für Spenden bis zu einer Gesamtsumme von 50 Millionen Dollar.

  

Warum konnte das Polio-Virus bisher nicht ausgelöscht werden?

Weil wir wirklich alle Kinder dieser Welt impfen müssen, um die Infektionskette zuverlässig zu unterbrechen. Und wie gesagt: Das letzte Prozent ist nun mal das schwierigste.
  

Kann man einen Endzeitpunkt für das PolioPlus-Programm nennen?

Auf diese Frage gibt es zwei Antworten.

1. Ja!

Rotarys Verpflichtung endet dann, wenn in einem Land die Übertragungskette dauerhaft unterbrochen wurde, wie es zuletzt in Nigeria gelang. Das heißt: Sobald Afghanistan oder Pakistan nach drei Jahren ohne neue Polio-Fälle von der WHO als poliofrei zertifiziert wurden, endet unsere Verpflichtung gegenüber diesen Ländern. Die weiter notwendigen Routineimpfungen sind allein Sache der nationalen Regierungen. Wie Rotary danach mit den oben erwähnten impfabgeleiteten Infektionen (cVDPV) umgeht, ist noch ungeklärt, spielt aber für die grundlegende Verpflichtung keine Rolle.

2. Leider nein.

Wann die letzten beiden Polio-endemischen Länder soweit sind, ist derzeit noch offen. Es gibt deutliche Hoffnungszeichen, dass der Erfolg zum Greifen nah ist. Die Poliofälle gehen drastisch zurück. Die politischen Führer - jetzt auch in Pakistan - verpflichteten sich, "alles Menschenmögliche zu tun".

Die Partner im Kampf gegen die Kinderlähmung hatten für die Unterbrechung der Ansteckungskette als "Milestones" (Meilensteine) angepeilt, bis Ende 2018 die Unterbrechung der Ansteckungskette in den restlichen Polio-Ländern zu erreichen, um damit die dreijährige Zertifizierungsphase einzuleiten. Dieses Ziel wurde verfehlt, der Zeitplan muss noch einmal verlängert werden.

Unabhängige und strengste Kontrolle gibt die Gewähr für die Erreichung unseres Ziels oder notfalls für die Einleitung sofortiger Abhilfemaßnahmen.

  

Kann man sich beim derzeitigen Erfolg nicht auf reine Überwachung und Einsatz im Ernstfall beschränken?

Nein! Was geschieht, wenn wir die Massenimpfungen aussetzen, zeigte sich vor Jahren in Nigeria. Nach der zeitweiligen Einstellung der NIDs waren innerhalb kurzer Zeit 22 Länder wieder von Polio verseucht. Auch bereits als poliofrei zertifizierte Länder bleiben akut gefährdet, wenn Routineimpfungen der Regierungen nicht überall flächendeckend durchgeführt werden. Dieses Risiko dürfen wir nicht in Kauf nehmen.
Studien der Harvard Medical School bestätigen, dass die Aufwendungen für bloße Überwachung und Eingreifen im Ernstfall um ein Vielfaches höher sind als die Kosten für die Unterbrechung der Ansteckungskette und Zertifizierung nach drei poliofreien Jahren.

  

Warum kämpft Rotary noch immer an vorderster Front gegen Polio, wenn unser Versprechen schon zu 99 Prozent erfüllt ist?

Rotary hat eine Welt ohne Polio versprochen. Dieses Versprechen ist erfüllt, wenn die restlichen beiden polioendemischen Länder als poliofrei von der WHO zertifiziert wurden.

Wenn Rotary sich jetzt zurückzieht, sind Ansehen, Vertrauen, insgesamt 2,6 Milliarden US-Dollar an Spendengeldern sowie 99 Prozent Erfolg verloren.

  

Wer überwacht den ordnungsgemäßen Einsatz der Spenden?

Zum einen sind bei den Nationalen Impftagen neben den Fachleuten unserer Partner zahllose freiwillig tätige Rotarier im Einsatz. Zum anderen erhält Rotary Deutschland Gemeindienst e.V. (RDG) in Düsseldorf von den Nationalen Polio Komitees Berichte über den Einsatz unserer Spenden. Über diese Projekte berichtet der RDG auf der jährlichen Vertreterversammlung.
  

Was wird von den Rotariern erwartet?

Rotary International bittet darum, dass jeder Club pro Jahr der Rotary Foundation 1500 US-Dollar (ca. 1300 Euro) als Spende zur Verfügung stellt und jeder Distrikt jährlich 20 Prozent aus dem DDF überweist. Insbesondere neu eingetretene Mitglieder und neue Clubs hatten noch wenig Gelegenheit, sich für PolioPlus zu engagieren. Sie sind daher jetzt nochmals besonders angesprochen.

  

Warum soll die Öffentlichkeit noch besser informiert werden?

Aus zwei Gründen:

  1. Ausreichender Impfschutz ist auch für unsere Mitbürger, für Jung und Alt, für jeden von uns eine Notwendigkeit. Der in der Kindheit erworbene Impfschutz gegen Kinderlähmung sollte mindestens einmal im Erwachsenenalter aufgefrischt werden. Außerdem empfiehlt sich bei Auslandsreisen eine Auffrischung. Nur so sind wir sicher davor geschützt, mit dem Poliovirus infiziert zu werden und es als Träger möglicherweise weiterzugeben. Wie schnell erreichen wir heute Urlaubsziele zum Beispiel in Asien und wie schnell kann von dort das Poliovirus eingeschleppt werden? Gegen die Kinderlähmung gibt es kein Heilmittel!
  2. Denken Sie an Rotarys Image. Es gibt kein besseres Projekt, um der Öffentlichkeit zu zeigen, was Rotary ist und tut.