Oldenburg in Holstein
Club hilft in Beirut
Solidarität nach der Explosion: Die Rotarier des RC Oldenburg in Holstein gewann Nachbarclubs für eine Hilfsaktion, mit der Aufbauprojekte unterstützt werden sollen.
Die Explosionskatastrophe im Hafen von Beirut am 4. August 2020 hat die Welt erschüttert. Die Bilder aus Beirut ließen erahnen, welche Anstrengungen erforderlich sein würden, allein um die Altstadtbezirke rund um den Hafen provisorisch instand zu setzen und die Bevölkerung mit dem Mindesten zu versorgen. Schon vor der Explosion litt Libanon bittere wirtschaftliche Not. Zudem ist das Land von der Pandemie besonders hart betroffen.
Für den Rotary Club Oldenburg in Holstein stand sofort fest: Konkrete Hilfe als Zeichen der Solidarität war geboten! Beim Anblick der Bilder der zerstörten Weizen-Silos im Beiruter Hafen schätzte Landwirt Wulf Sophus Theophile, der Präsident des Clubs, dass bei einem Weizen-Importbedarf des Landes von 90 Prozent Versorgungsengpässe unvermeidlich sein würden — und dies neben all den anderen Problemen, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hat.
Durch Verbindungen eines Oldenburger Clubmitglieds zu einem Mitglied des Rotary Clubs de Beyrouth war ein Kontakt zwischen Oldenburg und Beirut rasch hergestellt. Dankbar griff der dortige Club das Hilfsangebot auf und benannte konkrete Aufbauprojekte, die dringend einer Hilfe bedurften.
Mittlerweile hatte Präsident Theophile auch die benachbarten Rotary Clubs in Eutin, Plön und Neustadt für eine Beteiligung an der Hilfsaktion gewinnen können. So kam eine ansehnliche Spende zusammen. Nach einigem Hin und Her entschied man sich, das "Dispensaire Ashrafieh", eine Verteilungsstelle für Medikamente und Sozialleistungen an besonders Bedürftige in der Beiruter Altstadt und in unmittelbarer Nähe des Hafens zu unterstützen. Gerade solche Einrichtungen kämpfen derzeit ums Überleben.
Ende Januar trafen sich dann die fünf beteiligten Rotary Clubs via Videokonferenz. Vor den heimischen Kameras saßen zwölf Holsteiner Rotarier den siebzehn zugeschalteten Beiruter Rotariern gegenüber. Das Treffen bot nicht nur Gelegenheit, zu einem — zumindest virtuellen — Kennenlernen und zur Klärung letzter Details für die Abwicklung der Spende. Vor allem beeindruckten die libanesischen Rotarier ihre deutschen Freunde mit einer detaillierten, durch Videos illustrierten Beschreibung der derzeitigen Lage in Beirut: Das Ausmaß der Zerstörungen ist unbeschreiblich, erstaunlich viele private Initiativen zum Wiederaufbau sind schon in Gang gesetzt, Hilfe kommt aus der ganzen Welt. Allerdings betonten die libanesischen Rotarier mehrfach, dass sie von ihrer Regierung und ihrer Verwaltung überhaupt nichts erwarten. Nichtregierungsorganisationen, wie eben auch der dortige Rotary Club, trügen die Hauptlast bei der Beschaffung und Koordinierung der Hilfen.
Schließlich versäumten die deutschen Rotarier es nicht, den libanesischen Freunden in kurzen Videopräsentation die holsteinische Region und die Aktivitäten der hiesigen Clubs nahezubringen. Alle Teilnehmer des Gesprächs waren sich einig: Wieder einmal hat sich gezeigt, wie wichtig und letztlich wie einfach es ist, über alle Kulturgrenzen (und Vorurteile) hinweg Solidarität in Not zu zeigen, das Gespräch zu suchen und Berührungsängste abzustreifen. Der Dialog zwischen Holstein und Beirut wird sicherlich fortgesetzt.