Großspenden - wie geht das?
»Das Projekt auch hautnah miterleben«
Holger Knaack über den Einfluss von Großspendern und seinen Plan, sie mit Clubs in Verbindung zu bringen, die Projektze planen.
Herr Knaack, Sie sind am 1. Juli 2016 der Endowment/Major Gifts Adviser (E/MGA) für die Rotary Foundation für Deutschland geworden. Für was steht diese Bezeichnung?
Man könnte diesen Titel vielleicht mit Beauftragter für Großspenden übersetzen. Ich habe die Aufgabe, in Deutschland Rotarier und Nicht-Rotarier wie auch Unternehmen und weitere Stiftungen auf die Möglichkeit, die Notwendigkeit und den Nutzen hinzuweisen, die Rotary Foundation mit größeren Spenden zu unterstützen. In der Rotary-Welt spricht man ab einem Betrag von 10.000 Dollar von einer Großspende. Diese Großspende wird als Major Gift bezeichnet.
Weltweit spenden Rotary Clubs jedes Jahr kräftig für den Projekttopf der Rotary Foundation. Wie wichtig sind die zusätzlichen Großspenden?
Die Unterstützung der Clubs für unseren Jahresfonds ist sehr wichtig. Sie ermöglicht es uns, jedes Jahr wieder weltweit großartige Projekte der Rotary Clubs mit Grants zu unterstützen. Deutschland trägt innerhalb von Europa am meisten zum Annual Program Fund bei, und wenn man die durchschnittliche Spende pro Rotarier berechnet, belegen wir hinter Österreich den zweiten Platz. International gesehen stellt man jedoch fest, dass gut ein Viertel der Spendeneinnahmen der Rotary Foundation aus Großspenden bestehen. Ohne diese großzügige Unterstützung von zahlreichen Gönnern wären viele rotarische Programme und Projekte nicht realisierbar. In Deutschland ist diese Möglichkeit, die Rotary Foundation als Einzelspender mit einer Großspende zu unterstützen, nicht sehr bekannt. Das möchte ich ändern.
Wie weit kann ein Spender bestimmen, wie seine Gabe eingesetzt wird?
Es ist zum einen möglich, bestimmte Rotary-Programme direkt zu unterstützen. Das bekannteste und wichtigste Programm ist PolioPlus. In Deutschland gibt es für diesen Bereich große Einzelspenden von Menschen, denen dieses historische Programm wichtig ist. Das Rotary-Peace-Center-Programm ist auch als Beispiel zu nennen. Es wird weltweit mit Großspenden einzelner Personen finanziert. Zum anderen gibt es auch die Möglichkeit, gezielt Global-Grant-Projekte mit einer Direktspende zu unterstützen, ohne dass man dabei selbst in die Organisation des Projektes involviert ist.
Mit der Großspende kann ich also auch noch die finanzielle Hebelwirkung über die Zuschüsse vom Distrikt und der Rotary Foundation erzielen. Wie funktioniert das genau?
Ein Clubmitglied kann mit einer Großspende zum Beispiel die Finanzierung eines Global-Grant-Projektes seines eigenen Clubs unterstützen. Eine konkretere Art, mit einer persönlichen Spende Gutes in der Welt zu tun, gibt es nicht, weil man das Projekt dann als Clubmitglied auch hautnah miterleben kann. Die zusätzliche Hebelwirkung ist auch nicht außer Acht zu lassen: Zu den Clubbeiträgen werden Distriktmittel und der 50-Prozent-Match der Rotary Foundation hinzugefügt. Das macht diese Art des Spendens noch interessanter.
Mit einer Großspende können aber auch direkt genehmigte Projekte weltweit mit einem Mindestbeitrag von 15.000 Dollar unterstützt werden. Das Besondere hier ist, dass der Spender im Voraus den Schwerpunktbereich bestimmen und das gesamte Projekt seinen Namen tragen kann. Diese Spenden heißen Term Gifts und sind besonders interessant für Unternehmen und andere Stiftungen. Innerhalb von Rotary in Deutschland möchten wir jetzt versuchen, interessierte Großspender mit Clubs, die Projekte planen, in Verbindung zu bringen. Der Rotary Deutschland Gemeindienst e.V. (RDG) kann hier eine Vermittlerrolle übernehmen. Denn RDG hat die Übersicht über geplante Global-Grant-Projekte in Deutschland. RDG informiert auch gerne über diese Möglichkeit des Spendens (rdg-rotary.de).