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Entscheider

„Der Bedarf an Ernährung steigt mit jedem Tag“

Entscheider - „Der Bedarf an Ernährung steigt mit jedem Tag“
Die meisten Analysten raten derzeit zum Kauf der Bayer-Aktie. Da hat Norbert Winkeljohann gut lachen. © Bayer AG

Geht es nach Norbert Winkeljohann, spielt der Bayer-Konzern eine immer wichtigere Rolle bei der Gesundheits- und Nahrungsversorgung der Welt

01.01.2023

Als Aufsichtsratsvorsitzender der Bayer AG trägt Norbert Winkeljohann Verantwortung, die weit über den Konzern hinausgeht. Er ist sich bewusst, welche Bedeutung für die Zukunft der Weltgemeinschaft die Bereiche haben, in denen Bayer tätig ist. Wenn nötig, spart er auch nicht mit Kritik, etwa an der Politik in Europa.

Zu Beginn Ihrer Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Bayer AG vor knapp drei Jahren sagten Sie voraus, unbequem zu werden. Wo und für wen galt das?

Bayer ist ein Unternehmen mit einem enormen Potenzial – und das gilt nicht nur für den Aktienkurs. Es geht um die großen Themen Gesundheit und Ernährung. Wir brauchen immer neue Ansätze, um Krankheiten zu bekämpfen oder sogar heilen zu können – und Ernten gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu sichern. Wer hier vorn dabei sein will, muss die richtigen Fragen stellen und die richtigen Weichenstellungen vornehmen. Wir wollen die Innovationskraft weiter stärken und profitabel mit unseren Geschäften wachsen. Es geht darum, Werte zu schaffen: Für unsere Kunden, für die Aktionäre, für die Belegschaft. Dazu möchte ich in meiner Funktion beitragen.

Bei Amtsantritt bemängelten einige, Ihnen würde es an internationaler Erfahrung sowie Expertise in den Bereichen Pharma und Agrar mangeln – Sie seien eben kein Eigengewächs wie die Vorgänger. Wie lange hat es gedauert, inhaltlich Fuß zu fassen?

Bevor ich Aufsichtsratsvorsitzender wurde, war ich bereits zwei Jahre im Aufsichtsrat. Die wesentlichen Projekte und Themen des Unternehmens waren mir also bekannt. Mit der Übernahme des Vorsitzes habe ich sehr viele Gespräche im Unternehmen geführt und mich sehr gründlich auf meine neue Aufgabe vorbereitet. Das geht natürlich nicht alles von heute auf morgen, aber mittlerweile bin ich tief im Thema. Natürlich ist es immer ein Unterschied, ob man von innen oder von außen kommt. Mein Vorgänger war über 50 Jahre für das Unternehmen tätig und hat erfolgreich viele verschiedene Rollen ausgefüllt. Wer von außen kommt, hat dafür einen frischen Blick auf die Dinge, was gerade auch in unserer hochdynamischen Zeit wichtig ist, in der sich die Dinge so schnell verändern. Was mir dabei hilft, ist meine langjährige Erfahrung mit Projekten in globalen Organisationen. Vor meiner Tätigkeit für Bayer war ich eine von fünf Führungskräften im Weltvorstand einer Beratungs- und Prüfungsfirma mit 250.000 Beschäftigten in 160 Ländern.

Sie erwähnen den Aktienkurs. Analysten haben die Bayer-Aktie kürzlich unter die Lupe genommen. Fast alle Experten raten zum Kauf. Was stimmt denn aus Ihrer Sicht die Analysten so optimistisch?

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Ruhig in den Sessel lehnen? Macht Norbert Winkeljohann eher selten. Der Aufsichtsrat bei Bayer ist nur eine von vielen beruflichen Verpflichtungen. © Bayer AG

Der Optimismus spiegelt schlichtweg das große Potenzial der Bereiche wider, die Bayer bedient. Die Vision „Health for All, Hunger for None“ spricht für sich. Dafür setzen sich die 100.000 Beschäftigten Tag für Tag ein. Die Menschen brauchen eine bessere Gesundheitsversorgung. Und der Bedarf an Ernährung steigt mit jedem Tag. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung mit bald zehn Milliarden Menschen, die zudem immer älter werden, ist Bayer also mit Gesundheit und Ernährung genau in den richtigen Bereichen unterwegs. Das sind meiner Meinung nach die spannendsten Branchen überhaupt. Deshalb investiert Bayer jedes Jahr erhebliche Summen – im vergangenen Jahr waren es 5,4 Milliarden Euro – in Forschung und Entwicklung, um aus dem wissenschaftlichen Fortschritt innovative Produkte zu machen. Ziel ist es zum Beispiel, in der Landwirtschaft auf weniger Fläche mehr Nahrung herstellen zu können – und das so umweltschonend wie möglich. Oder mit neuen Therapieansätzen wie der Zell- und Gentherapie vielleicht eines Tages Krankheiten wie Parkinson oder Krebs heilbar zu machen.

Welche der vielen Herausforderungen wie Pandemie, Lieferkettenprobleme, steigende Inflation, Krieg in der Ukraine sind derzeit die größten für die Bayer AG?

Mit dem Krieg in der Ukraine und den Folgen für die Wirtschaft müssen sich derzeit fast alle Unternehmen beschäftigen. Wir versuchen, die Ukraine bestmöglich zu unterstützen. Indem wir vor Ort unsere Kunden bedienen. Und indem wir uns zum Beispiel auch an Wiederaufbauprogrammen beteiligen. Bislang hat Bayer insgesamt mehr als 10 Millionen Euro gespendet. Außerdem ist geplant, im nächsten Jahrzehnt weiterhin erheblich im Land zu investieren – hauptsächlich, um die ukrainische Landwirtschaft wieder aufzubauen. Klar, Inflation ist ein Thema, ebenso wie – bei einem global agierenden Unternehmen – auch die Wechselkurse. Hinzu kommt noch die Energiekrise. Durch den Wandel zum Life-Science-Unternehmen ist Energie für Bayer allerdings nicht mehr so ein großes Thema – nur rund drei Prozent der Herstellungskosten sind Energiekosten. Für Bayer liegt ein besonderes Augenmerk auf der Sicherstellung der globalen Lieferketten. Daher arbeitet das Unternehmen eng mit Lieferanten und Auftragsherstellern zusammen und legt zum Beispiel zusätzliche Vorräte an.

Bayer will mehr als 30 Millionen Euro in die Saatgutaufbereitungsanlage in Pochuiky in der Ukraine investieren. Das Geld soll dazu dienen, die Kapazität der Trockenanlagen aufzustocken, zusätzliche Maschinen für die Feldarbeit anzuschaffen und neue Lager zu errichten. Dadurch sollen auch neue Arbeitsplätze in der Region entstehen. Kann man davon ausgehen, dass die Ukraine für die Nahrungsmittelversorgung der Welt unverzichtbar ist?

Wir sehen es als unsere Pflicht an, der Ukraine in dieser schrecklichen Situation beizustehen. Hinzu kommt: Die globale Ernährungssituation war schon vor dem Krieg extrem angespannt. Jeder zehnte Mensch auf der Welt geht hungrig zu Bett. Durch den Krieg hat sich die Lage noch einmal verschärft. Auch aus diesem Grund ist es dringend erforderlich, hier zu helfen. Die Ukraine muss weiter ihren Beitrag zur Welternährung leisten können.

Ist eine Beendigung der Kriegshandlungen Voraussetzung für die geplanten Investitionen?

Wir sind vor Ort und werden entsprechend der Lage schnellstmöglich und bestmöglich handeln. Zu hoffen ist, dass dieser schreckliche Krieg bald beendet wird.

Bayer hat ein Innovationszentrum, das Bayer Research and Innovation Center in den USA, nahe Boston eröffnet. Wie kam es zu dieser Standortentscheidung?

In und um Boston sind viele Forschungsinstitute und Universitäten angesiedelt. Dort sehen wir ein erhebliches Knowhow und eine Offenheit für neue Ansätze und Technologien, wie beispielsweise die Zell- und Gentherapie. Diese Unterstützung würden wir uns auch verstärkt in Europa wünschen. Durch die schnelle Bereitstellung der Impfstoffe gegen Covid-19 sind wir jetzt vielleicht hierzulande etwas aufgerüttelt worden. Aber es gibt Nachholbedarf. Allein im Raum Boston arbeiten zum Beispiel etwa doppelt so viele Menschen in Biotech-Unternehmen wie in ganz Deutschland. Warum gibt es so etwas hierzulande nicht?

Halten wir fest: Es hat vor allem rechtliche Gründe.

Einspruch. Zunächst einmal sind es vor allem politische Gründe. Die Politik in Europa hat bisher noch nicht die Chancen erkannt, die in diesem Bereich liegen. Wenn Spitzenforschung weiter vor allem in anderen Ländern angesiedelt wird, verliert Europa und damit auch Deutschland den Anschluss. Sehr gute Forscher werden dann in diese Forschungszentren abwandern, weil sie besser unterstützt werden, größere Freiheitsgrade und bessere Perspektiven haben – und nicht zuletzt auch besser bezahlt werden.

Woran genau forschen Sie in den USA?

Im Pharmabereich zum Beispiel an der Weiterentwicklung unserer Zell- und Gentherapie-Plattform. Im Landwirtschaftsbereich geht es unter anderem um neue Saatgutsorten, die produktiver sind oder extremen Wetterbedingungen besser standhalten. Dabei kommen sowohl neue Züchtungstechnologien als auch konventionelle Züchtung zum Einsatz. So hat Bayer einen niedrig wachsenden Mais entwickelt, der jetzt auf den Markt kommt. Erste Erfahrungen zeigen, dass seine Produktivität um 20 bis 30 Prozent höher liegen kann als die von herkömmlichem Mais. Unser Ziel ist, auf weniger Fläche mehr Ertrag zu produzieren.

Bayer ist ein Life-Science-Unternehmen mit mehr als 100 Jahren Erfahrung in der Radiologie. Bei Bildgebungsverfahren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen etwa setzen Sie auf künstliche Intelligenz. Wird KI künftig in dem Bereich eine tragende Rolle spielen?

Ja. Künstliche Intelligenz wird im Gesundheitsbereich eine massive Rolle spielen. In der Radiologie bietet sie das Potenzial, schneller zu Befunden zu kommen. Außerdem kann sie beispielsweise klinische Studien deutlich effektiver machen. Daten können viel schneller und besser ausgewertet werden – Produkte kommen schneller auf den Markt. Bis ein neues Medikament für Patienten zur Verfügung steht, vergehen manchmal bis zu zehn Jahre. Das kann man deutlich schneller machen, wenn man künstliche Intelligenz einsetzt. Übrigens spielen digitale Anwendungen auch in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Bayer ist da einer der größten Anbieter. Die Daten helfen zum Beispiel den Farmern mit ihren riesigen Flächen in Amerika, diese bestmöglich zu bewirtschaften. So können sie etwa Pflanzenschutzmittel viel gezielter einsetzen. Wir können damit Hilfestellung geben, dass der Landwirt deutlich effizienter und produktiver wird.

Das heißt, Künstliche Intelligenz kann wesentlich dazu beitragen, dass die Weltbevölkerung ernährt wird?

Definitiv! Durch Künstliche Intelligenz können Datenmengen ausgewertet werden, die ein Mensch nie bewältigen könnte. Das verspricht mehr Produktivität, Nachhaltigkeit und Effizienz in der Landwirtschaft – und kann auch im Pharmabereich erheblich zum Fortschritt beitragen.

Stichwort Antibiotikaresistenzen. Welche Rolle genau übernimmt der Bayer-Konzern beim neu aufgelegten AMR Action Fund, einer Initiative des internationalen Pharmaverbands, und über welchen Zeitrahmen reden wir?

Der AMR Action Fund wird von Bayer sehr stark unterstützt. Hier gibt es eine gemeinsame Verantwortung der Pharmabranche. Der Fonds soll dafür sorgen, dass bis 2030 zwei bis vier neue Antibiotika erforscht werden und auf den Markt kommen, die keine Resistenzen haben. Aber es ist schwer vorhersehbar, wie diese Resistenzbildung voranschreitet und wie wirksam die neuen Antibiotika dann sind. Deswegen ist es wichtig, dass sich die gesamte Branche mit diesem Fonds auf dieses Problem fokussiert.

Blicken wir mal auf den Aufsichtsrat, dem Sie angehören. Da sind immerhin neun von 20 Mitgliedern weiblich. Im sechsköpfigen Vorstand ist es gerade einmal eine Frau – wie wäre es denn im Hinblick auf das anstehende Ausscheiden von Werner Baumann 2024 mit einem weiblichen CEO?

Nichts ist ausgeschlossen. Dies ist ein geordneter Prozess, der breit angelegt ist. Zuständig ist der gesamte Aufsichtsrat, und wir haben frühzeitig einen Kriterienkatalog verabschiedet. Mehr gibt es dazu im Moment nicht zu sagen.

Welches Zeugnis stellen Sie Werner Baumann aus?

Ein sehr gutes. Herr Baumann hat als CEO sehr vieles erreicht. Bayer ist heute im wachsenden Bereich der Ernährung ein weltweit führender Anbieter mit einer Innovationskraft, die in der Branche ihresgleichen sucht. Auch im Gesundheitsbereich konnte sich Bayer in den vergangenen Jahren gezielt verstärken. Die Geschäfte laufen trotz eines sehr herausfordernden Umfelds sehr gut. Vielversprechende neue Produkte sind im Markt eingeführt worden, und im Bereich Nachhaltigkeit hat das Unternehmen enorme Fortschritte gemacht. Was die Rechtsstreitigkeiten in den USA angeht, so werden diese Schritt für Schritt abgearbeitet.

Wann wird die Klagewelle ein Ende finden?

Zunächst muss man einmal festhalten: Wissenschaft und Bewertungen der verantwortlichen Zulassungsbehörden auf der ganzen Welt bestätigen, dass glyphosatbasierte Herbizide sicher und nicht krebserregend sind. Bei der Beilegung der Rechtsstreitigkeiten zu Glyphosat in den USA setzt Bayer seinen Fünf-Punkte-Plan weiter um und macht dabei Fortschritte: Das Unternehmen hat jetzt sechs Gerichtsfälle in Folge gewonnen. Wir schauen jetzt nach vorn und konzentrieren uns auf Wachstum, Innovation und Profitabilität. Wir wollen die Stärken von Bayer stärker hervorheben. Und wir hoffen, dass sich das enorme Potenzial des Unternehmens eines Tages auch im Aktienkurs widerspiegeln wird.

Welche Lehren hat Bayer aus dieser Übernahme gezogen?

Dass man nicht alles vorhersehen kann. Aber die grundsätzliche Entscheidung, ein weltweit führender Anbieter im attraktiven Bereich Ernährung zu werden: die würden wir wieder treffen.

Bayer baut die Forschung an neuen Pflanzenschutzmitteln aus und hat dazu das Potsdamer Biotechunternehmen Targenomix gekauft. Das Handelsblatt titelte, die „Suche nach dem nächsten Glyphosat“. Was bringt das Unternehmen mit, was Bayer bislang nicht hatte?

Bayer kauft sich frühzeitig in innovative Unternehmen ein – Start-ups, die zum Unternehmen passen. Bayer stellt finanzielle Mittel und Know-how zur Verfügung, damit diese Unternehmen ihre Forschung weiter ausbauen und voranbringen können. In einigen Fällen arbeiten auch Forscherteams zusammen. Zudem kann Bayer seine Partner zum Beispiel bei der Durchführung von großen Studien unterstützen. Auf diese Weise werden die neusten Technologien und Forschungsansätze für Bayer nutzbar und bieten gleichzeitig kleineren Unternehmen eine Infrastruktur, damit sie tatsächlich aus ihrer Produktidee etwas machen können. So entsteht eine Win-Win-Situation.

Sie sind auch Aufsichtsratsvorsitzender im Baustoffe-Unternehmen Sievert, das vier Produktionsstätten in China betreibt – sind die politischen Diskussionen über den künftigen Umgang mit China als Geschäftspartner auch dort schon angekommen?

Der Hauptaktionär dieses Unternehmens, Prof. Sievert, ist ein absoluter China-Experte. Er spricht die Sprache, hält sich häufig in China auf und kümmert sich dort um das Geschäft. Auch er setzt aber nicht ausschließlich auf China. Mit einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen wird China aber immer ein wichtiger Markt sein. Gleichzeitig gibt es viele Ideen, zum Beispiel in Länder wie Indien, Malaysia oder Vietnam zu investieren. Das bedeutet nicht, dass man China aufgeben muss.

Sie lehren an Universitäten und geben Ihre beruflichen Expertisen weiter. Wie lautet Ihr wichtigster Tipp an ihre Studenten, die auch einmal eine solche Karriere wie die Ihrige anstreben?

Zunächst gehört eine gewisse unternehmerische Grundeinstellung dazu. Mein erster konkreter Tipp ist, über den Tellerrand hinauszuschauen. Man darf nicht nur in seiner eigenen Welt sein, sondern muss immer schauen, wie das große Ganze aussieht. Wenn ich in einem Unternehmen als junger Assistent tätig bin, darf ich nicht nur sehen, was gerade meine Aufgabenstellung ist. Ich muss immer das gesamte Unternehmen, für das ich arbeite, im Blick haben. Mein zweiter Hinweis geht in eine ähnliche Richtung. Wenn man vorankommen will, sollte man nicht nur seine unmittelbare Vorgesetzte bzw. seinen unmittelbaren Vorgesetzten betrachten. Man sollte auch hier aufs Ganze schauen und auf die gesamte Karriereleiter.

Sie sind Sylt-Fan. Was machen Sie als Erstes, wenn Sie auf die Insel kommen?

Ich fahre mit dem Auto auf den Zug, mache das Fenster auf – und dann realisiere ich, jetzt ist Urlaub.

Gibt es einen besonderen Platz für Sie auf der Insel, den Sie ganz besonders schätzen?

Mit dem Fahrrad nach Hörnum zu fahren, um dort ein Krabbenbrötchen zu essen, gehört zum Pflichtprogramm.

Waren Sie schon mal bei einem Meeting des RC Sylt-Westerland?

Nein. Meine Aufenthalte auf Sylt waren bisher beruflich bedingt sehr kompakt, daher habe ich das nie geschafft. Aber ich bin immer mal wieder bei dem einen oder anderen Rotary Club zu Gast, zum Beispiel kürzlich beim RC Bad Homburg, wo ich einen Vortrag hielt.

In Ihrem Rotary Club wurde bisher noch keine Frau aufgenommen, der RC Osnabrück-Nord ist ein klassischer Männerclub. Sind sich alle Mitglieder darüber einig, dass das so bleiben sollte?

Nichts ist in Stein gemeißelt. Das Thema wird unter dem amtierenden Präsidenten Marco Barenkamp diskutiert. Marco hat das Thema adressiert und eine Diskussion dazu eröffnet. Wenn darüber geredet wird, dann ist das ja schon mal ein gewisser Fortschritt. Wie weit der Club kommt und ob man da Veränderungen vornehmen will, wird sich zeigen. Ich persönlich hätte große Sympathien dafür, weil wir einfach in einer Gesellschaft leben, in der Frauen und Männer gleichberechtigt ihren Berufen nachgehen. Wir müssen auch den Sinn von Rotary sehen, dass sehr verschiedene Berufsgruppen zusammenkommen sollen, vom Angestellten über den Zoodirektor und den Handwerker bis hin zum Fabrikanten – was ja auch der Fall ist. Genau das macht Rotary so spannend. Diese Berufsgruppen werden nun einmal zunehmend gleichberechtigt von Frauen und Männern repräsentiert. Wenn wir also nicht auf einen wichtigen Teil von Gesellschaft und Wirtschaft bei Rotary verzichten wollen, müssen wir uns verändern.

Was bedeutet Ihnen die rotarische Gemeinschaft?

Rotary ist international und bietet mir eine gute Diskussionsbasis, ich kann Informationen aus verschiedenen Perspektiven und aus verschiedenen gesellschaftlichen Richtungen aufnehmen. Letztlich mündet dies auch in großartigen Freundschaften.

Das Gespräch führten Frauke Eichenauer und Florian Quanz.