https://rotary.de/gesellschaft/der-geschmack-des-bodens-a-17603.html
Titelthema

Der Geschmack des Bodens

Titelthema - Der Geschmack des Bodens
© Shutterstock

Dem Terroir kommt beim Weinbau eine immer größere Bedeutung zu. Den typischen Charakter eines Weines bestimmt auch die Beschaffenheit des Bodens.

01.03.2021

Neben der Kellerwirtschaft, der weinbaulichen Maßnahmen und der kulturellen Einflüsse spielen die natürlichen Gegebenheiten wie Gestein, Böden, Klima und die Hanglage eine ganz wesentliche Rolle für die Eigenschaft des Weines. Die Kombination der Faktoren verleiht jeder Lage ihr bestimmtes Terroir, das sich in ihren Weinen über die Jahre mehr oder weniger einheitlich ausdrückt. Unabhängig von den Bewirtschaftungsmethoden und der Weinbereitung wird dem Boden, synonym dem Gestein, zugeschrieben, den speziellen Charakter eines Weines zu prägen. Bodeneigenschaften bestimmen nicht allein das Wachstum der Reben, sondern beeinflussen auch den Charakter der Trauben, die Mineralität ihres Saftes und folglich auch den Geschmack des Weines.

Lebendigkeit, Vielfalt, Weichheit je nach Bodentyp

Reben nutzen den Boden nicht nur zur Verankerung, sondern in erster Linie zur Wasser- und Nährstoffaufnahme. Die pflanzenphysiologisch relevanten Eigenschaften des Bodensubstrates sind seine Mineralogie, der Kalk- und Säuregehalt, aber auch die „Bodenart“ genannte Korngrößenzusammensetzung, das heißt der Feinboden und der Steingehalt. Gestein und Boden beeinflussen auch das für Rebenwachstum und Traubenreife bedeutende Mikroklima. So hängt zum Beispiel die Erwärmbarkeit des Bodens eng mit dem Bodenwasserhaushalt, der Luftzirkulation im Boden und der Bodenfarbe an seiner Oberfläche zusammen. Die Winzer berücksichtigen die heterogenen Bodeneigenschaften bei der Wahl des Edelreises oder der Unterlage, beim Anschnitt und der Pflege der Reben. Darüber hinaus verändern sie durch tiefgründiges Umwenden und Durchmischen (das Rigolen) den Boden, um einen einheitlichen, für die Rebe gut durchwurzelbaren Bodenraum zu schaffen. Über den Einfluss auf die Menge und die Qualität des Ertrags hinaus wird dem Boden auch zugeschrieben, dass er die Geschmacksrichtung eines Weines prägt und ihm eine individuelle, persönliche Note verleihen kann. Trockene, sandige Böden fördern Säure und Lebendigkeit im Geschmack, tonreiche Böden die geschmackliche Vielfalt und kalkreiche Standorte die Weichheit. Die Bewertung des Bodeneinflusses auf den Geschmack des Weines wird zwar hinsichtlich der Bedeutung des Klimas kontrovers diskutiert, doch wird zunehmend die Authentizität des Standortes für die geschmackliche Ausrichtung des Weines hervorgehoben. Danach charakterisieren die originär durch Bodeneigenschaften verursachten Geschmackseindrücke den Wein, der durch klimabedingte Jahrgangseinflüsse lediglich variiert werden kann. Der Boden wird daher in Zukunft stärker in die Praxis der Weinerzeugung einfließen, sei es durch neue Lagenabgrenzungen zur Hervorhebung bestimmter Geschmacksbilder oder zur Erzeugung standorttypischer Weine.

Karl-Josef Sabel


Weinseminar zum Thema „Terroir“

Das Rotary Magazin ist stolz, Markus Del Monego als Referenten für ein exklusives Online-Weinseminar gewonnen zu haben. Del Monego, einer der weltweit führenden Experten zum Thema Wein, wird am Freitag, 26. März, 18 – 19:30 Uhr, sein Wissen zum Thema „Terroir“ mit 35 Rotariern teilen. Im Rahmen der Veranstaltung werden drei jeweils für ihr Terroir typische Weine verkostet – ein Rüdesheim Estate Riesling (2019, Deutschland, Weingut Breuer), ein Chianti Classico Bio (2018, Italien, Rocca di Castagnoli) sowie ein Château de Pez (2018, Frankreich, Saint-Estèphe). Darüber hinaus legt Del Monego allen Teilnehmern sein Buch „Wie schmeckt trocken“ (Süddeutsche Zeitung Edition, 2016) zu den Weinproben ins Paket, das einen großen Artikel zum Thema Terroir beinhaltet.

Die Teilnahmekosten belaufen sich für drei halbe Flaschen Wein, das Buch und den Versand auf 68 Euro innerhalb Deutschlands, 78 Euro in Österreich. Wer teilnehmen möchte, sendet bitte in der Zeit vom 6. bis zum 11. März, 18 Uhr, eine E-Mail an redaktion@rotarier.de.

Markus Del Monego, 1966 in Basel geboren, schrieb Weingeschichte. Mit dem Gewinn des Sommelier-Weltmeistertitels 1998 und dem Titel Master of Wine vereinte er 2003 als erster weltweit die beiden wichtigsten Titel der Weinwelt. Sein Essener Consulting-Unternehmen tasteTainment GmbH berät weltweit Handels- und Wirtschaftsunternehmen, Weinproduzenten und Weingüter sowie auch Privatkunden rund um das Thema „Wein und Genuss“. Darüber hinaus ist er der Weinberater der Deutschen Lufthansa AG. Seit 2003 ist er Mitglied im RC Essen-Hellweg.