Der Weg der deutschen EREY-Spenden

Jeder Rotarier, jedes Jahr 100 Dollar! Diese auch Jahresspende genannten Zuwendungen bilden die finanzielle Grundlage der Förderung durch die Rotary Foundation in Form von District und Global Grants. Um die sach- und zeitgerechte Verwendung dieser Spenden der deutschen Rotarier kümmert sich der Rotary Deutschland Gemeindienst e. V. (RDG).

„Every Rotarian – Every Year“
Für die zusätzliche Finanzierung von Clubprojekten stehen mit District und Global Grants zwei Fördersysteme der Rotary Foundation zur Verfügung. Finanziert werden diese Projektzuschüsse aus den Annual Program Fund-(APF-)Spenden, die kurz als EREY bezeichnet werden. Hiermit leisten viele Rotarier weltweit ihren Beitrag dazu, dass auch zukünftig Projekte der Clubs gefördert werden können. „Die Rotary Foundation empfiehlt eine jährliche Spende in Höhe von 100 Dollar für den Annual Fund, zusätzlich pro Club 1500 Dollar für Polio. Mit der Aufteilung 80 Euro für APF und 20 Euro für Polio kommen die deutschen Rotarier diesem Wunsch ziemlich nah“, erläutert Thomas Süßmeir, Vorstandsvorsitzender von RDG.
Durch das sogenannte SHARE-System werden die rotarischen Spenden in Grants umgewandelt, die von den Clubs wiederum als Zuschüsse für lokale und internationale humanitäre Projekte und Stipendien beantragt werden können. Über die Hälfte der Mittel verfügt jeder Distrikt direkt, die andere Hälfte wird über den World Fund für Aktivitäten rund um den Globus, die für Rotary von hoher Priorität sind, verwendet. (siehe Abb. SHARE-System der Rotary Foundation)
Am Ende jedes rotarischen Jahres werden 50 Prozent der Jahresfonds-Beiträge jedes Distrikts dem betreffenden Dis­triktfonds, sogenannten District Designated Funds (DDF), angerechnet, die restlichen 50 Prozent werden dem Weltfonds zugerechnet.
Nach Ablauf von drei Jahren erhält jeder Distrikt dann konkreten Zugriff auf seine DDF-Mittel, um sich an Foundation-Programmen zu beteiligen und Club- und Distriktprojekte zu finanzieren. Bis zur Hälfte der DDF-Mittel kann ein Dis­trikt dafür nutzen, District Grants zu ­finanzieren. Das restliche DDF kann zur Finanzierung von Global Grants verwendet werden oder beispielsweise an Polio Plus, die Rotary Peace Centers oder einen anderen Distrikt, der einen Global Grant plant, weitergegeben werden.

Spendenverwaltung durch RDG
In Deutschland verwaltet RDG die eingegangenen Spendengelder bis zur Projektgenehmigung und Auszahlung der finanziellen Mittel. Grund hierfür ist das deutsche Steuerrecht, denn dies erlaubt eine steuerliche Begünstigung von Spenden nur, wenn die Gelder auf deutschen Konten eingehen und später direkt von einem deutschen Konto verausgabt werden. Die so geförderten Projekte müssen dabei aber nicht in Deutschland stattfinden.
Bisher werden die Spenden deutscher Rotarier dazu genutzt, Foundation-Zuschüsse für District und Global Grants der deutschen Clubs direkt auszuzahlen. Des Weiteren werden aus diesen Mitteln jedes Jahr auch zehn Friedensstipendiaten ­finanziert. Leider reicht die Zahl der Projekte aber nicht aus, um die deutschen EREY-Spenden zeitgerecht zu verausgaben, sodass RDG weitere Wege sucht, um sicherzustellen, dass die steuerlich vorgeschriebene Frist von zwei Jahren eingehalten werden kann.
Um den kontinuierlichen Mittelabfluss zu gewährleisten und gleichzeitig auch der Rotary Foundation die Möglichkeit zu geben, die weltweit für den APF gespendeten Beträge zu konsolidieren, hatte sich RDG bereits im Herbst 2018 wegen einer verbindlichen Auskunft an das zuständige Finanzamt in Düsseldorf gewandt. In einer hierfür um ein halbes Jahr vorgezogenen Betriebsprüfung bescheinigten die Finanzbehörden in Düsseldorf, dass der Transfer von EREY-Spenden an die Rotary Foundation steuerunschädlich abgewickelt werden kann. Voraussetzung ist, dass die Spenden innerhalb von zwei Jahren und nicht, wie in den USA üblich, innerhalb von drei Jahren ausgegeben werden. Zusätzlich muss die Rotary Foundation für die übertragenen Gelder einen konkreten Verwendungsnachweis führen, wobei hierfür keine Verwaltungskosten entstehen dürfen. Weitere Voraussetzung für die geplante Vorgehensweise ist eine Anpassung der RDG-Satzung. Es ändert sich hierbei klarstellend, dass die Zurverfügungstellung von Mitteln an einen anderen gemeinnützigen Verein Satzungszweck wird.

Direkte Abwicklung möglich
Laut verbindlicher Auskunft des Finanzamts ist die Rotary Foundation eine nach deutschem Steuerrecht anzuerkennende gemeinnützige Organisation, die die Verwendung der APF-Spenden deutscher Rotarier für Foundation-Zwecke auch direkt und verantwortlich abwickeln kann. Wie bisher wird die Rotary Foundation die deutschen Jahresspenden für Projekte wie zum Beispiel Global Grants, District Grants oder Peace Fellows der Rotary Foundation ausgeben.
Der zugehörige Abwicklungsprozess ist in einer Vereinbarung über die Zusammenarbeit (Memorandum of Understanding – MoU) zwischen RDG und der Rotary Foundation festgehalten, das ebenfalls Bestandteil der Prüfung durch das Finanzamt war. Hierin ist festgelegt, dass die Rotary Foundation die deutschen Spendengelder zu 100 Prozent für Projektarbeit einsetzen muss und dann zeitnah an RDG die Verwendung im Einzelnen nachweist.

Süßmeir stellt klar: „Die Verantwortung der Mittelverwendung liegt also weiterhin bei uns, da wir auch die entsprechenden Zuwendungsbestätigungen ausstellen. Würden die deutschen APF-Spenden nicht wie im MoU vereinbart verwendet, wird RDG die Mittel zurückfordern und weitere Überweisungen stoppen.“
Bei der avisierten Änderung der Zahlungswege werden auch zukünftig keine Verwaltungskosten der Rotary Foundation aus deutschen Spendengeldern bezahlt, da dies das deutsche Steuerrecht verbietet. Einen entsprechenden Beschluss hatten die Trustees der Foundation bereits Mitte 2018 gefasst. Die von der Rotary Foundation zurückgeführten DDF-Mittel wie auch die finanziellen Überhänge der deutschen Distrikte bleiben von der Mittelübertragung unberührt (siehe Abb. Mittelfluss der EREY-Spenden).

Renate Renker