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D1841

Intercity-Meeting mit DDR-Bürgerrechtler

D1841 - Intercity-Meeting mit DDR-Bürgerrechtler
Der Bürgerrechtler direkt an der Glienicker Brücke in Potsdam: Das Bild hinter ihm erinnert an die Zeit vor 30 Jahren. © Maren Münkel, RC Wörthsee (2 Fotos)

Siegbert Schefke, der Kameramann der Wende zu Gast beim RC Ammersee

21.11.2019

Ein Intercitymeeting der ganz besonderen Art. Im Musiksaal des ehrwürdigen Rhabanus-Maurus-Gymnasiums in der Erzabtei St. Ottilien hatte der RC Ammersee zum 30. Jahrestag des Mauerfalls zu einem Intercity-Meeting mit dem DDR-Bürgerrechtler Siegbert Schefke eingeladen. Zu dem spannenden Event am 18. November kamen die benachbarten Clubs Wörthsee und Ammersee-Römerstraße, aber auch Vertreter von Münchner Clubs sowie Bruder Odilo Rahm aus St. Ottilien, der gastgebende Schulleiter Michael Häußinger und Dr. Thomas Goppel, Staatsminister a.D.

Siegbert Schefke berichtete, wie er Unfreiheit und Repressalien in der DDR erlebte und wie es dazu kam, dass er dagegen Widerstand leistete und aus einem Eberswalder Maurersohn ein dezidierter Kritiker des DDR-Regimes wurde, der nicht mehr auf eine Reform der DDR hoffte, sondern einen radikalen demokratischen Umbruch wollte und diesen mit sehr riskanten Aktionen mit in die Wege leitete.

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Clubvertreter mit dem Gast, der von seiner Entwicklung vor 30 Jahren erzählte

Im Herbst 1989 trickste Schefke gemeinsam mit dem Fotografen Aram Radomski die Stasi aus und filmte von einem Kirchturm aus heimlich die Montagsdemonstrationen in Leipzig. Die Filme spielt der Mitbegründer der DDR-Umweltbibliothek westlichen Medien zu, so auch am "Tag der Entscheidung", am 9. Oktober, als mehr als 70 000 Menschen durch Leipzig zogen und "Wir sind das Volk" und "Keine Gewalt" skandierten. Einen Tag später wurden diese Bilder in den ARD-Tagesthemen  ausgestrahlt. Damit sahen erstmals auch Millionen DDR-Bürger, was in ihrem Land vor sich ging und was ihnen die SED-Führung unter Erich Honecker verheimlichte. Vier Wochen später fiel die Mauer.

Nach der Wende wurde Schefke für seinen Mut und seine Verdienste um die deutsche Einheit mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Bambi. Heute lebt und arbeitet der ursprünglich aus Brandenburg stammende Fernsehjournalist in Leipzig. Seine Geschichte hat er in einem Buch aufgeschrieben. Beim Intercity-Meeting in St. Ottilien kamen nach seinem Vortrag viele Fragen auf. Es entspann sich eine spannende Diskussion mit den Rotariern.

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© Transit Verlag

In der Region war Siegbert Schefke auch in vielen Schulen zu Gast. Ihm ist es ein wichtiges Anliegen, gerade jungen Menschen zu vermitteln, was es heißt, in einem unfreien Staat zu leben und dagegen Widerstand zu leisten.


Information:

Siegbert Schefke, "Als die Angst die Seite wechselte - Die Macht der verbotenen Bilder", Hrsg. Maren Martell, Transit Verlag Berlin, 160 Seiten, ISBN 978-3-88747-373-0

 www.siegbert-schefke.de