Titelthema
Köpfe des Widerstands
Als es darauf ankam, war Stauffenberg allein, in den Jahren der Vorbereitung jedoch nicht. Diese 16 Widerständler gehörten zu den wichtigsten Architekten des 20. Juli 1944.
Ludwig Beck 29.06.1880 – 20.07.1944 tritt 1938 als Generalstabschef des Heeres zurück und wird schnell zum Mittelpunkt der militärisch-bürgerlichen Opposition. In seiner kompromisslosen Ablehnung des Kriegsrisikos trifft Beck sich mit Carl Friedrich Goerdeler und anderen, die eine politische Neuordnung Deutschlands anstreben. Beck beteiligt sich an den Attentatsplänen und soll nach einem gelungenen Anschlag auf Hitler Staatsoberhaupt werden.
Erich Fellgiebel 04.10.1886 – 04.09.1944 Durch seinen früheren Vorgesetzten Generaloberst Ludwig Beck und dessen Nachfolger Generaloberst Franz Halder findet Fellgiebel Kontakt zu den militärischen Widerstandskreisen. Er beteiligt sich maßgeblich an der Vorbereitung der „Operation Walküre“ und bemüht sich am 20. Juli 1944 im „Führerhauptquartier Wolfsschanze“ um eine Abschirmung dieses Zentrums der Macht von allen Nachrichtenverbindungen.
Rudolf-Christoph von Gersdorff 27.03.1905 – 26.01.1980 Seit 1941 ist er Abwehroffizier im Stab der Heeresgruppe Mitte und gehört zum engen Kreis der Verschwörer um Henning von Tresckow. Gersdorff beschafft Sprengstoff und stellt sich für einen Anschlag auf Hitler zur Verfügung. Als dieser im März 1943 eine Ausstellung besichtigt, ist Gersdorff mit zwei Sprengkörpern in den Manteltaschen immer in seiner Nähe. Der unvorhersehbar kurze Aufenthalt Hitlers macht das Attentat für Gersdorff jedoch unmöglich.
Georg Alexander Hansen 05.07.1904 – 08.09.1944 hat früh Kontakte zu Ludwig Beck und zu Admiral Canaris im Amt Ausland/Abwehr. Hansen nimmt wenige Tage vor dem Umsturzversuch an den letzten Besprechungen der Verschwörer um Stauffenberg teil. Am 20. Juli 1944 hält er sich in Bamberg auf und kehrt zwei Tage darauf nach Berlin zurück, wo er in seiner Dienststelle festgenommen wird. Wenige Tage später wird seine Familie in „Sippenhaft“ genommen.
Wilhelm Leuschner 15.06.1890 – 29.09.1944 gehört in der Weimarer Republik zu den einflussreichsten sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern und Politikern. Leuschner knüpft Kontakte zu Julius Leber und über Dietrich Bonhoeffer zur bürgerlichen Opposition. Weiterhin hält er seit Kriegsbeginn über Carl Goerdeler Kontakte zum Kreisauer Kreis. Leuschner ist für das Amt des Vizekanzlers für die Zeit nach dem Sturz Hitlers vorgesehen. Aufgrund einer Denunziation wird er am 16. August 1944 verhaftet.
Albrecht Mertz von Quirnheim 25.03.1905 – 20.07.1944 Nach Einsätzen in Polen und Frankreich kommt Mertz im Winter 1941 in das „Führerhauptquartier“ Winniza an der Ostfront, wo er mit Stauffenberg bis zu dessen Versetzung nach Afrika zusammenarbeitet. Im Juni 1944 tritt er die Nachfolge Stauffenbergs als Chef des Stabes bei General Friedrich Olbricht an. Schnell gehört er zum engsten Kreis der Verschwörer. Nach dem gescheiterten Umsturzversuch wird er noch in der Nacht zum 21. Juli im Bendlerblock erschossen.
Friedrich Olbricht 04.10.1888 – 20.07.1944 betreibt in Abstimmung mit zivilen Oppositionsgruppen um Ludwig Beck und Carl Goerdeler seit 1942 die Ausarbeitung der „Walküre“-Pläne, um den Verschwörern die Übernahme der vollziehenden Gewalt zu ermöglichen. Im Herbst 1943 fordert er als Chef des Heerersatzamtes beim Oberkommando der Wehrmacht Stauffenberg als Stabschef für sein Amt an, bis dieser im Juni 1944 zum Befehlshaber des Ersatzheeres General Fromm wechselt.
Helmuth James Graf von Moltke 11.03.1907 – 23.01.1945 Bereits 1939 verfasst Moltke erste Denkschriften zur politischen Neuorientierung Deutschlands. Anfang 1940 stößt Peter Graf Yorck von Wartenburg zu einer Gruppe von Regimegegnern um Moltke. Moltke und Yorck werden zu den führenden Köpfen des daraus entstehenden Kreisauer Kreises. Nachdem Moltke Mitglieder des Solf-Kreises vor einer Gestapo-Überwachung warnt und dies entdeckt wird, wird er am 19. Januar 1944 verhaftet.
Hans Oster 09.08.1887 – 09.04.1945 will schon 1938 den Umsturz durch einen Anschlag auf Hitler erreichen. Er übernimmt bei allen Putschplänen und Umsturzversuchen zentrale Aufgaben und steht im Mittelpunkt der Widerstandsgruppe in der Abwehr. 1941 wird er Generalmajor und Chef des Stabes im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht. Nach einem gelungenen Attentat soll er Präsident des Reichskriegsgerichts werden.
Fabian von Schlabrendorff 01.07.1907 – 03.09.1980 steht seit 1939 in Verbindung zu Henning von Tresckow, der ihn im Frühjahr 1941 in den Stab der Heeresgruppe Mitte versetzen lässt. Gemeinsam bereiten Tresckow und Schlabrendorff 1943 einen Sprengstoffanschlag auf Hitler vor. Obwohl Fabian von Schlabrendorff kurz vor dem Abflug des Flugzeugs den Zünder schärfen und das Päckchen übergeben kann, landet Hitler unversehrt in seinem ostpreußischen Hauptquartier – der Zünder hatte versagt.
Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg 05.09.1902 – 10.08.1944 Nach der Ermordung von politischen Gegnern und hohen SA-Führern Ende Juni 1934 wächst seine Distanz zum Nationalsozialismus. 1938 kommt er mit der militärischen Opposition in Verbindung und unterstützt im September dieses Jahres zusammen mit seinem Freund und Verwandten Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld den Staatsstreichversuch im Rahmen der „Sudetenkrise“. Später gehörte er zum Umfeld des Kreisauer Kreises.
Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld 21.12.1902 – 08.09.1944 Seine aktive Widerstandsarbeit beginnt er 1938 in enger Zusammenarbeit mit seinen Freunden Peter Graf Yorck von Wartenburg und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg. Im März 1943 holt ihn Hans Oster nach Berlin, wo er sich in vielfältiger Weise an den Staatsstreichvorbereitungen beteiligt. Vorgesehen als Staatssekretär des designierten Staatsoberhauptes Ludwig Beck, gehört er bis zuletzt zum engsten Kreis der Verschwörer.
Günther Smend 29.11.1912 – 08.09.1944 Günther Smend, der am 1. März 1944 zum Oberstleutnant befördert wird, unterstützt die militärische Opposition und teilt vor allem die Sorge der Verschwörer, der Krieg müsse wegen der Unfähigkeit Hitlers in der Niederlage münden. Besonders in den Monaten Juni und Juli 1944 hält er engen Kontakt u. a. zu den mitverschworenen Generälen Wagner, Fellgiebel und Stieff und versucht, Generaloberst Zeitzler für den Staatsstreich zu gewinnen.
Adam von Trott zu Solz 09.08.1909 – 26.08.1944 Nach Kriegsbeginn wirbt er in den USA für den deutschen Widerstand und wird 1940 Mitarbeiter in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amtes, später Leiter des Indienreferats und 1943 Legationsrat. Von 1942 bis 1944 reist er häufig in die Schweiz und nach Schweden und bemüht sich um Kontakte zu den Alliierten, um den geplanten Umsturz außenpolitisch abzusichern. Er wird zum zentralen Mitglied des Kreisauer Kreises.
Erwin von Witzleben 04.12.1881 – 08.08.1944 ist einer der führenden Köpfe hinter den Umsturzplänen vom Herbst 1938. Im Mai 1941 wird Erwin von Witzleben Oberbefehlshaber West. Aus gesundheitlichen Gründen scheidet er im März 1942 aus dem Dienst aus, hält jedoch weiterhin engen Kontakt zu den Verschwörern. Schließlich erklärt Erwin von Witzleben sich nach der Niederlage von Stalingrad bereit, bei einem erfolgreichen Umsturz den Oberbefehl über die Wehrmacht zu übernehmen.
Peter Graf Yorck von Wartenburg 13.11.1904 – 08.08.1944 wird bei Kriegsbeginn eingezogen und wechselt 1942 in den Wirtschaftsstab Ost beim Oberkommando der Wehrmacht in Berlin. Schon im Januar 1940 beginnt seine enge Zusammenarbeit mit Helmuth James Graf von Moltke, mit dem er gemeinsam die Gespräche des Kreisauer Kreises, die häufig in Yorcks Wohnung in Berlin-Lichterfelde stattfinden, initiiert und führt. Er ist als Staatssekretär eines zukünftigen Reichskanzlers vorgesehen.