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Intellektuelle – Präsidentenporträt – E-Clubs

Liebe Leserin, lieber Leser,

15.07.2014

es gibt angenehmere Anlässe für die Wahl eines Themas. Als am 12. Juni der Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Frank Schirrmacher verstarb, herrschte Fassungslosigkeit in deutschen Redaktionsstuben. Neben dem jungen Alter des Verstorbenen wurde in zahlreichen Nachrufen unisono der schwerwiegende Verlust für das intellektuelle Leben in Deutschland beklagt. So würdigte die FAZ den „literarischen, extrem phantasievollen, eben buchstäblich freien, meistens auch sehr abgründigen Blick“ ihres Feuilleton-Chefs „nicht nur auf kulturelle Phänomene, sondern auf das Leben selbst“. Die Süddeutsche Zeitung erwähnte die Beharrlichkeit Schirrmachers insbesondere „in den jüngsten Debatten um die Gefahren der digitalen Kultur durch die Monopolansprüche der Silicon-Valley-Konzerne und die globalen Spähprogramme der NSA“. Und der BILD-Chefredakteur Kai Diekmann bewunderte an Schirrmacher „vor allem seine intellektuelle Streitlust“.

Die vorliegende Ausgabe des Rotary Magazins ist kein „Schirrmacher-Heft“. Es ist ihm weder in irgendeiner Form gewidmet, noch geht es überhaupt um ihn. Und doch ist der oben skizzierte Verlust ein Anlass zu hinterfragen, wie es um das intellektuelle Leben in unserem Lande bestellt ist. So ist schon seit langem allenthalben das Lamento zu hören, dass es in den gesellschaftlichen Diskursen keine Großdenker aus den jüngeren Genera-tionen gibt wie Ralf Dahrendorf und Jürgen Habermas, wie Günter Grass und Martin Walser, die über Jahrzehnte das geistige Leben Deutschlands geprägt haben. Vor allem bei den Debatten zur Digitalisierung unseres Alltags wird beklagt, dass im einstigen Lande der Dichter und Denker oft nur reflektiert wird, was andernorts thematisiert worden ist.

Wie also ist es um das intellektuelle Leben in unserem Lande bestellt? Gibt es tatsächlich keine Vordenker und geistigen Stichwortgeber mehr? Oder sorgt lediglich die multimediale Kakophonie unserer Tage dafür, dass wir sie nicht wahrnehmen? Was ist die Rolle des Intellektuellen in diesen Zeiten des Umbruchs? Die Beiträge in unserem Titelthema (ab Seite 28) geben darauf einige Antworten.

Mit dem Beginn des Monats Juli erhält Rotary alljährlich einen neuen Präsidenten. Seit dem 1. Juli steht erstmals ein Chinese an der Spitze unserer Organisation – Gary C.?K. Huang aus Taiwan. Sein Jahresmotto lautet „Lasst Rotary leuchten“. Wer dieser Mann ist und was er sich für sein Amtsjahr vorgenommen hat, erzählt ein umfangreiches Porträt ab Seite 16.

Eine der wichtigsten Neuerungen in der rotarischen Clubstruktur war in den letzten Jahren die Gründung der sogenannten E-Clubs, die Rotarys Council on Legislation im Jahre 2010 zuließ, damit unsere Organisation auch für neue Generationen attraktiv bleibt. Diese  E-Clubs, bei denen sich die Mitglieder vornehmlich im Internet zusammenfinden, sind keinesfalls unumstritten. So zweifeln nicht nur ältere Rotarier daran, ob in einem virtuellen Raum Freundschaften überhaupt möglich sind. In der Rubrik „Standpunkt“ erläutert Peter Kadow, warum seiner Meinung nach
Rotary dennoch nicht auf E-Clubs verzichten kann (Seite 24).