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Editorial

Noch immer ein Skandal

Editorial - Noch immer ein Skandal
© Illustration: Jessine Hein/Illustratoren

01.07.2017

Die gute Nachricht zuerst: Seit 1990 ist die Zahl der hungernden Menschen in der Welt um 216 Millionen zurückgegangen. Auch die Zahl der jährlich an Unterernährung sterbenden Kleinkinder ist stark rückläufig – sie sank von 12,7 Millionen im Jahre 1990 auf heute rund 6 Millionen. Da in der gleichen Zeit die  Erdbevölkerung von 5,32 Milliarden auf 7,42 Milliarden Menschen  anwuchs, kann diese Leistung der Weltgemeinschaft gar nicht hoch
genug bewertet werden.

Doch ein Grund zum Zurücklehnen sind diese Zahlen keineswegs. Denn noch immer haben rund 795 Millionen Menschen auf der Welt – die Zahlen stammen vom World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen – nicht genügend zu essen. Mehr als 160 Millionen Kinder  unter fünf Jahren sind für ihr Alter zu klein, jedes siebte Kind auf der Welt ist untergewichtig. Und dass noch immer 6 Millionen Kinder jedes Jahr an Hunger sterben, ist schlichtweg ein Skandal in einer so reichen Welt wie der unsrigen. Vor allem, da es gemäß WFP nur 20 Cent kostet, einem Kind eine Schulmahlzeit mit wichtigen Nährstoffen und Vitaminen zu geben. Die Ursachen für den Hunger in der Welt sind vielfältig.  Sie reichen von den bekannten Folgen der Kolonialzeit über Dürrekatastrophen und Bürgerkriege bis hin zu Korruption und Unfähigkeit  mancher Regierungen in den betroffenen Ländern.

Fast täglich erinnern uns die Nachrichtenbilder aus Afrika, aber auch aus Asien sowie aus Mittel- und Südamerika daran, dass die Bekämpfung des Hungers eine der drängendsten Aufgaben der Weltgemeinschaft ist. Die Flüchtlingswelle der letzten Jahre hat zudem gezeigt, dass wenn wir die Probleme vor Ort nicht lösen, sie eines Tages mit um so größerer Wucht zu uns kommen werden. Mehr zu diesem Thema lesen Sie im aktuellen Rotary Magazin (7/2017).

Die rotarische Freundschaft ist ein wesentliches Merkmal unserer  Organisation. Trotz allen Engagements für das Gemeinwohl ist Rotary  zuvorderst kein Spendensammelverein, kein „Rotes Kreuz für Besserverdienende“, sondern ein weltumspannender Freundeskreis unabhängiger Frauen und Männer. Doch was heißt „Freundschaft“ in diesem  Zusammenhang? Klar ist, dass der rotarische Freund nicht unbedingt auch ein persönlicher Freund sein muss. Wolfgang Boeckh, gerade ins Amt gekommener Governor des Distrikts 1860, hat sich zu diesem für Rotary zentralen Thema seine Gedanken gemacht und aufgeschrieben.

Es grüßt Sie herzlichst Ihr

René Nehring
Chefredakteur