Editorial
Alles auf Anfang

80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa
Als die Wehrmacht am 8. Mai 1945 kapituliert, hat dieser von Deutschland verschuldete Krieg eine nahezu unvorstellbare Zahl von Menschenleben gekostet: 60 Millionen waren umgekommen, gefallen, ermordet worden, Soldaten wie Zivilisten. Allein in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis wurden neun Millionen Männer, Frauen und Kinder ermordet, darunter sechs Millionen Juden. Wie konnte im Angesicht dieser Schuld und eines Landes in Trümmern der Neubeginn gelingen? Wie konnte eine demokratische Gesellschaft in diesem Land aufgebaut werden, das erst lernen musste, sich seiner Schuld und Verantwortung zu stellen? Welchen Anteil am politischen Neubeginn und wirtschaftlichen Aufschwung hatten die Alliierten, und was leisteten die Menschen in West- und Ostdeutschland sowie in Österreich selbst, um den heutigen Wohlstand zu begründen? Darum soll es im vorliegenden Themenschwerpunkt zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa gehen.
Zum Auftakt unserer Titelgeschichte schildert Bestseller-Autor Oliver Hilmes die Stimmung in den allerersten Tagen und Wochen nach dem Krieg. Er blickt auf die Potsdamer Konferenz, auf der die Siegermächte über die Neuordnung Europas und das künftige Schicksal Deutschlands berieten. 80 Jahre später, so schreibt er, schlägt Donald Trump die daraus resultierende Weltordnung in Scherben. Der Historiker Harald Jähner schildert die westdeutsche Aufbruchsstimmung in den frühen 1950er-Jahren. Es ist die Zeit des Wirtschaftsaufschwungs, der Rockmusik und des Petticoats. Jähners scheibt eine Geschichte über ein Land, das nicht mehr zurückblicken, sondern nach vorne gehen wollte. Zur selben Zeit realisierten die Menschen im Osten Deutschlands, dass sie in einer Diktatur gelandet waren. Der Essay des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse schildert jene kurze Phase in der SBZ, in der es möglich schien, auch unter sozialistischen Vorzeichen eine freie Kultur und Gesellschaft wieder aufzubauen, ehe sich dann mit der Gründung der DDR eine rigide Kultur- und Gesellschaftspolitik stalinistischer Prägung durchsetzte.
Auch in Österreich waren die Zerstörungen am Ende des Krieges gewaltig. Aber als erstes Ziel von Hitlers Eroberungspolitik durfte das Land auf umfangreiche Hilfen zum Wiederaufbau hoffen. Der Wirtschaftshistoriker Roman Sandgruber beschreibt die ersten zehn Jahre nach dem Krieg als „Neustart in alten Grenzen“. Dann, 1955, trat Deutschland der Nato bei, und Österreich erlangte seine volle Souveränität. Die Unterzeichnung des Staatsvertrags am 15. Mai 1955 beendete die Besatzung durch die Alliierten und gilt als Geburtsstunde der österreichischen Neutralität. Der Historiker Franz Schausberger zeichnet die Route der Konsolidierung und Österreichs Weg in die EU nach.
Wenn ein Erdbeben in Nepal ganze Dörfer zerstört, wenn Tropenstürme Tausende Menschen obdachlos machen und wenn Starkregen zu massiven Überschwemmungen führt, dann schlägt die Stunde von ShelterBox. Im englischen Truro werden die Einsätze bereits Tage vorher antizipiert, Hilfsmaßnahmen koordiniert und der Einsatz vorbereitet. Und dann geht’s hinein ins Krisengebiet. Alle Einsatzkräfte haben sich zuvor in einem einwöchigen Training zu Katastrophenhelfern ausbilden lassen, das ihnen physisch und mental alles abverlangt hat. Unser Redakteur Florian Quanz hat das Training, die ShelterBox-Zentrale und das europäische Lager in Belgien besucht.
Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht
Björn Lange
Chefredakteur

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