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100 Jahre Rotary Österreich

Unsere Projekte

100 Jahre Rotary Österreich - Unsere  Projekte
© Adobe Stock/Balanceformcreative/Nazarkru

Rotary International hat sieben Schwerpunktbereiche definiert, die weltweit besonders im Fokus stehen. Das soziale Engagement der Clubs in Österreich geht weit darüber hinaus, wie die nachfolgenden Projekte zeigen – hier präsentieren wir ihre Vielfalt.

01.01.2025

Bildung

Das Ziel: Ein Pflichtschulabschluss
Das Grazer Lernhaus ist ein einzigartiges, clubübergreifendes Bildungsprojekt

2025, 100 jahre österreich, bildung
Grazer RotaryMitglieder ermöglichen 52 Kindern und Jugendlichen Unterstützung beim Lernen © Privat

Das Rotary Lernhaus Graz entstand 2021 als Gemeinschaftsprojekt aller zehn Grazer Rotary Clubs, der beiden Inner Wheel und des Rotaract Clubs Graz („Grazer Rotarische Gemeinschaft“). 52 Kindern und Jugendlichen im Pflichtschulalter wird eine außerschulische tägliche Lern-Unterstützung geboten. Dafür werden jährlich 90.000 Euro bereitgestellt. Ziel ist das Erreichen eines positiven Pflichtschulabschlusses. Die Auswahl und laufende Begleitung der Schüler erfolgt in enger Kooperation mit Schulen und Eltern. Die Unterstützung wurde vorerst für sechs Jahre, beginnend mit dem Schuljahr 2021/22, vereinbart.

Den operativen Betrieb des Rotary Lernhauses Graz hat das Rote Kreuz übernommen. Die Kinder und Jugendlichen werden nachmittags in zwei Altersgruppen von ausgebildetem Lehrpersonal gefördert. Der Lernfortschritt wird laufend evaluiert. Ein weiteres wichtiges Ziel ist das soziale und interkulturelle Miteinander. Dazu dienen unter anderem gemeinsame Freizeitaktivitäten.

Die Mitglieder der Grazer Rotarischen Gemeinschaft können sich selbst als Lese- und Lernpaten sowie beim Organisieren von Ausflügen, Vorträgen und Exkursionen einbringen. Dadurch ist das Rotary Lernhaus Graz ein Sozialprojekt zum Erleben. Nähere Informationen: rotary-lernhaus.at oder per Mail: lernhaus-graz@rotary.at


Hier sprechen gute Taten
Rotary unterstützt auf vielfältige Art und Weise die Ukraine

Felix Spitzer ist nicht nur ein Mann der Zahlen, sondern noch viel mehr ein Mann der Tat. „Wir haben eine ganze gynäkologische Station abgebaut und in die Ukraine gebracht“, berichtet Spitzer (RC Bad Ischl). Im Distrikt 1920 ist er für die Ukraine-Hilfe zuständig und kann auf eine „überwältigende Hilfsbereitschaft“ zurückblicken. Gerade hat er Schulmöbel zusammen mit 1000 Babyschlafsäcken losgeschickt. Die Koordination der beiden österreichischen Distrikte läuft hier hervorragend. „Wir haben uns abgesprochen, kein Geld zu spenden und uns auf medizinische Hilfsgüter zu konzentrieren“, erklärt Melitta Becker-Unger (RC Fürstenfeld) vom Distrikt 1910.

Sommercamps sind Leuchtturmprojekt

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Spaß beim Sommercamp: Ukrainische Kinder genießen die Zeit fern des Krieges © Felix Spitzer

Doch bei medizinischen Hilfsgütern ist es nicht lange geblieben. Die Hilfe verteilt sich auf drei Säulen. Neben dem Sammeln von Hilfsgütern, der ersten Säule, werden nach Österreich geflohene Ukrainerinnen und Ukrainer betreut, und Jugendliche aus Kriegsgebieten werden zu Sommercamps eingeladen. Vor allem diese dritte Säule ist ein absolutes Leuchtturmprojekt mit Seltenheitswert in der weltweiten rotarischen Gemeinschaft. 50 Jugendliche im Alter von elf bis 14 Jahren kommen da zusammen. Es ist nicht nur eine dringend benötigte Erholungspause vom Kriegsalltag. „Die Jugendlichen profitieren enorm von gruppendynamischen Effekten und lernen eine sich gegenseitig stärkende Gemeinschaft kennen“, berichtet Felix Spitzer. Die jährlichen Kosten für diese Camps liegen bei 70.000 Euro. „Pro Jugendlichem werden 900 Euro benötigt, damit er oder sie beim 14-tägigen Camp dabei sein kann. Wir werben bei den Clubs, die Teilnahme von einem oder zwei Jugendlichen zu finanzieren“, erklärt Spitzer. Das funktioniere sehr gut. Auch die Koordination mit den rotarischen Freundinnen und Freunden in der Ukraine laufe hervorragend. Der Rotary Club Kyiv-Sophia spiele inzwischen eine entscheidende Rolle.

Die Ukraine-Hilfe in Zahlen:
Sachspenden in Höhe von
: 3,32 Millionen US-Dollar
Disaster Response Grants: 7 (175.000 US-Dollar)
Weitere Global Grants sind in Planung.


Gesundheit

Wer Afrika hilft, hilft auch Europa“
Zahlreiche rotarische Projekte für Hunderttausende Menschen

Viele österreichische Rotary Clubs engagieren sich ganz besonders in der Afrika-Hilfe. Es gibt zahlreiche Projekte, die das Leben von Hunderttausenden Menschen verbessert haben. Ob Brunnenanlagen in Uganda, ob Schulen und Berufsbildungseinrichtungen, ja sogar eine Uni sowie Zentren für Frauen-, Mütter- und Kindergesundheit in Nigeria – die Palette der rotarischen Errungenschaften auf dem Kontinent kennt so gut wie keine Grenzen.

Das Engagement ist dabei beträchtlich: Die Clubs in den Distrikten 1910 und 1920 sammeln riesige Geldbeträge. Einzelne rotarische Mitglieder reisen regelmäßig in afrikanische Länder, um vor Ort im wahrsten Sinn des Wortes Hand anzulegen und beim Aufbau von Infrastruktur zu helfen. Medizinische Geräte, Baumaterialien, Schulutensilien und vieles mehr – es werden keine Kosten und Mühen gescheut, um all die dringend benötigten Güter in jene Länder zu bringen, die als Wiege der Menschheit gelten.

Die Gründe für dieses riesige Engagement sind vielfältig. Einerseits geht es um gelebte Nächstenliebe und Hilfe für Menschen, die tatsächlich unter bitterer Armut leiden. Es geht andererseits aber auch um viel mehr, wie Erika Krenn-Neuwirth, Governorin des Distrikts 1910, und Peter Neuner, Distriktgovernor 1920, betonen: „Wer Afrika hilft, hilft auch Europa“, bringen sie das Thema auf den Punkt.

Denn immerhin sind Fluchtursachen und die damit verbundenen internationalen Migrationsbewegungen wesentliche Faktoren für die Spaltung westlicher Gesellschaften. „Rotary leistet große Beiträge dazu, Armut in Afrika zu lindern und damit Fluchtursachen zu bekämpfen“, so die Governor. Folglich ist das rotarische Wirken in Afrika gleichsam ein wichtiges Friedensprojekt, weil es dabei hilft, die Migration mit all den damit verbundenen Problemen einzudämmen. Dazu zählen das Zurückdrängen der Jugendarbeitslosigkeit, die mancherorts bei 75 Prozent liegt, ebenso wie Beiträge zur Frauengesundheit und Informationen zum Thema Familienplanung.

Nicht zuletzt sind die Projekte nachhaltig: „Wir ermöglichen jungen Menschen Zugang zu Ausbildung und geben ihnen eine Zukunft. Durch den Jugendaustausch mit afrikanischen Ländern fördern wir die Völkerverständigung, lassen Freundschaften wachsen und machen Rotary zu dem, was es ist“, berichten Krenn-Neuwirth und Neuner stolz. Sie sind sicher: Die Zukunft Europas entscheidet sich auch in Afrika.


Einsatz in der Idylle gegen die Müllmassen
Das größte rotarische Umweltprojekt in Europa wurde in Bosnien und Herzegowina verwirklicht

Der Zvornik-See, ein Stausee in Bosnien und Herzegowina an der Grenze zu Serbien, erlangte vor wenigen Jahren traurige Bekanntheit. Bilder von Müllmassen, die auf dem See schwammen, gingen um die Welt. Für die rotarischen Freunde vom RC Bijeljina war das unerträglich. Ihnen war klar, dass der Müll, der vom Fluss Drina kommend im See landet, herausgefischt werden muss. Doch wie?

2025, 100 jahre österreich, gesundheit
Kontrastprogramm: Schöne Landschaft mit Müllteppich © Everwave

Da kam eine Kooperation mit der Umweltschutzorganisation Everwave aus Aachen und die finanzielle Unterstützung des deutschen Rotary-Distriktes 1820 sowie vieler Rotary Clubs aus Österreich genau zur richtigen Zeit. Ein Müllsammelboot wurde finanziert, welches über Monate den Müll sammelte und so das Gewässer sauber hielt. Hinter diesem Projekt steckt nicht weniger als das größte rotarische Umweltprojekt in ganz Europa. Mehr als 190.000 Dollar waren zusammengekommen. Die Initiatoren sprechen von einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Im Jahr 2023 wurden 35.491 Kilogramm Müll aus dem See gefischt. Dabei war das Boot erst „ab Mai im Einsatz“, wie Assistant Governorin Aleksandra Leti´c berichtet.

Bojan Saric´, Präsident des RC Bijeljina, hatte im vergangenen Jahr angekündigt, das Projekt fortzuführen, und Wort gehalten. Was er damals noch nicht ahnte, war, dass es im vergangenen Oktober zu einer verheerenden Überschwemmung in Bosnien und Herzegowina kommen sollte. Plötzlich trieben Müllmassen von der Neretva kommend in den Jablanica-See. Schnelles Handeln war gefragt und wieder spielten die Rotarierinnen und Rotarier ihre kooperative Stärke aus. Mit Everwave wurde das Müllsammelboot verlegt und sammelte fortan dort Müll ein. „Das Müllsammeln ist nun beendet“, berichtet Aleksandra Letic´. Die Aussage bezieht sich auf den Jablanica-See und auf den Zvornik-See. Das Müllsammelboot habe hervorragende Dienste geleistet. Das Projekt ist damit aber noch nicht vorbei. Künftig werden Schülerinnen und Schüler sowie Lehrer und Stadtverwaltung für die Müllproblematik sensibilisiert. Wird kein Müll mehr achtlos weggeworfen, kann sich eine solche Katastrophe wie am Zvornik-See nicht wiederholen.


Der Kampf gegen Polio wird noch umfassender
Das Engagement von Rotary ist beeindruckend

Seit Jahrzehnten setzt sich Rotary für die Bekämpfung der Kinderlähmung (Polio) ein. Dieser Kampf ist eine der erfolgreichsten Gesundheitskampagnen der Welt und laut Governor Peter Neuner (Distrikt 1920) sogar nobelpreiswürdig. Millionen Kinderleben wurden durch Impfungen geschützt.

Rotarys Ziel bleibt eine poliofreie Welt. Es ist schon vieles gelungen, doch die Herausforderungen bleiben groß. In vielen Regionen der Welt, insbesondere in Krisengebieten und Entwicklungsländern, haben rund 1,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser – ein Grundproblem, das eng mit der Verbreitung von Polio zusammenhängt. Verunreinigtes Wasser, insbesondere in Form von Schmutzwasser, ist ein ständiger Herd für die Übertragung von Krankheiten, das gilt vor allem auch für Polio.

Die Bekämpfung von Polio erfordert daher weit mehr als Impfungen allein. Ein umfassender Ansatz, der sauberes Wasser und bessere Hygiene einschließt, wird immer wichtiger. Ein weiteres Problem ist die oft unzureichende Datenerfassung, besonders in Ländern Afrikas. Fehlende Meldungen bedeuten nicht zwangsläufig, dass die Krankheit wirklich ausgerottet ist. Zudem ist die frühzeitige Impfung vieler Neugeborener längst nicht überall gewährleistet – häufig fehlen medizinische Kapazitäten. Hinzu kommt, dass notwendige Schmutzwasseranalysen nicht flächendeckend umgesetzt werden können, die jedoch entscheidend wären, um PolioViren frühzeitig aufzuspüren.

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Kinderlähmung auszurotten ist das große Ziel von Rotary © RI

Die Zukunft der rotarischen „Polio Eradication Initiative“ liegt in einem breiter gefassten Ansatz, der über reine Impfprogramme hinausgeht. Mit dem „Polio Protection Program“ strebt Rotary nun an, auch die oben genannten Ursachen der Polio-Übertragung aktiv zu bekämpfen. Dies umfasst den Ausbau der Schmutzwasseranalysen, um Virusquellen besser zu kontrollieren, die Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser und Informationen über Möglichkeiten der Familienplanung.

Das Engagement von Rotary gegen Polio hat bereits viele Leben gerettet und unzähligen Kindern ein gesundes Leben ermöglicht. Dennoch bleibt noch viel zu tun. Mit einem noch umfassenderen Ansatz versucht man bei Rotary in Österreich, künftig vermehrt der Wurzel des Übels zu Leibe zu rücken.


Jugendaustausch

Ein besonderes Anliegen
Die Förderung der Jugend wird bei Rotary großgeschrieben

Geht es um die Förderung der Jugend, steht bei Rotary der Jugendaustausch an erster Stelle. Die Austauschprogramme dauern von wenigen Tagen bis zu einem Schuljahr. Die Jugendlichen kommen mit besten Sprachkenntnissen und Erfahrungen mit anderen Kulturen zurück.

Eine weitere Möglichkeit für junge Menschen, neues Wissen und interessante Erfahrungen zu sammeln, sind RYLA-Seminare. RYLA steht für Rotary Youth Leadership Award. Dabei sollen neben der Erweiterung des persönlichen Horizonts auch Führungskompetenzen erworben werden. Die Rotary Clubs beider Distrikte bieten Seminare zu den wichtigsten Themen unserer Zeit an, stets werden dafür erstklassige Vortragende engagiert.

Vier beispielhafte Initiativen

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Reges Interesse beim RYLA in Leoben zum Thema Energieversorgung © Rotary/Karin Bauer

Der RC und der RAC Leoben haben sich in Zusammenarbeit mit der Montanuniversität Leoben bei einem RYLA-Seminar mit nachhaltiger Energieversorgung befasst. Hier war das Ziel, Lösungen zu den energiesystemischen Problemen zu erarbeiten. Ausgewiesene Experten aus Forschung und Wirtschaft standen den jungen Teilnehmern Rede und Antwort. Auch der Besuch einer Photovoltaikanlage am steirischen Erzberg war Teil des Programms. Auf besonders großes Interesse stieß ein RYLA-Seminar in Wien. Zwei Wochen vor der Nationalratswahl im September wurden den Teilnehmern Vortragende aus allen Bereichen geboten, die mit Wahlkampf und Abhaltung einer Wahl zu tun haben. Besonderen Eindruck machte, dass ein halber Tag sogar in einem Ausschusslokal im Parlament stattfand.

In Innsbruck ist die Familie Bauer besonders aktiv. Vater, Mutter und Tochter sind Mitglieder bei verschiedenen Rotary Clubs. Alljährlich wird in Managementplanspielen den Teilnehmern beigebracht, richtige Entscheidungen zu treffen und Leadership zu üben. Viel Wert wird auch auf das richtige Präsentieren gelegt, die Teilnehmer bekommen Einzelcoachings mit Videounterstützung.

Vom RC Perchtoldsdorf geht eine Initiative aus, die sich „Welt von morgen“ nennt. Zielgruppe sind Jugendliche, die in offenen Diskussionsforen mit Experten über Themen der Zukunft sprechen, zum Beispiel über Mobilität und Sozialsysteme oder auch über Architektur und Bauen. Diese Gespräche sollen keine Einbahnstraße sein, sondern die Experten hören dabei auch auf die Studenten.


Ich bin in den USA erwachsen geworden“
Für Isabella Orasch aus Wien war der Schüleraustausch eine prägende Zeit

Ihre Augen leuchten noch immer, wenn sie an ihren Jugendaustausch mit Rotary zurückdenkt. Isabella Orasch war gerade einmal 15 Jahre alt, als sie von Wien aus nach Kalifornien flog. „Von einer Freundin hörte ich, dass Rotary die Möglichkeit eines Jugendaustausches bietet“, erinnert sich Orasch. Sofort habe sie sich darangesetzt, mit Rotary Kontakt aufzunehmen. „Das war gar nicht so einfach, weil es vorher keine Berührungspunkte mit Rotary gab.“ Mit ihrer Mutter zusammen recherchierte sie im Internet und stieß so auf den Rotary Club Wien-Schönbrunn. „Tatsächlich haben wir sofort offene Türen eingerannt“, erzählt Orasch.


Die heute 22-Jährige lobt die Organisation und das Programm, welches der Rotary Youth Exchange (RYE) bietet. Als klar war, dass sie am Austausch teilnehmen darf, stellte sich die schwierige Frage, wohin es eigentlich gehen soll. Fest stand das Vorhaben, ihre Englischkenntnisse zu verbessern. „England war mir persönlich zu nah und Australien zu weit weg. Also blieben noch Kanada und die USA übrig.“ Es wurde letztlich der US-Bundesstaat Kalifornien, genauer gesagt die Kleinstadt Arcata. „Kaum war ich bei meiner ersten Gastfamilie angekommen, ging es auf BackpackingTour in die Trinity Alps“, erinnert sich Orasch. Dieser Ausflug hat ihr so viel Spaß bereitet, dass sie noch heute in Österreich gerne wandern geht. Allein dies hat ihr gezeigt, wie wichtig es ist, sich auf Neues einzulassen. Es koste manchmal Überwindung, Ja zu sagen, aber es lohne sich. „Ich erinnere mich noch, als in der Kleinstadt eine Parade veranstaltet wurde. Alle verkleideten sich dafür. Ich hatte dazu keine Lust, aber meine Gastmutter überredete mich. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es ein großer Spaß war.“ Spaß hat ihr auch ein Ausflug nach Hawaii bereitet. „All das hat meine Welt größer gemacht.“

2025, 100 jahre österreich, jugendaustausch
In den USA wurde bei Isabella Orasch die Begeisterung für das Wandern entfacht © Privat

Viele Erlebnisse haben Isabella Orasch geprägt. Aber vor allem eines hat der Austausch bewirkt: „Ich bin in den USA erwachsen geworden.“ Sie sei als ein anderer Mensch nach einem Jahr wieder nach Österreich zurückgekehrt.

Der Kontakt zur rotarischen Gemeinschaft ist nie abgerissen. Ganz im Gegenteil: Isabella Orasch engagierte sich nachfolgend zunächst bei Interact und ist nun bei Rotaract aktiv. Zugleich ist sie Buddy bei Rotex. Das bedeutet, sie steht Austauschschülern zur Seite, die in die USA reisen, und gibt ihre Erfahrungen weiter. „Jedem, der mich fragt, empfehle ich, am Austauschprogramm von Rotary teilzunehmen.“ Mit ihrem Gast-Rotary-Club Arcata Sunrise steht sie noch heute in Kontakt. 


Talente

Eine Brücke zur jungen Generation
Clubs fördern musikalische Talente

Kooperationen über Club- und Distriktgrenzen hinweg gewinnen bei den österreichischen Rotarierinnen und Rotariern immer mehr an Bedeutung. Ein leuchtendes Beispiel ist die Initiative Rotary Young Talents. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm des Rotary Clubs SalzburgAltstadt, das sich wie einige andere Clubs in Österreich der Unterstützung junger Talente in der Kunstbranche verschrieben hat.

Federführend war dabei war in Salzburg Ferdinand Hochhauser. „Die Geldspende an junge Künstler ist dabei zweitrangig. Die ideelle Unterstützung sei viel wichtiger“, erklärt er. So helfe man etwa bei der Sichtung von Verträgen. Als eine junge Geigerin sich am kleinen Finger schwer verletzte, habe ein medizinischer Experte aus der rotarischen Gemeinschaft sich des Fingers angenommen. „Häufig geht es um das nötige Vertrauen und die Unterstützung auf dem oft steinigen Weg zum Erfolg – sei es durch die Finanzierung von Meisterklassen, die Anschaffung von Instrumenten oder die Übernahme von Reisekosten für Wettbewerbe.“ Die Unterstützung vieler einzelner Rotarier mit ihrer beruflichen Expertise in vielen Gesprächen bietet den Künstlern wertvolle Impulse, fördert ihre persönliche und berufliche Entwicklung und stärkt zugleich ihr Vertrauen in ihre kreativen Fähigkeiten.

In jedem Jahr werden andere Clubs eingeladen, eine Patenschaft zu übernehmen. Neben den beiden weiteren Salzburger Clubs St. Rupert und Land engagiert sich auch die rotarische Freundin Andrea Schneider vom RC Wien-Albertina. „Es ist großartig, wenn Projekte über Distriktgrenzen hinweg Anklang finden“, ist Hochhauser angetan. Bei einer jährlichen Charity Night erhalten die Künstler die Möglichkeit, sich einem Publikum zu präsentieren. Spenden von mehr als 30.000 Euro sind schon zusammengekommen.

Auch dem RC Wien-Franz Schubert liegen Nachwuchsmusiker sehr am Herzen. Der Club kam in der Corona-Zeit auf die Idee, jungen Nachwuchsmusikern online Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen. Dafür mieten die rotarischen Freundinnen und Freunde einen Saal in der Musik-Uni samt Technik. Während die Musikerinnen und Musiker dort spielen, hören die Konzertgäste via Youtube zu. Die Nachwuchstalente erhalten eine Gage in Höhe einer Monatsmiete. „Aus über 90 Bewerbungen hatten wir 15 Talente herausgesucht” berichtet Alexander Moore über das noch laufende Projekt. Erfreulich ist, welchen Weg einzelne nach ihrem Auftritt einschlugen. So konnte der junge Pianist Lukas Sternath nur ein Jahr nach seinem Auftritt den ersten Platz beim internationalen ARD-Musikwettbewerb belegen. Diese beiden Projekte sind beispielhaft für viele weitere in Österreich.


Rotarischer Nachwuchs bringt sich in Stellung
Ziel vieler Rotaracter und Interacter ist eine Rotary-Mitgliedschaft

2025, 100 jahre österreich, talente
Elena Egger © Sabine Egger

Der Jugend gehört die Zukunft – klingt nach einer Binsenweisheit, ist aber richtig. Rotary tut gut daran, rechtzeitig Nachwuchsarbeit zu betreiben. Das geschieht in Rotaract und Interact Clubs. Ein Gespräch mit Elena Egger (29), Past-Präsidentin, Beauftragte Öffentlichkeitsarbeit und Vortragsmeisterin des RAC Südsteiermark, sowie Jonas Strasser (19), Schüler der HTL Braunau, Gründungsmitglied des Interact Clubs Braunau.

Wie bist du mit Interact beziehungsweise Rotaract in Kontakt gekommen?

Elena: Ich habe eine Möglichkeit gesucht, Gutes zu tun, am liebsten in einer Gemeinschaft mit Gleichgesinnten. Meine Mama hat dann auf Instagram bei einer Freundin gesehen, dass ein Rotaract Club in meiner Nähe neu gegründet wurde – da habe ich mich noch im selben Moment beworben and the rest is history!

Jonas: Das ist über die Schule gelaufen. Ich war relativ engagiert im Redaktionsteam der Schülerzeitung. Eine unserer Lehrerinnen ist Rotarierin, sie hat uns die Interact-Gründung im Redaktionsteam vorgeschlagen. Da waren einige gleich dabei, es hat sich in der Schule auch herumgesprochen, und so konnten wir beginnen. Ich bin Mitglied seit Tag eins.

Warum engagierst du dich gesellschaftlich?

Elena: Mir ist wichtig, etwas zurückgeben zu können und wirklich sinnvolle Hilfsprojekte bewegen zu können, sei es in unserem unmittelbaren Umfeld oder in der Welt. Denn es ist in meinen Augen die Aufgabe von Menschen, denen es sehr gut geht, für andere da zu sein und diese zu unterstützen, die es nicht so gut erwischt haben.

Jonas: Mir ist in den vergangenen Jahren klar geworden, dass wir in Österreich einen ziemlich großen Wohlstand haben. Daher möchte ich Menschen helfen, denen es nicht so gut geht. Und es geht mir um mein soziales Umfeld. Man lernt viele junge Leute kennen und trifft einander häufig, auch bei unseren eigenen Veranstaltungen. Ich finde das sehr interessant.

Oft ist zu hören, junge Menschen wären kaum für gesellschaftliche Aktivitäten zu gewinnen.

Elena: Ich bin teilweise die Ausnahme, oder manche Freunde sind bei anderen NGOs – jedoch habe ich bei Rotaract so unglaublich viele enge Freunde gefunden, allein in den letzten Jahren, und wir haben gemeinsam schon sehr viele unvergessliche Momente erlebt.

Jonas: Ich glaube, diese Einschätzung stimmt nicht. Es sind viele meiner Freunde in Vereinen aktiv, etwa bei der Musik oder der Landjugend. Viele haben auch Hobbys. Es stimmt nicht, dass junge Leute nur zu Hause sitzen.

Kannst du dir vorstellen, einmal Rotary-Mitglied zu werden?

Elena: Das war von Anfang an mein Fokus und Ziel!

Jonas: Definitiv, ja. Ich möchte vielleicht nach der Schule in einen Rotaract Club kommen. Und wenn ich im Beruf gefestigt bin, möchte ich zu Rotary wechseln. Ich möchte die ganze Welt bereisen. Da halte ich Rotary für ideal, weil man überall Clubs besuchen kann.

Das Gespräch führten Barbara Grohs und Christian Haubner


Diversität

Mit Ehrgeiz zum Erfolg
Zwei Lebensgeschichten – eine Botschaft: Rotary lebt Vielfalt

2025, 100 jahre österreich, diversität
Noelia Torres de Glasser als Kind © Privat

Noelia Torres de Glasser stammt aus Guatemala-Stadt. Ihr Vater starb bei einem Autounfall, als sie zwei Jahre alt war. Sie wurde von Mutter, Tante und Großmutter großgezogen. Sie besuchte die Oberstufe in der österreichischen Schule in Guatemala-Stadt, ohne vorher ein Wort Deutsch zu sprechen, wo sie maturierte. „Ich lerne schnell“, sagt sie bescheiden. Sie verbrachte im Sommer ein paar Monate in Graz, ehe sie ein sehr begehrtes und seltenes Stipendium für eine Privatuniversität in Guatemala-Stadt bekam, also studierte sie vier Jahre lang technische Chemie. Nebenbei lernte sie weiter Deutsch am Goethe-Institut und unterrichtete kleine Kinder in Deutsch. Dass sie das Studium dann nicht mehr fortsetzte, empfindet die zielstrebige Noelia Torres noch heute als Niederlage. Doch erfüllte sie sich einen Traum und inskribierte mit einem Studentenvisum Translationswissenschaften an der Universität Graz. Sie wollte Dolmetscherin für Spanisch und Englisch werden. Dieses Studium schloss sie in der Mindestdauer ab.

Noelia war vom Wetter in Österreich begeistert, die Farben des Herbstes, die Kastanien und dann der erste Schnee! Sie war mittlerweile 21 Jahre alt. Beim Studium lernte sie auch ihren Mann kennen, sie zogen in seine Heimatstadt Bad Ischl und heirateten. Sie war nun Übersetzerin und Dolmetscherin, doch das reichte ihr nicht. Sie wollte ihr Wissen weitergeben, also trat sie zur Fremdenführerprüfung an und bestand auf Anhieb. Mittlerweile waren auch die beiden Söhne geboren und schließlich wurde sie beeidete Gerichtsdolmetscherin für Spanisch und Englisch.

Nun sollte sie der Tochter einer rotarischen Familie Nachhilfe geben, bevor diese ein rotarisches Austauschjahr in Argentinien antrat. Bald unterrichtete Noelia auch die Mutter, der Vater schlug sie zur Mitgliedschaft im Rotary Club Bad Ischl vor. Der siebentälteste Club in Österreich, der erste, der nicht in einer Landeshauptstadt gechartert wurde, hatte sich erst kurz zuvor Damen geöffnet. Die mittlerweile 44-jährige Frau aus Guatemala wurde aufgenommen.

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 Noelia Torres de Glasser zu Studienzeiten © Privat

Sie erinnert sich: „Ich musste mir erst Respekt bei den älteren Mitgliedern meines Clubs verschaffen, was nicht einfach war. Als eine der jüngsten bekam ich den Jugenddienst übertragen, da konnte ich mich bewähren, und ich war dann langsam auch bei den starken männlichen Persönlichkeiten anerkannt.“

Sechs Jahre später wurde sie mit der Begründung zur Präsidentin gewählt, sie könne während der Kulturhauptstadt mit ihren internationalen Kontakten und Fähigkeiten am besten dem Club dienen. Sie war erst die zweite Frau in diesem Amt, die erste war Gudrun Peter, die Wirtin des „Weißen Rössls“ in St. Wolfgang. Logisch war für Noelia, dass sie als Ziel des alljährlichen Präsidentenausflugs nicht – wie üblich – eine Location in Österreich, sondern Guatemala festlegte. Heute ist Noelia in ihren beruflichen Funktionen als Austria-Guide und gerichtlich beeidete Dolmetscherin tätig. Darüber hinaus ist sie überzeugte Rotarierin, die sich in besonderer Weise dafür einsetzt, möglichst vielen rotarischen Austauschschülern erfahrungsreiche und unvergessliche Monate im Ausland zu ermöglichen.


Asif Safdary wurde 1993 in Afghanistan geboren. Seine Familie wurde während des Bürgerkriegs als Mitglieder der Volksgruppe der Hazara verfolgt, Asif als ältester Sohn flüchtete 2008 nach Österreich. Da war er 14 Jahre alt. Er erhielt als unbegleiteter Minderjähriger Asyl und erinnert sich: „Es war schmerzhaft, von der Familie getrennt zu sein. Ich konnte kein Jugendlicher sein, sondern musste als Jugendlicher erwachsen sein.“

Er war noch ein Jahr schulpflichtig und besuchte die Schule in Wien. Er konnte kein Wort Deutsch und erhielt 20 Euro Taschengeld pro Monat. Irgendwie schaffte er es, einen Laptop aufzutreiben, und mit diesem lernte er über die englische Sprache, die er konnte, die deutsche Grammatik. Er hatte neben der arabischen Schrift von rechts nach links auch beim Englischunterricht unsere Buchstaben von links nach rechts gelernt, das half ein wenig. Heute spricht er mit einem großen Wortschatz fast akzentfrei, nur die Umlaute fallen ihm noch ein bisschen schwer, sagt er bedauernd.

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Asif Safdary als unbegleiteter Flüchtling und Schüler © Privat

Nach acht Monaten hatte er so viel Deutsch gelernt, dass er die Aufnahmekriterien in eine HTL schaffte. Nun wohnte er in einer WG der Caritas. Nach fünf Jahren maturierte er und während der gesamten Zeit wurde er von einem Stipendium des Vereins START unterstützt, der wiederum vom RC Wien-Nestroy unterstützt wurde. Hier wird engagierten Jugendlichen mit Migrationsgeschichte mit finanziellen Mitteln, Workshops und Beratung geholfen.

Am Donnerstag machte er Matura, am Montag trat er seinen ersten Job in der IT-Abteilung einer großen Firma an. Doch Asif wollte unbedingt studieren. Also lernte er neben seinem Fulltimejob am Abend an einer FH in Wien berufsbegleitend IT und Cybersicherheit. Auch das schaffte er. Und das wurde sein Beruf. Asif hat mittlerweile seine eigene Firma, mit der er große Firmen berät, eigene Organisationseinheiten für Cybersecurity einzurichten. Er sagt, Österreich ist oft das Ziel von Cyberangriffen, seit Neuestem hilft auch KI, die Asif und sein Team entwickeln, bei der Abwehr.

Seit eineinhalb Jahren ist Asif Safdary (jüngstes) Mitglied des RC Wien-Franz Schubert. Er hat seinen Weg gemacht, er ist verheiratet und begeisterter Österreicher. „Ich möchte Wien mit keiner anderen Stadt der Welt eintauschen“, sagt er. Selbstverständlich engagiert er sich nun auch bei den START-Stipendien, nun auf der Seite der Geber. Denn er möchte zurückgeben, was ihm als unbegleitetem Flüchtling ohne Deutschkenntnisse, ohne Geld und ohne Kontakte Gutes widerfahren ist. 

 

Claus Bruckmann, Christian Haubner und Florian Quanz