Rotary Aktuell
Unsere Zukunft ist digital!
Johann Michael Möller wurde vom Verwaltungsrat ausgezeichnet.
Herr Möller, seit mehr als 20 Jahren sind Sie inhaltlich verantwortlicher Herausgeber des Rotary Magazins. In der jüngsten Sitzung des Herausgeberkreises hat Sie der Verwaltungsrat für Ihren Einsatz mit einem Paul-Harris-Fellow +5 geehrt. Wenn Sie heute zurückblicken: Was waren damals Ihre Herausforderungen?
Dieser Paul-Harris-Fellow ist eine große Auszeichnung. Ich wurde damit überrascht, bekenne aber gerne, dass ich mich sehr darüber gefreut habe. Denn diese Auszeichnung steht auch für eine Entwicklung unseres Magazins, an der viele mitgewirkt haben und für deren Unterstützung und Solidarität ich den rotarischen Freundinnen und Freunden von Herzen danken möchte. Einen Namen möchte ich wenigstens stellvertretend nennen: Rudolf Hilker vom RC Berlin-Kurfürstendamm, mit dem die gemeinsame Wildwassertour damals begann.
Es gab die kühne Idee, aus dem Rotary Magazin wieder das zu machen, was es in seinen Anfängen einmal war: die Stimme einer weltweiten, wertebewussten Gemeinschaft und zugleich ein Prisma all der uns heute bewegenden Fragen. Was mich damals am meisten beeindruckte, war der Hinweis Rudolf Hilkers auf den ersten Schriftleiter des Rotary Magazins, Karl Wolfskehl, dessen Vermächtnis wie ein Fixstern über unserem Neubeginn stand. Dass man sich dieses in seiner neuseeländischen Emigration fast vergessenen Mannes wieder erinnerte, schien mir ein gutes Omen. Und so sollte es sein.
Der Anfang war gemacht, aber es brauchte viele weitere Schritte, um das Magazin zu dem zu machen, was es heute ist.
Der erste und sicher wichtigste Schritt war es, die Redaktion mit der neuen Aufgabenstellung vertraut zu machen. Sie war ja bis dato für eine reine Mitgliederzeitschrift verantwortlich gewesen und sollte nun plötzlich ein Magazin mit einem in Teilen öffentlichen Anspruch machen, eines, das man auch einem größeren, nicht rotarischen Leserkreis zugänglich machen wollte. Oder wie es der unvergessene Ludger Staby formulierte: das „kioskabel“, also für den Kiosk geeignet sein sollte.
Dann war sicher der Wechsel zum größeren Format ein wichtiger Meilenstein, der den veränderten Anspruch des Magazins auch in seinem äußeren Erscheinungsbild sichtbar machen sollte. Unser Magazin ist damals – wenn man so will – erwachsen geworden.
Und jetzt steht der dritte große Schritt an: Das gedruckte Magazin muss sich den Herausforderungen der digitalen Welt stellen, muss Anschluss halten an eine Lese- und Kommunikationskultur, die immer stärker von den sozialen Medien geprägt wird.
Einige Weggefährten habe ich ja genannt. Aber natürlich darf – stellvertretend für die ganze Redaktion – der Name René Nehring nicht fehlen. Ich habe ihn damals als jungen Mitarbeiter im Geschichtsressort der Zeitung Die Welt kennengelernt und konnte ihn für den Neustart der Redaktion gewinnen. Es dauerte nicht lange und wir haben ihn zum Chefredakteur gemacht. So sind beide, das Magazin und sein junger Schriftleiter, miteinander gewachsen.
Einen Namen darf ich freilich auch nicht unerwähnt lassen, den unseres langjährigen Geschäftsführers Jürgen Hopf. Er hat in seiner stillen Art vieles ermöglicht. Als er nicht mehr da war, haben wir erst gemerkt, welches Loch er uns hinterließ.
In der langen Zeit als Herausgeber wurden Sie immer wieder mit der Frage konfrontiert, warum das Rotary Magazin kein reines Mitgliedermagazin ist, sondern auch einen breiten kulturpolitischen Thementeil enthält.
Das Rotary Magazin oder Der Rotarier, wie es ursprünglich hieß, wollte nie eine reine Mitgliederzeitschrift sein. Aber ich kann Ihnen auch eine ganz gegenwartsbezogene, sozusagen druckfrische Antwort geben. In unserer Zeit, die von großen sozialen, aber auch kulturellen Verwerfungen geprägt ist, darf Rotary nicht schweigen, muss sich eine Gemeinschaft wertebezogener Menschen am öffentlichen Diskurs über unsere Zukunft als demokratische Gesellschaft in einer globalisierten Welt beteiligen. Und wo kann sie es wirkungsvoller als in ihrem eigenen Magazin?
Wie sieht die Zukunft des Rotary Magazins aus, was muss seine Aufgabe in der Gegenwart sein? Und wozu braucht es in der heutigen Zeit noch ein auf hochwertigem Papier gedrucktes Magazin? Warum halten wir am gedruckten Magazin immer noch fest? Weil ein Großteil unserer Mitglieder das so möchte und weil die Entscheidung auf dem letzten CoL auch die Finanzierung durch den Pflichtbezug für die nächsten Jahre sichergestellt hat. Aber ich will auch eine publizistische Antwort geben: Nach einem alten Mediengesetz verdrängt keine neue Mediengattung die alten Mediengattungen völlig. Bei vielen erfolgreichen Medienhäusern kann man deshalb einen klugen Mix analoger und digitaler Angebote sehen. Ein schön gestaltetes Monatsmagazin, das ein Lesevergnügen bietet, hat immer noch seine Existenzberechtigung. Und wenn das nicht mehr so sein sollte, kann man den Wechsel sehr rasch vollziehen. Wir müssen nur vorbereit darauf sein, technisch wie konzeptionell.
Das Gespräch führte Björn Lange.