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„Wir müssen längerfristig planen“

Rotary Aktuell - „Wir müssen längerfristig planen“
Governor nominee Jörg Max Haas hat die strategische Clubentwicklung fest im Blick. © Privat

„Strategische Planung ist für jeden Club ein Muss“, sagt Governor nominee Jörg Max Haas, RC Berlin-Platz der Republik.

01.04.2022

Wie sich ein Rotary Club entwickelt, hängt von zwei Faktoren ab: den Vorgaben des rotarischen Regelwerks und der Selbstverständigung der Clubmitglieder. Beide Faktoren sind volatil und die Bedingungen rotarischer Arbeit nicht in Stein gemeißelt. Rotary International hat in den vergangenen Jahren viele früher strenge Regeln gelockert, um den Lebensentwürfen neuer Generationen gerecht zu werden. Das sollten die Rotary Clubs nutzen, um ihrerseits in einen Diskussionsprozess über Ziele und Profile einzusteigen, meint unser Interviewpartner.

Freund Haas, Sie beschäftigen sich seit mehreren Jahren intensiv mit Strategien für die Weiterentwicklung Ihres Clubs. Warum?

Die Weiterentwicklung eines Clubs ist ein Prozess, der weit länger dauert als ein Präsidentenjahr. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die jährliche Ämterrotation das Denken über das eigene Amtsjahr hinaus verkümmern lässt. Das müssen wir in den Clubs zugunsten einer längerfristigen strategischen Planung neu einüben. Mein Club beteiligt sich seit der Gründung vor vier Jahren an dem in Rotary Club Central angebotenen Strategie-Tool, das einen guten Einstieg in einen stra tegischen Prozess bietet, aber eben auch nur einen Einstieg.

Warum ist diese längerfristige Planung notwendig?

Gemessen an der gesellschaftlichen Bedeutung Rotarys überlassen zu viele Clubs ihre Weiterentwicklung eingefahrenen Gewohnheiten oder gleich ganz dem Zufall. Wer in den „Citation“-Prozess in Rotary Club Central einsteigt, sieht sich mit Kernbereichen eines Rotary Clubs konfrontiert und muss darauf Antworten für den eigenen Freundeskreis finden. Das Angebot ist so niederschwellig, dass es niemanden überfordert. Dazu gehört die Beschäftigung mit allen Fragen, die unter Clubdienst subsummiert werden, angefangen beim Clubwachstum, über die geplanten Spendenleistungen und Projekte bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit. Die Planung auf Clubebene steht in einer Wechselwirkung mit dem Distrikt: Governor elect Jessika Schweda und ich als ihr Nachfolger im Distrikt 1940 haben gemeinsam den DistriktStrategieplan (DSP) und den darauf abgestimmten Distrikt-Organi sationsplan (DOP) so über arbeitet, dass er das Denken in der mehrjährigen Stafette in den Mittelpunkt stellt.

Wie prägt dieses Denken den rotarischen Alltag?

Zur Clubgründung vor vier Jahren haben wir alles auf den Prüfstand gestellt, es gab keine Denkverbote. Die rotarische Vorerfahrung einiger Chartermitglieder half in der Diskussion, wie unser Club aussehen soll. Der gemeinsame Diskussionsprozess um unser Profil hat zu einigen Besonderheiten geführt, die es so in anderen Clubs nicht gibt. Wir haben ein Clublokal, in dem wir uns nicht einfach treffen, sondern das der Mittelpunkt unseres Clublebens ist. Wir haben dort eine eigene rotarische Nische und auch im Biergarten einen eigenen Tisch. Wir treffen uns grundsätzlich abends und bleiben nach dem Abläuten einfach sitzen. Das schafft eine besondere Bindung der Mitglieder untereinander. Fast könnte man von einem Stück Heimat sprechen. Zu den Besonderheiten gehört auch der intensive Austausch über Social Media, der alle Clubaktivitäten auch für Dritte transparent macht. Wir haben auf das gemeinsame Essen als Ritual verzichtet. Dafür sind die Aufnahmehürden bewusst niedrig gewählt, denn im Clubleben und nicht im Auswahlverfahren muss sich zeigen, ob jemand zu uns passt oder nicht.

Die Fragen stellte Matthias Schütt.