Editorial
Zweierlei Einkehr
René Nehring zum Thema Kirche im demographischen Wandel und mehr
Die Kirchen gehören seit Generationen zu den unverzichtbaren Stützen unserer Gesellschaft. Neben der Seelsorge für ihre Mitglieder sind sie Träger von Kindergärten und Schulen, von Krankenhäusern und Pflegediensten, von Hospizen und Friedhöfen.
Angesichts dessen kann die Lage der großen Glaubensgemeinschaften niemandem egal sein.
Dass die beiden Kirchen seit Jahren an Mitgliedern verlieren, ist hinlänglich bekannt. Gehörten zu Beginn der fünfziger Jahre – in Ost wie West – noch über 90 Prozent einer christlichen Konfession an, so waren es 2016 nur noch rund 55 Prozent. Welche Entwicklung für die nächsten Jahre zu erwarten ist, zeigte Anfang Mai eine Studie des Freiburger Forschungszentrums Generationenverträge, in der die Entwicklung der Kirchenmitgliedschaft und des Kirchensteueraufkommens in Deutschland bis 2060 untersucht wurde. Neben den zu erwartenden Ausmaßen der auch künftig nachlassenden Kirchenverbundenheit analysierten die Forscher um den Volkswirt Bernd Raffelhüschen auch die einzelnen ursächlichen Faktoren. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass nur ein kleinerer Teil des Mitgliederrückgangs durch den demographischen Wandel verursacht wird, ein weitaus größerer Teil jedoch auf Umstände zurückgeht, die von den Kirchen beeinflusst werden können.
Diese Erkenntnis ist einerseits spannend – und wirft andererseits weitere Fragen auf. Zum Beispiel, welche Schlüsse die Verantwortlichen in den großen Kirchen aus der Untersuchung ziehen? Welche Konsequenzen ergeben sich aus der inneren Einkehr für die künftige Struktur der Kirchen sowie für die Ausrichtung ihrer seelsorgerischen und sozialen Arbeit? Wie können vorhandene Mitglieder zum Bleiben bewegt und junge Menschen wieder vermehrt für einen Eintritt gewonnen werden? Interessieren sich Jugendliche überhaupt noch für den Glauben? Und was ist aus all den Anstrengungen der letzten Jahre geworden, die die Kirchen bereits unternommen haben – zum Beispiel im Rahmen der Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum 2017? Diesen und weiteren Fragen widmen sich die Beiträge im aktuellen Heft.
Wenn die vor Ihnen liegende Ausgabe erscheint, empfangen die deutschen Rotarier ihre Freunde aus allen Regionen der Welt in Hamburg zur International Convention. Ein Großereignis, das in der Regel nur einmal in jeder Generation im eigenen Land stattfindet. Das Rotary Magazin und die Rotary Verlags GmbH haben den langen Weg von den ersten internen Überlegungen einiger weniger Amtsträger bis hin zur offiziellen Bewerbung um die Ausrichtung, von diversen Aufrufen zur Unterstützung des Organisationsteams bis hin zur Vorstellung der gastgebenden Stadt Hamburg und zu umfangreichen Vorabberichten über das geplante Programm regelmäßig begleitet. Selbstverständlich sind Redaktion und Verlag nun auch auf der Convention anwesend. Sie finden uns in Halle A3 am Stand 3320. Und natürlich werden wir auch in der kommenden Ausgabe des Rotary Magazins umfassend über das Ereignis berichten. Doch zunächst einmal freuen wir uns mit allen, die in den vergangenen Jahren an der Vorbereitung und Organisation dieses Ereignisses mitgewirkt haben, sowie mit allen Gästen auf eine erlebnisreiche Convention.
Es grüßt Sie herzlichst Ihr
René Nehring
Chefredakteur