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Mit Schokolade, Tulpen, Information und Spenden gegen Polio
Anlässlich des Deutschland-Highlights zum Welt-Polio-Tag im Distrikt 1940 trafen sich die Poliobeauftragten der Distrikte 1800 bis 1950, um ihre Aktivitäten abzustimmen - für mehr Erfolg im Anti-Polio-Kampf.
Christian Schleuss (RC Hagen, D1900) informierte zum Auftakt über den WHO-Gipfel mit Ministern und Teilnehmern aus über 115 Ländern sowie den Pledging Moment, der mehr als 2,6 Mrd. Dollar an Spenden aus aller Welt für den Kampf gegen Polio einbrachte. Rotary werde — neben der Bundesregierung 109 Mio. Dollar — in diesem Umfeld über die nächsten drei Jahre mehr als 150 Millionen Dollar beisteuern, hatten Rotary-Vertreter zugesichert. Dabei sei zu bedenken: Insgesamt sind geschätzt 4,8 Mrd. Dollar nötig, um die Krankheit über die nächsten Jahre hinweg auszurotten. Das bedeute noch einiges an Arbeit und vor allem Motivation, die nötig sei - in Clubs und Distrikten.
Die Poliobeauftragten registrieren derzeit eine Spendenmüdigkeit beim Thema Polio. Dem stand wenige Tage zuvor eine Ehrung für die spendenstärksten Clubs entgegen. Diejenigen, die die höchsten Spendenerfolge in den vergangenen drei Jahren gefeiert hatten, wurden ausgezeichnet. Ganz vorn war erneut der Club des früheren Polio-Zonenkoordinators Hans Pfarr, der RC Ebingen-Zollernalb, zu finden. Um auch andernorts die Spendenfreudigkeit wieder zu steigern verabredeten die Teilnehmer zum Beispiel in Meetings vor Ort direkt für mehr Engagement zu werben.
Jeder Poliofall steht für unentdeckte Infektionen
Die Poliobeauftragten wiesen drauf hin, dass angesichts der wiederaufgetretenen Infektionen in Afrika, New York und London klar sein müsse: Jeder entdeckte Poliofall bedeute, dass es mindestens 200 ungesehene Infektionsfälle gebe. Das Ziel müsse deshalb weiter sein, drei Jahre lang keinen Wildvirus-Fall zu entdecken.
Auch hierzulande liegt die Impfquote derzeit bei etwa 95 Prozent. Leider aber gebe es ganze Regionen, in denen der Impfschutz deutlich geringer sei. Wegen der Coronapandemie seien die Zahlen weiter gesunken. Rund 25 Millionen Kinder seien pandemiebedingt inzwischen ungeimpft, hatte auch Aidan O'Leary auf der WHO-Konferenz berichtet. Deshalb gelte es, weiterzumachen. Da in diesem Jahr das Spendenziel nur durch eine Aufstockung mit RI-Mitteln erreicht wurde, diskutierten die Beauftragten, wie dem entgegenzuwirken sei. Ein Vorschlag war, Foundationmittel einzubeziehen.
Laufend oder walkend gegen Polio
Zum diesjährigen Welt-Polio-Tag gibt es im Distrikt 1940 einen Spendenlauf beim Halbmarathon am Müggelsee. Auch wenn die Teilnehmer nur einen Bruchteil der Wettkampfstrecke liefen, so müssten doch die rund 3500 Halbmarathonis plus Betreuer und alle Zuschauer an den Polio-Werbeständen und -Bannern vorbei — ein toller Werbe-Effekt neben den eingeworbenen Spenden der rotarischen Läufer, berichtete Lothar Weber, Poliobeauftragter im Distrikt 1940.
Auch die Schokoladen- und Tulpen-Events zum Welt-Polio-Tag werden wohl Nachahmer finden, zeigte die Runde. Diskutiert wurde zudem über die PolioPlus Society, die die Spendenbereitschaft ankurbeln soll. Angedacht ist eine Spendenmöglichkeit über einen Förderverein, um Spendenquittungen ausstellen und das Spendenaufkommen besser managen zu können.
News gab es auch aus der Global Polio Eradication Initiative (GPEI): International werde sich laut GPEI mehr Information und Aufklärung in soziale Medien verlagern. Das wollen die Poliobeauftragten unterstützen. Auch auf die Genderfrage müsse mehr geachtet werden: In manchen Ländern werden eher Jungen als Mädchen geimpft, oftmals werden Mädchen nicht einmal in Statistiken erfasst. Ebenso wichtig ist den Poliobeauftragten, den Impfstatus ukrainischer Flüchtlinge anzupassen und eben auch Polio-Impfungen nachzuholen.
Das nächste große Event zum Welt-Poliotag 2023 soll in Chemnitz stattfinden.