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Pakistan

PAUL der Lebensretter

Robert Hoßfeld07.01.2011

Fünf an der Uni Kassel entwickelte Wasseraufbereitungsanlagen namens PAUL (Portable Aqua Unit for Lifesaving) wurden am 1. September 2010 an den Präsidenten von Humanity Care, Folker Flasse, übergeben und in einem Flugzeug vom Flughafen Münster-Osnabrück zusammen mit weiteren Hilfsgütern in das krisengeschüttelte Pakistan geschickt.

Durch die Unterstützung von Governor Rainer Spaeth (Distrikt 1840) und Freund Klaus Klennert (Länderausschuss-Beauftragter Pakistan) wurde der Kontakt zu Humanity Care gefunden. So konnte der Transport nach Pakistan sichergestellt werden. Der RC Ebersberg-Grafing unterstützt seit drei Jahren die Entwicklung von PAUL an der Universität Kassel. Prof. Dr. Ing. Franz-Bernd Frechen, der Erfinder von PAUL, hat eine Wasseraufbereitungsanlage entwickelt, die weder Energie noch Chemie benötigt und auch von Analphabeten bedient werden kann. Das Geheimnis ist eine Nanofiltration, mit deren Hilfe Krankheitserreger zurückgehalten werden. Der Nanofilter ist eine Membrane mit einer Porenweite von 20 bis 100 Nanometern (nm). Ein Cholerabakterium hat einen Durchmesser von 200 bis 500 nm und eine Länge von 2000 nm. Somit ist sichergestellt, dass zum Beispiel Cholera massiv ausgeschlossen werden kann. Darm und Durchfallerkrankungen sind in den Überflutungsregionen mit die größte Geißel. Der von Franz-Bernd Frechen entwickelte Wasserrucksack hat in etwa die Größe einer Mülltonne und hat ein Gewicht von 20 bis 25 Kilogramm. Die Leistungsfähigkeit des Wasserrucksacks zur Herstellung von trinkbarem Wasser aus Oberflächenwasser (Flüsse und Bäche) liegt bei rund 1200 Litern pro Tag und kann über Monate sichergestellt werden. Die Vorteile von PAUL liegen bei seiner flexiblen Einsatzmöglichkeit, er ist als Ergänzung zu den Wasseraufbereitungsanlagen von THW, DRK oder anderen Hilfsorganisationen zu sehen. PAUL kann aus der Luft abgesetzt oder wie ein Rucksack getragen werden und so entlegene Gebiete erreichen. Die Kosten zur Herstellung von PAUL liegen derzeit bei 999 Euro. Bei einer vorgesehenen Serienfertigung können die Kosten noch reduziert werden. Derzeit wird die serienreife Entwicklung von Paul mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) vorangetrieben. In einer einmaligen Aktion wurden fünf Wasserrucksäcke auf den Weg nach Pakistan gebracht. Der Flug ging vom Flughafen Münster-Osnabrück nach Islamabad. Das Einsatzgebiet der Wasserrucksäcke ist im Swat-Tal, Pakistan. Die Humanity Care Stiftung überwacht die Verwendung und die Vor-Ort-Verteilung. Derzeit sind mehr als 170 Wasserrucksäcke im Einsatz. Davon rund 100 in Pakistan und 50 sind auf dem Weg nach Haiti. Der Rest verteilt sich auf Vietnam, Chile und Indien.

Im Oktober 2010 besuchten Helfer der Humanity Care Stiftung die Flutgebiete und überprüften die aufgestellten Wasserrucksäcke. Im Ergebnis konnte festgestellt werden, dass die Geräte ein voller Erfolg sind. Keiner bekam Magenbeschwerden.

PAUL hat bei seinen Praxis­einsatz nachgewiesen, dass er ein sehr erfolgreicher Helfer bei Katastrophen sein kann. Es werden noch viele PAULS in den Katastrophengebieten benötigt.

Die Unterstützung durch die deutsche Botschaft in Islamabat ist in Pakistan besonders hilfreich.