Rotary Aktuell
Rotary-Engagement auf der Gewürzinsel Sansibar
Das Makunduchi Hospital auf Sansibar entwickelte sich von einem kleinen Provinz-Krankenhaus zu einem gut gemanagten Haus. Unsere Autorin war vor Ort und hat sich umgeschaut, in dem von Rotary maßgeblich unterstützten Haus.
Wenn Pamela Allard über die rasante Entwicklung spricht, die das Makunduchi Hospital in den vergangenen 13 Jahren genommen hat, ist ihr Engagement fast atmosphärisch spürbar. Bevor sich das Gesundheitsförderungsprogramm Health Improvement Project Zanzibar (HIPZ) 2007 mit ihr als Managerin dort engagierte, war es ein heruntergekommenes Provinz-Krankenhaus ohne ärztlichen Service, sodass die einheimische Bevölkerung es im Krankheitsfall vorzog, lokale Heiler aufzusuchen.
Gutes Management
In Kivunge arbeiten 22 Ärzte und 78 Krankenschwestern. Heute arbeiten hier und in einem zweiten Krankenhaus, das HIPZ 2012 in Kivunge aufbaute, 14 Ärzte, 27 Krankenschwestern und regelmäßig sechs, sieben Freiwillige aus dem Ausland. "Manche kommen schon seit Jahren her, wie beispielsweise ein Kinderärzte-Ehepaar aus Berlin. Für das Krankenhaus ist es natürlich fantastisch, wenn hier Ärzte mit mehr Erfahrung arbeiten und ihr Wissen an unsere Ärzte weiter vermitteln können."
Die Stationen sind sauber und gut gemanagt, es gibt Operationssäle, einen Röntgenraum und ein eigenes Labor. Den Aufbau einer Frauenstation hat Rotary Zanzibar maßgeblich finanziert, das Rotary-Logo nimmt häufig einen prominenten Platz auf Sponsorentafeln ein.
Frühgeborene im Blick
Auf der Gynäkologie liegen Frauen nach Fehlgeburten, auch solche, bei denen eine Abtreibung durch eine einheimische Heilerin schief gelaufen ist. Ob Geburtenkontrolle hier überhaupt ein Thema ist, will ich wissen. "Ja, es gibt die Pille, es gibt auch Progesterol-Injektionen", sagt Pamela Allard und verweist auf weitere Methoden der Geburtenkontrolle im Krankenhaus, die vom Staat gefördert werden und kostenlos zugänglich sind.
Auf einem der luftigen Flure des Krankenhauses, die alle überdacht und ansonsten offen sind, treffen wir Larry Akoko, einen Onkologen vom Festland, der einmal die Woche in Makunduchi praktiziert und ansonsten in ein Bandwurmprophylaxe-Projekt involviert ist. In Sachen Geburtenkontrolle sagt er: "Wenn eine 25-jährige Frau bereits sechs oder noch mehr Kinder geboren hat, kann man sich leicht vorstellen, in welchem Alter sie das erste Mal schwanger geworden ist. Schon aus gesundheitlichen Gründen halte ich Verhütung für sinnvoll und wichtig."
Herzstück des Makunduchi Hospitals ist eine sehr anrührende Frühgeborenen-Station. Neben Inkubatoren wird hier auch die von der WHO favorisierte Methode genutzt, frühgeborene Babys am Leben zu erhalten: Kangaroo Mother Care, kurz KMC. "Wie ein Känguruh die ersten Monate seines Lebens im Beutel der Mutter verbringt, verbringen auch hier die zu frühgeborenen Babys die ersten Wochen in engem Hautkontakt mit ihrer Mutter", so Pamela Allard.
Enger Körperkontakt
"Das ist eine sehr verbreitete Art, frühgeborene Kinder in low-income countries zu versorgen, wo häufig die hochtechnischen, intensivmedizinischen Methoden gar nicht vorhanden sind", erklärt Anna Rutjes, deutsche Chirurgin und Allgemeinmedizinerin, die das KMC-Projekt in Makunduchi aufgebaut und geleitet hat, bevor sie jetzt selbst Mutter wurde und erst einmal nach Deutschland zurückgeflogen ist. "Dabei wird das Baby der Mutter auf den Bauch geschnallt und verbringt dort einen Großteil seines Tages. Das beruhigt die kleinen Babys und sorgt dafür, dass sie nicht auskühlen. Gleichzeitig wird dabei ihre Atmung nachhaltig angeregt. Außerdem werden die Kinder nach einem Schema gefüttert und ganz engmaschig überwacht, um Infektionen schnell zu erkennen."
Während ihrer zweijährigen Tätigkeit in Makunduchi führte sie viele regelmäßige Schulungen mit dem lokalen Personal durch, führte WHO-basierte Leitlinien ein und übte mit allen Beteiligten regelmäßig das Handling mit den fragilen Neugeborenen. "Wir hatten mit einer Überlebensrate von fast 80 Prozent sehr gute Ergebnisse", sagt sie. "Unser kleinstes Schätzchen hatte nur 900 Gramm und hat sich im Verlauf gut entwickelt."
Das Kangaroo Mother Projekt liegt ihr nach wie vor sehr am Herzen, dafür versucht sie gerade, Unterstützung zu mobilisieren, beispielsweise für eine dringend benötigte Beatmungshilfe für die Neugeborenen.
Als Ex-Managerin und Beraterin des Krankenhauses koordiniert Pamela Allard das internationale Unterstützer-Netzwerk. Spenden kommen nicht nur von Rotary, sondern auch von einzelnen Gebern, häufig Einheimischen, die inzwischen im Ausland leben. Momentan sucht Allard für ihr neuestes Projekt, den Aufbau einer Unfallstation, noch Sponsoren. "Es gibt hier mindestens einmal im Monat einen schweren Verkehrsunfall", sagt sie. "Die Leute fahren im Stehen dicht gedrängt auf offenen Pick-ups, die meistens schlechte Bremsen haben. Kommt es zu einem Unfall, gibt es viele Schwerverletzte, für deren Behandlung uns das nötige Equipment fehlt."
Rotarys Vertrauensperson
In Stonetown treffe ich Keith McCormick, IT-Manager und Ex-Präsident von Rotary Zanzibar, dem "most diversified" Club Ost-Afrikas – ein internationaler Mix aus Expats und Locals, wie auf Sansibar üblich, und darüber hinaus mit einem hohen Frauenanteil von elf Frauen gegenüber vier Männern gesegnet. "Frauen, die hier auf der Insel Erfolg haben, sind eben starke Persönlichkeiten", sagt McCormick.
Er selbst kam 2013 im Rahmen eines Sabbaticals für drei Monate auf die Insel, um Lehrer einer Secondary School in Makunduchi im Gebrauch von Computern zu schulen. "Aus drei Monaten wurden dann sieben Jahre", sagt er schmunzelnd und wirkt dabei sehr zufrieden mit seiner Entscheidung.
Als Rotary 2014 eine Vertrauensperson suchte, um 400 Computer in Empfang zu nehmen, die ein Rotarier und Ex-Sansibari aus Seattle gespendet hatte, nahm der Club Kontakt zu Keith McCormick auf. Kurz darauf wurde er Mitglied von Rotary Zanzibar, inzwischen war er zweimal Präsident. "Rotary hat in den Krankenhäusern von Makunduchi und Kivunge Notfallstationen eingerichtet und sowohl die Frauen- als auch die Männer-Stationen neu aufgebaut", sagt er nicht ohne Stolz. Darüber hinaus spendet der Club Computer und Pulte für Schulen und sponsert Ärzte, die die Bevölkerung in ländlichen Regionen versorgen. Momentan läuft auf der Insel ein Brustkrebs-Screening-Projekt – viele Frauen sind sich der Gefahr dieser Krankheit nicht bewusst. Wenn sie dann schließlich zum Arzt gehen, ist es für eine Therapie meistens schon zu spät.
Seit drei Jahren veranstaltet der Club zwei jährliche Fundraising-Events: ein Golfturnier im Seacliff-Ressort, der als der schönste Golfplatz Tansanias gilt, und ein Dinner im "6th Degree", einem traditionsreichen Restaurant mit Dachterrasse, wo schon die Briten gern an ihrem Sundowner nippten und dabei den immer wieder grandiosen Sonnenuntergang über dem Indischen Ozean betrachteten. Rund 70.000 Dollar spielen die beiden Events ein.
Catharina Aanderud