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Jerusalem

Impulse vom Institut in Israel

Das sogenannte "Rotary-Institute" ist Teil einer ganzen Reihe von Konferenzen weltweit. Durch die Anwesenheit von Vertretern des Vorstands von Rotary International bietet sich Teilnehmern die Möglichkeit, Informationen aus erster Hand zu bekommen und sich untereinander auszutauschen. Wir berichten direkt aus Jerusalem.

27.11.2013

Ein Projekt war zu Beginn der internationalen Konferenz, dem Jerusalem Institute 2013, noch immer in aller Munde: „Rotary radelt“. Am Tag zuvor waren die deutschen Distriktgovernor Uwe Bartl und Christof Hottenrott mit Fahrrädern und Logo-T-Shirts nach einer zweitägigen Tour im Konferenzsaal angekommen. Von Tel Aviv nach Jerusalem waren sie mit einem nächtlichen Zwischenstopp insgesamt 140 Kilometer Fahrrad gefahren, um die Webetrommel für die „Sternfahrt“ im kommenden Jahr zu rühren. Vom 27. April bis zum 3. Mai 2014 wollen dann sämtliche Governors zugunsten von End-Polio-Now und Gesundekids, der Kampagne für die Gesundheit unserer Kinder, nach Frankfurt radeln. Eine Aktion, an der auch immer mehr Governors außerhalb Deutschlands teilnehmen wollen.

Die Tatsache, dass diese Aktion nun auch ein knappes halbes Jahr vorher in Jerusalem unter Teilnehmern aus Mitteleuropa, Osteuropa, Israel, Afrika und Teilen Asiens (Zonen 14, 19, 20A und 20B) Gesprächsthema war, machte deutlich: Ein Institute zeichnet sich neben zahlreichen Reden und Projektvorstellungen vor allem durch die Gelegenheit aus, sich über Ländergrenzen hinweg mit anderen Rotariern auszutauschen. Das stellte auch Jacques de Constanzo, in seinen Begrüßungsworten am ersten von zwei Konferenztagen heraus. Das Mitglied des Zentralvorstands von Rotary International (RI) hatte bei der Organisation des Jerusalem Institutes den Hauptorganisator Gideon Peiper, ebenfalls Mitglied des RI-Zentralvorstands, unterstützt.

Rede mit Augenzwinkern

Peiper hieß alle anwesenden Gäste herzlich willkommen, darunter RI-Präsident elect  Gary Huang, RI-Vizepräsidentin Anne Matthews, Trustee der Rotarys Foundation Jackson, zahlreiche RI Direktoren (unter ihnen auch die Veranstalter Gideon Peiper, Holger Knaack und Jacques di Costanzo) sowie Larry Lundsford und die Past-RI-Direktoren Peter Krön und Ken Boyd. Gary Huang spannte seine Begrüßungsworte um eine Geschichte seines Heimatlandes Taiwan. Es geht darin um einen Bambus, der zunächst nicht gedeihen, schließlich aber nach vielen Jahren der Geduld plötzlich anfängt zu wachsen. Huang übertrug die Erzählung auf Rotary und die Art sich zu engagieren, machte jedoch eine Einschränkung: „Irgendwann habe ich realisiert, dass die Geschichte in ihrem Kern nicht ganz wahr sein kann.  Denn etwas beginnt nicht auf einmal ganz schnell zu wachsen, sondern es gedeiht langsam aber stetig, wenn man Geduld und Beharrlichkeit an den Tag legt.“ So solle man sich auch bei Rotary engagieren. „Die Geschichte zeigt aber auch: Glauben Sie nicht alles, was man Ihnen erzählt.“ Nach dieser und vielen anderen augenzwinkernden Bemerkungen, folgte eine Rede des Landwirtschaftsministers von Israel über die Arbeit des Landes in diesem Bereich. Schließlich endete die erste Plenarsitzung mit einer Zeremonie, in der Interacter die Flaggen aller teilnehmenden Länder schwenkten.

Im zweiten und dritten Teil der Konferenz brachten verschiedene Redner ihre Schwerpunkte und somit unterschiedliche Aspekte und Gedankenanregungen in das Institute ein. So berichtete Past-District-Governor aus Nigeria, Saliu Achmed, von den End-Polio-Now-Bestrebungen in seinem Land. Er stellte eindrucksvolle Zahlen vor: Vor einem Jahr hatte es noch 112 Fälle von Polio in Nigeria gegeben, 2013 waren es mehr als 50 Prozent weniger, nämlich 51. Als letzte Hürden im Kampf gegen Polio nannte der Vortragende zum einen die schlechte Zugänglichkeit mancher Gebiete und zum anderen die manchmal unzureichende Effektivität der Arbeit der Impfhelfer-Teams. Das Polio-Komitee in Nigeria hat eine Reihe von Strategien entwickelt, um dem entgegenzuwirken, so zum Beispiel die Auslobung mehrere Preise, die besonders vorbildlichen Impf-Teams zukommen.

Polio war auch das Thema des Vortrages von Itamar Grotto, Leiter des öffentlichen Gesundheitswesens in Israel. Er berichtete von Poliofällen im Gastgeber-Land, die im laufende Jahr bekannt geworden waren, dem anschließenden Monitoring und den erfolgreichen Impfkampagnen dagegen. Bleibenden Eindruck unter den Teilnehmern hinterließ die Rede von Avishai Brawermann, der im israelischen Parlament mit Wirtschaftsangelegenheiten bereut ist. Er betonte, dass nicht das Streben nach Ruhm Leute veranlassen sollte, Führungsrollen einzunehmen, sondern Taten, Engagement sowie das Bewusstsein über sich selbst und die Taten die aus diesem Bewusstsein heraus geleistet werden.

Wie man Alumni an den Club bindet

Um dieses „Rotary-Lebensgefühl“ und die Tatsache, dass Rotary einen lehrsamen und gleichzeitig positiv prägenden Einfluss auf das Leben seiner Mitglieder nimmt, ging es auch in dem Interview, das RI-Direktor Larry Lunsford mit drei ehemaligen Stipendiaten der Rotary Foundation auf dem Podium führte. Schon RI-Direktor und Co-Organisator Holger Knaack hatte in seiner vorausgegangen Rede betont, dass es sein großer Wunsch sei, dass Rotary jünger und lebhafter wird. Und so stellten sich auch die drei Alumni die Frage, wie es gelingen könnte, den Kontakt mit jüngeren ehemaligen Stipendiaten aufrechtzuerhalten. Gabriela Bracklo (Rotary Club München-Bavaria) kam eben über dieses Stipendium zu Rotary und blieb. Am Ende des Interviews gab sie Tipps, was Clubs unternehmen könnten, um den Kontakt zu ihren Stipendiaten nicht zu verlieren.

Es folgten drei Vorträge, die die Projektarbeit Rotarys beispielhaft näher brachten. Eli Eisenberg sprach über eine Initiative in Israel, mit der die Lücke zwischen sozialer Herkunft und Zugang zu Bildung unter jüngeren Menschen verkleinert werden soll. Simon Fisher stellte das Projekt „Save a Child’s Heart“ vor, in dem ein israelischer Arzt ehrenamtlich Herzoperationen an Kindern aus ärmeren Ländern leistet. Ron Denham sprach als Gründer der Rotarian Action Group für Water and Sanitation darüber, wie sich große Projekte effizient planen, durchführen und evaluieren lassen.

Zum Ende des ersten Tages des Jerusalem Institutes 2013 standen vier Workshops auf dem Programm, denen sich die Teilnehmer je nach Wahl anschlossen. So konnten sie in kleinen Gruppen über die Themen, „Wasser“, „Rotarys Bild in der Öffentlichkeit“, „Inter-Country-Comitees“ und „Neue Projekte“ austauschen und diskutieren.

Und die Israel-Radtour der beiden deutschen Governors? Die war zwar noch immer Gesprächsthema. Allerdings – so viel stand schon am Ende des ersten von zwei Konferenztagen Tag fest – als eine herausragende Projektidee neben vielen, die die Teilnehmer nach Hause mitnehmen können.