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Hoffmeisters Fundstücke

Der andere Blick – neue Perspektiven

Hoffmeisters Fundstücke - Der andere Blick – neue Perspektiven
© Jessine Hein/Illustratoren

Die Architektur Chinas öffnet den Zugang zum Selbstverständnis des Landes.

Martin Hoffmeister01.04.2021

Hinterfragen, anregen, optimieren, machen! Nie zuvor in der Geschichte standen dem Einzelnen vergleichbar viele intellektuelle, künstlerische, kommunikative und technische Möglichkeiten zur Seite, um stabile und zukunftsbeständige Projekte auf den Weg zu bringen. Was voraussetzt: Selbstverantwortlichkeit als zentrales – und eigentliches – Gut von Freiheit zu begreifen.

Mehr als jedes andere Land vereint China Superlative, Paradoxa und Kontraste – politisch, wirtschaftlich, kulturell. Um Land und Leuten, der Idee „China“ näherzukommen, hilft unter anderem der Blick auf die jüngere Architektur des „Reichs der Mitte“. Vorliegender Band des Gestalten-Verlags präsentiert einen varianten-reichen, objektivierten und aussagekräftigen Überblick über die Bauentwicklung der vergangenen 30 Jahre. Eindrucksvoll konzipierte Tempel, Konzerthallen, Verwaltungsgebäude, Sportstätten oder Museumsbauten wissen ebenso für sich einzunehmen wie avanciert gestaltete Brücken, Bibliotheken, Läden und Einfamilienhäuser. So behutsam, originär wie stilvoll amalgamieren die Protagonisten der chinesischen Architektur-Szene „westliche“ Moderne mit Elementen tradierter chinesischer Baukunst und eigenen ästhetischen Ansätzen. Lektüre, die Staunen macht.

2021, felix klieser
© Berlin Classics

Dass Instrumente die menschliche Stimme zu spiegeln und imitieren vermögen, zeigen zahllose Beispiele. Insbesondere Cellisten, Bratscher und Oboisten fühl(t)en sich berufen, Vokal-Partien entsprechend zu bearbeiten. Exemplarisch für den sinnfälligen Versuch, Stimme ins Instrumentale zu überführen, steht Felix Kliesers aktuelle Produktion Beyond Words mit bekannten Arien von Bach, Händel, Vivaldi und Gluck. An der Seite der schlank, durchsichtig und dynamisch schattiert aufspielenden „Chaarts Chamber Artists“ nimmt der Hornist durch handwerkliche  Expertise, klangliche Beweglichkeit und bewegende Sanglichkeit ein. Nicht zuletzt die stimmige Album-Dramaturgie generiert Kurzweil und auratische Strahlkraft.

2021 jährt sich der Geburtstag des argentinischen Komponisten und Bandoneonisten Astor Piazzolla zum 100. Mal. Dem „Erneuerer“ des Tango gewidmet wurden bereits in den zurückliegenden Monaten eine bedeutende Anzahl hochkarätiger Einspielungen. Mit „Piazzolla – the Years of the Shark“ liegt nun auch der mehrfach als „beste Dokumentation“ ausgezeichnete Film über den Virtuosen auf DVD vor. Für Regisseur und Autor Daniel Rosenfeld öffnete die Familie des Musikers zum ersten Mal ihr privates Archiv. Das Material ermöglicht nicht nur Einblicke in Piazzollas privates Umfeld, sondern zeigt den Musiker überdies im Tonstudio, bei Proben und auf Konzertreisen. Von solitärer Suggestivkraft: Die Kamerafahrten durch das Buenos Aires der 50er und 60er Jahre.

2021, soda, shop
© Soda

Noch immer zählen Fachzeitschriften und -Magazine zu den wichtigsten und inspirierendsten Publikationen in manchem Interessen-Segment. Wer sich einen Überblick über nationale und internationale Titel verschaffen will, wendet sich zumeist an die einschlägigen Bahnhofs- oder Flughafenshops, die zumindest eine repräsentative Auswahl in den verschiedenen Bereichen offerieren. Eine Alternative zu den unwirtlichen Presse-Stores bietet seit 2004 Soda in München. Sebastian Steinackers Galerie-Shop versammelt eine kuratierte Auswahl hunderter Magazine und Bände aus aller Welt. Im Fokus des opulenten Tableaus stehen Sujets wie Design, Fotografie, Architektur, Mode, Reisen, Bildende Kunst und Kulinarik.


  1. Beyond Words, Felix Klieser, Berlin Classics, CD

  2. The Years of the Shark, Astor Piazzolla, Directed by Daniel Rosenfeld, EuroArts 2078848, DVD

  3. Beauty and the East, New Chinese Architecture, Gestalten, 320 S., 49,90 Euro, Buch

  4. Soda, Rumfordstraße 3, 80469 München, Sodabooks.com, Shop
Martin Hoffmeister

Martin Hoffmeister publiziert regelmäßig in nationalen und internationalen Magazinen und Zeitungen. Als Redakteur im Kulturressort des MDR-Hörfunk beobachtet er die Musik- und Literaturszene seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Im Rotary Magazin empfiehlt er Neuerscheinungen aus dem Kulturleben und Fundstücke von seinen Reisen.

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