Hoffmeisters Fundstücke
Faszination Japan

Ehe Düsseldorf am 24. Mai Japan feiert, feiern wir dessen Kultur in Malerei, Bild und Ton
Japan steht für mehr als Manga, Megacitys, Shinkansen, Sushi, Samurai oder Tee-Zeremonien. Obwohl das hoch entwickelte Land seine Traditionen und überlieferten Werte pflegt, hat es die Herausforderungen des Tages und der Zukunft genau im Blick. So korrespondieren Rituale, filigrane Gartenkultur, avancierte Architektur, Kunsthandwerk, musikalische Subtilität und Empathie mit Disziplin, Leistungsbereitschaft, Präzisionswillen und einem ausgeprägten Sinn für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gegen sinnleeren Hedonismus und flache Zeitgeist-Exzesse setzt das Land auf Zwischentöne, Sublimierung und Distinktion.
Dass solch kulturelle Errungenschaften auch in Deutschland auf hohes Interesse stoßen, spiegelt deren aktiver Transfer in Metropolen wie Frankfurt oder Düsseldorf. In der NRWLandeshauptstadt etwa leben rund 9000 Japanerinnen und Japaner, deren Lifestyle und Traditionen seit Jahrzehnten entspannt in das städtische Geschehen integriert werden. Zu einem festen Termin in Sachen Japan entwickelte sich seit mehr als 20 Jahren mit dem „Japan-Tag“ das beliebteste Begegnungsfest der Metropole. Die Stadt feiert Japan, Japan und seine Kultur präsentieren sich so authentisch wie vielgesichtig. Weit über eine halbe Million Besucher werden auch am 24. Mai wieder teilhaben an kulinarischen und handwerklichen Highlights, an Musik, bildender Kunst und diversen Sportarten aus dem Land der aufgehenden Sonne.
Zu einem gemeinsamen Projekt im Zeichen der japanischen Musikerin, Künstlerin und Aktivistin Yoko Ono haben sich Tate Modern, die Kunstsammlung NRW und der Gropius Bau Berlin zusammengefunden. Die Schau zeigt rund 200 Arbeiten aus sieben Jahrzehnten, die den anhaltenden Einfluss des multidisziplinären Werks reflektiert, Onos Entwicklung nachzeichnet und fokussiert auf die Radikalität eines künstlerischen Ansatzes, der entlang von Filmen, Installationen, Instruktionen, Fotografien und Partituren nicht zuletzt auf die Partizipation des Betrachters setzt.

Bildbände und Einlassungen zu japanischer Ästhetik, Architektur, Raumgestaltung, zu japanischem Design und Kunsthandwerk füllen die Verlagskataloge. Zu einem der herausragenden Lichtblicke im Feld vergleichbarer Veröffentlichungen gehört der vorliegende Band. Papierqualität, Layout, fotografische Herangehensweise und punktgenaue Texte spiegeln idealtypisch die ästhetische Basis der japanischen Kultur, zuvorderst die Affinität zu Reduktion, Klarheit, Proportion, Balance, hochwertigen Materialien oder filigranem Kunsthandwerk.
Das japanische Klassikpublikum gilt als das feinsinnigste, zugewandteste und respektvollste der Welt. Entsprechend stehen Musiker, Orchester und Dirigenten des Landes für tarierte, nuancen- und detailaffine, koloristisch feinschattierte Klangtableaus von solitärer Luzidität und Präzision. Seiji Ozawa, die 2024 verstorbene japanische Dirigenten-Legende, arbeitete mehrfach mit den Berliner Philharmonikern zusammen. Einige der Konzertmitschnitte veröffentlichte das hauseigene Label des Orchesters jetzt auf sechs CDs und einer Blu-ray.
- Kultur- und Begegnungsfest: 22. Japan-Tag Düsseldorf (24. Mai), japantag-duesseldorf-nrw.de
- Ausstellung: Yoko Ono: Music of the Mind, Gropius Bau Berlin, 11. April–31. August 2025
- Buch: Gestalten & Norm Architects, Stillness – An Exploration of Japanese Aesthe tics in Architecture and Design, Verlag Gestalten, 304 S., engl., 60 Euro
- Seiji Ozawa: Berliner Philharmoniker Recordings, sechs CDs und eine Blue-ray, 89 Euro

Martin Hoffmeister publiziert regelmäßig in nationalen und internationalen Magazinen und Zeitungen. Als Redakteur im Kulturressort des MDR-Hörfunk beobachtet er die Musik- und Literaturszene seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Im Rotary Magazin empfiehlt er Neuerscheinungen aus dem Kulturleben und Fundstücke von seinen Reisen.
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