Titelthema
Die Russisch-Deutsche MusikAkademie
Wie eine Initiative Kulturaustausch und Begegnung ermöglicht
Das russisch-deutsche Ensemble der MusikAkademie ist aus einer Initiative von jungen Musikstudierenden aus Deutschland und Russland hervorgegangen. Diese in 2013 gegründete Akademie ist ein offenes Künstlerforum, das auf Kontinuität, auf Zukunft und Entwicklung angelegt ist. Die MusikAkademie ist ein musikalisches Arbeitsprogramm, das sich in vielen verschiedenen Spielformen des Musikmachens zeigt: in Orchester-Projekten und Kammermusikarbeiten; in Workshops und in öffentlichen Konzerten. Maestro Valerij Gergijew, Intendant und Chefdirigent des Mariinsky-Theaters in St.Petersburg, ist seit der Gründung 2013 künstlerischer Leiter der MusikAkademie.
Er setzt gemeinsam mit Tatjana Rexroth, Geschäftsführerin der RCCR Projects, wichtige Impulse für weitere Projekte. Ihr wesentliches und durchweg geltendes Merkmal ist die jeweilige musikalische Zusammenarbeit von jungen russischen und jungen deutschen Musikern. Dabei handelt es sich um Musiker, die sich noch im Ausbildungs- und Entwicklungsstadium befinden, aber gleichzeitig für ein Höchstmaß an Professionalität und musikalischer Qualität einstehen.
Gemeinsame Musikkultur
Die Russisch-Deutsche MusikAkademie ist Ausdruck eines zivilbürgerlichen Engagements junger Musiker, die sich den Werten, sowie der durch die „Aufklärung“ bedingten ethisch-moralischen und ästhetischen Kraft der europäischen Musikkultur verbunden wissen. Diese ist einzigartig, was insbesondere auch durch ihre globale Verbreitung und Bedeutung belegt wird. Doch Russland und Deutschland verknüpft ein besonderes Band: Musikalisch-kulturell haben sich seit dem 18. Jahrhundert deutsche Einflüsse in Russland geltend gemacht mit der Folge einer überragenden schöpferischen Ausbeute.
Haydn, Mozart und Beethoven, Schumann und Brahms, aber auch die Opernkomponisten aus Italien Verdi und Puccini oder die Franzosen Berlioz, Bizet und Ravel haben über Generationen hinweg für Impulse und fruchtbare Entwicklungen gesorgt - und welch ein schöpferischer Reichtum als Gegengabe an Europa und die Welt war die Folge. Tschaikowski, Mussorgski, Rimski-Korsakow, Rachmaninow, Skrjabin, Strawinsky, Prokofjew, Schostakowitsch, Gubaidulina, Schnittke und viele andere mehr. Durchweg charakteistisch sind bis heute die Verknüpfungen, die Korrespondenzen und Beziehungen zwischen Ost und West, zwischen den künstlerischen Programmen und Perspektiven der Komponisten aus Deutschland und Russland.
Und auffallend ist, wie kraftvoll unter dem Einfluss Europas und Deutschlands sich in Russland eine musikalische Lebenspraxis und Musikkultur entwickelt hat, die sogar die antibürgerliche, sozialistische Politik der Sowjetunion überstanden hat. In dieser gemeinsamen Musikkultur, die Russland mit Deutschland und Europa verbindet, manifestiert sich beispielhaft die Idee vom Frieden und vom friedlichen Miteinander der Gesellschaften und Völker. Darin erkennbar ist der menschliche und kollektive Wille zu einer übergreifenden Gemeinschaft.
Das mag Utopie sein. Doch ohne Ziele utopischen Gehalts, nämlich eines Lebens in Frieden und Freiheit, werden die Menschen nicht überleben, wird keine Zukunft sein, die lebenswert ist. Das war und ist immer wieder der Ausgangspunkt der Russisch-Deutschen MusikAkademie, nämlich ungeachtet auch der augenblicklichen politischen Verhältnisse, Verspannungen und Verwerfungen im gemeinsamen Musizieren der musikalischen Jugend die Möglichkeit zu einem Bekenntnis im Sinne von Begegnung, Verstehen und Austausch zu geben.
Praxis des Miteinanders
Seit der Gründung der Russisch-Deutschen MusikAkademie im Jahre 2013 fanden eine Vielzahl von Kammermusikprojekten im Rahmen bedeutender Musikfestivals statt: Beethovenfest in Bonn, Tschaikowski Festival in Klin und Jekaterinburg, Kasseler Musiktage, Diaghilev-Festival in Perm, MPhil 360° im Münchner Gasteig, Kissinger Sommer sowie Festival „Stars of White Nights“ in St.Petersburg. Die Konzerte haben eine starke Resonanz und viel Interesse hervorgerufen. Vor allem aber haben diese Projekte als russisch-deutsche Begegnungs- und Arbeitsprojekte bei jungen Musikern so große Anerkennung gefunden und Wünsche nach Mitmachen und Mitgestalten ausgelöst, dass eine Erweiterung in den Bereich des Orchestermusizierens und Orchesterkonzerts sich geradezu angeboten, ja aufgedrängt hat.
Im Mai 2015 wurde dann das Orchester der Russisch-Deutschen MusikAkademie gegründet, welches im Laufe der letzten Jahre regelmäßig unter der Leitung von Valerij Gergijew mit Konzerten in Moskau, St.Petersburg und Berlin aufgetreten ist. Besonderer Wert wird dabei auf die Einladung hochkarätiger Solisten- und Dozentenpersönlichkeiten gelegt, die den jungen Musikern Interpretationsansätze aus erster Hand vermitteln: Frank Peter Zimmermann, Thomas Zehetmair (beide Violine), Behzod Abduraimow, Denis Matsujew (beide Piano), Julian Steckel (Cello), Wilfried Strehle (Viola) und Klaus Thunemann (Fagott), um nur einige zu nennen. Die Konzerte des Orchesters der Russisch-Deutschen MusikAkademie anlässlich des 70-jährigen Kriegsendes (2015) riefen bereits eine große öffentliche Resonanz hervor.
Das unter der Schirmherrschaft der Außenminister Russlands und Deutschlands, Sergej Lawrow und Frank-Walter Steinmeier, durchgeführte Projekt wurde zu einem außerordentlichen Beispiel zivilbürgerlichen Engagements junger Musiker. In 2016 eröffnete das Orchester der MusikAkademie auch das russisch-deutsche Jugendjahr mit Konzerten in Moskau und Berlin unter dem Motto: „Hören-Zuhören-Miteinander“. Valerij Gergijew zollt dem Projekt Anerkennung: „Junge Leute müssen in ständigem Austausch zu- und miteinander stehen, um gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen. Der professionelle Austausch zwischen ihnen - und von Fähigkeiten, die sie über die Jahre erarbeitet haben - ist eine wichtige Aufgabe eines jeden seriösen Musikers“.
Nikolaus Rexroth
Fünf Jahre MusikAkademie
Über 500 junge Musiker beider Länder nahmen bereits an den verschiedenen Projekten der Russisch-Deutschen MusikAkademie teil. Im Juni 2018 feiert die Akademie nun ein erstes Jubiläum, das zugleich Anlass ist, um das 25-jährige Bestehen des Deutsch-Russischen Forums zu ehren – in Form eines Festkonzerts mit jungen Musikern aus Russland und Deutschland unter dem künstlerischen Leiter Maestro Valerij Gergijew. Die Orchesterkonzerte im Jahre 2018 stehen unter dem Motto „Leidenschaft und Mut“, mit Musik von Bernd Alois Zimmermann, Sergej Wassiljewitsch Rachmaninow und Franz Schubert.
Konzerte im Juni 2018
Mariinsky Theater St. Petersburg (im Rahmen des Festivals „Stars of the White Nights“)
Sonntag, 3. Juni 2018, 20.00 Uhr
Konzerthaus am Gendarmenmarkt Berlin Dienstag,
5. Juni 2018, 19.00 Uhr
Regentenbau Bad Kissingen (im Rahmen des Festivals „Kissinger Sommer“)
Samstag, 23. Juni 2018, 20.00 Uhr
Orchester der Russisch-Deutschen MusikAkademie
Dirigent: Valerij Gergijew; Solist: Denis Matsujew (Piano)