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Buch des Monats

Glaube und Geschäft – ein Widerspruch?

Buch des Monats - Glaube und Geschäft – ein Widerspruch?
Peter Barrenstein, Wolfgang ­Huber, Friedhelm Wachs: Evangelisch. Erfolgreich. ­Wirtschaften., Evangelische ­Verlagsanstalt, Leipzig, 320 Seiten, 24,90 Euro

Peter Barrenstein, Wolfgang Huber (RC Berlin-Kurfürstendamm) und Friedhelm Wachs (RC Leipzig-Brühl) zeigen, wie evangelische Chefs wirtschaften.

01.11.2016

Wolfgang Huber will es gleich zu Beginn des Luther-Jahres wissen: Sind evangelische Unternehmer und Manager erfolgreicher als andere?, fragt der frühere Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Für Martin Offenbacher, Schü­ler des Soziologen und Nationalökonomen Max Weber (1864–1920) war die Antwort klar. In einer umfangreichen Studie hatte er herausgefunden: Die Protestanten in Baden, Leipzig und Tübingen waren nicht nur gebildeter als die Katholiken, sondern auch reicher.

Weber begründet dies in seinem Aufsatz über „Die protestantische Ethik und den Kapitalismus“ mit einem Verweis auf den Schweizer Reformator Johannes Calvin (1509–1564). Nur der Erwählte, wird Calvin interpretiert, sei beruflich erfolgreich und könne durch harte Arbeit Gottes Ruhm vermehren. Stimmt das? Und gilt das noch heute?

Göttliches Zeichen
„Evangelisch. Erfolgreich. Wirtschaften.“ heißt das Buch, das Huber gemeinsam mit den Unternehmensberatern Peter Barren­stein und Friedhelm Wachs veröffentlicht hat. Darin sprechen 35 protestantische Führungskräfte darüber, wie ihr Glaube ihr unternehmerisches Handeln beeinflusst. Schon im Vorwort warnen die drei Herausgeber vor voreiligen Schlüssen. „Ob der Erfolg in der Arbeit auch als Zeichen für die göttliche Erwählung gedeutet werden kann – Calvin ringt sich zu dieser Aussage noch nicht durch“, stellen sie klar. „Der Erfolg der Arbeit als gewisses Zeichen der persönlichen Erwählung durch Gott tritt erst bei den Nachfolgern Calvins beziehungsweise im englischen Puritanismus ins Zentrum der theologischen Interpretation der Arbeit.“

Henneke Lütgerath, Partner des Bankhauses M. M. Warburg, diagnostiziert zunächst, dass „es in weiten Teilen unserer evangelischen Kirche eine tief sitzende Skepsis und Ressentiments gegenüber Unterneh­mern und Managern gibt“. Auch Friedrich Jüngling, Vorstand der Deutschen Leasing, „spürt vielfach großes Unverständnis – vor allem vonseiten der Kirche“ und beklagt: „Man erwartet nicht, dass Manager und schon gar nicht die eines Finanzdienstleistungsunternehmens sonntags in den Gottesdienst gehen. Man traut ihnen nicht zu, dass sie eine christliche Orientierung haben.“ Haben sie aber, wie die 35 Porträts zeigen – wenn auch in sehr unterschiedlicher Form. Friedhelm Loh, Inhaber und Chef der Loh Group, beginnt den Tag mit einem Gebet. „Ora et labora ist für mich der Leitvers meines Lebens“, sagt Loh.

Für Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit und des Bundes­amtes für Migration und Flüchtlinge, ist „ein Gebetskreis von Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft immer eine neue Ermutigung und Inspiration“. Er glaubt nicht, dass seine Karriere nur auf Wissen, Können und Glück beruht. „Je älter ich werde, sehe ich, wie Gott im Laufe meines Lebens auf verborgene Weise die Dinge gelenkt hat“, schreibt Weise.

Offene Fragen
Tilo Franz von Menzerna Polishing Compounds meint, man erkenne, dass sein Unternehmen von einem evangelischen Christen geführt werde. Peter Leibinger vom Maschinenbauer Trumpf empfindet „seinen Glauben als Grundkoordinaten, an de­nen ich mich orientiere, ohne dass ich mir dessen immer bewusst bin“.  
Das gilt auch für die anderen befragten Unternehmer: Der Glaube ist Richtschnur. Aber sind evangelische Unternehmer und Manager deshalb wirklich erfolgreicher? Und was unterscheidet sie in der Unternehmensführung  von katholischen? Auch die berufen sich auf christliche Werte. Die Fragen bleiben offen.


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