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Hoffmeisters Empfehlungen

Farbenspiele

Hoffmeisters Empfehlungen - Farbenspiele
© Jessine Hein/Illustratoren

Pralle Farben, reiche Schattierungen in der Normandie, in Mannheim, in Bild und Ton

Martin Hoffmeister01.10.2019

Wer die Normandie bereist, sucht gemeinhin Varianz und Kontraste. Wechselnde Landschaften zwischen rauen Küsten, Dünen, Klippen, Hügeln, pittoresken Wiesen, Hecken und fruchtbaren Weiden wissen in der Region im Norden Frankreichs ebenso für sich einzunehmen wie malerische Fischerhäuser, stolze Kathedralen, geschichtsträchtige Seebäder, beschauliche Häfen oder touristische Hotspots wie der Mont-SaintMichel. Als heimlicher Protagonist der reich schattierten Szenerie erkennt sich eindrücklich der Himmel mit seinen magischen Lichtspielen. Fotografin Nicole Strasser entwickelt ihre suggestive Bildsprache aus Synergie von Kontur und Lichtverhältnissen. Ob Menschen, Landschaften oder architektonische Monumente – Strassers Sujets präsentieren sich zeitlos, abstrakt: wie aus der Welt gefallen. In ihrer inszenatorischen Verdichtung dienen die Tableaus weniger touristischer Anbahnung als halluzinatorischer Weltflucht.

2019, edgar degas, david bickerhoff, exhibition on screen
© Seventh Art Productions

Der französische Maler Edgar Degas war ein Besessener. Getrieben von unbändigem Schaffens- und Perfektionsdrang, haderte er doch stets mit seiner Kunst. So sollten viele der heute weltweit bestaunten Werke ursprünglich nicht vor die Augen der Öffentlichkeit gelangen. David Bickerstaffs filmisches Porträt-Feature eröffnet solitäre Einblicke in Degas’ Werkstatt, in biographische Aspekte und dessen Pariser Umfeld. Reflektiert werden überdies die mentalen Hintergründe manischer Produktivität. In suggestiver Überblendung von Musik, Bilderschau, Degas-Zitaten, nachgestellten Alltagsszenen und fachkundiger Einlassung ersteht die subtile Nahaufnahme einer der einflussreichsten und fragilsten Künstlerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts.

Noch immer rangieren die Werke der polnischen Komponisten Karol Szymanowski und Witold Lutoslawski weitgehend außerhalb des kanonischen Konzertrepertoires. Wer im klanglich weit spektrierten Musikkosmos das Reich der Zwischenfarben und kühnen Schattierungen sucht, hält sich eher an die Musik von Debussy oder (Richard) Strauss. Ungleich erkenntniszeitigender könnte die Begegnung mit exemplarischen Werken der beiden Polen ausfallen, deren von Umbrüchen, politischer Repression und steter Suche nach neuen Klangfarben getragenen Werke Moderne und Avantgarde mit spätromantischen Lyrismen, impressionistischen Idiomen, exotischen und folkloristischen Elementen verbinden. Koloristisches Raffinement und deliziöse Polystilistik bilden die zentralen Bausteine einer originären Klangsprache, die Alexander Liebreich und das Polnische Nationale RadioSinfonieorchester entlang ausgesuchter, stilbildender Werke der Komponisten konsistent, nuancenaffin und luzide auszufalten wissen.

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Henri Matisse - Akt im Wald © PR

2019 jährt sich der Geburtstag des französischen Bildhauers, Grafikers und Malers Henri Matisse zum 150. Mal. Das heterogene, zwischen praller Farbgebung, spielerischer Faktur, Reduktion und Abstraktion oszillierende Werk des Wegbereiters der „Klassischen Moderne“ und Protagonisten des Fauvismus beeinflusste und inspirierte zahllose Zeitgenossen und Schüler. Die Schau der Kunsthalle Mannheim zeigt neben zentralen Werken des Meisters (Stillleben, Porträts, Akte, Landschaftsbilder) unter anderem Arbeiten von Dufy, Jawlensky, Macke, Münter, Kirchner und Pechstein und fokussiert damit auf evidente Verbindungslinien. Erhellende Kunstdialoge.


  • Nicole Strasser: Normandie, Mare, 132 S., 58 Euro 
  • David Bickerstaff: Exhibition on Screen – Degas. Passion for Perfection, Seventh Art Productions, SEV 204, DVD
  • Alexander Liebreich: Szymanowski Lutoslawski, Polish National Radio Symphony Orchestra, Accentus Music, ACC 80498, CD 
  • "Inspiration Matisse": Kunsthalle Mannheim (27.09.19–19.01.20), Katalog Prestel-Verlag, info@kuma.art, Ausstellung
Martin Hoffmeister

Martin Hoffmeister publiziert regelmäßig in nationalen und internationalen Magazinen und Zeitungen. Als Redakteur im Kulturressort des MDR-Hörfunk beobachtet er die Musik- und Literaturszene seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Im Rotary Magazin empfiehlt er Neuerscheinungen aus dem Kulturleben und Fundstücke von seinen Reisen.

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