Hoffmeisters Fundstücke
Reise-Inspirationen
Auch mit Kopfreisen entlang von Lektüre, Musik, bildender Kunst oder halluzinatorischer Abschweifung ist man unterwegs …
… und beweist: Die Differenz zwischen Sich-Bewegen und Bewegt-Werden ist eine obsolete Größe. Beispiel Venedig: Nicht auszumachen, in welcher der Künste sich Venedig über die Jahrhunderte am nachhaltigsten manifestierte – in bildender Kunst, in Literatur, Architektur oder Musik. Gewiss bleibt, ohne die venezianische Musik hätte die Musikgeschichte andere Wendungen genommen. Als Cellistin weiß man sich diesem Repertoire verpflichtet, allem voran dem des Venezianers Antonio Vivaldi. Fraglos existieren vielfältige Möglichkeiten, dem musikalischen Kosmos Venedig gerecht zu werden. Auf ihrem jüngsten Album versammelt die russische Cellistin Anastasia Kobekina ein von programmatischem Raffinement getragenes Kaleidoskop von Werken, die entweder in Venedig entstanden, von Venedig angeregt wurden oder seitens der Musikerin mit der Stadt konnotiert sind. Das Werke-Tableau schlägt einen Bogen von Dowland, Monteverdi und Bach über Fauré und Britten bis hin zu Rota und Brian Eno. Über die solitäre Konzeption der CD hinaus nimmt das exzellente Handwerk der Musikerin ein. Nicht nur vermag sie in überlegener Manier die unterschiedlichen Idiome aufzufalten, sondern auch ein weites Klangfarbenspektrum, einen fokussierten Ton und einen jederzeit musikantischen Ansatz auf höchsten Energielevels und Brennwerten zu verhandeln.
Ostsee oder Nordsee? Amrum oder Borkum, Helgoland oder Juist? Oder doch gleich Sylt und nur Sylt? Der Streit ums angemessene Urlaubsziel nimmt zunehmend skurrile Züge an. Substanz und Erkenntnis in solche Scharmützel bringt die „Insel“-Reihe des Mare-Verlags. In Porträts zwischen Anekdote, kuratierter touristischer Empfehlung, persönlichen Einlassungen und historischem Abriss finden die Autoren zu authentisch-suggestiven Annäherungen, die unentdeckten Preziosen und landschaftlichen Details näher stehen als der Lärmkultur aufgeregter Event-Apologeten. Der aktuelle Band der Serie ist der nordfriesischen Insel Föhr gewidmet und damit dem „grünen“ Arkadien zwischen Amrum und Sylt. Die Autorin überblendet entlang eines kurzweiligen, pointierten, nicht selten selbstironischen Erzählgestus private (Beziehungs-)Geschichte, Kindheitserinnerungen und Reiseerfahrung. Sie spricht mit Einheimischen, Zugereisten und Touristen und lässt Dörfer, Kirchen, Cafés, das Watt und Ebbe und Flut ebenso Revue passieren wie Badefreuden, Fährenerlebnisse und Wetterkapriolen. Aus persönlicher Betrachtungsweise erwächst ein vielperspektivisches Bild des vermeintlich unscheinbaren Eilands.
Die Affinität zu opulenten Landschaftsgärten limitierte seine finanziellen Spielräume erheblich. Als Schriftsteller erlangte er Erfolg und verkehrte in den besten Kreisen: Hermann von Pückler-Muskau reüssierte unter anderem mit exotischen Berichten, etwa über seine Orient-Exkursion. Als Faszinosum erweisen sich dabei insbesondere Pücklers Stil, seine Wortgewandtheit und Liebe zum Detail, sodass die Rezipienten des vorliegenden Hörbuchs sich im besten Sinne entführt fühlen können in die fernen Landschaften, Städte und Kulturen.
Die Genussregion Südtirol kennt kaum Desiderate, wenn es um hochwertige Hotellerie und entsprechende kulinarische Angebote geht. In der 1600-Seelen-Gemeinde Aldein südöstlich von Bozen auf dem sonnenreichen Reggelberg gelegen definiert seit Mitte des 16. Jahrhunderts der Gasthof Krone die Beherbergungsmaßstäbe. Stilsicher renovierte Zimmer, die traditionell gehaltene Restaurantstube, ein eminenter Weinkeller und die von deutsch-österreichischer, italienischer und mediterraner Kochkunst geprägten Speisen bescheren selbst verwöhnten Gästen einmalige Erlebnisse.
- CD: Anastasia Kobekina – Venice, Sony Classical
- Buch: Susanne Fischer – Mein Föhr, Mare, 192 S., 20 Euro
- Hörbuch: Hermann von Pückler-Muskau – Orientalische Reisen, Der Audio Verlag, 1:52 Std., 15 Euro
- Hotel: Gasthof Krone, Piazza Principale 3, 39040 Aldein/Aldino BZ, gasthof-krone.it
Martin Hoffmeister publiziert regelmäßig in nationalen und internationalen Magazinen und Zeitungen. Als Redakteur im Kulturressort des MDR-Hörfunk beobachtet er die Musik- und Literaturszene seit mittlerweile drei Jahrzehnten. Im Rotary Magazin empfiehlt er Neuerscheinungen aus dem Kulturleben und Fundstücke von seinen Reisen.
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