Stil, Haltung, Lebensart

Stil, Haltung und Lebensart markieren letzte Refugien der Distinktion. Indem sie dem Verlust personaler Kontur, narzisstischer Maßlosigkeit und opportunistischer Selbstverleugnung widerstehen, bilden sie robuste Korrektive gegenüber flügellahmer Zeitgeist-Impertinenz.

In Zeiten von Distanzminderung, aggressiver Beratungsresistenz, steter Verhaltenstölpeleien und mentaler Verstrickungen vermag der Hinweis auf einen Erziehungsratgeber aus dem 18. Jahrhundert vorderhand nicht mehr als anachronistische Anmaßung zu sein. Doch das als Briefkompendium konzipierte Brevier von Philip Dormer Stanhope, Earl of Chesterfield (1694–1783) erweist sich als kurzweilige Lektüre von beständigem Zuschnitt. Jenseits verbaler Attitüde, wenngleich deutlich pointiert, präsentiert der Autor seinem Sohn ein vielstimmiges Tableau gültiger Lebensweisheiten und Erkenntnisse: Lektionen, die animieren, Erziehung nicht der Dynamik gesellschaftlichen Mainstreams zu überlassen.

Der Besuch eines Klavier-Rezitals steht in besonderer Weise für verdichtete Kunsterfahrung. Die Begegnung von Pianist und Instrument generiert ebenso Erkenntnisse und Fantasien, wie sie höchste Konzentrationsund Sublimierungswerte verspricht. Zu den bedeutendsten europäischen Piano-Reihen zählt neben dem Klavier-Festival Ruhr und den einschlägigen Festivals in La Roque-d’Anteron und Warschau fraglos das Lucerne Piano Festival. An neun Veranstaltungstagen geben sich in dieser Saison Klaviergranden wie Igor Levit, Arcadi Volodos, Evgeny Kissin, Mitsuko Uchida, Rudolf Buchbinder und Nachwuchsgrößen wie Víkingur Ólafsson oder Claire Huangci die Klinke in die Hand.

Limitierte Konzerte-Frequenz, ausgesuchte Bühnen, im Gepäck ausschließlich der eigene Flügel, eine Ausnahmekarriere, zudem gezeichnet von mehrfachen Rückzügen und Krisen: Um das Leben der ukrainisch-amerikanischen Pianisten-Legende Vladimir Horowitz ranken zahllose Geschichten. So angreifbar und exzentrisch sich der Virtuose bisweilen gab, wusste er doch mit solitären Exegesen und stupendem manuellen Vermögen der jüngeren Klavierhistorie frische Impulse zu verleihen. Jedes seiner Comebacks wurde entsprechend von Superlativen und medialem Hype begleitet. Die vorliegende, aufwendig gestaltete und mit teilweise unbekanntem Bildmaterial versehene 15-CD-Box versammelt Tondokumente rund um Horowitz’ „historisches“ Comeback von 1965: Die Proben- und Konzertmitschnitte sowie ein umfassendes Interview eröffnen nicht nur neue Perspektiven auf den Jahrhundert-Künstler, sondern verleihen ebenso tief greifende Eindrücke eminenter pianistischer Verfeinerung.

Idyllisch inmitten von sanften Hügeln und prachtvoller Weidelandschaft gelegen, präsentiert sich Panker mit opulentem Herren- und Torhaus, Kapelle und Pferdekoppel als eines der genuinen Kleinode der Holsteinischen Schweiz. Mit dem Restaurant/Hotel "Ole Liese" im Ortskern setzt das Arkadien nahe der Hohwachter Bucht seit Jahren auch kulinarisch und in Sachen Beherbergung stilvolle Akzente. Dezente Tischkultur, atmosphärisches Ambiente, hochwertige Materialien, zugewandter Service und eine subtil interpretierte „Deutsche Küche“ lassen das geschichtsträchtige Anwesen aus dem 18. Jahrhundert zu einem Sehnsuchtsort avancieren.

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1. Earl of Chesterfield, Über die Kunst, ein Gentleman zu sein, Briefe an seinen Sohn, Manesse Verlag, 320 S., 24 Euro
2. The Great Comeback, Horowitz at Carnegie Hall, The unreleased private Recitals …, Sony Classica, (15-CD-Box)
3. "88 Tasten – 1000 Emotionen", Lucerne Festival: Piano Festival, 16.–24.11.19, lucernefestival.ch
4. Hotel & Restaurant Ole Liese, Gut Panker, 24321 Panker, info@ole-liese.de