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Buch der Woche

Warum ISIS so gefährlich ist

Der Jihadismus-Experte Behnam T. Said geht in seinem alarmierenden Lagebericht den Hintergründen dieser Gefahr nach. Er erklärt, wie in Syrien seit Jahrzehnten im Geheimen islamistische Gruppen entstanden sind, die sich im Schatten der Aufstände gegen das Assad-Regime eine Machtbasis schaffen konnten, wie es zur Feindschaft zwischen ISIS und al-Qaida gekommen ist, warum so viele Islamisten aus Deutschland den Jihad unterstützen und welche Folgen die Krise für die internationalen Beziehungen hat.

14.11.2014

Al-Qaida oder ISIS – wer errichtet das Kalifat?

 

Aiman al-Zawahiri hatte mit dem Bruderkampf in Syrien ein in der Geschichte von al-Qaida noch nie dagewesenes Problem: Im selben Territorium operierten nicht mehr eine, sondern zwei Milizen, die sich zunächst beide darauf beriefen, Kern-al-Qaida anzugehören und ihr gegenüber den Treueeid geleistet zu haben. ISIS hatte bereits kurz nach der Namensausrufung im April 2013 die Mitglieder von Jabhat al-Nusra aufgefordert, sich ISIS unterzu- ordnen. Der ISIS -Anführer Abu Bakr al-Baghdadi verwies in diesem Zusammenhang gerne darauf, dass Abu Muhammad al-Jau- lani, der Führer der «Unterstützungsfront», ein Ziehkind von ISI unter seiner Führung gewesen sei und dass er, al-Baghdadi, es gewesen war, der al-Jaulani nach Syrien entsandt hatte, um dort geeignete Strukturen aufzubauen. In der Version al-Baghdadis war al-Jau lani also der Zauberlehrling, der sich nun selbständig ge- macht hatte und seinem Meister abtrünnig geworden war. Das Besondere an diesem Streit war, dass er öffentlich ausgetragen wurde. Dies war in der jihadistischen Szene bisher wenig üblich, insbesondere nicht in diesem Maße und nicht auf der Ebene von Organisationen. Meinungsverschiedenheiten innerhalb der al-Qaida-Füh- rungsriege oder zwischen Kern-al-Qaida und den mit ihr affi liierten Regionalablegern wurden zumeist diskreter ausgetragen.

Der Streit zwischen den beiden Milizen war jedoch derart unübersehbar und wurde von beiden Seiten unter anderem über Verlautbarungen geführt, die auf den großen jihadistischen Internetseiten veröffentlicht wurden, dass auch al-Zawahiri sich zum Handeln gezwungen sah. Im Juni 2013 schlug er – und somit Kern- al-Qaida – sich erstmals öff entlich auf die Seite von al-Jaulani und forderte ISIS auf, sich auf den Irak zu beschränken. Was dann folgte, war eine bis dato unbekannte Demonstration der Stärke einer Regionalorganisation gegenüber Kern-al-Qaida. Noch nie hatte sich der Führer einer Regionalorganisation öffentlich und erart klar gegen den Befehl des Führers von Kern-al-Qaida ausgesprochen. Al-Baghdadi meldete sich in einer am 16. Juni 2013 verbreiteten Audiobotschaft zu Wort und verkündete, dass er die Anordnung al-Zawahiris nicht akzeptiere. Er sprach davon, dass «der Brief welcher dem Shaikh Aiman al-Zawahiri – möge Gott ihn schützen – zugeschrieben wurde, aus unserer Sicht eine Anzahl an Fehlern beinhaltet, welche die Ebenen der Scharia und der Methode betreff en». Daher sei der «arme Diener», wie al-Baghdadi sich bezeichnete, vor die Wahl gestellt, dem zu gehorchen, was sein Herrgott ihm befohlen habe, oder dem, was dem «Befehl Got- tes» zuwiderlaufen würde, womit er nichts anderes sagte, als dass al-Zawahiris Auff orderung dem Befehl Gottes entgegenstehe.

Aus dem pakistanischen Versteck heraus, in dem sich al-Zawahiri höchstwahrscheinlich befindet, blieb dem amir der Kern-al-Qaida nichts anderes übrig, als diese Befehlsverweigerung hinzunehmen und zu hoff en, dass seine Getreuen sich letztlich durchsetzen würden. Doch kam es anders, und der Streit zwischen ISIS und Jabhat al-Nusra eskalierte gegen Ende 2013 zusehends, wie oben bereits beschrieben wurde.

Zu dieser Zeit erfolgte auch der nachhaltige Bruch zwischen Kern-al-Qaida und ISIS, der später vonseiten des ISIS noch deut- licher betont werden sollte. In einer auf den 15. Januar 2014 datierten Audiobotschaft mit dem Titel «Eiliger Ruf an unsere Leute in Syrien» hatte al-Zawahiri sich noch recht zurückhaltend in den Streit eingebracht. In dieser Mitteilung äußerte sich der Anführer von al-Qaida besorgt über die Kämpfe zwischen ISIS und anderen Gruppen des Widerstandes. Zwar nannte er ISIS nicht namentlich, doch war eindeutig, auf welche Situation er an- spielte, als er sagte, dass die Zwietracht untereinander ( fitna ) und das gegenseitige Bekämpfen der «jihadistischen Gruppen» ( majmu ? at jihadiyya ) aufhören müsse. Dies war wohl der letzte Versuch, doch noch Eintracht zu stiften und eine Einigung der Jihadisten zu erzielen, bevor der schwelende Konfl ikt zwischen ISIS und al-Nusra-Front in den nun folgenden Monaten immer stärker in eine off ene militärische Konfrontation umschlug. Fast zeitgleich mit der Rede al-Zawahiris distanzierte sich die al- Qaida-Generalführung in einem Kommuniqué von ISIS und wies jegliche Verantwortung für dessen Handeln von sich. Unter anderem besagte das Dokument, dass eine jihadistische Gruppe nichts unternehmen solle, woraus Leid für die Mujahidin, für die Muslime oder auch die Nicht-Muslime resultiere. Außerdem sollten sich die Mujahidin an die Führungsstrukturen und an die Weisungen der Befehlshaber halten. Insgesamt war eine deutliche Kritik an ISIS herauszulesen.

Fakt ist, dass ISIS die Macht von Kern-al-Qaida immer offener und kühner herausforderte und al-Zawahiri und seinen Gefährten deutlich machte, dass diese sich fernab der wirklich wichtigen Geschehnisse aufhielten und keinen tatsächlichen Einfl uss mehr ausüben konnten. Zwar sprach die Generalführung letztlich ein Machtwort und distanzierte sich von ISIS , doch hatten die Ereignisse aller Welt vor Augen geführt, dass ihr alleiniger Führungsan- spruch über den globalen Jihad keinen Bestand mehr hatte. Die Tendenz zur Dezentralisierung im Jihadismus, eine Entwicklung, die insbesondere mit der Vertreibung von Kern-al-Qaida aus Afghanistan einsetzte, hatte sich weiter verstärkt.

Das Zerwürfnis zwischen al-Nusra-Front und Kern-al-Qaida auf der einen und ISIS auf der anderen Seite sorgte innerhalb der jihadistischen Szene in Syrien, aber auch weltweit für erhebliche Unruhe. Die bewaffneten Zusammenstöße ab Jahresbeginn 2014 wurden zudem von einer wahren Propagandaschlacht begleitet. ISIS warf Jabhat al-Nusra deren Vorgehen gegen ISIS -Einheiten vor und umgekehrt. Anhänger von ISIS veröffentlichten im Februar 2014 zudem eine Erklärung zur «Unterstützung des Islamischen Staats», die von zwanzig Jihad-Ideologen unterschrieben war. Hierunter befanden sich etwa Ma ?mun Bin ?Abd al-Hamid Hatim, Jemenit und Angehöriger der regionalen al-Qaida, der bekannte Ideologe Abu Sa ?ad al- ?Amili und Abu Hammam Bakr Bin ? Abd al- ? Aziz al-Athari (ein weiterer Aliasname von Turki Bin Mubarak al-Bin ? ali alias Abu Sufyan al-Sulami). Letzterer ist eine wichtige Autoritätsperson für das deutsche Netzwerk um die mittlerweile verbotene Vereinigung Millatu-Ibrahim von Mohamed Mahmoud und Denis Cuspert (siehe Kapitel «Das Netzwerk der Millatu-Ibrahim» und «Eine Reise nach Syrien»). In diesem Zusammenhang fiel in der pro-ISIS-Erklärung auf, dass auch ein Abu Usama al-Gharib zu den Unterzeichnern zählte. Hierbei handelte es sich höchstwahrscheinlich um Mohamed Mahmoud. Dieser saß zwar zur Zeit der Ver öff entlichung der Unterstützungsschrift in türkischer Haft. Allerdings konnte das ARD-Magazin Report München im Februar 2014 nachweisen, dass Mahmoud auch aus dem Gefängnis heraus mit seinen Anhängern kommunizierte, weshalb es auch durch aus nachvollziehbar scheint, dass Mahmoud seine Erwähnung in der Liste der Unterzeichner autorisiert hat. Wenn mit Abu Usama al-Gharib tatsächlich Mahmoud gemeint war, dann käme dies innerhalb der jihadistischen, pro-ISIS ausgerichteten Szene einem Ritterschlag gleich, stünde er dann doch de facto auf einer Stufe mit seinen Vorbildern, den bekannten «Gelehrten» wie Abu Sa ? ad al- ?Amili und anderen. Insgesamt war auffällig, dass viele Personen aus dem Kreis der ISIS -Unterstützer nicht-syrische Wurzeln zu haben schienen; sie stammten vornehmlich aus anderen Teilen der arabischen Welt. Das Dokument war somit eher geeignet, die Ressentiments vieler Syrer gegenüber ISIS als ausländischer Organisation weiter zu ver stärken.

 

Der tödliche Anschlag auf Abu Khalid al-Suri am 23. Februar 2014 (s. o.) sorgte nach den vorangegangenen Spannungen für einen weiteren Tiefpunkt in der Beziehung zwischen ISIS und der al-Qaida Zentrale. Nachdem bereits die al-Nusra-Miliz, die «Freien Männer Syriens» und andere Gruppen ISIS beschuldigt hatten, den Anschlag in Auftrag gegeben oder sogar durchgeführt zu haben, meldete sich Aiman al-Zawahiri Anfang April 2014 in einer Audiobotschaft zu Wort, die dem verstorbenen Abu Khalid gewidmet war. Zwar wurde ISIS wieder nicht explizit genannt, doch bereits die Tatsache, dass al-Zawahiri sich in der damaligen Situation zum Tod des ISIS -Kritikers Abu Khalid äußerte, sowie die in der Botschaft enthaltene Kritik an allzu radikalen und brutalen Vorgehensweisen bestimmter jihadistischer Gruppen waren ein eindeutiger Hieb gegen ISIS.

Die irakisch-syrische Terrororganisation antwortete prompt, unter anderem mit einer Brandrede des ISIS -Sprechers Abu Mu- hammad al- ? Adnani, die ebenfalls im April 2014 unter dem Titel «Dies war nicht unsere Methode und sie wird es auch nicht sein» veröffentlicht wurde. Die darin enthaltenen Angriff e al- ?Adnanis gegen al-Qaida sind äußerst massiv und offen, etwa wenn er konstatiert, dass die «Führung der Organisation al-Qaida von der richtigen Methode abgewichen» sei und dass die «Basis [ al-qa ? ida ] nicht mehr die Basis des Jihads» sei, da sich al-Qaida gegen den «Islamischen Staat», also ISIS, und gegen das Projekt des Kalifats gewandt habe.

 

Diesem wütenden Statement al- ?Adnanis folgten umgehend sowohl Unterstützungsbekundungen als auch Distanzierungen aus dem Lager der al-Zawahiri-Getreuen. Die jihadistischen Denker Hani al-Siba ? i und Tariq ? Abd al-Halim brauchten ledig- lich einen Tag, um eine gemeinsame Erklärung zu verfassen, in der sie al- ? Adnani und ISIS für ihren Angriff auf die Führungs- riege von Kern-al-Qaida verurteilten. «Wir hätten uns nicht vor- stellen können», so die beiden al-Qaida-nahen, jedoch nicht an die Organisation gebundenen Ideologen, «dass die Organisation [ ISIS ] ein derartiges Ausmaß an Übertreibung und Extremismus annehmen könnte». Bereits im Mai 2013 habe der «Weise der umma », Aiman al-Zawahiri, das Urteil gefällt, dass ISIS sich in- nerhalb eines Jahres aus Syrien in den Irak zurückziehen solle. Da ISIS dem nicht nachgekommen sei, weiterhin das «Blut der Muslime» fl ießen lasse, die «Mujahidun» bekämpfe und al-Za- wahiri und der Führung von al-Qaida eine falsche Methode (manhaj) vorwerfe, verkündeten al-Siba ?i und ?Abd al-Halim, dass sie sich von den ISIS -Taten vor Gott distanzierten. Dabei machten sie auch deutlich, dass sie keinesfalls den Anspruch von ISIS als staatliches Gebilde anerkannten. Demzufolge sprachen sie von ISIS konsequent als einer jama ? a , also einer jihadistischen «Gruppe» (von vielen), nicht aber vom islamischen Staat.

Aus Kreisen von Kern-al-Qaida bzw. al-Zawahiri-Getreuen wurde seit 2014 immer wieder das Argument vorgebracht, dass es sich bei ISIS nicht um einen Staat, sondern um eine kämpfende Gruppe handele, wodurch der territoriale und staatliche An- spruch ISIS delegitimiert werden sollte. ISIS -Unterstützer wiesen jedoch darauf hin, dass der Name «Islamischer Staat im Irak», also ohne den Zusatz «und Syrien», von der al-Qaida-Führung nie hinterfragt wurde. So existiert etwa eine Audiobotschaft von Usama Bin Ladin, in der er dem «Islamischen Staat im Irak» be- scheinigte, der richtigen «Methode» zu folgen, und die Organisation sowie den damaligen Anführer Abu Bakr al-Baghdadi für die Kompromisslosigkeit lobte. Das nun bemühte Argument, der «Islamische Staat» sei gar kein Staat, ist also neu und fand erst Geltung, nachdem ISIS sich al-Zawahiris Anweisungen widersetzte. Nachdem sich die Konfrontation zwischen ISIS und al-Nusra-Front im April 2014 intensiviert hatte und Kämpfer beider Seiten getötet wurden, erfolgte Anfang Mai 2014 mittels einer Ansprache ein erneuter Versuch al-Zawahiris, den Bruderkrieg zu be- enden. In seiner etwa 25-minütigen Rede mit dem Titel «Zeugnis zur Bewahrung des Lebens der Mujahidin in Syrien» 46 kam der al-Qaida-Führer auf den «Islamischen Staat im Irak» ( ISI ) zu sprechen, den er als Teil von al-Qaida bezeichnete. Hervorzuheben ist jedoch, dass al-Zawahiri die Organisation al-Baghdadis stets als «Islamischer Staat im Irak» ohne den Zusatz «und Syrien» nannte, womit er unterstrich, dass es sich aus seiner Sicht dabei um die für den Irak zuständige Regionalorganisation handele, und zugleich deutlich machte, dass er lediglich ISI, nicht aber ISIS anerkenne. ISI sei, so al-Zawahiri, unter Einbeziehung eines Rates ( shura ) und unter Konsultation sunnitischer Stämme im Irak entstanden und nicht auf der Basis von Entzweiung ( fitna ), wie es nun in Syrien der Fall sei. Daher habe die al-Qaida-Führung die Gründung von ISI akzeptiert, auch wenn sie vorher nicht hierüber informiert worden sei.

Wie in vorhergegangenen Botschaften unternahm al-Zawahiri auch in dieser Botschaft den Versuch, das Band zwischen sich und Abu Bakr al-Baghdadi nicht komplett zu zerschneiden und ihm eine Tür off en zu lassen, in den Schoß der al-Qaida-Familie zu- rückzukehren. So sprach er Abu Bakr al-Baghdadi zwar unter Zu- hilfenahme von Lobesformeln, wie etwa «der ehrenwerte Shaikh», an, gleichzeitig rief er ihn aber dazu auf, sich wieder dem Irak zuzuwenden und somit von Syrien abzulassen. In einem am 23. Mai 2014 veröff entlichten Schreiben al-Zawahiris an einige Autoritäten der jihadistischen Szene, wie al-Siba ? i, ? Abd al-Ha- lim und al- ? Uraidi, legte der al-Qaida-Führer zudem noch einmal dar, dass al-Baghdadi ihm gegenüber Treue geschworen und ihn als amir anerkannt habe. Doch habe er mit der Erklärung über die Ausweitung des beanspruchten Territoriums auf Syrien und der Namensänderung zu ISIS gegen die Treuepfl icht dem amir gegenüber verstoßen. Somit seien auch alle nach April 2013 gegebenen Treueeide an ISIS und an al-Baghdadi nichtig, so al- Zawahiri.

Al-Zawahiris Rede erzeugte in der jihadistischen Szene, sowohl aufseiten von ISIS als auch von Jabhat al-Nusra, ein erhebliches Echo. Dies hatte seinen Grund vor allem darin, dass al-Zawahiri explizit auch Abu Muhammad al-Jaulani, den Führer der al-Nusra- Front, ansprach und ihn sowie seine Milizen dazu aufrief, jegliche Kampfhandlungen gegen andere Gruppen des Widerstandes ein- zustellen und sich auf die eigentlichen Feinde zu konzentrieren. Wörtlich richtete der Nachfolger Bin Ladins folgenden Aufruf an al-Baghdadi und al-Jaulani:

 

Was den Befehl angeht, so ergeht an den Eroberer Abu Muhammad al- Jaulani – Gott möge ihn schützen – sowie an alle ehrenwerten Soldaten der Jabhat al-Nusra die Auff orderung, die auch für alle Gruppen der Mujahidin in Sham und an den Grenzen gilt, umgehend jedwede Bekämp- fung einzustellen, die Feindseligkeiten gegenüber ihren Mujahidin-Brü- dern und allen übrigen Muslimen beinhaltet, und sich ausschließlich dem Kampf gegen die Feinde des Islams der Ba ? thisten, der Nusairier und ihrer Unterstützer aus den Reihen der Rafi diten zu widmen. [...] Genug mit dem Töten der Anführer des Jihads und seiner Shaikhs. Genug! Denn all euer Blut ist uns lieb und teuer. [...] Und als Erinnerung und guter Ratschlag an den ehrenwerten Shaikh Abu Bakr al-Baghdadi und seine Getreuen: Kehrt zurück zum Gehorsam gegenüber euren Anführern! [...] Konzentriert euch auf den Irak, der mehr Anstrengung benötigt. Diese nachdrückliche Auff orderung zur Einstellung aller Kampfhandlungen zeigte, wie sehr die al-Qaida-Führung fürchtete, dass der Kampf zwischen al-Nusra-Front und ISIS zu einer nachhaltigen Schwächung des Jihad-Projekts von al-Qaida führen könnte. In Anbetracht einiger Fortschritte, die al-Asads Truppen zum dama- ligen Zeitpunkt erzielen konnten, während die Aufständischen mit- einander rangen – wie etwa die Rückeroberung von Homs Anfan Mai 2014 –, wirkten al-Zawahiris Worte wie der Aufschrei eines alt gewordenen Mannes, der hilfl os zusehen muss, wie ein über lange Jahre mühsam aufgebautes Projekt vor seinen Augen zerfällt.

 

Behnam Said: Islamischer Staat. IS-Miliz, al-Qaida und die deutschen Brigaden. C.H. Beck, Berlin, 2., aktualisierte Ausgabe, 2014. 223 Seiten, 14,95 Euro. Der Auszug stammt von den Seiten 81 bis 87.