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System in der Krise

Liebe Leserin, lieber Leser

31.05.2011

wie bedrohlich ist die Lage, in der sich die Staaten des Westens gerade befinden? Die Schlagzeilen, die angesichts der europäischen Währungs- und Staatsschuldenkrise seit Monaten durch die Medien geistern, könnten dramatischer kaum sein. Da ist von der „Kernschmelze des Systems“ die Rede, vom „Kollaps des internationalen Finanzsystems“ und vom drohenden „Scheitern Europas“. Natürlich ist da viel Alarmismus dabei; den Medien verschaffen derlei Szenarien Auflage und Quote; in der Politik dient das drohende Unheil zur Disziplinierung der Parteifreunde.

Und doch ist diese Krise sehr viel elementarer als normale Konjunkturschwankungen. Denn die Staaten, die für gewöhnlich als Retter kränkelnder Unternehmen und Branchen gerufen werden, sind nun das Problem. Sie haben über Jahrzehnte alles Mögliche auf Pump finanziert und sehen nun entsetzt, dass auch Staatsschulden eines Tages real – und nicht nur durch immer neue Kredite – zurückgezahlt werden müssen. Die bisher gegen das Gespenst des Bankrotts ganzer Staaten ergriffenen Maßnahmen vermitteln den Bürgern nicht das Gefühl, mit ihren Sorgen beim politischen Personal bestens aufgehoben zu sein. Die milliardenschweren „Rettungspakete“ verschaffen allenfalls Zeit, zeigen jedoch keinen Ausweg. Und auch die Art des Zustandekommens der Entscheidungen hinterlässt Fragezeichen. Natürlich muss auch in einer Demokratie geführt werden; doch wenn Pläne ohne jede Diskussion für „alternativlos“ erklärt und „Abweichler“ – allein das Wort erinnert an schlimmste Diktaturen – als Populisten gebrandmarkt werden, berührt dies die Grundlagen einer freiheitlichen Gesellschaft (ab Seite 24). Der „Group Study Exchange“ (GSE) ist ein rotarisches Alleinstellungsmerkmal. Rund vier Wochen reisen junge Berufstätige rotarisch geführt in ein anderes Land und sammeln dort Tag für Tag wertvolle Erfahrungen in ihrer Branche. So etwas bietet kein anderes Austauschprogramm. Doch wie verläuft eine GSE-Reise im Detail, und was erleben die Teilnehmer, die auf den alljährlichen Distriktkonferenzen meistens nur wenige Minuten davon berichten können? Unsere Redakteurin Insa Feye hat sich mit dem Distrikt 1890 auf den Weg nach Argentinien begeben und die Erlebnisse eines überaus ereignisreichen Monats für Sie aufgeschrieben (ab Seite 8). Zu den Ereignissen, die jeder Rotarier einmal erlebt haben sollte, gehört der Besuch einer World Convention. Nirgendwo sonst bietet sich die Gelegenheit, den internationalen Charakter Rotarys zu erfahren und die weltumspannende Kraft dieser Organisation zu spüren. Im kommenden Jahr lädt Rotary International dazu in die thailändische Metropole Bangkok ein. Obwohl es bis dahin noch eine Weile hin ist, finden Sie in dieser Ausgabe ein umfangreiches Porträt zur Einstimmung (ab Seite 58).

 

 

Herzlichst Ihr

 

René Nehring