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Sinti und Roma – Sydney – Clubwechsel

Liebe Leserin, lieber Leser,

14.02.2014

seit einigen Wochen erlebt unser Land eine merkwürdige Diskussion. Nachdem zum 1. Januar 2014 für die Bürger Bulgariens und Rumäniens die volle  Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der Europäischen Union gilt, streitet die Politik über die Folgen. Während die einen die „Einwanderung osteuropäischer Migranten in die Sozialsysteme“ befürchten, betonen andere die Notwendigkeit der Zuwanderung für den Arbeitsmarkt. Gemein ist beiden Seiten, dass sie wichtige Aspekte der Debatte in ihrer Argumentation bewusst ausklammern. Einer davon ist, dass sowohl die Kritiker der Öffnung als auch ihre Befürworter ominös von „bulgarischen und rumänischen Migranten“ sprechen und dabei verschweigen, dass sie tatsächlich die Roma beider Länder meinen. Was beide Lager dieser Debatte auch vereint ist, dass sie allesamt über die erwarteten – oder befürchteten – Migranten reden, jedoch selten mit ihnen.

Das entspricht durchaus einem alten Muster. Seit rund sechs Jahrhunderten sind die Sinti und Roma unter den Namen Zigeuner, Gypsies, Tatern, Cigany oder Çingeneler in Europa ansässig. Ihre nomadische Lebensweise wurde von der alteingesessenen Bevölkerung ambivalent aufgenommen: Der Faszination für das vermeintlich romantische Zigeunerleben stand die Verachtung für das „fahrende Volk“ gegenüber, dem unterstellt wurde, kollektiv kriminell zu sein. Zu dieser Geschichte gehört jedoch auch, daran erinnerte u.a. dieser Tage Rupert Neudeck in der FAZ, dass viele Roma sich bis heute einer echten Integration verweigern. So blieb – aus zweierlei Gründen – den „Zigeunern“ der Weg in die Mitte der Gesellschaft oftmals versperrt.

Vor diesem Hintergrund widmet sich das Titelthema dieser Ausgabe dem Schicksal der Sinti und Roma. Dabei soll es ausdrücklich nicht darum gehen, in der eingangs genannten Debatte Stellung zu beziehen. Zu hart ist das Schicksal der betroffenen Migranten, die sich nach einem Leben in den wohlhabenden Ländern Europas sehnen, und zu groß sind oftmals schon heute die Nöte derjenigen Gemeinden in den sozialen Brennpunktgebieten, die diese Menschen aufnehmen. In den Beiträgen ab Seite 26 geht es vielmehr um die Geschichte, Kultur und Lebenssituation einer Minderheit, über die oft und gern gesprochen wird – die selbst jedoch meist nicht zu Wort kommt.

Der Höhepunkt des rotarischen Jahres ist die International Convention. Nachdem diese im vergangenen Jahr mit Lissabon als Austragungsort quasi vor unserer Haustür stattgefunden hat, findet sie diesmal in der australischen Metropole Sydney statt – und damit am anderen Ende der Welt. Ob sich der weite Weg nach „Down Under“ lohnt, fragte sich auch der Chefredakteur des amerikanischen Magazins The Rotarian, John Rezek. Welche Eindrücke er von seine Stippvisite mitbrachte, lesen Sie ab Seite 14.

Ein wichtiges Thema des rotarischen Lebens spricht Werner Altekrüger in der Rubrik „Standpunkt“ an – den Wechsel von rotarischen Freunden in einen anderen Club. Sollte dieser eine Selbstverständlichkeit sein, oder sollte jeder Club doch das Recht haben, einen anderen Rotarier auch abzulehnen? Was unser Autor dazu meint, lesen Sie ab Seite 22.