Das Letzte
Ämterübergabe

Eine Geschichte von Jasper Vogt (RC Hamburg-Haake)
Freund Nachtigall hatte mal auf einer Clubwanderung beim gemütlichen Beisammensein am Abend mit seiner Gitarre alle Teilnehmer mit einem selbst komponierten Lied verblüfft und unterhalten. Deshalb fragte ihn jetzt die scheidende Präsidentin, ob er nicht zur Ämterübergabe so einen ähnlichen Beitrag zum Besten geben könne. Freund Nachtigall machte sich ans Werk, einerseits skeptisch, andererseits aber auch geschmeichelt und hocherfreut. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten, und Freund Nachtigall legte los:
Ich wurde gefragt, könntest du nicht bei der Ämterübergabe was bringen, was Lustiges, aber durchaus auch kritisch, du kannst auch gerne was singen.
Zu Rotary lustig und kritisch? Ich sagte offen, wie ich das seh, da fällt mir leider gar nichts ein, deshalb sagte ich spontan: „Och, nö!“
Rotary – das ist ’ne gute Sache, entscheidend ist aber, was ich daraus mache.
Viele seh’n das locker und auch nicht so eng, die woll’n das einfach nicht so streng.
Zum Beispiel das Thema Meeting: Präsenz, die war früher Pflicht.
100 Prozent schafft heut keiner mehr, man kommt – oder auch nicht.
Für Aufgabenübernahme zeigt man sich natürlich bereit, aber bitte nicht heute und auch nicht morgen, diesmal hat man leider keine Zeit.
Rotary – das ist ’ne gute Sache, entscheidend ist aber, was ich daraus mache.
Ich trage die Nadel an meinem Revers, ich bin sicher, die zeigt was her.
Jeder hat viele Ideen, das ist doch rotarische Pflicht. Entscheiden ist gut, doch noch besser: vertagen, auch diesmal passt es leider nicht.
Es ist doch schon bald wieder Wechsel, dann kommt der nächste Präsident, der will auch sicher mal selbst was entscheiden – wird er auch, so wie man ihn kennt.
Rotary gibt’s seit mehr als 100 Jahren, lasst uns versuchen, das Erbe zu bewahren.
Locker ist schön, zu locker eher nicht, zum Spaß gehört auch immer die Pflicht.
Drum kommt von mir jetzt, eh’ ich aufhör’, der dringliche Appell: Veränderung ist mehr als nötig, und zwar heute, jetzt und schnell!
Wenn die Sonne am Himmel verschwindet, bricht Dunkelheit herein. Doch am Morgen geht die Sonne bestimmt wieder auf, das sollte ein Trost für alle sein.
Die Reaktionen auf das Lied waren unterschiedlich. Sie reichten von „Bravo, Finger in die Wunde gelegt“ bis „Das war ja ganz schön heftig“.
Die Vorgaben „lustig, aber auch kritisch“ waren also erfüllt, die Präsidentin war zufrieden, das neue rotarische Jahr konnte beginnen.