Ungewöhnliche Treffpunkte
Englisches Clubleben im Coffeeshop
Der britische Rotary Club Maidenhead Bridge macht vieles anders – und ist dabei sehr erfolgreich. Ein Bericht von Gründungspräsidentin Lisa Hunter
Der RC Maidenhead Bridge ist auf die begrenzte Freizeit und das geringe Budget von über 30 jungen Berufstätigen und Familien ausgerichtet. Die Mitglieder verfügen nicht über große Einkommen und finden es daher viel einfacher, Zeit zu spenden, als Geld für wohltätige Zwecke zu spenden. Unsere Clubtreffen finden nicht wöchentlich, sondern zweimal im Monat statt und zwar sonntagmorgens, so dass der Club auch für Familien und Menschen zugänglich ist, die in der Gegend wohnen, aber weite Strecken zur Arbeit pendeln und nicht zu den Mittags- oder Abendtreffen kommen können. Zweimal im Monat stattfindende Treffen ermöglichen es, feste Freundschaften zu knüpfen, nehmen aber nicht zu viel von der Freizeit der Mitglieder in Anspruch und sind vor allem kostengünstig. Wir treffen uns in einem Café, da dies zum Stil unseres Clubs passt, und außerdem ist Koffein an einem Sonntagmorgen dringend nötig! Hier können Sie in eines unserer Meetings hineinschnuppern: https://youtu.be/-YR9YQTUaW4
Eher informell und ohne Krawatte
Wir mögen uns in der Art und Weise, wie wir unseren Club führen, unterscheiden, aber eines haben wir mit allen anderen Rotary Clubs gemeinsam: Wir kümmern uns um unser lokales, nationales und internationales Gemeinwesen und wir opfern unsere Zeit, um die Welt für künftige Generationen besser zu machen. Die Treffen selbst sind sehr informell, es gibt keine Trinksprüche, kein Tischgebet und Sie werden keine Jacketts und Krawatten sehen! Es gibt keine Mahlzeiten, aber die Mitglieder können Essen bestellen, wenn sie es wünschen. Kinder sind bei unseren Treffen willkommen, damit Rotary auch für junge Familien zugänglich ist. Meine kleine Tochter, neun Jahre alt, war seit ihrer Geburt bei jedem Meeting und jeder Veranstaltung dabei! Sie hat sogar ihr eigenes Club-T-Shirt mit der Aufschrift Future Rotarian at work. Wir haben jetzt insgesamt acht Kinder unter neun Jahren, die regelmäßig an unseren Treffen und Veranstaltungen teilnehmen.
Wir wollten eine andere Zielgruppe ansprechen, als die, die von den bestehenden Rotary Clubs in Maidenhead bedient wird, arbeiten aber natürlich eng mit den bestehenden Clubs zusammen, um sicherzustellen, dass wir uns gegenseitig ergänzen. Unsere Mitglieder wurden in erster Linie über unsere Website und Online-Marketing über Facebook, Twitter, Instagram, Meetup.com auf uns aufmerksam, hier betonen wir vor allem unsere Aktionen, denn: Unser Club ist sehr praxisorientiert, für Hilfe im Gemeinwesen krempeln wir lieber die Ärmel hoch, anstatt Spenden zu sammeln. Wir sind sehr daran interessiert, bei der Arbeit gesehen zu werden, Rotarier in Aktion zu zeigen und gleichzeitig darüber zu reden.
Natürlich führen wir auch einige Spendenaktionen durch, aber das sind eher unauffällige, kostengünstige Veranstaltungen, die darauf abzielen, die breite Öffentlichkeit zum Spenden zu bewegen, als unsere Mitglieder darum zu bitten. Schließlich ist dies eine weitere großartige Möglichkeit, den Namen von Rotary einem breiteren Publikum bekannt zu machen.
Das Clubziel: 1700 Stunden Hands-on pro Jahr
Wir setzen uns ein jährliches Ziel für die Anzahl der Stunden, die unsere Mitglieder im Laufe des Rotary-Jahres ehrenamtlich tätig sein sollten. Dieses Ziel liegt bei 1700 Stunden, was drei Stunden pro Mitglied und Monat entspricht. Tatsächlich haben wir es am Ende des letzten Rotary-Jahres mit 2045 geleisteten Stunden an freiwilliger Arbeit mühelos übertroffen. In diesem Jahr haben wir bereits 2637 Stunden geleistet. Diese Zahlen beweisen, dass junge Menschen sich ehrenamtlich engagieren wollen und gerne Zeit opfern, um auf sinnvolle Weise zu helfen – wir müssen ihnen nur die richtigen Möglichkeiten bieten.
Etwa ein Jahr nach der Gründung unseres Clubs haben wir ein besonderes Projekt namens Pimp my Community ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, lokalen Wohltätigkeits- und Gemeindeorganisationen drei Stunden unserer professionellen Zeit zur Verfügung zu stellen, um ihr Branding, Marketing, ihre Veranstaltungen, ihre Website und so weiter auf den Weg zu bringen. Die Mitglieder unseres Clubs verfügen über die nötigen Fähigkeiten, und dies ist eine schöne Möglichkeit, anderen Organisationen etwas zurückzugeben, damit sie das Beste aus ihrer Arbeit machen können. Wir haben vor, etwas zu schaffen, zu erneuern, zu inspirieren... und anders zu denken.
Keine Ausschüsse
Vom ersten Tag an waren wir uns einig, dass wir keine Ausschüsse wollen. Wir waren der Meinung, dass sie nicht flexibel genug sind, um sich schnell an die sich ständig ändernden Ziele und Bedürfnisse der Gemeinschaft anzupassen. Die Projektorientierung gibt uns die Flexibilität, den Club so zu führen, wie wir es für richtig halten. Die Mitglieder können sich an einem oder mehreren Projekten beteiligen, die die Grenzen traditioneller Ausschüsse überschreiten, zum Beispiel an einem kommunalen und einem internationalen Projekt im selben Jahr, was nicht möglich ist, wenn man dem internationalen Ausschuss zugeteilt ist. Wir stellen fest, dass sich mehr Mitglieder an Projekten beteiligen, weil sie wissen, dass es sich um eine kurzfristige Verpflichtung handelt. Wenn sie beispielsweise unser Rentierrennen leiten, wissen sie, dass sie sich nur für ein paar Monate im Vorfeld des Dezembers engagieren und dann für den Rest des Jahres eine Auszeit nehmen können. Da wir ein Club berufstätiger Mitglieder sind, können sie sich die Projekte aussuchen, bei denen sie helfen wollen und die mit den Anforderungen ihres Arbeitslebens vereinbar sind – sie sind nicht das ganze Rotary-Jahr über an Meetings gebunden. Wenn sie einen neuen Bedarf erkennen, können sie das Projekt dem Club vorschlagen und wir unterstützen sie dabei. Es muss nicht vom Ausschuss genehmigt werden, es geht schnell und hält die Mitglieder bei Rotary.