Rotary-Magazin
Neues Heft kommt diese Woche
»Heimat – Identität in einer Welt des Wandels« lautet das neue Titelthema der Oktover-Ausgabe des Rotary-Magazins. Das Heft kommt diese Woche per Post zu Ihnen.
„Heimat“ ist einer jener Begriffe, die tief im deutschen Seelenleben verwurzelt sind. Heimat ist mehr als die Liebe zu einem Ort oder einer Landschaft, mehr als Trachtenkult und Leibgericht. Sie gehört zur Grundausstattung eines jeden Menschen. Gleichwohl hat das Thema seine Konjunkturen. Die Besinnung auf die Heimat erfolgt zumeist dann, wenn sich gewohnte Lebenswelten wandeln oder gar bedroht sind.
So boten die Heimatfilme in den 50er Jahren einer in Trümmern hausenden Nation für 90 Minuten ein Stück heile Welt. Die Heimattre en der Vertriebenen beschworen verlorenes Land im Osten und waren zugleich Orte der Geborgenheit in einer fremden Umgebung. In den 80er Jahren zeigte das Fernsehepos „Rote Erde“ mit viel Pathos ein Panorama des alten Ruhrgebiets, als die meisten Zechen und Hochöfen längst geschlossen waren. Und während die Digitalisierung unserer Welt unaufhaltsam voranschreitet, bietet eine Zeitschrift wie Landlust das behagliche Gefühl eines Lebens im Rhythmus der Natur.
In diesen Tagen stellt sich die Frage nach Heimat auf dramatische Weise neu. Abermals verlassen Millionen Menschen auf der Flucht vor einem fürchterlichen Krieg ihre Heimat, um in der Ferne Frieden und Geborgenheit zu finden. Ihr Ziel ist meist Deutschland oder Österreich. In beiden Ländern wirft dies die Frage auf, wie sich die Gesellschaft unter dem Ansturm verändern wird. Schon gibt es Stimmen, die das Deutschland von heute als „USA des 21. Jahrhunderts“ bezeichnen. Doch sind derlei Vergleiche nicht ungefährlich. Denn während die USA immer ein „Melting Pot“, ein Schmelztiegel waren, in dem Neuankömmlinge bewusst ihre alte Heimat aufgaben (wobei gern ausgeblendet wird, dass am Anfang die brutale Verdrängung der indianischen Urbevölkerung stand), werden die europäischen Nationalstaaten durch ein in Jahrhunderten gewachsenes Gemeinschaftsgefühl zusammengehalten.
Dies muss die Diskussion über die künftige Identität der Einwanderer und unserer Gesellschaft berücksichtigen, sollen beide Seiten nicht überfordert werden. Derzeit wird jedoch fast nur von dringend benötigten und hoch qualifi zierten Facharbeitern gesprochen. Doch warum bot dann ausgerechnet der grüne Ministerpräsident Kretschmann ärmeren Bundesländern im Sommer Geld dafür, dass sie dem wohlhabenden Baden-Württemberg die Flüchtlinge abnehmen? Die Beiträge widmen sich auf sehr verschiedene Weise einem schicksalhaften Thema.
(Editorial von René Nehring)