Special Olympics
Winterspiele in Österreich eröffnet
Unter dem Motto "Herzschlag für die Welt" sind am Wochenende tausende Sportler mit unterschiedlichen mentalen Beeinträchtigungen und ihren Betreuern zu den Special Olympics World Winter Games nach Schladming, Graz und Ramsau in Österreich angereist. Ein Fest - und eine große Herausforderung für die Sportler.
„Herzschlag für die Welt“ ist das Motto, unter dem die 11. Special Olympics Winterspiele 2017 stehen. Österreich ist das zweite Land, neben den USA, das nach 1993 bereits zum zweiten Mal Austragungsort dieser ganz besonderen Spiele ist. Die ersten Special Olympic Games fanden bereits 1968 statt, im Sommer und mit der Teilnahme von 1.000 Sportlern und Sportlerinnen aus nur zwei Ländern (USA, Kanada). Sie entstanden aufgrund einer Initiative von Eunice Kennedy Shriver, der Schwester des US Präsidenten J.F. Kennedy, die erstmals 1962 ein Sommercamp für Menschen mit mentaler Behinderung organisiert hat. Die ersten Winterspiele fanden 1977 statt. 1985 nahmen erstmals drei Athleten aus Österreich an den Weltspielen teil.
Heuer sind es 2.700 Sportlerinnen und Sportler aus 105 Ländern – als Zeugnis des Rechtes jedes Menschen, sich in der Gesellschaft zu bewähren und kompetent einzubringen, ohne ausgegrenzt oder an den Rand gedrängt zu werden. Auch mit ganz unterschiedlichen mentalen Beeinträchtigungen. Dass es nicht nur „Inklusionsträume“ (so der Titel des anlässlich der Special Olympics World Winter Games erschienenen Buches) bleiben, liegt an der Haltung der Gesellschaft, Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen nicht zu marginalisieren, sondern die Heterogenität und Diversität der Gesellschaft als reale Gegebenheit anzuerkennen. In diesem Verständnis geht Inklusion über Integration noch hinaus, die vorher Getrenntes dann wieder vereint. Auf das Ziel einer „inclusive society“ hat bereits 1994 die UNESCO in der „Salamanca-Erklärung“, dann auch 2009 die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und 2011 die WHO im „World Report on Disability“ hingewiesen: als Menschenrecht! So haben auch die Special Olympics World Winter Games nicht nur sportliche Bedeutung, sondern vermitteln für eine breitere Öffentlichkeit die Einsicht, dass es den Athletinnen und Athleten gelingt, das Beste aus sich herauszuholen. Der Wunsch der Initiatoren der Spiele ist, dass sie Langzeitwirkung haben und nicht nur an Medaillen, Metern oder Sekunden gemessen werden. Der Sport gilt als Impulsgeber für ein neues Verständnis einer „inclusive society“. Als „Schritt zu einer Gesellschaft, die den Wert jedes einzelnen Menschen begreift und hochhält“, so Bundespräsident Van der Bellen.
Vor diesem Hintergrund wurde im November 2016 erstmals von der Lebenshilfe der „Österreichische Inklusionspreis“ verliehen – für Projekte aus den Bereichen Schule, Arbeit, Freizeit (Kunst und Sport), Sprache und Selbstvertretung. Ein Preisträger war die „Bildungsinitiative für Sport und Inklusion“ (BISI) aus der Steiermark: Sport für alle und mit allen, wo jede und jeder an ihre persönlichen Leistungsgrenzen gehen können. Wobei aber die Freude an der Bewegung, die Förderung der Gesundheit und die Steigerung des Selbstbewusstseins durch die Verbesserung der persönlichen Leistung im Vordergrund stehen. Vor allem sollen durch die gemeinschaftliche Sportausübung die zwischenmenschlichen Beziehungen und das Kommunikationspotential verbessert werden.
Die Flamme der Hoffnung, das Olympische Feuer, war bereits vor den olympischen Spielen unterwegs in Österreich und hatte am Samstag, 11. März, Salzburg erreichen. Von Zell am See über Hallein kam sie in die Landeshauptstadt Salzburg.
HOST TOWNS am Beginn der Spiele
In den Tagen vor dem Beginn der Winterspiele – vom 14. – 16. März - sind die Sportlerinnen und Sportler in 75 österreichischen Städten und Gemeinden, die zu „Host Towns“ ernannt wurden, zu Gast. Viele Gemeinden und Städte haben sich in den Dienst der Sache gestellt. In ganz Österreich trugen und tragen 96 Rotary Clubs dazu bei, den Gedanken der inklusiven Gesellschaft umzusetzen.
Viele Clubs haben seit einem Jahr daran gearbeitet, sich mit dem Prinzip hinter den Special Olympics auseinanderzusetzen. Das entspricht ganz dem Jahresmotto des Internationalen Rotary-Präsidenten John F. Germ: „Rotary Serving Humanity“. So war es das besondere Anliegen, den Sportlerinnen und Sportlern den Aufenthalt vor den sportlichen Bewerben möglichst angenehm und abwechslungsreich zu gestalten. Im Geist dieser „Humanity“ und des internationalen und sozialen Engagements vermitteln die Rotary Clubs den Gästen die schönsten Seiten Österreichs, Kultur und Tradition – über alle sprachlichen Grenzen hinweg. Schließlich ist Rotary mit über 35.000 Clubs und 1,2 Millionen Mitgliedern die größte internationale Berufs- und soziale Vereinigung (in Österreich sind es derzeit rund 7.700 Mitglieder, die in 147 österreichischen Clubs mitarbeiten; mit 12 Clubs in Bosnien-Herzegowina erhöht sich die Zahl auf fast 8.000).
Die Serviceleistung der Clubs lässt sich kurz zusammenfassen:
- Abholen der SportlerInnen und ihrer BetreuerInnen vom Ankunftsflughafen
- Unterbringung und Versorgung für zwei Nächte
- Gestaltung eines abwechslungsreichen Rahmenprogramms mit kulturellen Highlights, Besuch von Sehenswürdigkeiten in den jeweiligen Regionen, gemeinsamen Aktivitäten- vor allem aber die interkulturelle Begegnung „von Mensch zu Mensch“
- geselliges Zusammensein und Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen
- Einbeziehung der lokalen Repräsentanten, oft auch Begegnung mit den diplomatischen Vertretern der jeweiligen Nationen
- Transfer zu den Wettkampfstätten
- Begleitung der SportlerInnen beim Einzug in das Planai-Stadion
- Anfeuern bei den Wettbewerben
Und, was sich jetzt schon sagen lässt: Die in diesen wenigen, aber intensiven Tagen geschlossenen Freundschaften und Kontakte werden aufrecht erhalten bleiben.
Die Eröffnung fand am Samstag, 18. März 2017, im Planai Stadion in Schladming statt, wenn 107 Delegationen einmarschieren, begleitet von ihren neuen österreichischen Freundinnen und Freunden, und wenn die Flamme der Hoffnung in der Feuerschale entzündet wird. In neun Sportarten messen sich vom 18. bis zum 25. März rund 2.700 Aktive aus 105 Nationen, begleitet von 1.100 TrainerInnen und Coaches, unterstützt von rund 3.000 freiwilligen HelferInnen und von ihren Familien. Schifahren und Snowboarding finden in Schladming-Rohrmoos statt, Schi Nordisch und Schneeschuhlauf in Ramsau am Dachstein. In Graz finden die Bewerbe statt für Floor Hockey, Floorball, Stocksport, Eiskunstlauf und Eisschnelllauf.
Die Schlussfeier vereint alle Sportler, Gastgeber und Betreuer am 24. März 2017 im Stadion Graz.
Barbara Wolf-Wicha
RC Salzburg-Land